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haupt so schlecht, daß sie wieder nach Hause geschickt werden mußte, worauf dann Geldbeträge dafür eingefordert wurden. Der Oberst Vě něk von Butovsky, welcher bei Kuttenberg die Truppen der Aufständischen zusammenzog, schrieb einigemal an die Braunauer in dieser Sache.1) Die Braunauer hatten in den Jahren 1618-1620 überhaupt 30-60 Söldlinge dauernd zu erhalten, sie waren aber in der Einsendung der einzelnen Quoten so saumselig, daß mehrere Mahnungen, besonders im J. 1620, nothwendig waren, um sie nur einigermaßen zum Zahlen zu vermögen.

Auch der Abt bekam von der Directorialregierung die Aufforderung, zum Zwecke des Krieges ein Anlehen" von 24.000 Schock meißn. zu 1618 liefern. Diese Zuschrift ddto. 27. December war der erste Act der neuen Regierung gegen den Abt, das erste Glied der langen Kette von Unrecht und Mißhandlung, die er der Angeberei seiner Feinde zu verdanken hatte und die mit seinem Exil und Tode endete.

Der Aufforderung konnte natürlich der Abt nicht Folge leisten und wollte es auch nicht; er antwortete mit einem Schreiben, daß das Stift durch die Riebisch'sche Einquartierung und durch einen im J. 1617 in Polig erlittenen enormen Brandschaden derart darniederliege, daß es nicht mehr als 1000 Schock vorstrecken könne. Der Antrag wurde nicht nur 1619 nicht angenommen, sondern der Abt am 7. Jänner und neuerdings am 15. aufgefordert, in Prag vor den Ständen zu erscheinen. Da er nicht erschien, schichten die Directoren 2 Commissäre nach Braunau, Geld einzuheben.

1619 Am 6. Februar kamen die beiden Commissäre in Braunau an. Es war der Ritter Hans Ernst Miltiß von Bolehrad und der Landedelmann Joh. von Wranov. Dreißig Bewaffnete begleiteten sie, und die ganze protestantische Bürgerschaft stellte sich ihnen, wenn es nöthig sein sollte Gewalt anzuwenden, mit der größten Bereitwilligkeit zur Verfügung. Zuerst wurde mit dem Abte friedlich verhandelt, wobei dieser aus den Stiftsrechnungen nachwies, daß das jährliche Einkommen des Stiftes sich im Durchschnitte auf 2180 Schock m. belaufe, was kaum auf die Steuern ausreichte, um aber seinen guten Willen zu zeigen, wolle er, wie er früher angetragen, 1000 Schock leihen; das Geld habe er nicht beisammen, er wolle cs indessen beschaffen. Die Commissäre, denen die Braunauer von den aufgespeicherten Schäßen im Stifte zu erzählen nicht aufhörten, umstellten nun die Wohnung des Abtes und die Kellereingänge mit 60 Mann

1) S. Beilage XVIII.

und gaben ihm 1 Stunde Frist, damit er sich eines Besseren besinne, mit dem Convente berathe und dann nochmals eine definitive Antwort gebe. Nach einer kleinen Weile schickte der Abt den P. Prior mit 7 Brüdern zu Miltig mit derselben Antwort, die er bereits gegeben. Nachdem auch eine nochmalige Aufforderung den Entschluß des Abtes nicht geändert hatte, stellten die Commissäre 6 Braunauer in die Zimmer des Abtes als Wache, damit nichts weggetragen werden könnte, sie selbst aber ließen sich von den Brüdern zuerst in die Kirche führen, wo sie ein Versteck des Geldes vermutheten; da sie außer wenigen Paramenten nichts fanden, kchrten fie zum Abte zurück und verlangten die Oeffnung eines Gemaches im Thurme, zu dem man durch die Abtei gelangte. Hier nun fanden sie 1200 Schock meißn. in verschiedener Münze, ferner 2 Säckchen böhmischer Groschen und anderes Geld, von Silber einen vergoldeten Becher, eine Flasche, 11 Löffel, 5 Uhren, einige Denkgroschen an Schnüren und Einfassungen zu Edelsteinen; im Weinkeller waren noch 5 Säckchen gemischter Münze versteckt und in der Abtei unter Büchern und Schriften 235 Stück Ducaten. Dies alles nahmen die Commissäre an sich und gaben dem armen Abte 10 Ducaten davon, da er darum zur Bezahlung von Medicamenten bat. Dann wurde nach dem Kirchenschaße gefahndet und zwar noch volle zwei Tage und Nächte lang, in allen Zimmern, Kellern, unter dem Dache, in der Kirche, es wurde in den Erdboden gegraben und in das Gemäuer gestochen, aber nichts gefunden als einige alte Gewehre.

Die Braunauer sahen der Plünderung keineswegs müßig zu; sie geleiteten, besonders ein Haufe von 30 nichtswürdigen Individuen, die Commissäre durch die Räumlichkeiten des Schlosses, plünderten nebstbei auch auf eigene Faust, und einige trachteten sogar den Abt zu ermorden, wie dies der Abt selbst in seinen Aufzeichnungen versichert. Den Miltig bestürmten sie mit fortwährenden Klagen gegen den Abt und dessen Amt= mann Prätorius, forderten die Besehung des Stadtrathes mit durchwegs protestantischen Mitgliedern, verlangten die Pfarrkirche für sich und fanden auch mit allen ihren Angaben bei Miltig williges Gehör. Er nahm in Prag alle ihre Aussagen, ob wahr oder unwahr, in seine Relation an die Directoren1) auf, beantragte die Verurtheilung des Abtes zum Ersage aller Geldbußen, die er den Braunauern aufgelegt, ferner die Annectirung der Pfarrkirche, Einseßung des protestantischen Rathes, Verhörung des Stiftsamtmannes und Zuerkennung des längere Zeit schon strittigen Heimfallrechtes an die Braunauer. Er selbst hatte in Braunau bereits

1) S. Beilage XIX, eine sehr interessante Urkunde mit vielen Details.

4 protestantische Rathmanne eingeseßt, die Stiftsseitenpforten der Stadtmauer vermauert und die Festnahme des Georg Prätorius verfügt.

Die Directoren hatten eine viel größere Summe erwartet, als ihnen 1619 Miltig überbrachte; sie schrieben dies am 19. Februar an den Abt 1) und fügten gnädig hinzu, das Geld werde als Abschlag der restirenden Steuern verrechnet werden, er möge deshalb seine legten Quittungen einsenden, nebstdem auch die schon früher angeordneten Beiträge, Proviantpferde aus Stadt und Dörfern, damit alles gehörig berechnet und was etwa überschüssig sein sollte, dem Abte gut geschrieben werden könnte. Daß die Commissäre auch Silbergegenstände und Uhren genommen hätten, sei ohne ihren Willen geschehen, und sie würden diese Sachen zurückschicken.o)

1619

Wie sich der Abt diesem Schreiben gegenüber verhielt, ist nicht verzeichnet. Er war aber fest entschlossen, sein Stift nicht zu verlassen, solange es nicht zum offenen Angriffe auf Leben und Freiheit kommen würde. Der barbarischen Behandlung von Seiten der Commissäre nach zu schließen, war dieses bald zu gewärtigen.

Als der seit Herbst 1618 nicht berufene Landtag am 18. März zusammentrat, handelte es sich vornehmlich um Beschaffung von Geld, wenn der Aufstand nicht kläglich enden sollte. Da die bereits bewilligten und auch eingetriebenen Geld- und Naturallieferungen für das Heer nicht ausreichten, griff man zu zwei, wie man sagte, energischen Mitteln, die übrigens länger schon geplant waren. Es wurde nämlich beschlossen, jene Gutsbesizer, welche im lezten Aufgebote die bestimmte Anzahl Reiter und Fußvolk oder die entsprechende Summe Geldes dafür (120 Thaler für einen Reiter, 60 Thaler für einen Fußknecht) nicht geliefert hatten, nachträglich durch Geldbußen zu strafen; ferner wurde über eine Anzahl notorischer Gegner des Aufstandes die Proscription aus dem Lande und die Güterconfiscation verhängt. Unter den Getroffenen waren fast alle katholischen Herren, so der Kanzler Lobkowiß, der Erzbischof, Graf Martinig, der Abt von Strahow und selbstverständlich auch der Abt Wolfgang von Braunau.

1) S. Beilage XX.

2) Die Directoren citirten kurz darauf (den 25. Feber) den Abt persönlich vor sich; er sollte am 10. März um 10 Uhr Vormittags in der Directorenkanzlei erscheinen, dort würde man ihm eröffnen, was man von ihm wollte. Der Abt erhielt das Schreiben (Orig. im Archiv Raigern) am 4. März, ignorirte es aber vollständig.

Auf diese Weise ward die Kirchengutfrage in Braunau gelöst: man erklärte den gesammten Stiftsbesiß für Eigenthum des Landes, verjagte zwar die Brüder nicht nach Husitenart, entzog ihnen aber troß der pro forma später ausgesezten (jedoch nie gezahlten) Pension den Lebensunterhalt und verwies den Abt des Landes.

Jezt war der Haß der Braunauer Protestanten gestillt, jezt war der Abt gedemüthigt, das Stift aufgelöst, die bisherige Herrschaft vernichtet; was konnte ein David Seidel und Genossen mehr verlangen? Höchstens noch, die ehemalige Herrschaft nun selbst zu besizen. Hiezu ist es denn thatsächlich noch gekommen.

Am 15. April fegten die Directoren den Abt in Kenntniß, daß sie 1619 statt seiner des Anfängers der schweren Verfolgungen und fürnehmen Turbators des im Kais. Königl. Majestätsbriefe gegründeten Religionsfriedens" als Verwalter der Stiftsgüter den edlen und gestrengen Herrn Ritter Hans Ernst von Miltig eingeseht hätten; er möge ihm also das ganze Stiftseigenthum gutwillig übergeben und zu anderen Verordnungen nicht Anlaß geben.

Auch jezt noch ergriff der Abt noch nicht die Flucht, indem er zum Schuße der Brüder zu bleiben sich verpflichtet sah. Als aber die Braunauer sich zu Gewaltthätigkeiten anschickten, verließ er endlich, sowie auch die größere Anzahl der Brüder, am 29. April das Stift, um es nimmer 1619 wiederzusehen. Er gelangte am selben Tage nach Wartha, am 1. Mai nach Kamenz, am 3. nach Heinrichau zu den Cisterciensern, blieb daselbst als guter Freund des Abtes an die 3 Wochen, darauf reiste er nach Neisse und erbat sich vom Breslauer Bischof, bekanntlich einem österreichischen Erzherzoge, die Erlaubniß, hier Aufenthalt zu nehmen, verließ aber be= reits am 13. Juni Neisse und wandte sich nach Mähren, erreichte am 15. Olmüß und am 17. Raigern, wo er, wenn möglich, sich niederzulassen gedachte, solange bessere Zeiten nicht eintreten würden.

In Braunau übernahm die Vertretung des Abtes, soweit sie nothwendig war, der Prior P. Michael Lukas, welcher zugleich Stadtpfarrer war. Sei es, daß der bestellte Commissär Miltig die ihm übergebene Verwaltung der Stiftsgüter noch nicht übernommen hatte, sei es, daß man böswilliger Weise dem bedrängten Geistlichen absichtlich eine bittere Ironie in's Gesicht schleudern wollte, am 9. Mai expedirten die Di= 1619 rectoren an diesen Prior einen scharfen Befehl, 15 Proviantfuhren mit je 4 Pferden und 2 Knechten nebst monatlichen 360 Rheingulden in das Haupt-Provianthaus der aufständischen Truppen in Tabor zu liefern,

unter Androhung von Militäreinquartirung auf die Braunauer Gründe selbst.1) Das Schreiben, ein sehr charakteristischer Beleg für die Gefinnungen, welche damals bei den Aufständischen obwalteten, deducirt in längerer Rede, daß die Geistlichen als Nußnießer der ihnen von der (weltlichen) Obrigkeit überlassenen Güter mehr als alle anderen Einwohner jezt verpflichtet seien, die Sache des Vaterlandes durch Unterstüßung des Aufstandes zu fördern, wobei die Directoren ganz unverblümt merken lassen, daß sie sich für die Vertreter jener Obrigkeit, des Königs, halten. Der Prior war natürlicher Weise nicht im Stande, eine derartige Forderung zu erfüllen, umsoweniger als ihm von dem Braunauer Pöbel jezt in einer Weise zugesetzt wurde, welche geradezu an die Wuth der ersten Christenverfolger erinnert.

Nicht lange nach der Abreise des Abtes fielen nämlich die Braunauer über das gehaßte Stift her, um es zu plündern. In den äbtlichen Gemächern ergriffen die Wüthenden ein Bild des Abtes, flachen Augen, Nase und Hände heraus und zerrissen unter furchtbaren Flüchen das Zerrbild in Stücke. Darauf suchten sie nach Beute, fanden aber wenig wegen der öfters schon wiederholten Räubereien im Stifte; sie ließen also ihre Raserei an den Archivstücken aus, vernichteten dann alles Werthvolle in der Kirche und suchten wiederum überall nach dem Kirchengolde, welches sowohl aus der Pfarrkirche als der Stiftskirche beseitigt worden war. Um das Versteck zu erfahren, stürmten die Plünderer auf den Prior los, den einzigen Bewohner des Stiftes, den sie eben in der Kirche vor dem Altare betend antrafen; sie legten ihm Ketten an und drangen in ihn, den Ort des Versteckes zu nennen. Der Prior nannte ihn nicht. Da ließen Einige den Scharfrichter holen und befahlen ihm, an dem Priester die Tortur vorzunehmen; der Scharfrichter aber weigerte sich unerschrocken, der Aufforderung Folge zu leisten, da er, wie er sagte, nur an Bösewichtern sein Amt zu üben habe. Zornig jagte ihn der Pöbel davon. Jezt fand sich ein roher und verrufener Geselle, ein Unmensch, alles Gefühles bar, der sich bereit erklärte, an dem Unschuldigen jede Marter vornehmen zu wollen. Er riß dann von dem Diener Gottes die Kleider herunter und peinigte ihn auf die schamloseste Weise2) vor den Augen der Menge so lange, bis das Geständniß erpreßt war. Darauf stürmte der

1) Original im Raigerner Archiv.

2)

. . iis membris, quae verecundia contegi vult, fune constrinxit, ex unco suspendit atque inaudita crudelitate circumobstante turba in sublime tollit. (Ziegelbauer Hist. Břevn. 174.)

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