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Dú eine sang fúr, dú ander sang na:

Harba lori fa, harba lori fa, harba lori fa etc.
Do ich ersach das schone krut

In dem boungartegin

Und ich erhorte das suesse gelut172)

Von den megden fin :

Do verblide173) das herze min,

Das ich muoste singen na:
Harba lori fa etc.
Johans Hadloub (II. 193.):

Es ist ougen wunne hort174),
So man schone frowen sament 175)
In dien boungarten sicht gan.
Do hoert man ir senften wort,
Wan si sich so wiblich schament,
So ir achtent junge man;
Man sicht da an in

So los giberde, das der manne sin
Wirt froelich gar.

Derselbe (II. 194.):

Das ich die reinen

Sehe in bluomen sten.

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172) Gelut, Geläut, Stimme wie Silberglöckchen.

173) zerflofs in Wonne.

174) Hort, Schatz. Eine vollständige Entwickelung der Bedeutungen dieses Wortes versuchte der Verfasser im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen, Jahrg. 1813 S. 330 ff.

175) zusammen.

Davon wart ich beide

Froeiden rich und an truren kránc176).

Nach der min gedano

Sere ranc

Und swanc,

Die vant ich ze tanze, da si sanc;
Ane leit ich do spranc.

Im Frühlinge sahen sie auch die Frauen lieblicher und freier gekleidet, während die Wintergewänder ihre Schönheit allzu sehr verdeckten. Auch darum priesen sie den Sommer, hafsten sie den Winter.

Hadloub (II. 192.):

Frowen minnenkliche

Mugent si nu nit gesehen,
Als sus san des sumers e;
Si hant nu verwunden

Dú antlút 177) in ir stuchen,

Das sú nit ruchen.

Swere winde tuont an linden húten we.

We uns kueler stunden!

Rosen wengel sint verborgen und ir keln wis, als

Derselbe (II. 193 f.):

der sne.

17

So sach man ouch dike118) an schonen frowen
Wunnen mer, danne man nu muge geschowen.
Si bergent nu keln blank und nekelin 11o)
Und ir houbit, wisse hende ouch dike.

179

Winter wendet uns suesser ougen blike.
Man sach dur klein ermel blanker arme schin,

So sach man in wiblich

Sten ir kleinen lin.

Nu went 180) si sich

176) schwach an Trauern, d. i. die Trauer verging.

177) Antlitz.

178) oft.

179) Nacken.

180) Went steht wohl statt: wellent, wollen.

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Des man schone frowen sach sich dike ergan 182),
Des werde man

Gerne namen war.

Wan sweriu kleit diu leiten si do hin,

Des man sach, wie wiblich wol si sint gestalt
Und manigvalt

Ir lichte schin;

Wan si burgen niht ir wunne in suesser zit.
Der winter git

Kalt winde und sne,

Des ir antlút, nekel, kelen bergent sint;

An húten lint

Tuot winter we;

Ir hende wis ouch dike bergent si,

Und sint in den stuben, des mans selten siht.

Wen tete das niht

Vil froeiden fri?

Derselbe (II. 196.):

Doch was mangem minner bas,

Do sumer was,

Sit 183) man nu nicht

Der 184) wunne sicht,

Die man sach do,

Do man sach die bluomen sten

Und frowen gen

181) theuer, selten.

182) sich oft ergehn.

183) Seit.

184) Genitivconstruction.

So sumerlich, hende wis, ir neke clar
Sach man ouch bar 186).

So falle denn auf das finstere Bild, das wir uns vom Mittelalter an der Hand der Geschichte entwarfen, auch ein freundlicher Lichtstrahl! Es war nicht alles Gefühl erloschen, nicht alles Zarte verschwunden. Auch was hier zusammengestellt und wie urkundlich bewiesen ist, bestätigt, was Schiller in seinen vier Welttaltern sagt:

Der Mönch und die Nonne zergeifselten sich
Und der eiserne Ritter turnirte.

Doch war das Leben auch finster und wild,
So blieb doch die Liebe lieblich und mild,
Und einen heiligen keuschen Altar
Bewahrten sich stille die Musen.

,,Wenn wir uns fragen," sagt Franz Horn in seiner Geschichte und Kritik der Deutschen Poesie und Beredtsamkeit (Berlin 1805), S. 33,,,was es denn eigentlich sey, das uns in den Liedern dieser Sänger mit so wunderbarem Zauber rührt: so möchte vielleicht die einfache Antwort: es sey die überall hervorleuchtende milde Reinheit des Gemüths, die stille Anmuth des Gefühls in der Brust von so tapfern und gestählten Männern, für den uneingenommenen Leser die befriedigendste seyn."

Mit diesen Gedanken scheiden auch wir von jenen Sängern, die im Frühlinge der Deutschen Poesie ihren Naturgesang ertönen liefsen. Wir zürnen ihnen nicht, dafs sie arm sind an hohen Ideen, dafs ihre Form nicht vollendeter ist, und möchten gern mit ihnen des Lenzes Flur durchwallen und kindlich ihre Reize geniessen.

185) blofs.

II.

Philipp Melanthons Universitätszeugnifs für den Herzoglich-Meklenburgischen Secretair Mag. Simon Leupold.

Von

Georg Christian Friedrich Lisch, Grofsherzoglich-Meklenburgischem Archivar und Regierungsbibliothekar zu Schwerin.

Die Lutherische Predigt begann in Meklenburg im Jahre 1523 durch Joachim Slüter in Rostock, einen Schüler Luthers. Da die Herzoge Heinrich der Friedfertige (1503 -1552) und Albrecht der Schöne (1520-1547) sie dul-' deten, ja, im Anfange begünstigten: so verbreitete sie sich bald im Lande, wenn auch dem gewaltsamen Vordringen zuweilen Zügel angelegt wurden. Der Herzog Albrecht trat jedoch bald zum Papismus zurück, den er auch wohl nie ganz verlassen hatte; der Herzog Heinrich aber, ein Fürst voll klarer Einsicht, hohen Ernstes und weiser Mäfsigung, gestaltete die selbstkräftige Entwickelung der jungen Kirche allmälig nach den Bedürfnissen zu einer festen Einrichtung, bis der grofse and gelehrte Herzog Johann Albrecht I. (1547 — 1576), Albrechts Sohn, im Jahre 1552 die letzte Wurzel des Papismus in Meklenburg ausrottete und auch für Deutschland nicht Wenig dadurch wirkte, dafs er vorzüglich, nach dem glorreichen Tyroler Feldzuge, den Vertrag von Passau bewirkte.

Die Lutherische Lehre ward unmittelbar von Wittenberg nach Meklenburg getragen. Die Herzoge beriefen durch Vermittelung der Reformatoren nach und nach eine sehr grofse Zahl- gelehrter und begeisterter Männer von der blühenden Uni

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