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Und Trostloses stellen die Unterschiebungen vor! Eine Krone trägt Jesus Christus, der Herr der Herrlichkeit, vor dem der alte Glaube betet und anbetet. Eine Krone soll der Christus auch tragen, in dessen Person der neue Glaube das Ewiggültige verehrt, das Menschliche, welches in der Idee seiner urbildlichen Erhabenheit hinausgreift über Raum und Zeit, welches in dieser Idee das Göttliche selber sein soll. Der Diamant also wird von den Neugläubigen aus der Krone Jesu Christi gebrochen, ein Glasstück wird eingesetzt, und die Krone wird jetzt für unendlich viel kostbarer erklärt. Die Gottheit des ewigen Wortes, das beim Vater war vor der Grundlegung der Welt, die Gottheit des menschgewordenen Welterlösers, des aus der Niedrigkeit erhöhten Weltenrichters wird als „unmoderne" Vorstellung geleugnet. Der Anbetungswürdige wird aus den heiligen Evangelien beseitigt, und der Verehrungswürdige wird eingestellt. Dieser Verehrungswürdige ist der betende Mensch, der wie kein anderer Mensch sich in Gott geborgen gewußt hat, und der wie kein Prophet vor ihm und kein Prophet nach ihm, der als der Messias aller Zeiten, als der Bringer des Himmelreiches, die Menschen unter der Last des Lebens und des Glückes wie in der Not des Leidens und des Scheidens das Geborgensein in Gott hat empfinden lassen.

Diese ungeheure Entwertung des christlichen Grundbegriffes, des Dogmas von dem Gottmenschen, von der Gottmenschheit, ist alles, was der Neuglaube zu bieten hat, und die Entwertung soll das Bessere sein! Mit einem faden modernen Wunderglauben will der Mann der Kritik das menschliche Denken beschwichtigen! Mit dem grund- und inhaltslosen Vorurteil dieses Glaubens soll alles getan sein, mit dem Vorurteil des Ahnens und Anschauens, welches, ohne daß ein Schein von Beweis erfindlich ist, die Behauptung in die Welt setzt: Was der Idee und Möglichkeit nach in jedem Menschen ist, in der Tiefe jedes Menschengemütes ruht, das, nämlich ein vollendetes Kindesbewußtsein der Menschenseele Gott gegenüber, ist was aller

allerschwächste Stück vorgeführt, die Entwicklung des Messiasbewußtseins im Geiste Jesu (400 f). Der Einfluß von Harnacks überaus weit verbreitetem Buch der „Christus" in Gustav Frenssens „Hilligenlei" dürfte dafür ein Exempel sein wird wohl ein überaus verhängnisvoller sein; denn Tausende und aber Tausende von Gebildeten sind durch das Wesen des Christentums" von dem Berliner Professor angeleitet worden, ein klägliches Surrogat für den echten Christusbegriff zu nehmen. Vgl. unsern Vortrag „Das Wesen des Christentums an einem Beispiel erläutert oder Adolf Harnack und die Messiasidee" (Freiburg 1903, Herder).

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einzig

dings merkwürdig, geheimnisvoll, wunderbar erscheinen muß und ausschließlich in dem Menschen Jesus Leben und Wirklichkeit geworden, und zwar in der Form allgültiger Urbildlichkeit.

Der Wunder- und Aberglaube, der einen Mann des Galiläerländchens einer entschwundenen Vergangenheit aus der Zahl aller Menschen als den Einzigen heraushebt, ohne daß er im Grunde seines Wesens etwas vor den übrigen Sterblichen voraus hat, belehrt jeden Einsichtigen aufs eindringlichste, wohin die moderne Kritik der heiligen Schriften und des Christusglaubens der alten Kirche ihre Erfinder geführt hat.

Dem Fehler der Kritik, den wir kennen, wollen wir einen neuen Namen noch geben. Bibliolatrie" können wir den Fehler heißen, ,autonome Bibliolatrie"!

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Wir meinen damit nicht, die Modernen hielten das Buch der Bücher für etwas unbedingt Heiliges. O nein! Altes und Neues Testament ist der freien Forschung von heute eitel Menschenwerk. Aber die Leute des kritischen Bestrebens sind der felsenfesten Überzeugung, daß, wie Faust gegen Wagner spottet, das „Pergament“ nun einmal der heilige Bronnen" sei. Sie wähnen, in etlichen Dokumenten und Monumenten, die der Zufall aus dem Strudel der Vergänglichkeit gerettet hat, sei die Geschichte der Vergangenheit enthalten, und die kritischen Forscher seien die Berufenen, die ganze Geschichte in ihrer ursprünglichen Lebendigkeit aus etlichen Fragmenten auferstehen zu lassen. Dasselbe wähnen die kritischen Theologen von ihrem Helden der neutestamentlichen Literatur.

Welch ein ungeheurer Irrtum! Jesus Christus, den Gottes- und Menschensohn kennt niemand als der Vater, er selbst und diejenigen, denen er es geoffenbart hat. Ohne das Bekenntnis des Jonassohnes bei Cäsarea Philippi gibt es keine Erkenntnis Jesu Christi, kein Verständnis der heiligen Schriften. Außer der Kirche Gottes, die vom Herrn selber auf den Felsenmann gegründet ist, gibt es keine Schrift und keinen Christus der Offenbarung, sowenig als es ohne Christus und seine Offenbarung eine Kirche gibt. Dem muß so sein nach göttlicher Anordnung, und daß dem tatsächlich so ist, daß die Draußenstehenden Jesus Christus und die Schrift, die Erkenntnis Christi und das Verständnis der Schrift, die von ihm Zeugnis gibt, verloren, rettungslos verloren haben, das ist trostlose Wirklichkeit, und das mit ansehen zu müssen, ist auch für uns warnende Belehrung.

Freilich, sie verkünden, die Männer der Moderne, die Leute des Modernismus, der Augenblick sei gekommen, da der Mensch Jesus

148 Erster Vortrag. Was sagen die Leute von der Person Jesu Christi?

aus den Hüllen der Überlieferung sich freigemacht, da Christus in seiner wahren Gestalt als der Messias aller Zeiten vor der Welt erschienen sei. Doch wir kennen das!

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Sehet, ich habe das alles euch vorhergesagt!" So hat der Gottgesandte, der Gottessohn zu den Seinigen gesprochen. Darum, wenn die Wissenschaft" versichert: Hier ist Christus, dort ist Christus! wir glauben es nicht. Wenn sie sagen: In der Wüste ist er, in der Wüste des Menschenlebens als Reformer der Gesellschaft, als Erneuerer der Völkerpolitik und Völkerwohlfahrt, als Zerstörer des Krieges und Stifter des Weltfriedens; oder als Enthusiast, als Schwärmer für alles Menschenglück, der seine Ideale versinken sah und mit irrem Bewußtsein selber untergegangen ist wenn sie sagen, in der Wüste sei er, wir glauben es nicht, wir wissen, daß es nicht wahr ist. Und wenn sie sagen: In den Kammern ist er, in den Gelehrtenstuben als Prediger der Nächstenliebe, der Entsagung und Selbsterlösung, wie Buddha gewesen, als Verkündiger der Alleinheitslehre, der man in Indien, in Ägypten und Hellas gehuldigt, als Typus des reinen Menschenideales, das, im Unterschied von der semitischen, die germanische Rasse verkörpert wenn sie uns von Torheit und Aberglauben in den Gelehrtenkammern reden, wir nehmen es nicht an, wir wissen, daß es Verkehrtheit ist.

Wir neigen uns im Staube voll des hoffenden Glaubens und voll der innigsten Liebe vor Ihm, der zu jedem Menschenkinde gesprochen hat: „Fürchte dich nicht! Ich bin Alpha und Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Tot war ich, und siehe, ich lebe von Ewigkeit zu Ewigkeit, und ich habe die Schlüssel des Todes und der Hölle!" 1

1 Mt 24, 23 ff. Mk 13, 21. Lk 17, 23; 21, 8. Offb 22, 13; 1, 17 ff.

Zweiter Vortrag:

Was sagen die Leute von der Lehre

Jesu Christi?

Ο πολὺς ὄχλος ἤκουεν αὐτοῦ ἡδέως. καὶ ἐξεπλήσσοντο ἐπὶ τῇ διδαχῇ αὐτοῦ· ἦν γὰρ διδάσκων αὐτοὺς ὡς ἐξουσίαν ἔχων, καὶ οὐχ ὡς οἱ γραμματεῖς . . . ἀνὴρ προφήτης, δυνατὸς ἐν ἔργῳ καὶ λόγῳ ἐναντίον τοῦ θεοῦ καὶ παντὸς τοῦ λαοῦ. Mk 12, 37 u. 1, 22. Mt 7, 28 f. Lk 4, 32; 24, 19. Jo 7, 46.

Die drei Synoptiker erzählen von dem Religionsexamen, das Jesus einmal mit den versammelten Pharisäern abgehalten hat, indem er ihnen die Messiasfrage vorlegte: „Was dünket euch von Christus? Wenn David ihn Herr nennt, wie denn ist er sein,Sohn'?" Während Matthäus angibt, was auch Lukas andeutet, daß das Resultat der Prüfung ratloses Schweigen auf seiten der Gefragten gewesen, schließt Johannes Markus seinen Bericht mit der Bemerkung: „Die große Menge hörte mit Lust ihm zu.' Dann folgen bei Markus und Lukas einige energische Sätze aus der Warnungs- und Strafrede gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten, die der hl. Matthäus ausführlich mitteilt und die, das achtmalige Wehe über den Hochmut, die Scheinheiligkeit und den schnöden Wort- und Werkdienst, über die innerliche Fäulnis des Pharisäer- und Gelehrtentums, zu dem Strengsten gehört, was Christus, der zürnende Richter auf Erden, gesprochen hat.

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Die große Menge, die Volksscharen hörten den Prediger aus Nazareth gerne! Lag dies daran, daß die Massen immer ihre Freude haben, wenn den verderbten Obern von einem heiligen Freimut die Maske weggenommen wird vor aller Öffentlichkeit? wenn insbesondere der häßlichste der Widersprüche, der Widerspruch zwischen Gesinnung und Rede, zwischen Wort und Handlung, rücksichtslos an das Licht gezogen wird?

Die vier Evangelisten heben einhellig den Grund hervor, weshalb die Predigt Jesu nicht bloß mit Wohlgefallen, sondern mit staunender

Bewunderung angehört wurde. Er lehrte wie einer, der Gewalt hat." Jesus wird geschildert als ein Lehrer, dem die Macht des Wortes und vor allem die Macht der Wahrheit zu Gebote steht, der wie ein Berufener, ein Gottbegnadigter vorträgt, der aus dem Innern redet und ins Innerste greift, der nicht spricht wie ein Pharisäer mit seinem stolzen, kalten Wortreichtum, nicht wie ein Schrift- und Rechtsgelehrter mit seinem überlegenen, dürren Kenntnisreichtum.

Es versteht sich von selber, daß alle, die in Jesus Christus den Ersehnten der Völker anbeten, in der Kraft und Wirksamkeit seiner Predigt, in der weltüberwindenden, herzerneuernden Macht seiner Frohbotschaft, ein Kennzeichen der Wahrheit, ein Siegel der Göttlichkeit erkennen. Bezeichnend ist aber auch, daß, die außerhalb der katholischen Kirche nicht bloß, sondern auch im Gegensatze zum Christusglauben stehen, der großen Mehrzahl nach willig zugeben: Der Eindruck der Lehrweise Jesu muß ungewöhnlich machtvoll, durchschlagend und nachhaltig, von allsiegender Kraft gewesen sein.

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Natürlich fehlt es nicht an solchen, die der Predigt Jesu Beschränktheit und Einseitigkeit vorwerfen, die mit mitleidsvollem Hohn auf die Übertreibungen des fanatischen Finsterlings und revolutionären Weltverbesserers, auf den Judenaberglauben des Teufelbanners, auf die Unwissenheit des Wundertäters und eschatologischen Schwärmers und auf ähnliche Vorzüge hinweisen. Es mangelt nicht an Gelehrten", die mit neidendem Hasse dem Nazaräer jede Ursprünglichkeit abstreiten, die mit dem Ingrimm der Antichristen dem „Verführer der Menschheit" Aberwitz und Widersinn und Ärgstes andichten. Gewiß, seit Celsus und dem abtrünnigen Julian gab es, und es gibt in der Zeit eines Ernst Haeckel Frevler, die das Heilige schmähen, die eine satanische Lust in dem Versuch empfinden, den Heiligsten zu lästern, nach dem Reinsten, dessen Fuß die Erde betreten hat, den Fluch der Schande zu schleudern 1.

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1 Pfannmüller (Jesus im Urteil der Jahrhunderte) macht wiederholt auf die Tatsache aufmerksam (44 f 416 f 436 ff), daß es dem Professor und Fälscher Ernst Haeckel in Jena vorbehalten geblieben ist, das schändliche Zerrbild“, die „Schandgeschichte“ über Jesus und seine Geburt, die sich im „Wahren Wort“ von Celsus findet, einem „hochgebildeten platonischen Philosophen aus den letzten Jahren Mark Aurels (c. 178)", wieder aufzuwärmen. Voltaire hatte sein Vergnügen an der gemeinen Unsauberkeit auch. Bezeichnend ist, daß die schmutzige Erfindung der verkommenen jüdisch-heidnischen Phantasie in der englischen Übersetzung von Haeckels Welträtseln" sich nicht zeigen durfte. Der englische Radikalismus findet an den Zoten und Blasphemien, die dem deutschen Monismus Wissenschaft scheinen, keinen Geschmack; dem ließ Haeckels Objektivität“,

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