tissimae fünfmal aufgelegt worden u. zw. zu Frankfurt a. d. Oder 1602, zu Prag 1606 (bei Paul Seffius), zu Leipzig 1609, zu Amsterdam 1712 und zu Frankfurt am Main 1723. Mir lagen 2 Ausgaben vor, die von 1602 und 1606. Die lettere ist die vollständigere. Sie enthält zum Unterschiede von der Frankfurter Ausgabe vom Jahre 1602, die nur aus 2 Büchern besteht, 3 Bücher. Das 1. Buch enthält Episteln, Oden und Epigramme, das 2. Buch einige Elegien religiösen Inhalts 1) und moralische Disticha, ferner 7 äsopische Fabeln in Versen und einige Gelegenheitsgedichte, 2) das 3. Buch den Briefwechsel 3) der Miß Westonia mit ihrem Bruder, mit Scaliger, Melissus, Heinrich von Pisnig, Heinsius, Majus und Jean Dousa u. A. und die Oden, Epigramme und Elegien, welche unter Andern von Scaliger, Melissus, Baldhoven, Heinsius, Majus, Dousa, Joh. Leon und Georg Carolides v. Carlsperga zum Lobe der jungen Lady gedichtet wurden. Der Prager Ausgabe ist zum Schlusse noch ein 11 Seiten umfassender Catalogus doctarum virginum et feminarum angefügt. Derselbe beginnt mit Deborah, der bekannten Prophetin und Heldin aus Ephraims Stamme, enthält neben vielen jezt minder bekannten, einst aber berühmten Frauen auch Sappho, Aspasia, Hypathia, Cornelia (Gracchorum mater) und schließt mit — Elisabetha Johanna Westonia, Angla, nunc Johannis Leonis in Aula Pragae Agentis uxor, hisce et aliis scriptis ac linquarum aliquot peritia clara. Dem rührigen Ordner und Verwalter des Brüger Stadtmuseums, dem städtischen Steuereinnehmer Herrn Otto Scharf ist es gelungen, ein Exemplar der auch auf antiquarischem Wege nur noch schwer erlangbaren Gedichte Westonias (Ausgabe 1602) für das genannte Museum zu erwerben und zugleich ihr Portrait, einen Kupferstich des Prager Meisters Balzer. Es ist dasselbe Bild, das Pelzel in seinen Abbildungen böhmischer und mährischer Künstler bringt. In verkleinertem Maßstabe ist es dem kurzen Auffage beigefügt, welchen Margaretha Halm in dem von Freiherrn von Teuffenbach herausgegebenen vaterländischen Ehrenbuche veröffentlichte. Margarethe Halm schildert und damit will ich meinen Aufsatz schließen das Bild mit folgenden Worten: „Das Bild drückt Alles aus, was ihre Zeitgenossen von ihr sagen: Hoheit, Klarheit, 1) Darunter die schon früher erwähnte Elegie auf den Namen Jesu, welches Hieronymus Freyer wegen seiner Schönheit seinem fasciculo poematum latinorum eingerückt hat. 2) Darunter eines De inundatione Pragae ex continuis pluviis exorta, das reich an schönen Bildern und mit unverkennbarem Enthusiasmus geschrieben ist. 3) Darunter ein Brief sammt einer Ode an Jakob I. von England. STANFORD LIBRARIES Maß, Anmuth und Würde. Das lichte Haar in zarten Löckchen unter der knappen dunklen Haube um die hohe Stirn gereiht, das offene, ruhige, große Auge seitwärts blickend, lächelt der kleine üppige Mund unmerklich unter einer edlen fein gebogenen Nase. Das weiche und doch energische Kinn zeugt von ihrer Willenskraft, der hohe faltige Kragen verräth uns Hals und Büste - einer Göttin!" Bemerkung. In der im XXXI. Jahrgange dieser Blätter veröffentlichten Abhandlung „Die Gründung von Karlsbad" brachte ich in der Beilage II. eine dem Marburger Staatsarchive entlehnte Urkunde Kaiser Karls IV., mittelst welcher dieser d. d. Karlsbad 1374 September 10 seinem Wirth und Diener Ulrich Hasenstawb einen Zoll in Keffelstadt schenkt. Im Texte der Abhandlung (S. 215) ließ ich die Frage unentschieden, wo genannter Ulrich Hasenstawb den Kaiser bewirthet haben mag. Herr Archivrath Dr. Könnecke bringt in die Sache mehr Licht, indem er mir in freundlicher und dankenswerther Weise schreibt: In den gedruckten Inventaren des Frankfurter Staatsarchives II, 31 wird genannt Herte Hasenstap von Bobinhausen (1386 Juni 16). Bobinhausen, jezt Babenhausen in der oberhessischen Provinz Starkenburg, war am 16. Mai 1372 von Ulrich von Hanau der Krone Böhmen zu Lehen aufgetragen worden. Da Kaiser Karl damals von Aschaffenburg nach Frankfurt reiste, wo er am 19. Mai eine Urkunde ausstellte, so wird er aller Wahrscheinlichkeit nach in dem ihm neu zu Lehen aufgetragenen Orte Babenhausen die Huldigung entgegengenommen haben. Bei dieser Gelegenheit mag er im Hause Ulrich Hasenstaubs gewohnt haben." Indem ich diese Mittheilung veröffentliche, spreche ich zugleich dem Herrn Archivrath Dr. Könnecke, Vorstand des königl. preußischen Staatsarchives in Marburg, dessen Zuvorkommenheit mir schon seiner Zeit den Abdruck der Schenkungsurkunde Karls v. 1374 September 10 ermöglichte, den verbindlichsten Dank aus. Dr. Schlesinger. Die Fälschung von Kaiser- und Königsurkunden durch Ulrich von Rosenberg. Von Valentin Schmidt. ,,Dominus de Rosis dicit, quando maguos pisces comedit: „Ex quo deus dedit nobis ista bona, quare non comederemus." Carvajal (in Archiv český II, 439). Einleitung. Am Ende des 14. Jahrhunderts hatten die Rosenberge im Süden Böhmens einen bedeutenden Landcomplex inne.1) Aber dieser Besit war nicht zusammenhängend; an vielen Stellen wurde er durch Klostergut unterbrochen. So von den Gütern der Cistercienserstifte Hohenfurt und Goldenkron, des Benediktinerstiftes Ostrow (sie lagen um Ottau bei Krummau), der Prämonstratenserstifte Schlägl, Strahow (mit Tweras bei Krummau als Mittelpunkt), der Minoriten und Klarissinnen in Krummau, der Augustiner-Chorherren in Wittingau und der Eremiten in Heuraffl (bei Hohenfurt). Andere Kirchengüter grenzten wieder an das Rosen 1) Vgl. Registrum bonorum Rosenberg. ed. Truhlář. Abh. d. k. böhm. Gesellschaft d. Wiss. VI, 10. Mittheilungen. 32. Jahrgang. 4. Heft. 22 STANFORD LIBRARIES berger Gut an, so die des Prämonstratenserstiftes Mühlhausen, das erzbischöfliche Gut Moldautein, das Gut der Wyschehrader Propstei Prachatig u. a. Zu einem großen Theile waren diese kirchlichen Güter ursprünglich Eigenthum der Rosenberge oder ihrer anderen Verwandten aus dem Hause der Witigonen, so wars der Fall bei Hohenfurt, Wittingau, den beiden Klöstern in Krummau und beim böhmischen Besiße Schlägls und Heuraffls. Nicht so wars bei den anderen der Fall. Inmitten Rosenberger Gutes oder angrenzend an dasselbe lagen aber auch zahlreiche königliche Güter, wie Klingenberg, Frauenberg, Protiwin, Lomnig, ferner Güter von Edlen, die vom König damit be lehnt worden waren, so das Poreschinger und das Kremser Gut u. a. m., was freilich insoferne weniger fühlbar wurde, als der kleine Adel meist in die Dienste der Rosenberger trat und auf diese Art von ihnen abhängig wurde. Dieser große Besit brachte es mit sich, daß die Rosenberge auch eine große Rolle im Königreiche spielten. Wiederholt hatten sie ihre Macht selbst die Könige fühlen lassen. Ottokar II., Wenzel II., Karl IV. und Wenzel IV., sie alle hatten ihren Widerstand erfahren müssen, und Johann von Luxemburg mußte sich ihre Freundschaft durch zahlreiche, bedeutende Zugeständnisse erkaufen. Mit dieser Machtstellung waren die Rosenberge bisher zufrieden gewesen; wer aber daran noch nicht genug hatte, das war Ulrich von Rosenberg (geb. 1403, gest. 1462). Ihm genügte nicht der ererbte Besiß, nicht die überkommene Macht; er wollte noch reicher, noch mächtiger werden. Und die Zeit, in die sein Wirken fiel, war einem solchen Streben günstig. Nachdem einmal durch die husitische Bewegung alle Ordnung beseitigt war, kam für kluge Männer der Augenblick, wo sie im Trüben fischen konnten; und warum sollte man so manches fette Fischlein verschmähen, wenn es Einem geradezu in die Hände geschwommen kam? Ulrich war schon am allerwenigsten der Mann, einer so lockenden Versuchung widerstehen zu können. Anfangs hatte sich Ulrich der neuen Bewegung angeschlossen. Es war sicherlich der Einfluß seines Vormundes Čenko von Wartenberg, der ihn dazu bewog. 1417, in der Frohnleichnamsoctav wurde allen Priestern der Rosenberger Herrschaft befohlen, die Communion unter beiden Gestalten auszutheilen. Wer das nicht that, wurde seines Amtes entseßt.') 1) Staří letopisové čeští ed. Palacký (Scrr. rer. Bohem. III, 23 f.). Die Schwenkung des Vormunds hat aber auch das Mündel auf die fatholische Seite gebracht. Ulrich, damals schon aus der Vormundschaft entlassen, wird übrigens auch selbst eingesehen haben, daß ihm das husitisch communistische Treiben nicht nur keinen Gewinn bringen, sondern sich sogar gegen ihn wenden könnte. Und so trennte er sich von seinen bisherigen Freunden und wurde zu ihrem erbittertsten Gegner. Aber unter der Maske des eifrigen Vorkämpfers für die katholische Sache ging jezt Ulrich daran, seine Pläne zu verwirklichen. Die Mittel freilich, die er anwendete, waren nicht die edelsten; er scheute weder vor dem Wortbruch, noch vor Urkundenfälschungen, ja selbst nicht einmal vorm Morde zurück, wenn es galt, dies sein Ziel zu erreichen. 1 Pangerl 1) hat bereits manche dieser Mittel aufgedeckt; uns sei es vergönnt, ein zusammenhängendes Bild wenigstens einer Seite der unwürdigen Thätigkeit Ulrichs aufzurollen. Wir werden im Nachfolgenden nachzuweisen versuchen, ob und welche Kaiser- und Königsurkunden von Ulrich gefälscht sind, wollen zugleich auf Zeit und Zweck der Fälschung schließen, wir wollen zu errathen suchen, wer an der Fälschung theilgenommen, und endlich untersuchen, ob und welchen Nußen sie den Rosenbergern gebracht hat. Freilich wird die Erweisung der Fälschung dadurch erschwert, daß mir die Originale derselben nicht vorlagen, ja oft nichts mehr als ein knappes Regest. Immerhin wird aber die Untersuchung namentlich der älteren Urkundenfälschungen diesen Mangel leicht vermissen lassen, fühlbar wird er erst für die Urkunden aus der Zeit Sigismunds und Ladislaus. § 1. Hier die gefälschten oder wenigstens verdächtigen Urkunden, mit deren Untersuchung wir uns befassen wollen, und zwar in Regestenform: 1. 1264, Juni 23., Prag. Ottokar II. gibt dem Wok von Rosenberg die Burg Sokolčí (Falkenburg) und den Burgstall Pschenig zu eigen; sezt die Rosenberge zu obersten Richtern und Burggrafen in Böhmen ein, gibt ihnen auf ihren Erbgütern das Baurecht auf alle Arten von Metallen, das Recht, Lehen zu kaufen und Vasallen zu erwerben; endlich ge= stattet er ihnen eine eigene Eidesleistung.2) Orig. nicht vorhanden, enthalten in Nr. 5. 1) Im Urkundenbuch von Goldenfron, Fontes rer. Austr. II, 37. Bd. 22* |