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Wir stehen am Schlusse unserer Vorträge, und diese sollen ausklingen in einen Lobpreis dessen, der den erhabenen Gegenstand der Vorträge bildete, zu dessen Ehre sie unternommen wurden. Christus selbst hat die ersten Hochschulkurse" gehalten, von denen wir nur drei hervorheben. Den ersten hielt der Herr in der Bergpredigt, einen zweiten in den Abschiedsreden und den letzten in der Leidenswoche, in der er die hohe Schule des Kreuzes stiftete, von dem herab der Erlöser den letzten Vortrag an die Menschheit richtete. Einen weiteren „Hochschulkurs" eröffnete ganz im Geiste Christi der Apostel Paulus in seinen Briefen und Predigten, deren Hauptthema, wie er feierlich bekennt, Christus, und zwar der leidende und sterbende Erlöser war.

Wir erleben in der Gegenwart eine doppelte religiöse Bewegung der Menschheit: die eine strebt nach zentrifugaler, die andere nach zentripetaler Kultur; wir meinen: die eine wendet sich ab vom göttlichen Mittelpunkte, Christus, die andere strebt ihr zu. Dort ist weltliche, hier religiöse Kultur. Aber es gibt keinen andern Ausweg: zum Lichte, das im Gottmenschen erschien, muß die Menschheit zurück.

Zwar des Menschen zeitliches Leben taucht einmal hinab in das Reich, das den irdischen Blicken entzogen ist, ähnlich der Sonne, die am Morgen emporsteigt und nach vollendetem Tageslauf hinter dem Horizont hinabtaucht. Wer aber hienieden aus Jesu Leben übernatürliches Leben geschöpft und seine dürstende Seele aus dem Strome, der klar wie Kristall vom Sitze Gottes und des Lammes ausgeht, gestillt hat, der im göttlichen Rebstocke eingepflanzt bleibt, erntet ewiges Leben.

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1 Offb 22, 1.

Anhang:

Zwei Vorträge über die

Modernismus-Frage.

Erster Vortrag:

Syllabus und Enzyklika Pius' X. und die Bibel.

Von Professor Dr Gottfried Hoberg.

1. Die Regierung des gegenwärtigen Papstes Pius X. ist ausgezeichnet durch zwei wichtige Kundgebungen, mittels derer der Papst in außerordentlicher Weise das kirchliche Lehramt ausgeübt hat, durch das „Sacrae romanae et universalis inquisitionis decretum" vom 3. Juli 1907 und durch die Enzyklika „Pascendi dominici gregis" vom 8. September 1907. Das genannte Decretum wird gewöhnlich der Syllabus Pius' X. genannt. Die Bezeichnung Syllabus ist, gewählt im Anschluß an eine ähnliche Kundgebung Pius' IX., nämlich an den „Syllabus complectens praecipue nostrae aetatis errores" (Verzeichnis der hauptsächlichsten Irrtümer unserer Zeit), welcher zugleich mit der Enzyklika Pius' IX. „Quanta cura“ vom 8. Dezember 1864 an die Bischöfe versandt wurde. Wenn wir im folgenden die Bezeichnung Syllabus anwenden, so ist stets der Erlaß der Inquisition vom 3. Juli 1907 gemeint. Publiziert wurde der Syllabus am 18. Juli im „Osservatore Romano"; vielleicht war dieser Tag nicht ohne Absicht als Jahrestag der Unfehlbarkeitserklärung zur Veröffentlichung gewählt. Die Wichtigkeit des Aktenstückes geht aus dem Tenor der Einleitung hervor:

„Ein beklagenswertes Verhängnis ist es fürwahr, daß unsere jedes Zügels überdrüssige Zeit in ihrem Streben nach den Höhen der Erkenntnis nicht selten dem Neuen derart nachjagt, daß sie mit Preisgabe sozusagen des Geisteserbes der Menschheit in die schwersten Irrtümer verfällt. Solche Irrtümer müssen aber um so verderblicher sein, wenn es sich um die heiligen Wissenschaften handelt, um die Auslegung der Heiligen Schrift und um die Hauptgeheimnisse des Glaubens. Da ist es überaus betrübend, daß es auch unter den Katholiken gar nicht wenige Schriftsteller gibt, welche die von den Vätern und von der Kirche selbst gezogenen Grenzlinien überschreiten und unter dem Scheine eines tieferen Verständnisses sowie unter dem Vorwande historischer Betrachtungsweise einen solchen Fortschritt der Dogmen suchen, der in Wirklichkeit deren Zerstörung ist.

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