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wart teilhaft. „Alles besteht in ihm“ (Kol 1, 17). Allwissenheit ist sein göttlicher Schmuck; denn in ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen (Kol 2, 3). Ja die Allmacht ist sein königliches Zepter; denn er wird den Menschen der Sünde, den Sohn des Verderbens, der sich als Widersacher Christi erhebt, töten mit dem Hauch seines Mundes und zu nichte machen durch den Glanz seiner Ankunft" (2 Thess 2, 8; vgl. 1 Kor 8, 6). Die Ewigkeit ist sein überweltlicher Königsmantel; denn in Christus ist uns vor ewigen Zeiten die Gnade gegeben worden (2 Tim 1, 9). Von ihm heißt es im Hebräerbrief (1, 10 f): „Du hast im Anfang, o Herr, die Erde gegründet, und die Werke deiner Hände sind die Himmel. Sic werden vergehen, du aber wirst bleiben." „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit“ (Hebr 13, 8). Der göttlichen Ewigkeit entsprechend wird Jesus denn auch als ein vor seiner irdischen Laufbahn präexistentes Wesen beschrieben. In diesem Sinne kann es von Christus in Hinsicht auf seine menschliche Geburt heißen, daß er um unsert willen arm geworden, da er reich war (2 Kor 8, 9); so kann gesagt werden, daß er sich selbst entäußerte und erniedrigte, da er in Gottes Gestalt war und es für keinen Raub hielt, Gott gleich zu sein (Phil 2, 6ff); so ist er vor allen Wesen (Kol 1, 17), so ist auch das Gesetz im Alten Bund unser Zuchtmeister in Christo (Gal 3, 24; vgl. 4, 3f). Wenn Röm 1, 3f Jesus der Sohn Gottes genannt wird, der Gott aus dem Geschlechte Davids dem Fleische nach geworden ist, so ist damit eine andere höhere Herkunft Jesu seiner höheren Natur nach vorausgesetzt, die dem Wohnen im Fleische vorhergeht, Jesu Präexistenz bedeutet. Die in Vers 4 genannte Vorherbestimmung zum Sohne Gottes ist auf die menschliche Natur zu beziehen, die bestimmt war, durch Verbindung mit dem göttlichen Sohn den Menschen zum Sohne Gottes zu erheben in Kraft nach dem Geiste der Heiligung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Ebenso ist die Betonung der Herablassung und Barmherzigkeit Gottes Gal 4, 4, als er seinen Sohn sandte, „gebildet aus einem Weibe, untertänig dem Gesetze", vom Standpunkt der göttlichen Präexistenz Christi aus allein. verständlich (vgl. Röm 8, 3).

Von diesen Aussprüchen sind auch die Worte des Apostels über die Vollkommenheit Jesu in ihrem buchstäblichen Sinne zu nehmen, wenn es Kol 1, 19 heißt, daß in ihm alle Fülle wohne, ja 2, 9 die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig gegenwärtig ist, und bei Hebr 1,3 Jesus der Abglanz der Herrlichkeit Gottes, das Ebenbild seines Wesens genannt wird. Solche einzigartige Prädikate, über Christus gesprochen, quellen

Jesus Christus. Vorträge.

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aus dem Glauben der apostolischen Seele an Jesu Gottheit hervor. Nur dem konnten sie gegeben werden ohne Raub, der, als er in der Gestalt Gottes war, es für keinen Raub hielt, Gott gleich zu sein (Phil 2, 6), d. h. dem, der in seinem Wesen den Rechtstitel trug auf den Namen Gott. Und die Verkündigung, daß Gott ihm einen Namen gegeben über alle Namen, daß im Namen Jesu sich beugen alle Knie derer, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind, und daß alle Zungen bekennen, daß der Herr Jesus Christus ist in der Herrlichkeit Gottes des Vaters, wahrlich diese Worte sind eine feierliche Einladung des Apostels an uns, an alle, mit ihm Jesu Gottheit zu bekennen und anzubeten (vgl. Röm 15, 11).

Kann nun der Ausdruck Sohn Gottes, vor allem wo er in einer nur von Christus geltenden Weise gebraucht wird, anders gedeutet werden als von der göttlichen Person des trinitarischen göttlichen Wesens? (Vgl. Röm 8, 32. 2 Kor 1, 3 19; 11, 31. Gal 2, 20; 4, 4. Eph 1, 6; 3, 14. 1 Thess 1, 10. Hebr 1, 2; 5, 8; 7, 3.) Das hieße willkürlich und inkonsequent die Worte des Apostels gegen seinen Geist abschwächen. Und wer sich dessen unterfangen wollte, dessen Anmaßung müßte an den Stellen scheitern, wo Paulus Jesus ohne Umschweif Gott nennt. Tit 2, 9f lesen wir: „Die Knechte lehre, daß sie ihren Herren untertänig, in allem gefällig seien, nicht widersprechen, nicht entwenden, sondern sich in allem vollkommen treu erweisen, damit sie der Lehre Gottes, unseres Heilandes, zur Zierde seien in allem." Es ist nur die Summe der vorangehenden Aussprüche, wenn wir Röm 9, 5 lesen: „Christus, der da ist über alles, Gott, hochgelobt in Ewigkeit" (vgl. Eph 5, 5. Tit 2, 13), wenn Tit 1, 4 Jesus unser Heiland und Gott genannt wird.

Damit aber die Bekräftigung durch Ausschluß des Gegenteils nicht fehle, versichert uns Gal 1, 1 Paulus, ein Apostel, nicht von Menschen noch durch einen Menschen, sondern durch Jesum Christum und Gott den Vater zu sein. Gal 1, 12: „Ich habe es nicht von einem Menschen empfangen noch gelernt, sondern durch Offenbarung Jesu Christi."

Wir haben aus dem Charakter des hl. Paulus ersehen, daß wir aus seinem Munde ein ganz zuverlässiges Zeugnis über die Natur und Würde Christi erwarten dürfen.

Dieses Zeugnis lautet klar und bestimmt auf seine wesenhafte Gottheit.

1 Vgl. über die Echtheit der Stellen A. Maier, Kommentar über den Brief Pauli an die Römer 297.

Welche Folgerung ist aus dem Zeugnis zu ziehen? Von den zwei möglichen, entweder daß Paulus geirrt hat, oder daß Jesus Christus wirklich wahrer Gott ist, kann nur die letztere Folgerung gezogen werden.

Die Zeugnisse reichen bis in eine Zeit hinauf, in welcher ohne die Grundlage ganz objektiver Tatsachen die Lehre von der Gottheit Christi sich nicht hätte durchsetzen können, ohne daß gerade unter den Anhängern Christi darüber der heftigste Widerstreit sich gezeigt hätte. Und doch verraten die Briefe Pauli davon nichts. Im Gegenteil weiß er sich in voller dogmatischer Übereinstimmung mit den andern Aposteln, gerade mit den Säulen der Urkirche.

Sodann aber trägt gerade die Predigt des hl. Paulus die Besiegelung unzweifelhaftester göttlicher Bestätigung. In dem mit erdrückender Allgemeinheit als echt anerkannten Galaterbrief kann er sich den Widersachern gegenüber kühn auf Christus selbst als Quelle seiner Lehre berufen. Und in den ebenfalls mit den klarsten Zeugnissen der Echtheit ausgestatteten Briefen an die Korinther darf er nicht nur (11, 23) dasselbe tun, sondern auch die Augenzeugen an die Zeichen und Wunder erinnern, welche seine Missionspredigt begleiteten (2 Kor 12, 12; vgl. Röm 15, 19).

Was an natürlichen und übernatürlichen Erprobungsmitteln verlangt werden mag, vereinigt sich zur Erhärtung der vollen Wahrheit der Botschaft des Völkerapostels, daß

Jesus wahrhaft Gott ist.

Die Kritik wird in einem eigentümlichen Wechselverhältnis zwischen Paulus und Christus hin und her getrieben, wenn sie den Standpunkt historischer Anerkennung des Übernatürlichen verlassen will. Je mehr sie Christus rein natürlich zu erfassen sucht, desto höher muß sie Paulus stellen als religionsphilosophischen Denker voll Tiefsinn, als überzeugungstreuen Charakter, als Mann der Tatkraft und Entschlossenheit, als Prediger edelster Menschlichkeit, als Gefäß innigster und lauterster Frömmigkeit voll Selbstbeherrschung und Opfermut. Je höher sie aber Paulus stellt, mit desto stärkerer Wucht macht er sein Zeugnis, sein überzeugungsvolles, uneigennütziges, wohlerwogenes Zeugnis für Christus geltend, das ihn als den wahren Sohn Gottes preist. Da sucht die Kritik die Kraft des Zeugnisses abzuwehren durch Bemängelung des Apostels, seiner gesundheitlichen Verhältnisse, seiner Bildung, seiner Beobachtungsgabe und Vorurteilslosigkeit, aber indem sie ihn zu erniedrigen sucht, drängt das große Werk, welchem Paulus gedient hat, nur um so unaufhalt

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Zweiter Vortrag.

Die Gottheit Jesu und die paulinischen Briefe.

samer nach Erklärung der ihm innewohnenden Kraft, Weisheit und Heiligkeit. Und wir werden auf eine große, eine übermenschliche Persönlichkeit vor Paulus hinaufgewiesen. Christus erscheint immer leuchtender im göttlichen Glanze. Man beliebt wohl an das Gemeindebewußtsein zu appellieren, in ihm die Quelle der großen Gedanken zu sehen, die im Neuen Testament niedergeschrieben sind. Doch solche Gedanken konnten ihre Klarheit und Schärfe, ihre systematische Anordnung und jenseitige Größe nicht aus dem chaotischen Wogen und Wünschen des Allgemeinbewußtseins, am wenigsten in der kurzen Zeit von Christus zu Paulus erlangen. Ein solches Allgemeinbewußtsein im Volke setzt erst recht den großen tiefen Geist, das weite edle Herz voraus, aus dem es entströmte und das es formte und prägte. Ist es aber wieder das geistig Große und Überragende, das sittlich Heilige und Vollendete, so kann sein Selbstzeugnis am allerwenigsten überhört werden. Es klingt um so trostreicher, je lauter es sagt: „Christus Gott derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.

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Dritter Vortrag:

Die Gottheit Jesu in den Evangelien.

Haben die Evangelien die Gottheit Jesu gelehrt? Kommt dieser Lehre authentischer Wert zu? Auf diese beiden Fragen muß derjenige antworten, welcher aus den Evangelien die Gottheit Jesu beweisen will. Die abstrakte Möglichkeit bleibt ja wohl noch bestehen, daß das in den Evangelien geborgene Material uns bei gründlicher Betrachtung zum Glauben an die Gottheit Jesu führte, ohne daß diese Lehre in ihnen selbst ausgesprochen worden wäre, ja selbst ohne daß die Evangelisten diese Konsequenz selbst gezogen hätten. Die Verwirklichung dieser Möglichkeit wird aber durch die Gesamtanlage des historischen Werkes Christi und der Beschreibung der apostolischen Aufgabe so ganz aus dem Gesichtskreis gerückt, daß praktisch nur die beiden gestellten Fragen zur Erörterung bleiben.

Wer das sechzehnte Kapitel bei Matthäus, die Schilderung der Verurteilungsszene bei den Synoptikern, das erste, neunte, zehnte und siebzehnte Kapitel bei Johannes gelesen hat, wird ohne weiteres die Frage, ob die Evangelisten die Gottheit Jesu lehrten, bejahen. Ja er wird bei genauerer Erwägung der Anlage des Evangeliums bei Markus und Johannes sich sagen, daß die ganze erstere Schrift dem Erweise der Gottheit Jesu diene, und bezüglich Johannes dem Satz zustimmen, daß der Kampf um die Echtheit des Evangeliums nichts anderes ist als ein Kampf um die Gottheit Christi.

Wenngleich die Untersuchung über die Gottheit Christi nicht bei einfacher Wiedergabe der Texte stehen bleiben kann, so hat das seinen Grund in den vielfachen modernen und älteren Versuchen 1, die Bedeutung der dort mitgeteilten Worte abzuschwächen, stellenweise selbst ihre Echtheit zu bestreiten oder doch sie im Lichte der Angaben über Jesu menschliches Leben und menschliche Lebens

1 Vgl. Seitz, Das Evangelium vom Gottessohn, Freiburg 1908, 22 ff.

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