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dann auch noch den empörten Bauern und ihren Forderungen wenig widerseßte,
wurde er nach Niederwerfung des Aufstandes und der Einnahme der Stadt Waldshut
flüchtig. Er kam 1526 nach Nikolsburg in Mähren, von dessen Grundherrn Leonhard
von Liechtenstein er geschüßt wurde. Die Wiedertäufer, für deren Lehre er eine um-
fassende literarische Thätigkeit entfaltete, breiteten sich überraschend schnell über das
südliche Mähren und in Oesterreich aus und riefen damit die Gegenmaßregeln der
Regierung hervor. Schließlich wurde Hubmaier sammt Gattin verhaftet, gefoltert
und den 10. März 1528 zu Wien verbrannt; drei Tage später wurde seine Frau,
die ihrem auf der Folter liegenden Mann Muth zugesprochen hatte, mit einem Stein
um den Hals von der großen Brücke in die Donau geworfen. Ihnen, die für ihre
Ueberzeugung mit dem Leben einstanden, gebührt unsere Anerkennung, wenn uns
auch das Verständniß abhanden gekommen ist, einer Lehrmeinung willen, wie die, ob
die Taufe an Kindern oder aber erst an geistig gereifteren Menschen zu vollziehen
sei, sich in Gegensah wider eine Welt zu stellen.
B.

Das Testament Mardochai Meysels, mitgetheilt und nach handschriftlichen
Quellen beleuchtet von Dr. Alexander Kisch. Frankfurt 1893.

Mardochai Meisel lebt heute nach drei Jahrhunderten noch im dankbaren Andenken der Prager Juden fort.

Er hat zwei der größten Synagogen (die Hoch- und die Meiselsynagoge) und das rituelle Quellbad gebaut, das israelitische Spital gestiftet, auf eigene Kosten die Judenstadt pflastern laffen und neben unzähligen Wohlthätigkeitsacten in Prag auch auswärtige Gemeinden mit großen Beträgen theils schenkungs-, theils darlehensweise unterstützt.

Seine und seiner Erben Erlebnisse sind aber auch vom Standpunkte der allgemeinen Cultur- und Rechtsgeschichte von hohem Interesse. Ungeachtet der feierlichsten kaiserlichen Privilegien (Majestätsbriefe vom 15. August 1591, abgedruckt auf S. 9-11 der vorliegenden Schrift, und vom Jahre 1598, auszugsweise mitgetheilt auf Seite 15 und 16) wurde sofort nach seinem Ableben auf sein riesiges Vermögen, welches an Baargeld allein über 500.000 Gulden betragen haben soll, Beschlag gelegt, und dasselbe nominell an die böhmische Kammer, factisch aber zum großen Theil an den berüchtigten kaiserlichen Kammerdiener Lang abgeführt. Aus dem Verlaufe der durch das ganze siebzehnte Jahrhundert sich fortspinnenden Rechtshändel zwischen dem Fiscus, der jüdischen Gemeinde und den Meisel'schen Erben gibt die vorliegende Schrift auf Seite 17–25 viele Details.

Das Testament ist auf Seite 39 bis 44 abgedruckt. In demselben sind Legate im Betrage von weit mehr als 50.000 Gulden bestimmt und seine zwei Neffen, deren jeder Samuel hieß, zu Erben eingesezt. Viele Undeutlichkeiten dieser in hebräischer Sprache abgefaßten Urkunde erklären sich aus der Unbeholfenheit der im Jahre 1675 angefertigten Uebersehung ins Deutsche und aus den Eigenheiten des für Juden bis ans Ende des 18. Jahrhunderts in Geltung verbliebenen mosaisch-talmudischen Civilrechtes.

Dem Herausgeber gebührt das Verdienst, diese Urkunde in den Prager Stadtbüchern entdeckt und mit wichtigen, das Verständniß fördernden Anmerkungen, sowie mit vielen auf die Geschichte der Meisel'schen Familie bezüglichen Daten der Oeffentlichkeit übergeben zu haben.

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Hallwich Hermann: Firma Franz Leitenberger. 1793-1893. Eine Denkschrift. Prag. 1893. S. 151.

Der Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen hat sich schon seit geraumer Zeit die Aufgabe gestellt, ganz insbesondere sein Augenmerk der Geschichte der Industrie in Böhmen zuzuwenden, da dieses sehr interessante und dankenswerthe Feld geschichtlichen Studiums in Böhmen bis auf die Gegenwart beinahe noch gar nicht gepflegt wurde. In den Mittheilungen des Vereines finden sich daher in den lehten Jahrgängen thatsächlich einige gediegene Arbeiten, welche darnach beschaffen sind, Licht in gewiffe Partien der Industriegeschichte zu verbreiten. Für größere Abhandlungen, soweit sie in den Rahmen der Zeitschrift nicht passen, wurde vom Verein eine Sammlung unter dem Titel „Beiträge zur Geschichte der deutschen Industrie in Böhmen" geschaffen, deren zwei ersten Hefte in rascher Aufeinanderfolge eben die Presse verließen. Das erste Heft umfaßt die „Literatur zur Geschichte der Industrie in Böhmen bis zum Jahre 1850“, gesammelt von Wenzel Hieke, welches als ein höchst willkommenes Nachschlagewerk mit größter Freude begrüßt wurde. Das zweite Heft entstammt der Feder des Hofrathes Hermann Hallwich, der unter dem Titel einer Denkschrift die hervorragende Firma Franz Leitenberger würdigt.

Das Buch ist als Festschrift zur 100jährigen Thätigkeit der Familie Leitenberger in Josephsthal-Cosmanos erschienen, woselbst sich heute noch der eigentliche Sit der weltbekannten Firma befindet. Die Familie selbst stammt aus Lewin am Fuße des Geltschberges, aus einer ganz deutschen Gegend Böhmens und ist auch deutschen Ursprungs. Den Stammvater Johann Heinrich Leitenberger (nie aber Litohorský) finden wir schon 1697 in den Kirchenbüchern von Lewin. Von da ab läßt sich das Geschichtsbild der Familie, je mehr es sich der Gegenwart nähert, desto vollständiger, klarer und deutlicher ausarbeiten. Schon lange beschäftigte sich die Familie mit gutem Erfolge in Lewin, Wernstadt, Böhmisch-Leipa (Reichstadt) mit Kottondruckerei, ehe sie 1793 durch Kauf vom Grafen Joseph Bolza die damals ganz verwahrloste und stark verfallene Fabrik in Cosmanos-Josephsthal übernahm. Es ist somit für das Erscheinen dieses Buches nur die Säcularfeier in Cosmanos selbst die äußere Veranlassung gewesen, denn die Vorfahren des Franz Leitenberger, der damals von seinem Vater den Betrieb daselbst erhielt, haben sich nachweislich schon mehr als 100 Jahre erfolg= reich auf diesem Gebiete bethätigt. Hier erst begründete die Familie, welche gegen= wärtig seit 1869 noch einen zweiten großen Betrieb in Görsdorf (Grotau) leitet, ihren Ruf und ihre Bedeutung. Hallwich befaßte sich schon eine Reihe von Jahren mit dem Studium der Geschichte dieser Familie und stellte zu diesem Behufe sehr eingehende archivalische Forschungen in Kirchenbüchern und Grundbüchern, namentlich aber auch in den verschiedenen Archiven Prags und Wiens an, um das so sehr zerstreute Materiale in recht ausgiebiger und möglichst umfassender Weise ausbeuten zu können.

Ueberdies befindet sich die Familie selbst im Besize recht stattlichen Materiales über die ältere Zeit, welches mit größter Zuvorkommenheit dem Verfasser zur Verfügung gestellt wurde. Hallwich konnte daher ein nach jeder Beziehung abgerundetes Bild entwerfen, das umsomehr an Interesse gewinnt, weil der Verfasser, der so lange Zeit als Secretär der Handelskammer in Reichenberg wirkte, durch seine Thätigkeit an diesem Institute auch über eine solde Fülle technischer und rein kaufmännischer Kenntnisse verfügt, daß er selbst in dieser Hinsicht als Fachmann auftreten und mitsprechen kann. Ist zwar diese Studie nur eine Monographie dem Titel nach, so ist sie doch andererseits reich an Abwechslung, an verschiedenartigen Details auch über Privatverhältnisse, in Rücksicht auf die allgemeinen Zeitverhältnisse mit eingehender Fachkenntniß geschrieben. Die Sprache ist sehr frisch, denn Hallwich versteht es besonders gut, anscheinend geringfügige, nebensächliche Momente in das wahre Licht zu stellen und so recht zu beleuchten, daß selbst der Laie im wahrsten Sinne des Wortes das Buch mit Freude und Genuß lesen und aus der Lectüre desselben großen Nußen ziehen kann. An mancher Episode, welche geschildert wird, ersieht man, daß für die ersten Industriellen bei uns der Boden anfangs recht schlecht war, daß ein tüchtiges Maß von Ausdauer und die Besiegung der größten Schwierigkeiten nothwendig war, um das geringe Entgegenkommen, welches man von maßgebenden Seiten den Industriellen angedeihen ließ, zu überwinden. In den ersten zwei Capiteln „Anfänge der Baumwollindustrie“ und „Graf Joseph Bolza“ unternimmt Hallwich den Entwurf einer Geschichte der Baumwollindustrie in Oesterreich und insbesondere in Böhmen, wie er übersichtlicher und von Kennerhand abgefaßt sich nirgends findet. Das große Verdienst des Verfassers beruht darin, auf dem Gebiete der Industriegeschichte durch die vorliegende Arbeit eine Art Kanon geschaffen zu haben, der als Muster und Vorbild für weitere Arbeiten dienen kann.

Dr. Ad. Horčička.

Zur Feier des 100jährigen Jubiläums von Kaiser Franzens-Bad. Franzensbað 1893. Selbstverlag des Bürgermeisteramtes in Franzensbad. (4o. 192 SS.)

Für Festschriften werden häufig nur die Abfälle oder Gelegenheitsarbeiten von Fachschriftstellern benützt, aber von diesem Gebrauche macht vorliegendes Buch eine rühmliche Ausnahme. Es zerfällt strenge genommen in zwei Abtheilungen: Bisher ungedrucktes und bereits früher Gedrucktes. Dem ersteren Theile sprechen wir die überwiegende Bedeutung zu, ohne das Gute der anderen Hälfte irgendwie zu verkennen. Die Festschrift (von vornherein bemerkt, trefflich illustriert) bringt nach einem zweckmäßigen Vorworte des Bürgermeisters Khittl einen poetischen Festgruß von H. Swoboda als Einleitung. Dann folgt der wissenschaftliche Theil, trok seiner strengen Haltung doch auch für die weitesten Kreise verständlich und anziehend ge= schrieben. Den 1. Auffah dieser Reihe „Aus der Chronik von Franzensbad“ kann ich aus Gründen nicht besprechen; ich verrathe bloß, daß er (S. 9—37) so ziemlich gar nichts ausließ. Sehr hübsch und trefflich geschrieben ist die folgende Studie (mehrerer Hrn. Stadtärzte von Fr. oder nur eines?): „Geschichtliche Darstellung der Heilmittel

von Franzensbad und ihrer Anwendungsweise“, eine den Kern aller bisherigen medicinischen Indicationen besprechende Skizze (S. 40–65). Ein prächtiger Aufsatz „Das Franzensbader Mostlager und seine Vorkommnisse" bespricht die natürliche Bildung des Heilmoors und (- dieser Theil, besonders anziehend, wohl von Herrn Dr. J. Cartellieri gearbeitet) die bereits so zahlreichen und schönen prähistorischen Funde in erschöpfender Weise (S. 66-92). Die Anführung bedeutender Besucher der Heilquellen, ein Auffah über Quellenversendung und Quellenschutz, Autogramme hervorragender Gäste führen zum 2. Theile „Belletristisches“, einer Auswahl von bereits Gedrucktem, über, worin Lieder von Naaff, Dr. Paul Cartellieri, Anast. Grün, Const. Monter (Frl. Rosa Pontini) u. A., die an Franzensbad anschließen, und eine (in der Mundart gegebene) Egerländer Volksweise" mit Jos. Czerny's Vertonung, Badebriefe von Gräfin W. B. und Prof. Ad. Wolf, ein älteres Feuilleton R. Valdeks, der Auffah Gg. Schmid's Goethe in Franzensbad" und eine Skizze K. Vogts der Verherrlichung der Jubilantin nach allen Seiten dienen. Möge sie noch mehr sammeln zum nächsten Centenarium!

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H. Gr.

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Neue Literatur 1892.

Beitschriftenfchau.

Archiv für Geschichte und Alterthumskunde von Oberfranken. XVIII. B. 3. Heft. H. Gradl: Die Ortsnamen am Fichtelgebirge und in dessen Vorlanden. 2. Slavische Namen. (Auch S.-Abbr. Eger 1892. Angez. XXXI. Lit. Beil. S. 69.)

Aus deutschen Bergen. (Auffig.) VII. Jahrg. S. 142: Moschkau, Burg Schönbuch bei Schönlinde.

Beiträge zur sächsischen Kirchengeschichte. 7. Heft. S.33: R. Bed, Tobias Hauschkon, ein böhm. Exulant. (Hauschkon aus Taus war Rector in Ratonis.)

Historisch-politische Blätter. Her. von Jörg und Binder. (München.) 109. B. S. 233, 332, 389: Klopp, Geschichte Wallensteins nach Ranke. S. 797 u. 877: Vom Grafen Leo Thun I. II.

Časopis Matice Moravské. (Zeitschrift der Mähr. M.) Brünn. XVI. Jahrg. S. 45, 94, 227, 297: J. Pekař, Die Bewerbungen Przemysl Ottofar II. um den deutschen Thron.

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Časopis Musea království českého. 1892. (Zeitschrift des k. böhm. Museums.) LXVI. Jahrg. 4. Heft. S. 393: Patera, Vaters Rath für seinen Sohn. Nach einer Petersburger Handschr. vom J. 1404. S. 415: Štěpánek, Religiöse Bewegungen in der Leitomischler Gegend 1781-83. S. 423: Kollmann, Das Archiv der Congregatio de propaganda fide. S. 442: Adámek, Ausdehnung und Grenzen des Wratislawer Gaues. S. 457: Briefe des A. Marek an J. JungS. 483: Polívka, Studien aus der Volksliteratur. S. 515: mann. (Schluß.) Piskáček, Eine Urkunde des Klosters Königsaal v. J. 1418. S. 516: Zusäße und Berichtigungen zu den Biographien älterer tschechischer Schriftsteller.

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Erzgebirgs-Zeitung. Her. vom nordwestböhm. GebirgsvereinsVerband. (Teplit.) XIII. Jahrg. S. 1, 25, 45, 75, 122, 165, 240, 261: Urban, Die Festbräuche im Egergau. S. 22: Tucha, Das alte Rathhaus in Brür. S. 34: Klimatische Verhältnisse in Sebastiansberg zu Anfang des vorigen Jahrhunderts. S. 50: Jenisch, Klösterle. S. 69: Jentscher, Schlackenwerth. Eine histor.-topogr. Skizze. S. 89: Kühnl, Sagen aus der Umgebung von Duppau. S. 93: Urban, Die Kaisersage in unsrer Heimat. S. 117-142: Bernau, Aus Schlackenwerths Vergangenheit. S. 151: Urban, Ein Komotauer hervorragenden Rufes (Joh. v. Mayern). S. 153: Wilhelm, Pflanzen im Glauben und Brauch des Duppauer Geländes. S. 174: Görg, Mukom und Umgebung. S. 185: Heidlas, Zwei Sagen aus der Umgebung von Kunau. S. 189: Theimer, Geschichtliches über den Sauerbrunn bei Bilin. S. 193: Jentscher, Die Erdrutschung in Strahn und der Untergang des Dorfes Alt-Strahn im J. 1820. ·S. 202-218: Urban, Wetterregeln im Egergau. S. 213: Bernau, Vom Skalkener Thurme.

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