Weil nirgend es geschrieben steht,
Dafs er Jemand heifst gehen.
Er denkt, merk, was ich sage hier:
Was kann der arme Wurm dafür,
Sollt ich ihn nicht ansehen?

Beim Taufen fängt der Herr es an,
Das Geisteskorn zu säen.

Wer diefs nicht so begreifen kann,
Der lasse es nur stehen.

Gott wirkt durch Wort und Sacrament.
Ob Niemand dieses fassen könnt,

Noch soll es also gehen1*).

Schon hierin liegt zugleich ein Gegensatz auch gegen Solche, welche die Taufe deshalb verachteten, weil sie an Kindern anwiedergeborener Eltern vor unerweckten, geistig todten Pathen von einem im Dienste der verunreinigten Kirche stehenden Prediger verrichtet werde. Noch mehr aber gilt für diese: Die, die dem Heiland Kindlein bringen,

Die bringen also das, was sein,

Und ob sie von dergleichen Dingen
Nichts recht und gründlich sehen ein.
Man soll das Bringen Niemand wehren,
Nur von der Sache ihn belehren,

Wie grofs und wichtig dafs sie sey.

Das sind der wahren Christen Pflichten,
Nicht aber zanken, tadeln, richten:
Von dem sind wahre Christen frei).

Lafs also Gottes Ordnung stehen
Und tadle an derselben nicht.

Nein, Bruder, nein, es kann nicht gehen,
Besinne dich doch recht im Licht.
Lafs taufen alle Adamskinder,
Einmal, es steckt Etwas dahinter,
Die Frucht wirst du dereinsten sehn.
Nein, das soll es nicht hintertreiben,
Dafs Viele nicht im Bunde bleiben:
Auf Gottes Seiten bleibt er stehn 16).

Sogar die Separatisten, welche sich der kirchlichen Taufordnung widersetzten, thaten diefs, wie aus der oben gegebenen

14) Lied von der Taufe. Schriften, III. 2. Abth. S. 414 f. 15) Schriften, III. 2. Abth. S. 416.

16) Eben daselbst, S. 418.

Darstellung erhellen mufs, nicht weil sie auf die in der Christlichen Urzeit beobachtete Form einen grofsen Werth gelegt, sondern weil sie sich über die Formen des Gottesdienstes überhaupt hinweggesetzt hatten. Sie wollten ihre Kinder ungetauft lassen, und uur, um sie nicht vom Pfarrer taufen lassen zu müssen, nahmen sie selbst die Taufe an ihnen vor. Sie dachten daran, dafs ihre Kinder, als solche nicht getauft, dermaleinst herangewachsen und im Glauben befestigt und erleuchtet, in der Gemeinde der Heiligen, etwa in dem erwarteten neuen Zustande der Dinge getauft werden würden. Aber davon, dafs sie sich mit dem Gedanken an eine nochmalige Taufe der in der Kindheit schon getauften Erwachsenen beschäftigt hätten, zeigt sich auch nicht eine entfernte Spur. Sie hielten überhaupt, zu Viel auf das innere Licht, auf die Geistes- und Feuertaufe eines lebendigen Glaubens, sie waren wenigstens in dieser Hinsicht zu genial oder Quäkerisch, als dafs ein ängstliches Haften am Buchstaben des Biblischen Wortes sie hätte bestimmen sollen. Mit jenen Separatisten haben die neuen Taufgesinnten überhaupt nicht nur in politischer, sondern auch in dogmatischer und religiöser Hinsicht Nichts oder Wenig gemein, was ihnen in der letztern Beziehung zu gleicher Zeit eben so zum Tadel, wie zum Lobe gereichen mag.

Die Kornthaler Gemeinde endlich, die sich zwar wegen der neuen Liturgie von der Landeskirche getrennt und dabei namentlich auch das veränderte Taufformular als einen Grund der Beschwerde vorangestellt hatte, ist dem Augsburgischen Bekenntnisse auch darin getreu, dafs sie sich offen zur Ordnung der Kindertaufe bekennt 17).

Demnach ist nicht vorauszusehen, wie inmitten einer Kirche, deren sämmtliche Bekenntnisse und Gemeinschaften die Kindertaufe besonders hochhalten, die Taufgesinnten, welche unter sich zu einer besondern Gemeinde Christi geworden zu seyn behaupten, auch fernerhin erst noch einen bedeutenden Zuwachs erhalten dürften.

Mit den wenigen hin und wieder im Lande wohnenden Mennoniten scheint die Gesellschaft bis jetzt eine Verbindung noch nicht angeknüpft zu haben.

17) Fundationsurkunde vom 22, Aug. 1819. Reyscher, II. 485.