Obrazy na stronie
PDF
ePub

Christen bezeichnet wird, weil er eben die Norm ihres Christseins, das objektive Christenthum ist. Als Inhalt dieses vouos ist angegeben die Nächstenliebe (2, 8); denn der dort gebrauchte Ausdruck νομος βασιλικος ist eine Parallele zu vouos Tελεos (1, 25). Alle einzelnen Mahnungen des Briefes fallen unter dieses Gesetz. Deutlich zeigt der enge Gedankenzusammenhang in 1, 18-27, dass die nota hoyov in V. 23 oder лoτa εorov in V. 25 die wahren voronq in V. 27 sind, die ihrerseits geschildert werden durch Beweisungen der Nächstenliebe. Ebenso wird als nomτng roμov in 4, 11 f. ποιητης der vorausgesetzt, der über den Bruder nicht übel redet noch richtet; wer aber bittern Eifer und Streitsucht im Herzen hat, κατακαυχαται της αληθειας και ψευδεται (3, 14). Dieser vouos aoilizos mit seinen unzähligen Anwendungen, wie z. B. dem Gegentheil der προσωπολημψία, ist der ολος o vouos (2, 10); der Verfasser steht auf dem Standpunkt, der Mark. 12, 28-31 ausführlich gegeben ist (vgl. den Ausdruck oog o vouos in der Parallele Matth. 22, 40; dort ist des Verfassers Auffassung wenigstens vorbereitet).') Dass das alttestamentliche Gesetz nicht gemeint sein kann, zeigen die Attribute; dieser vouos heisst Teleos, womit er nur

1) Grimm Z. f. w. Th. 70. S. 387. Weiss schliesst aus 2, 10, dass nach der Vorstellung des Verfassers auch das kleinste Ceremonialgesetz seine Erfüllung finden müsse. Welch ein wunderbarer Zufall aber, dass er dann im ganzen Brief auf kein solches hindeutet. Aber der Verf. kann auch nicht die Fortdauer des Gesetzes,,nur behauptet haben im Sinn der von Gott dem jüdischen Volke gegebenen nationalen Sitte, nicht im Sinne eines Erfordernisses zum Seligwerden." (Beyschlag.) Denn die erstere Auffassung ist modern; das alttestamentliche Gesetz war entweder zum Seligwerden nothwendig; dies der Standpunkt der Judaisten; dann und nur dann musste es gehalten werden; oder es war nicht nothwendig, wie die Christen erkannt hatten; dann konnte aber auch keiner, der das erkannt hatte, mehr ernstlich seine Erfüllung als eine pietätvoll zu bewahrende Sitte verlangen, vollends nicht mit dem Ausdruck evozos für Uebertreter eines Gebotes. Damals war nur dies entweder-oder gegeben. Der vouos aber, den unser Verf. meint, entscheidet nach seiner Ueberzeugung über die Seligkeit (1, 21). Vgl. auch Kübel, Glauben und Werke bei Jacobus. Tübingen 80, S. 23:,,Die christliche Fassung des Gesetzes".

dem alttestamentlichen Gesetz als einem unvollkommenen gegenüber gestellt sein kann; νομος ελευθεριας (1, 25. 2, 11), was er ist als εμφυτος (1, 21), wieder im Gegensatz zu dem in Tafeln gegebenen, äusserlichen Zwang auflegenden alttestamentlichen Gesetz. Ja sogar λογος αληθείας heisst er vielleicht mit dem Blick auf das alttestamentliche Gesetz, das nicht die letzte vollkommene Offenbarung des Willens Gottes war. Durch den Besitz dieses Gesetzes sind die Christen bestimmt, eine απαρχή των του θεου κτισμάτων (1, 18) zu sein. Wie der νομοθετης ein δυνα μενος σώσαι και απολεσαι ist (4, 12), so auch der νομοςλογος selbst ein δυνάμενος σωσαι τας ψυχας (1, 21); der ποιητής έργου, der dies als ein παρακύψας εις νομον τελειον και παραμείνας ist, εσται μακαριος εν τῇ ποιήσει αυτού (1, 25). Die Christen sind μελλοντες κρίνεσθαι δια νομου ελευθεριας (2, 12). Sie sind κληρονομοι της βασιλειας (2, 5), was jedenfalls ein Parallelausdruck zu

ist, wenn auch dort nicht vom Gesetz unmittelbar die Rede ist.

Wie wird nun der einzelne ein Christ? Wir sahen, der λογος-νομος ist ihnen εμφυτος (1, 21); θεος απεκύησεν ήμας λογῳ αλήθειας (1, 18). Er bestimmt ihre Natur als einer απαρχή των αυτου κτισμάτων, er ist bei ihrer Neugeburt in sie verpflanzt worden und nun das innere Lebensprincip der Christen. Doch handelt es sich ihm gegenüber in jedem Augenblick wieder um ein δεχεσθαι (vgl. δ. im Unterschied von ακούειν, παραλαμβανειν Luc. 8, 13. Α.-G. 17, 11. 1. Thess. 2, 13); der λογος εμφυτος war nur ein δυνάμενος σωσαι; er ist im Stadium der Potenzielität. Es ist denkbar, dass die Christen ακροαται επιλησμονής (1, 25) bleiben, wodurch sie παραλογιζόμενοι εαυτους werden (1, 22); wollen sie über diese Stufe hinausgelangen, muss zum παρακυπτειν εις νομον τελειον das παραμενειν (1, 25) kommen, müssen, die zunächst μονον ακροαται λογον sind, ποιηται desselben werden (1, 22), was ganz parallel steht, mit δεχεσθαι του εμφυτον λόγον. Die Erfüllung des Gesetzes geschieht im εργον, wie 1, 25 (ποιηται εργου ποιηται λογου V. 22 u. 23) zeigt; erst das εργον, in seiner Mannigfaltigkeit in εργα sich

zerlegend, verwirklicht das owoai (nach 2, 14), das dynamisch im λογος εμφυτος liegt (1, 21); εξ εργων δικαιούται ανθρωπος (2, 24); ein solcher, dessen υπομονη ein εργον τέλειον έχει, oder der nicht in einem Worte fehlt, ist darum Teλeos (1, 4, 3, 2), vgl. 1. Kor. 14, 20. Col. 1, 28, 3, 14, 4, 12. Phil. 3, 15. Eph. 4, 13. Hebr. 5, 14, 6, 1. Matth. 5, 48, 19, 21. Diese Christen beweisen sich, wie aus dem Zusammenhang von 1, 12 mit 1, 4 zu schliessen ist, als die ayanWVTES TOV DEOV, welche κληρονομοι της βασιλειας sind (2, 5). Ja sie heissen Sınaioı (5, 6. 16), wie nicht bei Paulus, wohl aber bei den Verfassern des 1. Petrus- und des Hebräerbriefs (1. P. 3, 12. 4, 18. H. 10, 38. 12, 23) und des 1. Johannesbriefs (1. Joh. 3, 7. 12.) Der Verfasser unterscheidet also eine doppelte Stufe des Christseins; wir könnten sie das Stadium der Potenzialität und der Actualität nennen. Im ersteren ist jeder Christ als solcher; ins letztere muss aber jeder durch eigene Energie dringen, dadurch dass er zur That macht, was in ihn als Kraft, als innere Norm gelegt ist.

Als Bedingung, zu dieser Tɛɛoτns zu gelangen, gilt dem Verfasser die oogia, wie 1, 5 im Zusammenhang mit V. 4 zeigt. Damit einer werde τελειος και ολοκληρος, εν μηδενι λειπόμενος, bedarf er der σοφια; wenn einer es nicht dazu bringt εν μηδενι λείπεσθαι, so darf er annehmen, dass er reiñetai oogias, und er muss diese sich erflehen, wie denn andererseits der Stand eines Gogos sich erweisen muss durch Werke, die er an seinem guten Wandel aufzeigt, 3, 13; so dass, wer die letzteren nicht besitzt, damit beweist, dass er sich fälschlich σοφος dünkt, dass seine σοφια επίγειος, ψυχική, δαιμονιωδης ist. Die wahre σοφια zeigt sich an einer καλη αναστροφη; sie ist αγνή, ειρηνική, επιεικής, ευπειθης, μεστη ελεους και καρπων αγαθών und dabei αδιακριτος und Mit ihr und in ihr wird der καρπος δικαιοσυνης ausgesät in dem Frieden, den sie bringt (ειρηνική), denen, die diesen Frieden halten. Καρπος δικαιοσυνης (gen. appositionis) ist also der alle jene aufgezählten Eigenschaften zusammenfassende Ausdruck; er bildet mit der oogia ein Ganzes, ist mit ihr innerlich verwachsen; wie sie als ανωθεν κατερχομενη bezeichnet wird, so wird mit ihr und

ανυπόκριτος

in ihr gesät, also auch voev, die Frucht derselben, die Gerechtigkeit.1)

Zofia erscheint so als die unmitttelbare Folge der wirklichen Aufnahme jenes λογος αλήθειας; darauf weist die Parallele v noɑütηtı bei den beiden Stellen 1, 21 und 3, 13, die Gleichheit der in beiden Stellen in Gegensatz gestellten Fehler (oorn in 1, 20 und hos nixos

--

in 3, 14), endlich die an beiden Stellen auftretende Sixaioσυνη (1, 21 soll offenbar das δεχεσθει τον λογον leisten, was der Zorn nicht leisten kann: εργαζεσθει δικαιοσυνην sov, und 3, 18 ist die Sina106vvnj und zwar auch die δικαιοσυνη θεον, denn sie wird gesät mit der ανωθεν τ. ε. απο του πατρος των φωτων (1, 17) κατερχομενη σοφια als zaoлos der oopia bezeichnet). Wir können also sagen: der normale Zustand des Christen ist die ooqia d. h. die den καρπος δικαιοσυνης unmittelbar hervorbringende, direkt auf die soya abzielende und hindrängende, dieselben schon sicher in sich bergende innerliche Aufnahme des λογος της αληθειας. Mit der σοφια tritt also das Moment in der Entwickelung des Christseins ein, mit welchem die Potenzialität in die Actualität übergeht. Der ooqos ist der in 1, 25 geschilderte παρακύψας εις νομον τελειον και παρα

μείνας.

Erlangt wird die ooga durch die ganz persönliche Beziehung des Individuums zu dem νoμoς oder λογος, die Hingabe seines Herzens an denselben, das Sexεoα von 1, 21. Diese persönliche Stellungnahme des Christen, welche als das subjektive Moment des Christwerdens gedacht werden muss, welches von Seiten des Subjekts das aлozvav Gottes ebenso bedingt als verwirklicht, durch welches also der λoyos erst dem einzelnen wirklich zu einem suqutos wird, nennt unser Brief πίστις. Diese enge Beziehung der πιστις auf den νομος zeigt der Zusammenhang von 2, 14 ff. mit 2, 1 ff., namentlich 2, 12 f. auf. Durch die OTIS wird der Mensch zum Christen, subjektiv angesehen, wie er es, objektiv angesehen.

1) ooqia tritt auch bei Paulus wenn auch seltener als Gabe des Christseins auf. 1. Kor. 1, 24. 30.

wird durch das unoxver Gottes.) Die Otis kann deswegen kurz als Bezeichnung des Christseins dienen, wie dies 1, 3 der Fall ist. Wenn die лagaσμо auch leicht zum πλανηθήναι απο της αληθειας nach 5, 19 führen können, d. h. zum Abfall vom Christenthum, so können sie doch auch dienen als δοκιμιον τῆς πίστεως, das υπομονήν κατ ɛoyağɛtaı (1, 3), d. h. als Prüfungsmittel des Christenthums. Mit area in 5, 19 ist das objektive, mit otis in 1, 3 ist das subjektive Specificum des Christenthums hervorgehoben; ist aber als durch υπομονη vermittelte Frucht der πιστις das ɛoyov teλelov genannt (V. 4), so muss der Gegenstand der πιστις irgendwie in innerer Beziehung stehen zum εργον, wie dies nach dem oben ausgeführten eben von dem vouos zutrift. Und wenn die πειρασμοι das δοκιμιον της πίστεως genannt werden, so dürfen wir in V. 12 das Soziuos yεvoμενος hieraus ergänzen als δοκιμος τῇ πίστει, so dass der δοκιμος τῇ πιστει als αγαπών τον θεον erscheint Ob die in V. 6 als Bedingung des erhörlichen Gebets um 60qia genannte OTIS im Sinne des nicht zweifelnden Festhaltens am Christenthum, d. h. also am λογος αληθειας und νομος Elevpias gefasst werden darf, ist zwar nicht sicher zu stellen, aber doch nicht unwahrscheinlich, weil der in Gegensatz zu einem solchen πιστευων gestellte διακρινόμενος geschildert wird als ακατάστατος εν πασαις ταις οδοις αυτου, also durch einen Zug des praktischen Lebens, und nach 4,8 auch der Ausdruck diyvzog nach dieser Seite schaut.

=

I) Dass Mangold meint, wenn das Christenthum Gesetz sei, so müsste,,glauben und die Werke des Gesetzes wirken identisch sein; denn einem Gesetz gegenüber ist glauben gehorchen“ (S. 630), ist befremdlich. Glauben bedeutet das Gesetz als gut und berechtigt und verpflichtend anerkennen, wie es heute tausend Christen mit der christlichen Lebensanschauung thun; von da aus zum Erfüllen ist aber noch ein ernster Schritt. Wenn aber Beyschlag (Comm. S. 129) „als grundlegendes Moment" in dem Glaubensbegriff des Briefs die innere Gewissheit von gewissen übersinnlichen Thatsachen und Wahrheiten findet, so hat dies allerdings, aber auch nur an 2, 19 einen gewissen Halt; dann aber müsste der Glaube der Christen aus dem der Teufel gefolgert werden, wozu ein einfaches Beispiel nicht berechtigt. S. unten S. 148. Vgl. Haupt, St. u. Kr. 83. S. 185 f.

« PoprzedniaDalej »