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bildung gemäß, aus einzelnen Blöcken, Platten und Lagern bestehen, sind noch mehrere aufrecht zu finden, die aber, weil sie nichts Sonderbares darbieten, nicht wie das übrige Wunderbare beachtet werden. Außer obgemeldeter ursprünglicher Eigenschaft höchst verschiedener Festigkeit und Verwitterns mag auch noch die schiefe, gegen das Land zu einschießende Richtung und eine vom Perpendikel abweichende Neigung gleichfalls gegen das Land hin Ursache des Einstürzens gewesen sein. Die Wirkung aller dieser zusammentreffenden Umstände denken wir nun bildlich darzustellen.

Man mache sich vor allen Dingen mit den Buchstaben bekannt, wie sie in der obern landschaftlichen Zeichnung an die Felsen geschrieben sind, und denke vorerst, daß die verschiedenen Steinmassen a b c d e zusammen eine aufrechtstehende, gegen den Horizont etwas geneigte Felspartie bilden. Nun verwittere eine der mittleren Massen a, so wird die obere b herunterrutschen und sich ohngefähr in bb niederlegen, sodann verwittere die unterste hintere c, und der Obelisk d wird, seinem Übergewicht nach, herunterstürzen und sich in dd aufstellen, die Masse e wäre allein an ihrem Platz unverrückt und unverändert liegen geblieben.

Eine nur wenig in ihrer Hauptform von der vorigen abweichende aufrechtstehende Granitpartie bringen wir dem Beschauer in den kleineren Feldern gleichfalls vor Augen. Die vordere Spalte zeigt sie in ihrer Integrität, die andere aber verwittert, verschoben und verstürzt. Hier bedienen wir uns des Vorteils, ohne Buchstaben zu verfahren, indem wir das Verwitternde mit Schattenstrichen bedeckt, wodurch denn das Übriggebliebene und Dislozierte sogleich in der nächsten Kolumne in die Augen fällt.

GOETHE XVI 6.

SAMMLUNG, ANGEBOTEN VON DAVID KNOLL ZU KARLSBAD

[Zur Naturwissenschaft überhaupt. Ersten Bandes viertes Heft. 1822]

D

IE in Gesellschaft des guten Joseph Müller im Jahre 1806 angeordnete Steinsammlung zu hundert Stükken, entnommen von Karlsbad und der Umgegend, wurde zwar im Anfange von Liebhabern häufig gesucht, späterhin aber weniger und seit mehreren Jahren gar nicht ausgegeben, da traurige Kriegsläufte jede wissenschaftliche Mitteilung hinderten, sodann auch ein hohes Alter die Tätigkeit des genannten Mannes unterbrach und lähmte. Endlich hinterließ er eine große Masse ungeordneter Mineralien, aus denen er sonst nach inhabender Kenntnis jede Sammlung einzeln zusammenzuklauben pflegte, ohne jemals durch Sonderung des Vorrats und Anordnung desselben das Geschäft sich einigermaßen zu erleichtern. Die Lust, einige Fundörter zu verheimlichen und überhaupt sein Gewerb mit einer gewissen Dunkelheit zu umgeben, mag hiebei vorzüglich gewaltet haben.

Nun mußten die nach dem späten Ableben des braven Mannes im ungeordneten Haufen vorgefundenen schätzbaren Mineralien jedem unbrauchbar scheinen, wie es mir bei genauer persönlicher Betrachtung selbst erging, als ich diese mühsam und ameisenhaft viele Jahre her zusammengeschleppten Schätze vor mir aufgeschüttet liegen sah. Höchst angenehm war mir daher die Nachricht, der Handelsmann David Knoll habe, aufmerksam und tätig, den Vorrat von den Erben erlangt und suche nunmehr nach Anleitung einer vollständigen Müllerischen Sammlung seine Augen zu schärfen, seine Kenntnisse zu vermehren. Es gelang ihm bald, das Verworrene zu sondern und abermals neue Sammlungen zu ordnen. Er meldete mir dieses zu Anfang des Jahres 1821 und fragte nach über wenige zweifelhafte Nummern; ich gab ihm von Weimar aus darüber genügende Auskunft, damit er imstande wäre, zu Anfang der Kurzeit das früher von Joseph Müller Gelieferte

abermals den Naturfreunden anzubieten und in einer gedruckten Anzeige zu erklären, wie er die gedachte Sammlung von hundert Stücken nach dem ersten, zeither mehrmals abgedruckten Katalog abzulassen bereit sei. Weil aber diese mitunter unscheinbaren Stücke keineswegs einen jeden anzusprechen geeignet sind, so hat er geschliffene Sprudelsteintäfelchen, welche sich durch Farben und Zeichnung empfehlen, abgesondert, nicht weniger einzelne vorzügliche Stücke angeschliffen vorbereitet. Damit aber zuletzt auf jede Nachfrage könne gedient werden, so hat man aus diesem wohl in die Augen fallenden Material mancherlei Zimmer-, Taschen- und Putzbedürfnisse daraus gebildet, mit Stahl und Bronze garniert, sorgsam und vielfach; wornach denn der ernsteste Geolog wie der heiterste Lebemann sich ein Andenken von Karlsbad roh oder mehr und weniger gebildet mitnehmen und zur Erinnerung dieser heilbringenden merkwürdigen Gegend verwahren oder Freunden und Freundinnen verehren kann.

Wenn wir nun aber, wie so oft, also auch diesmal zur Betrachtung aufgefordert werden, daß einer neuen Tätigkeit stets eine ältere zugrunde liegt, daß für spätere Menschen von früheren gar manches Gute vorbereitet, durchgearbeitet, überliefert und übertragen wird, so kommen wir auch gegenwärtig auf unsern guten Joseph Müller zurück und erinnern uns gern, wie wir mit ihm manche Stunde durchgesprochen, Räume durchwandelt, Erdarten erforscht, Felsen angepocht, kleinere Handelsgeschäfte vollbracht und, indes wir beiderseitigen Vorteil im Auge behielten, auch ins Allgemeine Gutes und Nützliches zu fördern getrachtet. Da nun die im Jahre 1806 zuerst abgeschlossene, verkäuflich angebotene, im Jahre 1821 als taugliche Ware wieder vorgesuchte und hergestellte Sammlung immerfort die Joseph Müllerische heißt, so ist es gewiß manchem, der diesen Namen öfters wiederholen hört, angenehm zu erfahren, wie es um diesen Mann gestanden, welcher früheren Bildung er genossen, wie er sich weiter herangeholfen, von welcher Art seine Lebenszustände, seine Beschäftigung gewesen und wie er endlich durch beharrliche Tätigkeit

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