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grund gestellt, wobei auch eigenthümliche Instrumentaleffecte angestrebt sind. So wird das Agnus Dei durch ein Vorspiel der Posaunen und der Orgel eingeleitet, beim Crucifixus find gedämpfte Solo-Trompeten verwendet, und Anderes ähnliche. Erheblicher ist der Fortschritt, welcher sich darin zeigt daß die Figuren, welche den Saiteninftrumenten gege= ben werden, großentheils bedeutender und charakteristischer sind und selbständiger durchgeführt werden, obgleich man grade hier noch oft genug an die hergebrachte Weise erinnert wird. Endlich spricht sich in der Auffaffung im Ganzen, troß der Hingabe an die überlieferten Formen, ein ernster Sinn aus, den man namentlich im Credo erkennen kann, dessen Haltung gefaßter und würdiger ist als man sie wohl in späteren Messen wahrnimmt, wie sehr diese auch durch künstlerische Reife überlegen sind. Denn indem man die Fortschritte anerkennt, welche in dieser Messe zu Tage treten, ist auch ausgesprochen daß sie von ausgebildeter Meisterschaft noch entfernt und hauptsächlich als ein Glied in der Entwickelung Mozarts wichtig ist. Interessant find aber diese beiden Messen auch insofern, als sie durch ihre Uebereinstimmung schließen lassen, daß diese Form der großen Messe, sowohl die breitere Ausführung, als die starke Benußung des Sologesanges und des Orchesters, zur Zeit Erzbischof Sigismunds die herrschende war; Hieronymus führte dann in diesen Beziehungen Beschränkungen ein.

Die im Sommer 1773 componirte Messe (7) hat in ihrer Anlage das Eigenthümliche, daß fie für Chor allein, ohne alle Solosäge geschrieben ist. Wenn hiedurch schon ein ge= wiffer kräftiger Ernst sich kund giebt, so ist derselbe in der gesammten Auffassung ebenso kenntlich als der Fortschritt in der Tüchtigkeit der Behandlung. Das Kyrie ist ein länger ausgeführter Sat, in welchem zwar nicht ein Thema in be

stimmt ausgesprochner Form eigentlich durchgeführt wird, wohl aber die Stimmen sich frei und selbständig bewegen. Weniger bedeutend ist das Gloria, in dem die Singstimmen neben lebhaften Violinfiguren vorherrschend harmonisch ge= halten sind. Interessant aber ist das Credo, weil hier ein sehr entschiedener und consequent durchgeführter Versuch uns begegnet, dasselbe durch fest angewendete Formen zu einem musikalischen Organismus zu gliedern. Gleich zu Anfang treten drei verschiedene Motive auf. Das erste ist eine rhyth misch scharf charakterisirte Figur der Geigen

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welche die Singstimmen wesentlich harmonisch stüßen; bei dem zweiten

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umspielen dagegen die Saiteninstrumente das den Singstim

men gegebene Motiv, während in dem dritten beide ihrer Eigenthümlichkeit gemäß zusammenwirken

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Diese drei Motive bilden nun in ihrer mannigfaltigen Durchführung und Verbindung die wesentliche Substanz des Credo. Zur Durcharbeitung eignet sich das erste Motiv am besten, und es ist daher in vielfachem, besonders harmonischem Wechsel der Stamm und Stock des ganzen Sazes, aus dessen rasch hinfließender Strömung jene anderen Motive an den geeigneten Stellen wieder hervortreten. Zu dieser Abwechslung bieten allerdings die Worte des Tertes die Veranlassung und wenn diese dadurch einen passenden Ausdruck finden, so muß man anerkennen daß das musikalische Bedürfniß, dem offenbar zunächst Genüge geschehen sollte, mit jenem Erforderniß geschickt ausgeglichen ist. Nur an zwei Stellen ist diese gleichmäßige Bewegung unterbrochen, bei den Worten et incarnatus est bis sepultus est, welche kurz aber sehr ernst und würdig ausgedrückt sind, und bei den Worten et in spiritum sanctum. Diese sind durch ein langes Vor- und Nachspiel, durch Veränderung von Tact und Tempo sehr absichtlich aus dem übrigen Zusammenhang herausgehoben, und in einer Weise behandelt die gegen das Uebrige contrastirt und gewissermaßen daran erinnert, daß hier gewöhnlich ein Solo eintrat. Gegen das Ende der ausgeführten Fuge Et vitam tritt in den Geigen das erste Motiv des Credo ans deutungsweise hervor, darauf nehmen die Singstimmen mit Amen das zweite Motiv wieder auf und indem das erste Motiv der Geigen wieder die Oberhand gewinnt, wird das Ganze in sich abgerundet abgeschlossen. Unter den übrigen Säßen sind das Benedictus und das Dona wegen ihres ungewöhnlich ernsten Charakters hervorzuheben. Im Benedictus ist dies schon dadurch einigermaßen bedingt daß auch hier der Chor ohne Solo singt; der Begleitung, in welche die beiden Geigen sich selbständig theilen, ist es zugetheilt eine leichtere, anmuthige Bewegung hineinzubringen. Das Dona aber hat

durch einen festen Gang und Schritt, und die streng thematische Behandlung des Hauptmotivs einen Ernst, den die lebhafte Figur in den Geigen nicht wesentlich beeinträchtigt; nur in der Mitte tritt bei freierer Bewegung die leichtere Begleitung mehr in den Vordergrund, aber der trefflich zusammengehaltene Schluß bleibt in würdiger Stimmung.

Die bewußte Kraft, mit welcher hier auf ein im Ganzen wie in seinen Theilen zusammenstimmendes Kunstwerk hingearbeitet ist, zeigt sich in der im folgenden Jahr componirten Messe in F-dur (8) in einer Vollendung und Reife und mit einem Gefühl für die reinste Schönheit vereinigt, daß man hier mit Erstaunen den vollkommen fertigen Künstler gewahr wird. Mit Recht hat man diese Messe sehr hoch und von allen dem Requiem am nächsten gestellt 17, dem sie, abgesehen von den kleineren Verhältnissen, durch vollendete Schönheit der Form und poetisches Gefühl, und selbst in der technischen Ausführung durchaus verwandt ist. Ob eine bestimmte Veranlaffung Mozart zu dieser Behandlungsweise, die an die schönsten Muster der älteren neapolitanischen Schule erinnert, bewog oder ob er sich selbst ein Genüge thun wollte, ist nicht bekannt; die Messe zeigt uns aber, was Mozart auf diesem Gebiet schon damals zu leisten fähig war, wenn nicht äußere Einflüsse störend und hemmend eintraten. Die ganze Messe ist in den knappsten Formen gehalten, keiner der kleineren Ab

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47) A. M. 3. XIX S. 368: Die Messe von Mozart in F-dur, welche in Paris bei Porro längst erschienen, aber in Deutschland, wie es scheint, wenig bekannt geworden ist. Sie ist unbezweifelt nach dem Nequiem die bedeutendste Composition Mozarts in diesem Fach und kann den Freunden eines fließenden und doch gründlichen Kirchenstils nicht genug empfohlen werden." Aehnlich wird A. M. 3. XI S. 460 geurtheilt, wo die mir unbekannt gebliebene Messe aus D-dur der in F-dur an die Seite gestellt wird.

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