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aber steht es mit den früheren Schriftstellern? Welche Bedeutung schreiben sie der Vorsteherschaft der Gemeinden zu?

Betrachten wir zuerst die Neutestamentlichen Schriften. Hier werden die Presbyteren im Allgemeinen als diejenigen Personen bezeichnet, die mit der Leitung der einzelnen Gemeinden beauftragt sind. Sie sind das die Gemeinde vertretende Organ derselben. Es heifst in der Apostelgeschichte ausdrücklich, dafs Paulus und Barnabas von Antiochien aus wegen des Judenchristlichen Streites nach Jerusalem an die dortigen Apostel und Presbyteren gesandt worden; die Apostel und Presbyteren sind es, welche sich zuerst versammeln, um die Streitfrage zu besprechen; der Beschlufs wird zwar unter der Beistimmung der ganzen Gemeinde, doch von den Aposteln und Presbyteren ausgefertigt (Apostelgesch. 15, 2. 6.23.). Als Paulus zum letzten Male nach Jerusalem kam, ging er zu Jacobus, wo sich die Presbyteren versammelten, um ihm einen Rath wegen seines Verhaltens zu geben (21, 18.). Ihnen liegt die Sorge für das Beste der Gemeinde ob. Deshalb vergleicht Paulus sie mit den Hirten und macht es ihnen zur Pflicht, die Gemeinde, welche er als ihre Heerde bezeichnet, vor den Irrlehrern zu schützen (20, 17 ff.). Unter demselben Bilde werden sie auch in dem ersten Briefe des Petrus dargestellt, wo sie als Stellvertreter Christi bezeichnet werden, indem Christus der doinоuv genannt wird (1 Petr. 5, Iff.). Es gebührt ihnen eine besondere Ehre, namentlich dann, wenn sie in Wort und Lehre arbeiten; wie denn auch in dem ersten Briefe an den Timotheus diesem vorgeschrieben wird, gegen einen Presbyter keine Klage anzunehmen, als nur è̟nì dúo ✈ Toiv μagτúowv (1 Tim. 5, 19.). Besonders bemerkenswerth aber ist es, dafs Jacobus in seinem Briefe verordnet, ein Kranker solle die Presbyteren zu sich kommen lassen, dafs sie über ihn beten und ihn im Namen des Herrn mit Oel salben (Jac. 5, 14.). Aus dem Allen geht doch so Viel hervor, dafs der Presbyteriat in der Apostolischen Zeit nicht von der geringen Bedeutung war, wie man es sich wohl bisweilen vorstellt. Lag doch darin, dafs die Presbyteren als die nouέves der Gemeinde bezeichnet wurden, offenbar die Anforderung an diese ausgesprochen, ihren Gehorsam zu beweisen; deutet doch die

Stelle aus dem Briefe des Jacobus darauf hin, dafs man schon in jener Zeit anfing, die Ausübung der kirchlichen Handlungen den Presbyteren anzuvertrauen; wurde doch die Gemeinde dadurch, dass den Presbyteren die Sorge für die Abwehr der Irrlehren übertragen ward, zu einem desto festeren und engeren Verbande mit denselben angewiesen.

An die Apostolischen Schriften schliefst sich zunächst der Brief des Clemens von Rom an die Corinthische Gemeinde an, dessen Abfassung noch in die Zeit vor der Zerstörung Je rusalems fällt 18). Die Veranlassung zu diesem Briefe ́ gaben, wie bekannt, Unruhen in der Gemeinde zu Corinth, indem einige Mitglieder die Auctorität der Bischöfe oder Presbyteren nicht anerkennen wollten. Clemens erinnert die Gemeinde daran, wie sie zuvor, den Vorgesetzten unterthan und denselben die ihnen zukommende Ehre zollend, in den Geboten Gottes gewandelt habe, nun aber durch einige freche Menschen Streit und Zwietracht in ihr gesäet, worden sey (Cap. 1-3). Er ermahnt sie deshalb, Scheu zu haben vor den Vorgesetzten und sie zu ehren (τοὺς προηγουμένους ἡμῶν αἰδεσθῶμεν, τοὺς πρεσβυTépоvs nμar viμnowμer (Cap. 21); er weiset darauf hin, dafs die Bischöfe und Diaconen von den Aposteln eingesetzt worden, wie die Apostel von Christus, Christus aber von Gott gesandt sey (Cap. 42); er bezeichnet es als eine nicht geringe Sünde, die Presbyteren ihres Ansehens zu berauben (Cap. 44), und ermahnt zuletzt diejenigen, welche den Grund zur Unordnung gelegt haben, Bufse zu thun und sich den Presbyteren zu unterwerfen (Cap. 57).

In dem Hirten des Hermas wird der Presbyteren (Seniores) als derjenigen Personen Erwähnung gethan, die der Gemeinde vorstehen. Besonders wichtig aber ist die Stelle Lib. I. Vis. III. Hier erzählt Hermas, dafs er einen Thurm auf glän

18) Siehe Dan. Schenkel, de ecclesia Corinthia primaeva factionibus turbata (Basileae 1838. 8.), p. 104 sqq. Mit Unrecht bemerkt Baur a. a. O. S. 63, dass die Ignatianischen Briefe, wenn sie ächt wären, „mit geringer Differenz in dieselbe Zeit mit dem ersten Briefe des römischen Clemens an die korinthische Gemeinde fallen müssten“. Jedenfalls liegt doch ein Zeitraum von 40-50 Jahren dazwischen.

zenden Quadersteinen habe erbauen sehen; auf seine Frage, was der Thurm und die Quadersteine zu bedeuten haben, erhält er die Antwort: der Thurm bedeute die Kirche, die Quadersteine aber die Apostel, Bischöfe, Lehrer und Diener (Cap. 5: Lapides quidem illi quadrati et albi, convenientes in commissuris suis, ii sunt Apostoli et Episcopi et Doctores et Ministri). Kann man aus dieser Stelle auch nicht schliefsen, was Rothe (S. 408) daraus folgern will, dafs hier nämlich die eigentlich so zu nennenden Bischöfe von den eigentlich so zu nennenden Presbyteren unterschieden werden: so lässt sich doch nicht leugnen, dafs die mit der Leitung der Gemeinde Beauftragten zu jener Zeit eine hohe Bedeutung hatten, da sie als die Grundsteine, worauf die Kirche ruht, bezeichnet werden. Je mehr nun in dieser ganzen Schrift die Kirche als eine Einheit betrachtet wird: desto bedeutungsvoller ist jene Bezeichnung; es liegt darin offenbar, dafs, wer auf jenen Grund nicht mit erbaut ist, das heifst, mit den Vorstehern der Gemeinde nicht verbunden ist, auch nicht als ein Glied der Kirche anzusehen sey.

In dem Briefe des Polycarp, dessen Abfassung beinahe in dieselbe Zeit fällt, welche die Ignatianischen Briefe für sich in Anspruch nehmen, findet sich nur eine kurze Ermahnung zur Unterwürfigkeit unter die Presbyteren und Diaconen, die aber um ihrer Ausdrucksweise nicht zu übersehen ist. Es heifst nämlich Cap. 5: Υποτασσομένους τοῖς πρεσβυτέροις καὶ διακόνοις, ὡς Θεῷ καὶ Χριστῷ. Es ist diefs ganz dieselbe Ausdrucksweise, die uns in den Ignatianischen Briefen begegnet.

Fafst man diese Aeufserungen der frühesten kirchlichen Schriftsteller zusammen: so weisen sie zwar auf eine bestimmte Unterscheidung zwischen den Bischöfen und Presbyteren nicht hin, zeigen aber doch, dafs der Vorsteherschaft eine nicht geringe Bedeutung zugeschrieben, ja, dafs sie in jeder Gemeinde als das die einzelnen Gläubigen zu einem Ganzen äufserlich vereinigende Band betrachtet wurde. Wenn nun Ignatius den Bischof bestimmt als den obersten Leiter der Gemeinde betrachtete: so war es auch natürlich, dafs er die Auszeichnung, welche bei den übrigen früheren Schriftstellern dem ganzen Collegium gegeben ward, vornehmlich für den Bischof in Anspruch nahm. Hierbei sind noch einige Bemerkun

gen zu machen. Erstens ist nicht zu übersehen, dafs der Ignatianischen Ausdrucksweise überhaupt eine gewisse Uebertreibung eigen ist, so dass man sich wohl hüten mufs, in den einzelnen Ausdrücken Mehr zu finden, als am Ende doch darin liegt. Ignatius verlangt, dafs die Gemeinde dem Bischof unterthan seyn solle, wie Jesus Christus dem Vater und die Apostel Christo und dem Vater und dem Geiste unterthan gewesen. Das klingt freilich stark genug und scheint dem Einzelnen jede Freiheit zu nehmen: allein, wenn er nun die gleiche Unterwürfigkeit der einzelnen Glieder der Gemeinde unter einander verlangt: so verliert jene Forderung doch offenbar das Anstössige, das, für sich betrachtet, darin liegt. Und so ist's in der That. Ignatius sagt nämlich: Υποτάγητε τῷ ἐπισκόπῳ καὶ ἀλ λήλοις, ὡς Ἰησοῦς Χριστὸς τῷ πατρὶ κατὰ σάρκα, καὶ οἱ ἀπόστολοι τῷ Χριστῷ καὶ τῷ πατρὶ καὶ τῷ πνεύματι (an die Magnesianer Cap. 13). Sodann ist, worauf bereits Rothe (S. 445 ff.) hingewiesen hat, zu bemerken, dafs es für einen Mann, der sich selbst ἄνθρωπος εἰς ἕνωσιν κατηρτισμένος (an die Philadelphier Cap. 8) nennt, bei dem für das Bestehen der Christlichen Gemeinden immer bedrohlicher werdenden Umsichgreifen der Haeretiker, nicht zu verwundern ist, wenn derselbe sich in dem engsten Sichanschliefsen an den Bischof ein Schutzmittel gegen dieselben findet und deshalb namentlich die eigentlichen kirchlichen Handlungen nur von diesem selbst oder doch unter seiner Auctorität ausgeübt wissen will. In der That wäre doch auch die Stellung eines Bischofs in der Gemeinde ziemlich bedeutungslos, wenn ihm solche Thätigkeit nicht zugewiesen wäre. Zugleich darf nicht unberücksichtigt bleiben, dafs die Auctorität des Bischofs, die in unsern Briefen in Anspruch genommen wird, sich auf eine sehr bestimmte Weise von derjenigen unterscheidet, die man in späterer Zeit ihm beigelegt findet. Einmal nämlich stellt Ignatius denselben nie für sich abgesondert dar, sondern überall setzt er ihn in die engste Verbindung mit den Presbyteren und Diaconen, ja, mit der ganzen Gemeinde. Ferner bezeichnet Ignatius den Bischof nirgends als Priester. Zwar will er, dafs derselbe allein die Taufe sowohl, als auch die Eucharistie zu verwalten habe: aber er deutet es auch nicht im Entferntesten an, dafs diefs deshalb geschehen müsse, weil

das Wasser zuvor einer priesterlichen Einsegnung bedürfe, um wahres Taufwasser zu werden, und eben so das Brod und der Wein, um als Leib und Blut des Herrn gelten zu können, und weil eine solche Einsegnung nur durch den Bischof selbst oder unter der Auctorität desselben, als des eigentlichen Organs des heiligen Geistes, Statt finden könne. Mit Recht hat Pearson (P.II. Cap. 12.) und neuerdings Rothe (S. 158 f. 730 ff.) auf dieses Moment aufmerksam gemacht. Doch ist die Beweisführung Rothe's nicht probehaltig. Er gründet dieselbe nämlich darauf, dafs in den Briefen die Idee des allgemeinen Priesterthums sich ausgesprochen finde, indem er meint, eben deshalb müsse es dem Verfasser derselben durchaus fern gelegen haben, die Bischöfe als Priester anzusehen. Allein dagegen sind zwei Bemerkungen zu machen. Erstens: Die Worte, welche die Idee des allgemeinen Priesterthums in sich enthalten sollen, deuten bei richtigem Verständnisse keinesweges darauf hin, es sind diefs die in dem Briefe an die Philadelphier Cap. 9 vorkommenden Worte: Καλοὶ καὶ οἱ ἱερεῖς, κρείσσων δὲ ὁ ἀρχιερεύς. Rothe (S. 731 ff.) versteht unter den iɛɛic die Christen im Allgemeinen und unter dem oxiɛɛus Christus. Das Letztere ist richtig, nicht aber das Erstere. So scharfsinnig Rothe auch jene Erklärung zu rechtfertigen sucht: so läfst sich bei genauer Erwägung des Zusammenhanges doch nicht verkennen, dafs wir bei den iɛɛis an die Jüdischen Priester zu denken haben, wie diess anch von Baur (S. 173 Anm.) und von Arndt (a. a. O. S. 178 f. Anm.) nachgewiesen worden ist 19). Zweitens: Wenn sich in den Briefen auch die Idee des allgemeinen Priesterthums ansgesprochen findet: so ist diefs doch noch kein Beweis dafür, dafs der Verfasser derselben die Bischöfe nicht in besonderem Sinne als Priester habe betrachten können. Das Eine hebt noch keinesweges nothwendig das Andere auf. Findet sich doch selbst im spätern Katholicismus Beides mit einander verbunden. Zum Beweise führe ich folgende schlagende Stelle aus deu

19) Ich gestehe, dafs ich Anfangs durch die Rothe'sche Erklärungsweise geblendet war, so dals. ich seine Deutung der Worte in meiner Schrift: Cyprians Lehre von der Kirche (S. 119), als die richtige gelten liefs.

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