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Wanka und Wanko, Welka und Witka, Anka, Cunsche, Duchon, Mara, Nicze, Nytka, Swata, Ufka, Marsik und Marska, Hannus und Hannuschko u. f. w. Diese Sitte oder Unsitte erklärt sich zum Theil aus dem lebhaften Verkehr der Stadt und ihrer Bewohner mit der übrigen, auch der tschechischen Bevölkerung des Landes, zum Theil wohl aus dem Umstande, daß die Führung der Taufmatriken wie heute, so damals - in Böhmen einer vorwiegend tschechischen Geistlichkeit oblag. Sie kann uns nicht beirren, in Personen wie z. B. „Waczlab Wayner“ oder „der reychen Waczlabyn", in „Nicze Sneyder" oder „Swata Osmekyn" durchwegs gute Deutsche zu erkennen.

Weitaus das größte Interesse unter den vielen aufgezählten Rufund Familiennamen hat für uns der der „Vogelweyder" und „von der Vogelweyde." Die Mittheilungen Reidls in Bezug auf diesen Namen waren nicht erschöpfend und wollten es nicht sein. Es dürfte ge= boten sein, sämmtliche Stellen des Stadtbuches, welche den Namen nennen, ihrem Wortlaute nach wiederzugeben. Sie lauten, u. zw. in buchstäblicher Treue, folgendermaßen :

1. (S. 1, 1389): „Wir bekennen, das für vns komen ist vor gehegte bank Merten Sneyder vogelweyders eydem vnd bekant hot, das das havs, das her gekavft hot wedir Schymaken Seynes, halp des Marsiken von Teczin, halp seyn sey | Alzo was an demselben havse ap adir czu qweme, das Ir beyder from vnd schade wesen zal."

Wir

2. (S. 1, 1390, feria IV. post Epiphanie [12. Januar]): Scheppen Nicze bürgermeister, Nickel leffel, Cvnel streckebeyn, peter Randecke, Nickel loze, Nickel Waltman, Peczolt vogelweyder, hensel haw, hempel Mechthilt, Nickel Mey, hensel haspenslak, Jakechs Puseler . . .“

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3. (S. 16, 1395, fer. IV. post festum Michaelis [6. October]): Vår vns ist komen Marsche sneyder vogelweyders eydem vnd hot Bekant, das her schuldik ist czwe schok gr. nickel losen vnd prikosen Kynder vnd hot yn dovůr gesaczt all seyne gåter vnd sol die haben czu eynem czinse als gewönlich ist."

4. (S. 17, 1396, fer. IV. post pasce [5. April]): „Item vår vns ist komen Maleschka vnd hot vorgabet vnd vorreychet seyn havs Walthern von der Vogelweyde erbeclich czu haben."

5. (S. 19, 1396, fer. IV. post Martini [15. November]): „Item vůr vns Ist komen ffraw Barbara vogelweyders mvme vnd hot bekant, das sie abgericht ist von Irem ömen vogelweyder,

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vnd hot gelobet, yn nymmer an czu sprechen vnd yn vngehyndert czu lossen yn sulcher moße, das her Ir bereyt XIJ gr. gegeben vnd zal yr XIJ gr. nv uf weynachten geben vnd XIJ gr. dornoch uf wasnacht." (In marg.: „Barbara.")

6. (S. 23, 1398, fer. IV. post festum Michaelis [2. October]): „Item vor vns ist komen yn gehegte bank Walther von der vogelweyde vnd hot vorgabet vnd vorreichet seyn havs bey waczlab wayner ffrancze passer vnd seynen erben, erbeclich czu haben." (In marg.: „Walther.“)

7. (S. 40, 1404, in die Dorothea [6. Februar]): „Vor vns ist komen yn gehegte bank hannus sneyder von Brux vogelweyders son mit gesvndem leybe, mit gutem willen vnd mit wolbedochtem mvte vnd hot vorgabet vnd vorreychet ffrawen Katheryn seyner swester all seyn våterliche angefelle vnd gåter, die yn von seynem elichen vater an gestorben seyn, beyde, hof vnd erbe, In allen reynen vnd rechten, als Is Ir vater Inne gehabit hot, erbeclich czu haben.

„Auch so hot derselbe hannus sneyder vorgabet vnd vorreychet katheryn, seyner swester Magdalenen tochter, eyn vyrtel erbes, das auch seynes vaters gewest ist, gelegen ken dvnslawicz bey dem Bevmscheyn, erbeclich czu haben." (In marg.: „hannus vogelweyder.")

8. (S. 42, 1404, in vigilia S. galli [15. October]): Item Wir Bekennen, das des vogelweyders hof, vor der stat gelegen bey Josten, mer denne czwu hofstete behelt, die sal man auch also vorwesen ken der stat." (In marg.: „Vogelweyder.")

So weit die Nachrichten des Stadtbuches über die Vogelweider. Wohl einmal noch gedenkt es ihrer, doch nur indirect. Am Mittwoch nach Epiphanie (7. Januar) 1411 erscheint „in gehegter bank Nickel Waltman mit gesvndem leybe" und macht sein Testament, „in sülcher moße, das her seyner gåter gewaldig seyn sal dy weyle her lebet." Darnach erhält die Tochter Margarethe u. A. „dy halb hube ken löpticz, dy des vogelweyders gewest ist.“ (S. 73.) Das ist die lezte Erwähnung der Vogelweider in unserem Stadtbuche. Legen wir uns seine schlichten, doch vollkommen beglaubigten Angaben entsprechend zurecht.

III.

Die Vogelweider und der Vogelweidhof in Dux.

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Zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts - und wie nach dem Tenor der mitgetheilten Urkunden im Zusammenhange mit dem sonstigen Inhalte des Stadtbuches unmöglich bezweifelt werden kann sondern vielmehr seit langer, unvordenklicher Zeit ist Dur das Geschlecht der Vogelweider oder von angesessen. Beide Namensformen decken sich nach Analogie unzähliger Beispiele älterer und neuerer Zeit.1)

nicht erst seit kurzer, in der Stadtgemeinde der Vogelweide

Durch zwei männliche Sprossen ist die Familie vertreten: Pezold Vogelweider und Walther von der Vogelweide. Jener scheint der Aeltere gewesen zu sein. Pezold ist Mitglied des Schöffenstuhls und zweifellos auch Inhaber des altererbten Familiengutes, des Vogelweidhofes unmittelbar vor der Stadt. Der Hof zählt zu den größeren, ja größten Geschoßgütern der Stadt, da er mer denne czwu hofstete behelt", d. h. sein Ausmaß an Gebäuden, wie an Grund und Boden überhaupt das zweier Höfe gewöhnlichen Umfangs übersteigt, wornach er denn auch Zins und Geschoß zu entrichten hat,,ken der stat." Die Bedeutung dessen wird uns sogleich völlig klar werden.

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Pezolds Töchter, deren Namen wir nicht mit Bestimmtheit kennen, sind vermählt mit „Merten Sneyder" und „Marsche Sneyder" Männern aus bester Familie, denn ein Nickel oder Nicze Sneyder war, wie wir schon früher gehört, zu derselben Zeit Bürgermeister, dessen Bruder Ticze aber war Stadtrichter, Beide bekleideten also die höchsten Ehrenstellen, welche die Gemeinde zu vergeben hatte.")

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1) Vergl. H. Palm a. a. D. Wie Tannhuser" und „von Tannhusen", „Kürnberger“ und „von Kürnberg", so ist „Aldringer" gleichbedeutend mit „von Aldringen“, der „Friedländer“ mit dem „von Friedland“ u. s. w. 2) Der vorerwähnte Vermerk „Nicze bůrgermeister" vom 12. Januar 1390 wird deutlicher durch eine Urkunde vom 17. April desselben Jahres (S. 3 des Stadtb.), die von „Nicze sney der bürgermeister" handelt. Im J. 1398, 2. Oct., erscheint „Ticze vnßer Richter" vor den Schöffen und „vorgabet vnd vorreychet das halb teyl all der guter, die ffaulvisches gewest seyn vnd czu vuẞerm herren dem Markgrafen gekauft hot vnd des seyuen brif hot, seynem brudern Nicze sneyder, vnßerm půrgermeister." (S. 23 des Stadtb.) Wieder im J. 1401 fungiren „Ticze Richter, nicze sneyder pårgermeister" (das., S. 29), und nochmals 1411 wird Nicze Sneyder zum Bürgermeister gewählt (S. 72). Vier Jahre später übernimmt sein Sohn Andreas diese Stelle: „Constitutus est Andreas filius

Trozdem war Pezold Vogelweider nach Allem, was vorliegt, mit Glücksgütern nicht gesegnet. Die Summen, die da bei der Erbtheilung mit seiner Muhme Barbara zur Auszahlung gelangten, zählten nicht nach Hunderten von Schock, sondern nach wenigen Groschen. Und noch Anderes spricht dafür, wie gezeigt werden wird. Er dürfte bereits vor dem Jahre 1399 gestorben sein. Bei der Erneuerung des Schöffenstuhls am 8. Januar dieses Jahres kommt sein Name nicht wieder vor, wie denn seiner als eines Lebenden überhaupt nicht mehr gedacht wird.

Dagegen meldet sich am Tage Dorothea 1404 vor der Dingbank zu Duy „hannus sneyder von Brux vogelwey ders son", entsagt zu Gunsten seiner verheirateten Schwester Katharina auf alle Güter, „die yn von seynem elichen vater angestorben seyn“, und überläßt der Tochter einer verstorbenen Schwester Magdalena ein Stück Ackers, das auch seynes vaters gewest ist." Eine im höchsten Grad bemerkenswerthe, nachgerade sonderbare, räthselhafte Notiz: „hannus speyder" auch „hannus vogelweyder" genannt ,, vogelweyders son“, u. zw. „von Brůx“!,

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Es kann sich dabei nur um die Frage handeln: war dieser hannus sneyder Pezold Vogelweiders leiblicher, ehelicher Sohn oder sein Stiefsohn? Lezteres ist ganz und gar nicht ausgeschlossen.1) In diesem Falle war Pezold Vogelweider mit einer Witwe sneyder vermählt, deren Kinder Hannus, Katheryn und Magdalena waren, von denen Ersterer Dug verließ und nach Brür übersiedelte, die in seiner Vaterstadt gelegenen Erbstücke aber den Geschwistern, resp. deren Kindern, überließ. Nach Anhaltspunkten der verschiedensten Art hat diese Auslegung die größere Wahrscheinlichkeit für sich.2) Anderenfalls jedoch starb Pezold Vogelweider eben mit Hinter

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1) Ein Stiefsohn" findet sich im Wortschatz unseres Stadtbuches nirgends, es fennt nur Söhne. — Im J. 1408 „komen In gehegte bank marsche sneyder" nicht vogelweyders eydem"

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Aehnliche Bei

,,vnd Agnethe seyn eliche hausfraw. So hat derselbe marsche vnd seyn hausfraw Agnethe bekant, das peter, derselben Agnethen son, czwolf schok gr. hat vf all Iren gåtern, doran Im derselbe peter hot lossen genügen." Stadtbuch, S. 60. spiele in Menge. 2) Daß eines Vogelweiders Stiefsohn hannus sneyder auch (in marg.) „hannus vogelweyder" genannt wird, dürfte so auffällig nicht scheinen wie der Verzicht eines Vogelweiders auf seinen angestammten Geschlechtsnamen zu Gunsten des Namens „Sneyder."

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lassung eines Sohnes Hannus und zweier Töchter Katheryn und Magdalena, als deren Männer dann die beiden wiederholt genannten Merten Sneyder und Marsche Sneyder zu betrachten sind, von welchen selbst auch Schwager Hannus den Familiennamen überkam, wie das unter ähnlichen Verhältnissen damals immerhin wohl auch zuweilen vorgekommen sein mag.

So wenig wie Pezold dürfte sein jüngerer Bruder oder Better Walther von der Vogelweyde zu den Vermögenden seiner Vaterstadt gehört haben. Wohl besaß auch er ein Haus, u. zw. im Innern der Stadt bey Waczlab Wayner, und kaufte sogar im Jahre 1396 von Maleschka - derselbe war, vnßeres herren kelner", also Kellermeister der Herren von Riesenburg ein zweites Haus, doch um schon zwei Jahre darauf das Erstere zu verkaufen und seitdem nie wieder genannt zu werden. Im selben Jahre 1398, wie erzählt worden, räumten die Riesenburger, verschuldet und verarmt, die Burg ihrer Väter mit allem weiten zugehörigen Landbesig und kehrten nicht mehr dahin zurück. Ging etwa mit ihnen, den Sprossen eines großen, vielberühmten Stammes, auch der Lezte des nicht minder großen und nicht minder berühmten Namens Walther von der Vogelweide? Gewiß ein eigenthümliches Zusammentreffen von Umständen löscht in unserem Stadtbuche gleichzeitig das Gedächtniß der Riesenburger und der Vogelweider.

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Thatsächlich war der bisherige, außergewöhnlich große Vogelweidhof - ,,des Vogelweyders hof" — vor Dux zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts nicht mehr im Besige eines Vogelweiders, sondern bestenfalls einer der Töchter weiland Pezold Vogelweiders gehörig, ob der Katharina oder der Magdalena Tochter oder einer Anderen, einer der Frauen Merten oder Marsche Schneiders. Bürgermeister und Schöffen aber sahen sich gedrängt, dafür Sorge zu tragen, daß die Gemeinde durch die geänderten Verhältnisse nicht zu Schaden komme. In gehegter Bank stellten sie unterm 15. October 1404 urkundlich fest, daß des vogelweyders sie hof“ mehr Zins zu zahlen habe „denne czwu hofstete." Dergleichen Constatirungen wurden nur bei seltenen, außerordentlichen Gelegenheiten nöthig befunden. Während es aber sonst in solchen Fällen regelmäßig

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1) So 1408, Mittwoch nach Epiphanie (11. Januar): „Agnes dy Reyche Waczlabyn vnd Niclos Ir Swester son haben sich mit enandir also geeynet, das sie haben sal das werk gadem vnd das Steynhaus do vůr; vnd ab sy bedarf eynes stalles, den sal man Ir revmen vnd der Stoben vnd des fewers mitgenißen vngehyndert. So sal Niclos des havses vnd Melczhavses vnd des anderen gemaches alles genissen vnd das vorwesen vnd vorrechten ken den herren vnd ken der Stadt." (Stadtbuch, S. 60.) 1416, Mittwoch vor

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