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Singent in ir besten done.

Tuon wir ouch also!

Wol dir, meige, wie du scheidest
Alles ane has!

Wie wol du die bluomen kleidest
Und die heide bas 24)!

„Diu hat varwe me,"

„Du bist kurzer, ich bin langer!" Alse stritent si uf dem anger, Bluomen und klee.

I. 109.

Do der sumer komen was
Und die bluomen dur das gras
Wunneklich entsprungen,

Und die vogel sungen:
Do kam ich gegangen
Uf einen anger langen,

Do ein kueler brunne entsprang.
Dur den anger was sin gang,

Da die nahtegall wol sang.

Der Chanzler, ums Jahr 1300, muthmafslich Rudolph von Klingenberg, Kanzler des Kaisers, singt folgendermafsen:

Meie, din zit

II. 243.

Maniger leige wunne uns git
Uf berge, in tal, in ouwen,
Die der leide winter twang.
Diu heide lit

Wolgezieret, sunder strit.

In gruene mag man schowen

Bluomen, bla, brun, rot, gel, blank.
Gar zergangen ist des winters grimme.
Diu nahtegal

24) bas, der alte Positiv von besser.

Schellet 2) aber 26) suezen schal
In froeide gebender stimme,

Diu noh nie so sueze erhal.

Seht an den walt,

Wie geloub 27), wie wol gestalt,
Luft, wasser, erde ervrischet,
Fúr 28) in sunnen hoh geschaft!
Wie manigvalt

Bluot und bluomen ungezalt
Mir varwe in varwe mischet
Des vil lieben sumers kraft.

II. 244.

Vroeit úch, stolzen 29) leigen!
Der anger und diu heide breit
Bi dem lichten meien

Stet wunneklich bekleit.

Hure 30) wol besungen

In suexer wise wirt der walt.

Sumer hat verdrungen

Den leiden winter kalt.

Bluender hag und loub uf gruenen linden,
Lilien, rosen, viol lant sich vinden.

Erwachet ist diu nahtegal

Und tuot truren swinden 31)

Ir froeidericher schal.

25) Schellen, eigentlich schällen, d. i. schallen machen, gleichwie von fallen fällen, von cadere caedere gebildet wird, auch blänken für blank machen vorkommt, so wie valwen, falb werden, velwen, falb machen.

26) Aber hat fast immer die Bedeutung: abermals, wiederum. 27) geloub, gelaubt, jetzt: belaubt. Der Wald, sagte man, laubet sich.

28) Fur, Feuer.

29) Stolz in damaligem Sinne drückt ein lebensfrohes, muthiges Wesen aus.

30) Hure, heuer.

31) Swinden und swenden heilst: verschwinden machen.

Meie ist wol geschoenet,

Er tuot dem vogelin swere buos 3 2):
Suezen luft durh doenet

Der lerchen sumer gruoz.
Sunnen glast 33) uf heide
Durliuhtet 34) bluomen und kle.
Wernher von Taifen singt I. 44.:
Froeit úch beide, junge und alt:
Winter kalt

Hinnen ist gescheiden.

Schouwent an den walt!

Velt und anger stet bekleit;
Bluomen breit

Siht man uf den heiden;

Das ist mir geseit,
Bluomen wis

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Da bi hoert man vogel sanc

Sunder wanc 36)

Klingen in der ouwe,

Die der winter twanc.

Vergleiche auch den jung Misner (II.156.).

So haben wir denn im Allgemeinen den Ton vernommen, in welchem vor 500 Jahren die Deutschen den Frühling besangen. Wir finden in diesen Dichtern so manche Ausdrucksweise, welche besonders bemerkt zu werden verdient. Dazu gehört der Ausdruck: es meiet, z. B. bei Luitolt von Seven (I. 162.): In dem walde und uf der gruenen heide meiet es forechte wol; bei Albrecht Marfchal von Raprechtswile (1.189.): Es meiet meien bluot. Hinausgehen,

32) Bufse thun hiefs damals: ersetzen. Swere ist Noth.

33) Sonnenglanz.

34) Durchleuchtet.

35) Brechen und brehen heilst: schimmern. Smieren heifst: lächeln, wird auch vom Menschen gebraucht.

86) Ohne Unterbrechung.

um den Mai zu geniefsen, heifst Meien gehen, z. B. Nithart (II.86.): Bi der gruenen linden, dar ich meien was gegan 37) da vant ich die guoten stan vor den jungen kinden. So bei Diurner (II. 209.). Unter andern schönen Redensarten zeichnen wir folgende aus. Walther von der Vogelweide (I. 116.): Gen wir zuo des meien hohgezite, der ist mit aller siner wunne kumen. Der meie bringt uns alle sine wunder. — Grave Chuonrat von Kilchberg (I. 13.): Der meie hat gekroenet berge und tal mit maniger bluete. Die Vögel werden die Waldsinger genannt. Wolfram von Eschilbach (I. 148.). Ueberhaupt hatte die im Ganzen damals noch einfachere Sprache doch schon manche in jener Zeit nicht gesuchte Zusammensetzung, z. B. Sommerwonne, Augenweide u. a.

Der Sinn für Naturschönheiten offenbart sich vorzüglich in der treffenden Auffassung und Darstellung der einzelnen Züge, welche von der schönen Natur dargeboten werden und besonders aus dem Leben der Blumen und der Vögel genommen sind. Ehe wir solche zusammenstellen, führen wir Verse auf, welche die einzelnen Eigenschaften der schönen Jahreszeit hervorheben.

Was der Geburt des Lenzes vorangeht, wird von Burkart von Hohenvels (I. 87.) also dargestellt:

Do der luft mit sunnen vure 38)

Wart getempert und gemischet, Dar gab wasser sine sture39),. Da wart erde ir lip erfrischet, Dur ein tougenliches smiegen 4o) Wart si vreuden fruhte swanger. Allgemeine Freude wird verbreitet im Mai. (II. 226.):

Dise liben meien kraft

37) gegangen.

38) Sonnenfeuer.

39) Steuer.

40) heimliches Schmiegen.

Rumslant

Ist uns worden kunftig.

Sich froewet alles, das froewen kan,

Das froeide je gewan.

Froeit úch, werden11) man,

Was der sumer wunne hat und des meien bluete. Des Frühlings Kraft dringt in die Höh. Von Stadegge (II.54.): Wol her, kint, ir helfet singen,

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Loben des suessen meien werdekeit *2)!

Sine kraft siht man uf dringen

Gegen der sunnen dur die boume breit.

Alle wol gemuoten leien

Die gesahen einen meien

Nie mit richer varwe bas bekleit.

Lichthelle Tage sind eine seiner Schönheiten. Eben daselbst:

Wol den kleinen vogellinen,

Wol der heide, wol den lichten tagen!
Die suln uns ze froeiden schinen.

Uns wil ein lichter sumer komen
Mit schoenen bluomen wunneklich.
Der vogel sanc habe ich vernomen.
Dú heide ist maniger varwe rich 43).
Des froeit sich dú nahtegal

Gegen den wunneklichen meien, der nu gruenet

uberal.

Auch die Länge der Tage vermehrt des Frühlings Freuden. Von Wildonie (I. 193.):

Des meien zit und al sin schoene

Ist aber komen,

Und die liehten sumer tage so heiter und so lang.
Die vogel singent suesse doene.

Ich han vernomen

Von der lieben nahtegal ir wunneklichen sang:

Si froeit sich, das heide und walt

Stent in wunneklicher schouwe.

41) werthe.

42) Würdigkeit. 43) reich.

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