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von dem Gesagten nicht zu vollem Verständniss kommt, sei es wegen der erhabenen Grösse seiner Natur, sei es wegen der Art und Weise der Fleischwerdung, den Unkundigen daraus kein Schade erwächst. Nachdem hierdurch die wider c Gott kämpfenden Zungen zum Schweigen gebracht, drängt die Untersuchung zu einer deutlichen Auseinandersetzung. Ihr aber, Söhne der Kirche, die ihr frommen Sinnes forscht, achtet mir auf Folgendes: Wie nämlich so hiess es (Kap. 13,17. S. 386 B) vermag der Logos seinem Wesen nach einerseits in seinem eigenen Tempel, andererseits in allem Seienden gleicherweise zu sein, und was hat der Tempel vor dem All voraus? Hören wir nunmehr die Schrift, welche sagt (Joh. 1,18): „Der in des Vaters Schosse ist", derselbe ist auch seinem Wesen nach, ohne dass er eine Trennung erlitte, im All gegenwärtig. Und nicht in demselben Sinne reden wir von B einem Sein desselben im Vater, wie in den übrigen Dingen, nicht als ob sein in den anderen Dingen gegenwärtiges Wesen sich zusammenzöge, sondern um des Masses willen desjenigen, das ihn aufnimmt, das zur Aufnahme des Göttlichen unfähig ist (διὰ τὸ τῶν δεχομένων μέτρον, ἀτονούντων τὴν εἰσδοχὴν tv 9ɛlav). Während wir so von dem ungetrennt in seinem Tempel anwesenden Logos reden und gewissermassen das Einwohnen der Fülle der Gottheit bekennen, behaupten wir zugleich auch, dass er seinem Wesen nach im All gegenwärtig sei, und zwar nicht in ähnlicher Weise, denn nicht fasst der niedere Menschenleib der Gottheit Strahlen. Ein Beispiel möge dies veranschaulichen. Die uns allen gemeinsame Sonne scheint uns jeden Tag, und zwar nicht demc einen weniger, dem anderen mehr, sondern in gleicher Weise vertheilt sie ihre allgemeine Wirksamkeit über das All. Jedoch wenn jemand starke Augen hat, fasst er mehr von ihrem Strahle, nicht der Sonne wegen, als ob diese sich mehr über ihn als über alles Uebrige ausbreitete, sondern wegen seiner eigenthümlichen Sehkraft; wer aber schwache Augen hat, wird nicht in denselben Lichtglanz zu schauen vermögen, eben wegen der Schwäche seiner Augen. So denke dir auch die Sonne der Gerechtigkeit in allen Dingen gleicher Weise ihrem Wesen nach, da sie ja Gott ist, anwesend, wird

alle aber, schwachsichtig und trietäugig durch den Schmutz unserer Sünden, unfähig zur Aufnahme des Lichtes, der eigenthümliche Tempel des Logos aber, wie ein überaus reines und helles Auge, das deswegen auch des gesammten Lichtes Glanz fasst, da es ja aus heiligem Geiste gebildet, von der Sünde aber durchaus geschieden ist. Denn wie die Sonne, welche allen in gleicher Weise ihrer Wirksamkeit gemäss scheint, nicht von allen in gleicher Weise gefasst wird, so ist auch der Logos, der seinem Wesen entsprechend dem ganzen All gegenwärtig ist, nicht in gleicher Weise in allem Anderen wie in seinem eigenthümlichen Tempel anwesend.

Mit dieser genauen Inhaltsangabe der Schrift des Apollinarios „Ueber die Dreieinigkeit" hoffe ich einmal die Möglichkeit, einen tieferen Blick in die theologisch so bedeutenden Ausführungen dieser trinitarisch-christologischen Schrift zu thun, eröffnet und einen, wenn auch mangelhaften Ersatz für den zusammenhängenden griechischen Text des Werkes, dessen übersichtliche Veröffentlichung ebenso wie die Eingangs dieser Mittheilungen erwähnte, so wünschenswerthe Gesammtausgabe der Schriften des Apollinarios von Laodicea noch lange auf sich warten lassen dürfte, geschaffen zu haben.

Dass endlich ich gestatte mir diese Bemerkung zum Schluss in der Schreibung des Namens des Laodicenischen Bischofs auch heutzutage von Theologen so vielfältig gefehlt wird, ist mindestens eine auffällige Erscheinung, für die ein zureichender Grund schwerlich vorgebracht werden kann. Der Name des Mannes muss unzweifelhaft sprachrichtig Apollinarios geschrieben werden. In den älteren, aber auch in neueren griechischen Textausgaben und bei Kirchengeschichtsschreibern herrscht in der Schreibung dieses Namens ein ganz merkwürdiges Schwanken. Zacagni druckt in seiner Ausgabe des AvTioontixóg von Gregorios von Nyssa (Rom, 1698) Arokivágios, ebenso Schulze in seiner Ausgabe der Werke des Theodoretos und Mai im VII. Bande seiner Script. vet. nova collectio. Ja sogar Fritzsche (De Theodori Mopsuesteni vita et scriptis, Halae 1836) schreibt

Arokivágios und lateinisch Apolinarius, Caspari (a. a. O.) Arokivágios, in lateinischen Anführungen Apollinarius, im eigenen Text Apollinaris, während Thilo im Titel der in seiner Biblioth. patr. graec. dogm. enthaltenen Athanasianischen Schrift gegen die Apollinaristen zwar lateinisch Apollinarius, griechisch aber novάoios hat drucken lassen. Goldhorn allein hat im zweiten Bande derselben Biblioth. patr. in der Ueberschrift der Briefe des Gregorios von Nazianz an Kledonios das Richtige: Απολλινάριος. Bestätigt wird diese Schreibung auch durch Hieronymus. Derselbe nennt den Laodicenischen Bischof im CIV. Kapitel seiner Schrift,,De viris illustribus", wie es der aus dem 7. Jahrhundert stammende Cod. Vatican. n. 2077 und der gleichfalls dem 7. Jahrhundert angehörige Pariser Palimpsest (Mscr. lat. 12161), genau der griechischen Ableitung des Wortes. entsprechend, bezeugen, Apollinarius, während erst in dem Cod. Bamberg. n. 677 aus dem 11. Jahrhundert die dem späteren lateinischen Sprachgebrauch mehr angepasste Form Apollinaris sich findet. Dieser letzteren lateinischen Form aber aus reiner Bequemlichkeit sich zu bedienen und dem Griechen Apollinarios eben diesen seinen ihm zukommenden Namen in wissenschaftlichen Darstellungen seines Lebens und seiner Lehre willkürlich vorzuenthalten, liegt keine ersichtliche Veranlassung vor.

Zu Pseudo-Hippolytos.

Von

Dr. Johannes Dräseke.

Unter den fälschlich Hippolytos beigelegten Schriften hat wohl kaum eine einzige eine so widersprechende Beurtheilung hinsichtlich ihrer Abfassungszeit und Bedeutung erfahren wie die Κατὰ Βήρωνος περὶ θεολογίας καὶ σαρzwoɛws.1) Seit Fock's Abhandlung über „Beron und Pseudo- Hippolytus" in Illgen's Zeitschrift für die historische Theologie (Bd. XVII. 1847. Heft 4) hat die Frage fast völlig geruht. Und dennoch, meine ich, erfordert sie noch eine andere Lösung, als Fock ihr gegeben. Den Weg zu derselben bahnen zu helfen, ist der Zweck der nachfolgenden Bemerkungen.

Schon die überlieferte Ueberschrift Κατὰ Βύρωνος καὶ Ηλικος τῶν αἱρετικῶν bietet Schwierigkeiten. Nach Pitra's Zeugniss haben die Handschriften des Nikephoros, in dessen Schrift wider die Bilderstürmer die Aufschrift des fälschlich Hippolytos zugeschriebenen Werkes und ein Theil des ersten Bruchstücks (Lagarde S. 58, 5-17) angeführt ist, "Hzog und Ηλικόνος, nicht aber Ηλικίωνος, wie es in der auch in die Migne'sche Ausgabe3) übergegangenen Bemerkung des Fabricius und auch bei Kimmel1) heisst. Nach letzterem, der die beiden Namen mit Recht für ägyptische erklärt und zum

1) Hippolyti Romani quae feruntur omnia graece e recogn. P. Ant. de Lagarde. 1858, S. 57–63.

2) Spicilegium Solesmense I. S. 347.

3) Patrologiae Graecae T. X. S. 829, 830, Anm. 19.

4) Kimmel, De Hippolyti vita et scriptis. Ienae, 1839 S. 57.

Vergleich auf Hierax und Korakion (Euseb. Hist. eccl. VIII, 24) verweist, denen noch die Namen des Alexandriners Theon, des Progymnasmatikers, und Heron's, des berühmten Mathematikers, sowie Apion's, des Grammatikers aus Oasis, zugesellt werden könnten, ist eine Aenderung, von der überhaupt bisher nur bei dem zweiten Namen die Rede war, nicht von Nöthen. Die Form Ηλικόνος zunächst sieht stark nach Verbesserung oder Vermuthung eines Schreibers aus, der mit seiner vielleicht etwas verwischten Vorlage nichts Rechtes anzufangen wusste. Das erkannte schon Fabricius, indem er mit Tilgung des folgenden τῶν vor αἱρετικῶν sehr einfach niτov vorschlug. Die offenbar von dem Presbyter und Apocrisiarius Anastasios (gest. 666), dem wir die Bruchstücke verdanken, mit Rücksicht auf einen Theil des Inhalts der Schrift gefasste Aufschrift, welche einen Zusatz zu der ursprünglichen Περὶ θεολογίας καὶ σαρκώσεως κατὰ otoizɛtov hóyos bildet, lautet zunächst KATABhpwnocKAIHAIKIWTWNAIPETIKWN, woraus durch geringes Versehen HAIKOCTWN wurde.

Für des Fabricius Vermuthung spricht ausser dieser paläographisch so nahe liegenden Möglichkeit der Umstand, dass an zwei Stellen (S. 62, 7 und S. 63, 20) Beron allein und nur einmal im fünften Bruchstück (S. 61, 15) Býgov (γάρ) τις έναγχος μεθ ̓ ἑτέρων τινῶν τὴν Βαλεντίνου φαντα oiar aqévtes erwähnt werden. Warum ist hier Helix nicht genannt, wo man doch seinen Namen, wenn anders er wirklich ein Gesinnungsgenosse Beron's war, unbedingt erwarten. müsste, während in einem ganz ähnlichen Falle z. B. der Apollinarist Valentinus in seiner kleinen Schrift gegen die Apollinaristen Timotheos und Polemios1) diese seine beiden Gegner stets (S. 133, 134, 137) zusammen genannt und fort und fort von ihnen in der zweiten Person der Mehrzahl geredet hat? Ich meine, Anastasios ist an des Helix Namen vollständig unschuldig, derselbe ist nichts weiter als ein Versehen des Abschreibers.

1) In des Leontios Werke „,Adversus fraudes Apollinaristarum" bei Mai, Spicilegium Romanum, X, zweite Hälfte. S. 133-138.

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