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mund Friedrich dem Streitbaren als Pfandbesig, und auch Riesenburg und Dur sind von nun an wieder markgräfliche Güter. Es residirt im Jahre 1423 daselbst „vnßer hauptman Gelfried von Trachenfels, czu der czeit hauptman czu Risemburg." 1)

Nicht lange sollten die Meißner ihres Besizes in Ruhe genießen. Die Schlacht bei Aussig (16. Juni 1426) brach ihre Macht. Nur Brüx und Riesenburg vermochten sich zu halten. Sonst wurden alle Städte und Burgen von Aussig hinauf bis Kommotau von den Husiten erstürmt und zum großen Theil dem Erdboden gleichgemacht. Dennoch behielten die Meißner festen Fuß auf böhmischem Boden. Als aber Georg von Podiebrad die Verwaltung des Landes übernahm, war sein besonderes Augenmerk auf den Nordwesten dieses Landes gerichtet; es blieb seine entschiedene Absicht, der deutschen Herrschaft daselbst ein Ende zu bereiten. Er überzog den Landstrich wieder mit Heeresmacht und rastete nicht, bis im „ewigen Frieden“ zu Eger, am 25. April 1459, Kurfürst Friedrich und Herzog Wilhelm zu Sachsen gezwungen waren, ihre böhmischen Besigungen, so insbesondere Brüx, Dux und Riesenburg, an den König von Böhmen abzutreten. Unser Stadtbuch notirt diesen Umschwung der Dinge (S. 167) mit nachstehenden Worten:

Anno Domini MCCCCo. LVIIIJo... Ist vns vernewet vnd genediclich wyder begenadit alle vnßer gerechtikeit vnßer stat Dogczow, an wassern, an greben, an fischerey, an pechen, an statczöllen von vnßerm genedigstin, durchleuchtigstin konige vnd hern konig Gyrsiken noch vßweis vnßerer koniglichin brife vnd maiestat, vns darober gegebin, darczu genediclich besorgit vnd begenadit mit einem Erbe vnnd einer gabe, newis Insigl vnd statbanyr, vns vnd vnẞrer stat ewiclich mit der crone zcu behemen zcubehaldin vnd in eren besiczin. Pessko smyt Borgermeister, Janko smyt scheppe sind dirwerber vnd habin sich darvnter gearbeit vnd sich gemůet. Richter dy czeit Mertein Ziesske."

Die meißner Herrschaft aber hatte inmitten der blutigen nationalen Stürme der letzten Jahrzehnte den größten Theil des nordwestlichen Böhmen der deutschen Sprache und Sitte erhalten, der es in Zukunft nicht wieder entrissen werden konnte. Das Folgende dürfte diese scheinbar nicht zur Sache gehörigen Ausführungen als nicht ganz überflüssig erscheinen lassen.

1) Stadtbuch, S. 117.

Wie gesagt: die Gemeinde selbst, von der das Stadtbuch handelt, beansprucht unser Interesse nach mehr als einer Richtung. Eine jahrhundertlange Vergangenheit liegt hinter ihr. Dem Beschauer erscheint sie auf den ersten Blick als ein nicht eben ausgedehntes, aber festes, rings ummauertes Städtchen. Längs der hohen, steinernen Mauern und Zinnen zieht sich ein breiter und tiefer Wallgraben. Drei starke Thore, mit Thürmen gekrönt das „toplische" (Töplizer) im Nordosten, das „heynische" (Haaner) im Norden und das „brůkische“ (Brürer) im Südwesten — und eine kleine Pforte, die „můlpforte“, im Südwesten, vermitteln den Verkehr mit der Außenwelt. Hinter dem „heynischen tore“ steht, die Stadtmauern überragend, ein Schlößchen, das „Castell", der Sig der Riesenburger Vögte. Die Nordseite der Stadt, der nahen Landesgrenze zugekehrt, war dadurch verhältnißmäßig am stärksten befestigt. Nicht weit vom „brükischen tore" erhebt sich die Stadtkirche, dem hl. Georg geweiht, vor der sich der Friedhof ausbreitet. Das Stadtbuch ist voll von Widmungen und „zelgereten" der Bürgerschaft an „vnßer pfarre sente Jörgen. Sie ward im Jahre 1399 mit einem Ziegeldache gedeckt. Ihr schräg gegenüber, doch schon außerhalb der Stadt, hart an der Mauer, ist eine zweite, kleinere Kirche czum heyligen crevcze"

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gelegen. Sie war vor Kurzem durch Borso d. Ae. von Riesenburg mit einem neuen Altar versehen und sonst reichlich dotirt worden; auch ihrer wird in Testamenten und anderen Verschreibungen der städtischen und ländlichen Bevölkerung des Defteren gedacht.

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Den Mittelpunkt der inneren Stadt bildet ein geräumiger Marktplay, der „ring“, von dem aus sich die größeren Gassen gegen die Stadtthore erstrecken: die „toplische", die „heynische" und die „brůkische." Nach der Mühlpforte führt die „Fleischergasse." Sonst gab es noch eine „Bekker-, eine „topfergasse" u. s. w. An der Südseite des Ringes liegt des pfarrers hof“ und nahe dabei, gegen das „brükische tor“, die öffentliche „batstube“, die in keiner mittelalterlichen deutschen Stadtgemeinde fehlen durfte. Wieder nicht fern davon, gegen dasselbe Thor, befindet sich die städtische Schule, die selbstverständlich auch nicht entbehrt werden konnte. Daß es den Lehrern damaliger Zeit nicht. schlecht ging, beweisen die Eintragungen, denen zufolge in den Jahren 1392–93 zwei Häuser in der Stadt, zu beiden Seiten der Schule, käuflich von „Jacoben, czu der czeit vnßern schulmeister", erworben wurden. Meister Jacobus versah, wie üblich, auch das Amt eines Stadtjchreibers. Verwaltung und Gerichtsbarkeit oblagen, wie wir gesehen, nach gutem, deutschem, Magdeburger Stadtrecht, einer aus zwölf Mit

Mittheilungen. 32. Jahrgang. 2. Heft.

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gliedern bestehenden Schöffenbank, einen Bürgermeister und einen Richter an der Spige. Vor ihr erscheinen regelmäßig in den verschiedensten Rechtsgeschäften nicht nur die Bürger der Stadt, sondern auch häufig die Bewohner der umliegenden, zur Pflege Riesenburg gehörigen Ortschaften. Nicht selten geschah es, daß selbst Angehörige fremder Städte, wie Bilin, Brür, Töplik, Leitmeriz u. s. w., auch Adelspersonen, die in der Nähe der Stadt begütert waren, in ihren Streitigkeiten sich um Rechtsbelehrung und Entscheidung an den Durer Schöffenstuhl wandten und „jren krig, den sy gehabit han, mechticlich czu vns gesaczt“ niemals vergebens. Des habe wir sy fruntlich bericht vm alle broche, das sy enandir nymmer dorům sullen angesprechen vnd gute frunt seyn sållen": mit diesen oder ähnlichen Worten schließt jede derartige Verhandlung.

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Die Zahl der Gewerbe war die einer bescheidenen Landstadt entsprechende. Es würde zu weit führen, darauf näher einzugehen. Die Anwesenheit fremder Geschäftsleute, oft aus weiter Ferne, beweist, daß auch ein gewisser Handel betrieben wurde. Eine besondere Beschäftigung vieler Bürger war die Fischerei und was mit ihr zusammenhängt: die Teichwirthschaft. In nächster Nähe der Stadt lagen zahlreiche große und kleine Teiche: die ansehnlichen Reste des vor Zeiten das ganze Töplig-Kommotauer Becken und damals noch den größten Theil seiner westlichen Hälfte füllenden, meilenweiten sogenannten Kummerner Sees, eines Flußsees, der, von einer Menge wasserreicher Gebirgsbäche von Norden und Nordwesten her gespeist, in dem Bielaflusse seinen natürlichen Ablauf fand.1) Längs der ganzen Südseite der Stadt, wenige hundert Schritte von ihr entfernt, erstreckte sich bis weit nach Westen der große teych", an dessen entgegen= gesezten Ufern die Dörfer „ledwicz" (Ladowig) und „löpticz“ (Liptig) belegen waren. Mitten durch den großen teych" führte auf hohem Damme eine Straße, zu deren Absperrung in Zeiten der Gefahr auf Seite der Stadt eine „ziehbrücken" diente.

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Nicht von der Ausdehnung des „großen" Teiches im Süden, immerhin aber noch bedeutend waren der „Radenteych" (auch „Redym" oder „Redyn“) im Norden und der später, im 16. Jahrhundert, wie noch heute in seinen bescheidenen Grenzen sogenannte „taych bey Sant Barbara"

1) Vergl. O. Peschel, Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde (1870), S. 146 fg. mit einem Höhenschichtenbilde. Eine Geschichte des Kummerner Sees bei Brüy bietet L. Schlesinger in der Festschrift zur Erinnerung an die Feier des 10. Gründungstages im J. 1871. Herausgeg. vom Ausschusse des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen.

im Nordosten der Stadt. Außerdem gab es ein „Teychelein gelegen ken ledewicz", einen „pfarrers teych", ein „teychel bey dem Tyrgarten“, einen „teych kèn Janik“, „ken Beleyn“ u. s. w. Namen wie „Jürsik beym teische" oder „Dytrich vf dem wasser", "katherina" — und „lorencz vf dem wasser", "bey dem Brückel", „neben der faulen prugk" und viele Andere ähnlicher Art sprechen für sich.

Naturgemäß auch die Landwirthschaft wurde betrieben, in welcher u. A. der Hopfenbau und der Weinbau eine wichtige Rolle spielten. Zwischen den glatten Wasserflächen ringsum zogen sich Wiesen, Aecker und Gärten, Hopfen- und Weingelände. Wir hören von „der heyligen hopgarten“, d. h. einem der Kirche gehörigen Hopfengarten, einem „hupgarten disseyt dem teysche Redym", einem „hupgarten gelegen bey dem stockborn" u. s. w. Ebenso von einem „weyngarten bey dem teysche Redyn,“ einem „weyngarten gelegen in der Crenicz" u. s. w. Diese „Crenicz“, auch „Krynicz“ oder „Crines ahm wege do man gen tôplicz geth“, ist das uralte natürliche Warmbad nördlich der Stadt, heute die „Riesenquelle", doch häufiger noch immer,,Grünze“, ursprünglich aber offenbar, wie das Aachener,,Kreinßbad", seinem Patron zu Ehren „Quirinusbad“ genannt.')

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In weitem Kranze umgeben die Stadt, diesseits und jenseits der Teiche, bis in's Gebirge im Nordwesten und Südosten, viele und ausgedehnte Dorfschaften deutsche, nicht,,böhmische Dörfer" -: mehr als heutzutage. Hart vor den Thoren lagen ganze Ortsgemeinden, von denen keine Spur mehr vorhanden. So: „Dvnslawicz (auch Donsslawicz, Tunselwicz 2c.), „Elkersdorf", "Nispeticz" u. f. w. Von ihnen ist im Gedächtnisse der Gegenwart sogar der Name verschollen. So weiß auch Niemand mehr, daß damals am Fuße der Riesenburg ein gleichnamiges Städtchen gelegen, das heutige Dorf Riesenberg. Unser Stadtbuch spricht von ihm als „Risemburg dem Stötel“ oder „dem stetel vnder Risemburg." Die Schreibweise des Buches gibt vielfach Fingerzeige über die Ableitung jeßiger Dorfnamen. So „Hayn" für Haan, „Hordlad“ und „Hördelak" für Herrlich, „Höndorf" für Hundorf, „leuthmansdorf“ für Oberleutensdorf, „Grab“ für Klostergrab, „Wernirsdorf" für Wernsdorf, Strosburg" für Strassenberg u. s. w.

Dem deutschen Charakter der Stadt und deren Umgebung entsprachen die deutschen Namen ihrer Bewohner. Allerdings waren Familiennamen in bürgerlichen und noch mehr in bäuerlichen Kreisen am Ausgange

1) S. des Verf. Töplik, S. 17.

des vierzehnten Jahrhunderts erst noch im Entstehen begriffen. Häufig ist die Bezeichnung von Personen noch eine zufällige und schwankende, besonders wenn sie erst vor Kurzem, aus der Nähe oder Ferne, dahin gekommen. „Vetter nickel", „Hannus im winkel", "Sophey dy Smedyne", „Jan von heynaw der Peschelyn man, vnßer mitpurger“, „lorencz der Jeschkyn son", „lorencz des clugen heynczen son von Brůx", „Dorothea Nickel sneyders leffels eydems tochter“ etc.: dergleichen Appositionen erschweren oft sehr die Feststellung des betreffenden Familiennamens.,,Niclos sneyder" erscheint eine Zeit lang mit der Beifügung „lebwol genant", dann schlechtweg stets als „Niclos lebwol." Ein anderer „Nickel sneyder", Bürgermeister, wird von dem gelehrten Stadtschreiber zur Abwechslung auch als „Nickel sartor“ und „Merten Smyd" als, Merten faber“ aufgeführt. „Niclas Massapus", ein zugereister Mälzer, wird „Massapus der melczer“, und bald heißt er nicht anders als „Niclos Melczer." (Vergl. unten, S. 115, Anm. 2.)

Am häufigsten werden in vorhusitischer Zeit die folgenden Familiennamen genannt:

Ampusmeister, Ansorge, Bader, Barthuch, Becke, Birschruter, Beheme, Båringer, von Bontenzee, Bretsneider, Camermålner, Cramer, Cürsner, Crevcziger, Crone, Cumer, Drescher, Farbenschaber, Faulfisch, Fedeler, Fischer, Fleischer, Gårtner, Gerwer, Geyseler, Goldman, Groß, Grewlich, Grůnhayn, Gürteler, Guthans, Habenicht, Haber, Haspenslak, Haw, Hawenschilt, Heger, Heuseler, Heynisch, Hukuf, Hünerer, Hyndenaus, Karkuch, Keylhaw, Kessel, von Kekaw, Knevfel, Kelner, Köchenmeister, Igl, Jost, Lalas, Lausche, Leffel, Leypner, Lomölner, Lumpe, Loze, Lozon, Mechthilt, Melczer, Merteyn, May, Necker, Nese, Nevbecke, Nevgebawer, Nymcz, Ohorn, Osmek, Pabist, Passer, Pendetter, Penicz, Peran, Peschel, Pfeifer, Pfennel, Preuse, Preuseler, Prölle, Puls, Pylat, Quas, Randecke, Refeler, Regenwörfel, Renner, Romkessel, Rot, Rus, Rosencrancz, Ryntfleisch, Schawenermel, Schickel, Schreiber, Schubort, Schůfner, Schyndler, Seydel, Slosser, Smyd, Sneyder, Sontag, Steynbach, Streckebeyn, Swertfeger, Swachans, Tamme, Tavte, Tapfer, Tuchmecher, von der Vogelweyde, Vogelweyder, Voyt, Vyrdung, Wabersencz, Waltman, Wagner, Weber, Weyskop, Wirhaas.

Eine Eigenthümlichkeit, die so recht deutlich zeigt, daß unsere deutsche Stadt eben in Böhmen lag, besteht darin, daß mit dem grunddeutschen Zunamen ihrer Bürger und Bürgerinnen nicht selten Taufnamen verbunden werden, die ganz dem Tschechischen nachgebildet sind, wie Waczlab,

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