Dem hiesigen Frühling gewährt auch noch ein ganz eigenes angenehmes Ansehen, daß Blüten und Blätter zugleich hervortreten; dadurch erscheint der Schwarzdorn, die Kirsche, der Apfel als ganz anderer, fremder Busch und Baum, die weißen Blüten nehmen sich zwischen dem munteren Laub gar anmutig aus. Freitag, den 12. Mai. Mit Streifen leicht bedeckter Himmel, kein reines Blau in der ganzen Atmosphäre, Windstille, mit einer Andeutung auf Südwind. Die gestrige Beobachtung war heute viel entschiedener. Die von Süden heranziehenden, mehr flockigals geballten Wolken wurden in Streifen und lang sich emporziehende Fäden aufgelöst, und auch diesmal schien die Operation viel niedriger als sonst vorzugehn, auch sah man den hieraus entstehenden Zirrus von anderer Art als den gewöhnlichen hohen; denn die emporsteigenden Fäden und gekrümmte leichte Streifen verwandelten sich an ihrem obern Ende schon wieder in Wölkchen, bis sich denn der Himmel nach und nach überzog. Nach Tische, auf einer Fahrt über Hohdorf und Lessau, vermehrte sich bei schwüler Luft die Menge und Schwere der Wolken. Gegen Abend war in Westen, an dem Erzgebirge her, ein meilenlanger Nimbus, der in vielen Strömungen niederging. Ich habe davon sogleich einen Entwurf gemacht, welchem ich den Versuch einer beschreibenden Erklärung hinzufüge. Die Wetterwolke zog von Westen gegen Osten und zeigte an ihrem unteren Bauche deutliche kurze Streifen, welche in gleicher Richtung vorwärts den Strich führten. Die Wolke hingegen, wie sie vorrückte, unterlag im einzelnen der Erdanziehung, und es senkten sich ganz vertikale Gußstrahlen herunter... Diese schienen jedoch mit der Erde in solchen Kontakt und Verbindung zu kommen, daß sie mit ihrem untern Ende an dem Boden festhielten, der die Feuchtigkeit an sich saugte, indes die Wolke weiterzog und das obere Ende dieser Schläuche mit fortnahm, deshalb sie zu einer schiefen Richtung genötigt wurden... Nun hatten aber andere solche früher niedergegangene Strömungen durch das Fortziehen der Wolke ihren Zu sammenhalt mit der Erde verloren und schwebten, losge-lassen, hoch über dem Horizont... Das Merkwürdigste jedoch war ein solcher Schlauch, der, obgleich der letzte, doch der stärkste, mit dem untern Teil entschieden an der Erde festhielt, indes der obere fortgezogen wurde, wodurch ein gekrümmtes Aufsteigen... bewirkt ward. Sonnabend, den 13. Mai. Wie gestern: schwül heranziehende Wolken, aufgelöst und sich wieder vereinigend; fortdauernde Abwechselung. Sonntag, den 14. Mai. Wie gestern, nur daß die Kumulus ihre eigentümliche geballte Gestalt mehr behielten. Nicht unangenehme Schwüle. Montag, den 15. Mai. Ganz früh meist heiterer Himmel. Um sechs Uhr dichter starker Nebelzug, der über den ganzen Himmel hin sich nach Norden bewegte, bald aber die Atmosphäre wieder völlig freiließ. Leicht Gewölk, doppelter Wolkenzug. Abends in Westen Kumulus, Abendrot. Dienstag, den 16. Mai. Der ganze Himmel leicht, aber grau überwölkt, weder Sonne noch Atmosphäre zu sehen; gegen sieben Uhr Nordwind, getrennte Wolken, ein unterer, von Süden herankommender Zug in die höhere Region aufgelöst. Abwechselnde Bedeckung und Aufklärung des Himmels; nach sechs Uhr Sprühregen; sodann bei Untergang der Sonne im Südosten purpurgraue Regenwolken, in denen man die Iris teilweise stehen sah. Mittwoch, den 17. Mai. In der Nacht starker Regenguß, der Morgen bewölkt, von Zeit zu Zeit Streifregen. Wolkenzug nach Osten. Den Tag über mit Streifregen fortgesetzt, abends der Himmel völlig rein; doch war die Sonne mit Abendrot untergegangen, Venus und der Mond über dem Hirschsprung, Donnerstag, den 18. Mai. Früh ganz klarer Himmel, nach und nach leichte Zirrus, um Mittag seltene, höchst auffallende Erscheinung, die mich aus der Enge auf eine freie Stätte rief. Von Westen herauf, mit entschiedenem Südwind, zogen lange zarte Zirrusstreifen, einzeln und vereinigt, im Vorwärtsziehn krümmten sie das vordere Ende zu kleinen Wölkchen; etwas niedriger zogen unbestimmte weiße Wölkchen, die von jenen Streifen mit aufgenommen wurden. Sonst standen noch alle Arten von Zirrus am bläulichen Himmel, Schäfchen, gegitterte Streifen: alles in Bewegung und Verwandlung. Der Himmel überwölkte sich nach und nach. Von der Prager Straße angesehen zeigten sich die Wolken in mancherlei Formen, doch immer Auflösung drohend. Abends acht Uhr unter Blitz und Donner Regengüsse. Freitag, den 19. Mai. Klarer Morgen, doch bald wieder leicht bewölkt; fortgesetzte Bewölkung den ganzen Tag über. Abends, den Schlackenwerther Weg herabfahrend, vielfache, Gewitter drohende Wolkengestaltung. Um die untergehende Sonne trübe Atmosphäre und ein weißer, hie und da farbiger Kreis, teilweise deutlicher und undeutlicher zu bemerken. Nachts gewaltiger Regenguß, mit Donner und Blitz. Sonnabend, den 20. Mai. Bedeckter Himmel, nach und nach gebrochen, Sonnenblicke, laue Luft. Sonntag, den 21. Mai. In der Nacht stärkster Platzregen, des Morgens schwächer bis neun Uhr; Regenwolken mit starkem Nordostwind vorüberziehend, desgleichen den ganzen Tag. Abends nach sieben Uhr gewaltsamer allgemeiner Landregen, die ganze Nacht durch. Montag, den 22. Mai. Früh um neun Uhr Andeutung einer Aushellung, welche auch mit Absätzen erfolgte; die untere Atmosphäre ward durch vorüberziehende und aufsteigende Nebel immer getrübt. Bei durchbrochnen Momenten beobachtete man höhere Wolken, welche sich steter zeigten. Dasselbige abwechselnd bis zur Nacht. Dienstag, den 23. Mai. Kumulus, weit und hoch stehend, hellweiß und geballt. Regenwolken drunter herziehend, selten Donner, wenig Regen. Mittwoch, den 24. Mai. Wie gestern, doch mehr zum Regen geneigt und von Zeit zu Zeit Regen mit Donner begleitet. So dauerte es über Mittag bis gegen fünf Uhr, wie wir auf einer Fahrt nach dem Horn erfuhren. Nun klärte es sich auf, und abends acht Uhr stand der Mond hell am Himmel, später durch sehr leichte Wölkchen getrübt. Donnerstag, den 25. Mai. Heiterer Morgen, leichtes Gewölke den Tag über. Starker Wolkenzug in der höhern Region von Südwest her. Sehr warm, ruhiger Abend. Herrliche Mondnacht. Freitag, den 26. Mai. Heller Morgen. Windstöße. Mehr bewölkt. Um drei Uhr sanfter Regen, Donner. Abwechselnd bis Abend. Schöne Mondnacht, nicht so klar wie gestern. Sonnabend, den 27. Mai. Wolliger Kumulus in Zirrus aufgelöst, dieser sich aneinander reihend und steigend, jener wieder sich ballend und sinkend. Diese Erscheinungen glaubte man in drei Etagen übereinander vorgehen zu sehen. Immer mehr zur Auflösung der Wolken und zur Heiterkeit geneigt. Sonntag, den 28. Mai. Rückreise. Früh vier Uhr allgemeiner Landregen; um sechs Uhr bricht sich der Himmel, ohne jedoch Blau sehen zu lassen. Der Regen pausiert. Starker Wolkenzug vom Erzgebirge her, desgleichen über den Horn in die Töpelregion. Neun Uhr: der Regen beginnt wieder, wird sehr stark mit Nordwest. Zehn Uhr deckt er nebelartig ferne und, verhältnismäßig, auch nahe Gegenstände. Elf Uhr. Auf der Höhe von Maria-Kulm bemerkte man, daß die Himmelsgegend über dem Fichtelgebirg sich aufhellt. Mittag. Unendliche Nebel- und Regenwolken ziehen, vom Nordwest herbeigebracht, am Erzgebirge hin, auch über den Horn in die Töpelregion. Ganz Böhmen überdeckt von Gewölk, niedrig schwebend, grau, flockig, zottig, ungestalt, in jedem Momente sich in Wassergüsse aufzulösen drohend. Indessen auf dem sich aufklärenden langgestreckten Rücken des Fichtelgebirges ruhen gelagert Kumulus, nicht ganz fest geballt. Drei Uhr. Im Nordwesten hellt sichs immer mehr auf, nach und nach klärt sich daselbst der Himmel; die Sonne tritt hervor. Auch im Süden wirds rein. Wenige Wölkchen, vom West getrieben, ziehn leise auf ihrer Bahn. Zirrus in der obern blauen Luft. Von da an unerfreulicher West, bald gegen Norden, bald gegen Süden sich umsetzend, Regenschauer bringend, austrocknend, widerwärtig zu beobachten. Dieser Zustand dauerte bis den 24. Juni, da sich denn mit Nordost das Wetter bestätigte und der Himmel sich aufklärte. Zu besserem Verständnis der in vorstehendem Aufsatz gebrauchten Ausdrücke wird nachträglich angezeigt: daß, in Übereinstimmung mit Männern, welche die Sache bisher bearbeitet, angenommen wird, es gebe drei Luftregionen, die obere, mittlere und untere, welcher man die vierte, die unterste, noch hinzufügen kann. Die Herrschaft der obern Region manifestiert sich durch trocknes helles Wetter: die Atmosphäre ist in einem Zustande, daß sie Feuchtigkeit in sich aufnehmen, tragen, emporheben kann, es sei nun, daß sie das Wäßrige zerteilt in sich enthalte, oder daß sie solches verändert, in seine Elemente getrennt in sich aufnehme. Dieser Zustand der Atmosphäre wird durch die größte Barometerhöhe offenbart, und wir erfreuen uns eines schönen beständigen Wetters; der Himmel ist klar, in gewissen Weltgegenden ganz wolkenlos und hochblau. In diese Region gehören |