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und Abt eines von einem Liberius in Campaniae partibus unfern Casinum gestifteten Klosters bezeichnet. Aus dieser vorgefassten Meinung heraus conjicirt Bandini Latü. Gegen diese Vermuthung spricht aber doch mancherlei. Erstlich sagt Gregor, dass das Kloster in Campanien gelegen habe. Aber wollen wir deswegen auch die Grenzen Latiums gelten lassen, so ist, obwohl das Absurde in solchen Versen eigentlich nicht überraschen darf, doch nicht wohl zu begreifen, wie der Verfasser dieser Verse auf den Ausdruck verfallen sollte:,,ich schicke diesen Codex von den äussersten Grenzen Latiums nach Rom". Der Vers nöthigt uns den Dichter weiter entfernt von Rom zu denken. Sass er aber etwa in Bruttium am Rande des Meeres, in Vivarium 1), so war es sehr natürlich, wenn ihm die Entfernung von Rom beträchtlich genug erschien, um etwa zu sagen:,,von den fernsten Enden Italiens oder des festen Landes schicke ich diesen Codex als Unterpfand meiner Liebe und Ergebenheit nach Rom". Ich glaube daher, dass die Lücke vielmehr in diesem Sinne auszufüllen ist und finde darin eine Bestätigung, dass den Codex Amiatinus ein Nachfolger Cassiodors anfertigen liess. Dass aber dieser keine der Handschriften Cassiodors zum Muster nahm, ist als ein Zeichen der Zeit zu betrachten: jene waren veraltet; eine neue Form des biblischen Textes war zur Herrschaft gelangt, der man sich nicht mehr entziehen konnte.

1) cf. Franz, p. 26.

Zu Victor Ryssel's Gregorius Thaumaturgus".

Von

Dr. Johannes Dräseke.

Wenn ich auf Ryssel's verdienstliches Werk über Gregorios, des ehrwürdigen Bischofs von Neocäsarea, Leben und Schriften noch einmal zurückkomme, nachdem ich in diesen Jahrbüchern (VII, S. 379 ff. VIII, S. 343 ff. und S. 553 ff.) den Beweis erbracht zu haben glaube, dass die von Ryssel in seiner Schrift S. 65-70 in deutscher Uebersetzung aus dem Syrischen veröffentlichte Abhandlung „,An Philagrios über die Wesensgleichheit" nicht bloss nicht bisher völlig unbekannt gewesen, vielmehr uns unter den Schriften des Gregorios von Nazianz in ihrem ursprünglichen griechischen Wortlaut mit der Aufschrift Πρὸς Εὐάγριον μόναχον TεQI DεÓTηTos1) wohl erhalten ist, sondern auch, was von Ryssel und anderen Gelehrten vor ihm vereinzelt bestritten wurde, wirklich von Gregorios von Nazianz abgefasst ist: so geschieht dies in der Absicht und mit dem Wunsche, wo

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1) Dass die in dem Schreiben an den Mönch Euagrios, der vordem Diakon war (Jahrb. VIII, S. 357 ff.), als welchen ihn auch Palladios n s. Histor. Laus. C. LIV (Cod. Vindob. Meurs. c. LXXXVIII, bei H. J. Floss, Macarii Aegyptii epist., hom. loci, preces. Coloniae, Heberle 1850. S. 305) bezeichnet, von Gregorios von Nazianz behandelten Gedanken und Bedenken hinsichtlich der Gotteslehre, wie ich sie a. a. O. S. 360, 361 sowie S. 373 bis S. 376 entwickelt und an's Licht gestellt habe, wirklich genau die des treuen und bewährten Freundes des Nazianzeners sind, bestätigt, was ich an dieser Stelle, besonders im im Hinblick auf Lüdemann's Zweifel (Theol. Jahresbericht II [1883], S. 110), nachzutragen mir erlaube, u. A. in vorzüglicher Weise Sokrates, der (III, 7) von Euagrios Folgendes mittheilt: Evários de er to Μοναχικῷ προπετῶς μὲν καὶ ἀπερισκέπτως θεολογεῖν ἀποσυμβουλεύει, ὁρίζεσθαι δὲ ὡς ἁπλοῦν τὸ θεῖον πάντη ἀπαγορεύει· τῶν γὰρ συν θέτων εἶναι τοὺς ὅρους φησίν· ὁ δὲ αὐτὸς καὶ ταῦτα κατὰ λέξιν διδάσ κει· „πᾶσα πρότασις, φησίν, „ γένος ἔχει κατηγορούμενον ἢ εἶδος ἢ διαφορὰν ἢ ἴδιον ἢ συμβεβηκὸς ἢ τὸ ἐκ τούτων συγκείμενον, οὐδὲν δὲ ἐπὶ τῆς ἁγίας τριάδος τῶν εἰρημένων ἐστὶ λαβεῖν· σιωπῇ προσκυ νείσθω τὸ ἄρρητον. ταῦτα μὲν οὖν ὁ Εὐάγριος.

möglich auch für die zweite von Ryssel in deutscher Uebersetzung aus dem Syrischen (a. a. O. S. 71-99) mitgetheilte Schrift, An Theopompos über die Leidensunfähigkeit und Leidensfähigkeit Gottes" eine befriedigende Erklärung, zunächst der äusseren in Betracht kommenden Umstände, wenigstens anzubahnen. Auf meine in diesen Jahrbüchern (VIII, S. 363, 364) ausgesprochene Vermuthung, dass vielleicht auch für diese Schrift Gegorios von Nazianz als Verfasser in Anspruch zu nehmen sei, lege ich kein Gewicht mehr, sondern trete unbedingt Ryssel's, auch von den Beurtheilern seines Werkes als zutreffend bezeichneten, Ausführungen bei, wonach die Schrift an Theopompos als ein echtes Werk des Gregorios von Neocäsarea anzusehen ist. Ryssel hat in seinem Nachweis der Echtheit der Schrift (S. 118 ff.) gewiss das Richtige getroffen, doch bleibt (S. 123) ein letzter Punkt unerledigt, nämlich die Frage, gegen wen sich wohl die Schrift richtet und was es mit den genannten Personen Theopompos und Isokrates für eine. Bewandtniss habe. Auch ich vermag zwar gleichfalls nicht einmal eine Vermuthung darüber auszusprechen, wer der Theopompos war, an den die Schrift gerichtet ist, wohl aber glaube ich betreffs des in derselben Verbindung genannten Isokrates dazu im Stande zu sein, wodurch dann auch vielleicht auf Ziel und Absicht der Schrift, wie auf Gregorios' bischöfliche Thätigkeit ein etwas helleres Licht fallen möchte.

Ryssel hebt gerade auch S. 124 den Umstand hervor, dass die griechischen Eigennamen in den syrischen Schriften häufig in veränderter oder gänzlich verstümmelter Gestalt überliefert werden". Er selbst erwähnt S. 88 die Verunstaltung des Namens Kodros zu Theos; Bäthgen hat den ebendaselbst genannten Leukippos in seiner Besprechung von Ryssel's Werk (Gött. gel. Anz. 1880. S. 1400) sehr geschickt zu Lykiskos wieder hergestellt; aus ähnlicher Vernachlässigung der griechischen Vorlage oder gelehrter Verbesserung von Seiten des syrischen Uebersetzers habe ich (Jahrb.VIII, S. 366) die Verwandelung des ursprünglichen Euagrios in Philagrios erklärt. Derselbe Grad der Verderbniss muss nun aber auch, wie ich meine, bei dem Namen Isokrates

angenommen werden. Derselbe ist einfach verschrieben aus Sokrates, worin die Kenner des Syrischen hoffentlich keine Schwierigkeit sehen werden. Die sachlichen, bisher vorhandenen Dunkelheiten nämlich erfahren durch diese Verbesserung, nach meinem Dafürhalten, eine Aufhellung, durch welche das Verständniss der Schrift wenigstens in etwas gefördert werden dürfte. Der von Gregorios erwähnte Sokrates ist unzweifelhaft jener Gnostiker, dem wir in des Adamantios Διάλογος περὶ τῆς εἰς θεὸν ὀρθῆς πίστεως Sect. I.1) begegnen. Adamantios macht da seinem Markionistischen Gegner Megethios den Vorwurf, er sei gar kein Christ, da er den Namen Christ verschmähe und sich Markionist nennen lasse. Megethios weist in seiner Entgegnung auf den seinem Gegner sammt dessen Gesinnungsgenossen eignenden Namen Katholiker hin, woraus ja folgen würde, dass weder Katholiker noch Markionisten Christen seien. Als nun Adamantios sich auf des Apostels Warnung an die Korinther beruft. sich der Parteibezeichnungen nach den Namen der Lehrer zu enthalten, verwahrt sich Megethios gegen dies Verfahren, ihm willkürlich einen Namen beizulegen. Ἐγὼ Χριστιανός Léyoua, wiederholt er, und fährt dann fort: zaì rào åde λέγονται Σωκρατιανοί τινες. Megethios will offenbar das einseitige Verfahren des Adamantios damit zurückweisen, gerade den Markionisten den Christennamen abzusprechen; dasselbe, meint er, müsste ja dann auch den Sokratianern widerfahren. Dieser Schlussfolgerung sucht sich Adamantios zu entziehen, indem er erwidert: Ἐγὼ τὸ Σωκράτους ὄνομα ἀρνοῦμαι, οὐκ εἰδὼς τίς ἐστιν, und als der Schiedsrichter Eutropios bei diesem Streben der Streitenden, sich gegenseitig verdächtigende Namensbezeichnungen beizulegen, die Nothwendigkeit betont, sich beiderseits derartiger Namen zu enthalten, wiederholt Adamantios seine Versicherung: Oute οἶδα τίς ἐστιν Σωκράτης und fügt die Frage hinzu: ἀρνεῖται καὶ οὗτος Μαρκίωνα; Aus diesen Worten geht hervor, dass Adamantios Genaueres zwar über Sokrates nicht weiss, wohl aber dürfte die angeknüpfte Frage zu dem Schlusse

1) Origenis opera ed. Lommatzsch. Vol. XVI. p. 264.

berechtigen, dass Sokrates ein späterer Anhänger des Markion war, der durchaus nicht so wie Megethios gelegentlich seines Meisters Namen verschmähte, sondern desselben sich ohne Einschränkung oder Verwahrung, etwa mit Berufung auf den allein ihm zukommenden Christennamen, bediente. Soviel ich weiss, ist dies die einzige Stelle, aus welcher über den Gnostiker Sokrates und seine Anhänger irgend etwas Genaueres entnommen werden kann. Denn Epiphanios erwähnt zwar im Eingange des II. Bandes seiner Ketzerwiderlegung (Dind. II, S. 4) unter anderen Namen der Gnostiker auch derer, welche in Aegypten Στρατιωτικοί und Φιβιωνῖται heissen, ἐν δὲ τοῖ ςἀνωτερικοῖς μέρεσι Σεκουνδιανοί, ἐν ἄλλοις δὲ μέρεσι Σωκρατῖται: aber er muss ebensowenig wie der vor ihm unter Kaiser Constantinus schreibende Adamantios1) über das Haupt der Sekte, Sokrates, auch nur das Geringste gewusst haben, da er in der weiteren Ausführung der in der Einleitung gegebenen allgemeinen Uebersicht, in Haer. 25, S. 32 und Haer. 26, S. 38 ff. und besonders S. 42 mit keinem Worte auf die Sokratianer oder Sokratiten wie er eben die Anhänger des Sokrates, ihren Namen in der ihm eigenen Weise gestaltend, nennt wieder zurückkommt. Diese Unkunde beider Schriftsteller ist bezeichnend und findet in Verbindung mit der doch wohl aus des Gregorios syrisch erhaltenen Schrift an Theopompos zu folgernden Thatsache, dass Sokrates, als dessen Schüler Gregorios (Cap. 6, S. 77) seinen Theopompos bezeichnet, in der Provinz Pontus selbst oder doch allgemein in den am südöstlichen Rande des schwarzen Meeres sich ausdehnenden Ländern, auf welche dann auch des Megethios de Aéyovται Σωκρατιανοί τινες bei Adamantios als dessen Heimath hinweisen möchte, lebend und wirkend zu denken ist, vielleicht eine gewisse Erklärung. Ich hob früher schon in anderem Zusammenhange hervor, dass das Schweigen

1) So De la Rue in Lommatzsch's Ausg. des Origenes, Bd. XVI, S. 250: Rationi magis consentaneum fuerit duos distinguere Adamantios, Adamantium Origenem Leonidae martyris filium, et alterum simpliciter dictum Adamantium, huius Dialogi auctorem, qui imperante Constantino Magno vixerit.

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