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thum Jedem, welcher eine höhere Civilisation der Menschheit erstrebt, als unentbehrlich auf Erden. Aber diese Wirkungen sind nicht das ganze Christenthum. Ihnen stehen innere Wirkungen gegenüber, ohne deren Triebkraft die Gewalt der äusseren Wirkungen bald ermatten würde. Man kann sie den ethischen Wirkungen gegenüber als psychologische Wirkungen bezeichnen. Sie sind die Wirkungen, welche ins unsterbliche Leben hineinreichen und den Menschen einem glückverheissenden Tode entgegenführen. Doch sind es auch wieder nicht sie allein, in denen das Leben des Christenthums besteht. Sondern das Aeussere mit dem Inneren, das Ethische mit dem Psychologischen, bilden hier eine unzertrennliche Einheit.

Um daher die Idee, von welcher hier die Rede ist, in ihre einzelnen Theile näher zu zergliedern, wird es das beste sein, vom Aeusseren als dem Leichteren ausgehend immer weiter ins Innere als das Schwerere vorzuschreiten bis zur innersten Tiefe, nämlich zur Idee des Christus selbst, und von dort aus einen Ueberblick über das Ganze gewinnend, das Ganze in einem möglichst reinen und abgeschlossenen Bilde wiederzugeben.

Wenn wir nun zuerst das Aeusserliche der Idee des Gottesreiches ins Auge fassen, so gewährt sie uns nach drei Rücksichten drei verschiedene Anschauungen oder Anblicke, die man als den ethischen, den socialen und den politischen Anblick bezeichnen darf.

Ethischer Anblick.

Von ethischer Seite betrachtet, gehört das Christenthum, gleich dem Buddhismus, zu denjenigen Religionsformen, welche Idie Motive des Handelns aus den irdischen Trieben und Interessen in die Triebe und Interessen eines überweltlichen oder ausserweltlichen Standpunktes verlegen, und daher eine unbedingte Verachtung und Geringschätzung aller irdischen Dinge in der Gesinnung fordern. Weder Zorn noch Neid, weder Ruhmliebe noch Erwerbslust, weder Trägheit noch Todesfurcht darf der Christ als Motive des Handelns bil

ligen. Zwar wird er, was diese Motive vorschreiben, häufig ebenfalls thun, aber er wird es nur dann und nur so lange thun, als er es als das Gute und Richtige, als das von Gott und der Vernunft principiell Vorgeschriebene, erkennt, dagegen sobald es nicht mit dieser Ueberzeugung stimmt, seinem Handeln sogleich Einhalt gebieten. Vom Buddhismus unterscheidet sich das Christenthum hierbei dadurch, dass der erstere dem Handeln von vornherein und so sehr als nur immer möglich Einhalt zu thun anräth, und daher gar keine Verpflichtung zum aktiven Handeln, sondern höchstens eine Erlaubniss zu solchem anerkennt. Das Christenthum erlaubt hingegen nicht nur die irdischen Motive innerhalb der Schranken des Unschädlichen völlig ungestört spielen zu lassen, sondern legt noch dazu die Verpflichtung einer thätigen Hülfe gegen alle Nebenmenschen und zum aufopfernden Handeln für die Verbreitung des Reiches Gottes auf Erden auf. Es sucht daher das Menschenleben, ohne es in seiner Bethätigung von irdischen Motiven aus innerhalb der Schranken des Unschädlichen irgend zu stören, vom ausserweltlichen Standpunkte aus seine Thätigkeit noch zu vermehren und zu erhöhen durch Kräfte, gegen deren ins Leben dringende Wirkungen die irdischen Motive als schwach erscheinen. Es vereinigt sich im Christenthum Weltverachtung der Gesinnung nach mit Indulgenz gegen irdische Motive. und irdisches Thun innerhalb der Grenzen der Nichtbeeinträchtigung des ausserweltlichen Standpunktes. Das Weltliche als ein Werthloses ist dem Christenthum zugleich ein völlig Gleichgültiges, welches erst da schädlich oder böse wird, wo es dem ausserweltlichen Standpunkt feindlich entgegentritt oder den Menschen an der Gewinnung dieses Standpunktes hindert. Sobald eine solche Hinderung eintritt, ist mit der grössten Strenge zu verfahren, während, wo eine solche nicht zu befürchten steht, der Christ unbesorgt die Natur mit aller Freiheit walten lässt. Für den Christen giebt es daher kein feststehendes Sittengesetz, sondern nur ein Sittenprincip, das des ausserweltlichen Standpunktes, wonach er sich als freier Mann für jeden Fall nach eigenem Urtheil als eigener Gesetzgeber und Richter das passende Gesetz macht. Nicht

mehr nach dem Gesetz wird gehandelt, sondern nach dem Princip. Das Gesetz ist aufgehoben um des Principes willen. So ist jeder aus dem Princip heraus sein eigener Gesetzgeber und Vollstrecker seines eigenen Gesetzes geworden.

Wir finden nun sowohl die Weltverachtung, als die damit verknüpfte Indulgenz auf die stärkste Weise ausgesprochen, und zwar beides auf jene typische oder prophetische Art, wovon oben die Rede war, in symbolischer Weise skizzirt, wie im kühnen Umriss.

Weltverachtung. Ausserweltlicher Standpunkt.

Joh. 15, 19. Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das ihre lieb; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch von der Welt erwählt habe, so hasset euch die Welt.

Matth. 10, 28. Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib tödten, und die Seele nicht mögen tödten. Fürchtet euch aber vielmehr vor dem, der Leib und Seele verderben mag in die Hölle.

Luc. 9, 58. Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hinlege. 60. Lass die Todten ihre Todten begraben; gehe du aber hin, und verkündige das Reich Gottes. 62. Wer seine Hand an den Pflug legt, und siehet zurück, der ist nicht geschickt zum Reiche Gottes. 10, 3. Gehet hin, siehe, ich sende euch als die Lämmer mitten unter die Wölfe. 4. Traget keinen Beutel noch Taschen, noch Schuh, und grüsset Niemand auf der Strasse. Luc. 14, 26. So Jemand zu mir kommt und hasset nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigenes Leben, der kann nicht mein Jünger sein. 28. Wer ist aber unter euch, der einen Thurm bauen will, und sitzet nicht zuvor, und überschlägt die Kosten, ob er's habe hinauszuführen. 31. Oder welcher König will sich begeben in einen Streit wider einen andern König, und sitzet nicht zuvor und rathschlagt, ob er könne mit zehntausend begegnen dem, der über ihn kommt mit zwanzigtausend?

32. Wo nicht, so schickt er Botschaft, wenn jener noch ferne ist, und bittet um Friede. 33. Also auch ein jeglicher unter euch, der nicht absagt Allem, das er hat, kann nicht mein Jünger sein.

Matth. 10, 37. Wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht werth. Und wer Sohn' und Tochter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht werth. 38. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt, und folgt mir nach, der ist mein nicht werth. 39. Wer sein Leben findet, der wird es verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden. 16, 24. Will jemand mir nachfolgen, der verleugne sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich, und folge mir. 25. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden. Marc. 8, 34. Wer mir will nachfolgen, der verleugne sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. 35. Denn wer sein Leben u. s. w. Luc. 9, 23. Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich täglich, und folge mir nach. 14, 27. Und wer nicht sein. Kreuz trägt, und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. 17, 33. Wer da suchet seine Seele zu erhalten, der wird sie verlieren; und wer sie verlieren wird, der wird ihr zum Leben helfen.

Matth. 19, 11. Er sprach aber zu ihnen: Das Wort fasset nicht jedermann, sondern denen es gegeben ist. 12. Denn es sind etliche verschnitten, die sind von Mutterleibe also geboren; und sind etliche verschnitten, die von Menschen verschnitten sind, und sind etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreichs willen. Wer es fassen mag, der fasse es. 1. Cor. 7, 29. Weiter ist das die Meinung, die da Weiber haben, dass sie sein als hätten sie keine; und die da weinen, als weineten sie nicht; 30. Und die sich freuen, als freueten sie sich nicht; und die da kaufen, als besässen sie es nicht; 31. Und die dieser Welt. brauchen, dass sie derselbigen nicht missbrauchen: denn das Wesen dieser Welt vergehet. 32. Ich wollte aber, dass ihr ohne Sorgen wäret. Wer ledig ist, der sorget, was dem

Herrn angehört, wie er dem Herrn gefalle. 33. Wer aber freiet, der sorget, was der Welt angehört, wie er dem Weibe gefalle. 38. Welcher verheirathet, der thut wohl; welcher aber nicht verheirathet, der thut besser.

Col. 3, 2. Trachtet nach dem, das droben ist, nicht nach dem, das auf Erden ist. 3. Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott. Röm. 6, 2. Wie sollten wir in der Sünde wollen leben, der wir abgestorben sind? Gal. 6, 14. Es sei aber ferne von mir rühmen, denn allein von dem Kreuz unseres Herrn Jesu Christi, durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt.

Der Begriff des ausserweltlichen oder weltfeindlichen Standpunktes ist zwar ein ethischer Begriff, aber er steht mit dem Begriffe der Gottheit in einer nahen Verbindung. Denn Gott und Welt bilden hier einen direkten Gegensatz. In dem Maasse als das Herz sich der Welt zuwendet, wendet es sich ab von Gott. In dem Maasse als es von der Welt hinwegstrebt, strebt es der Gottheit zu. In dem Maasse als es die Welt hasst, wird es von Liebe zu Gott entflammt. Und in dem Maasse als sich seine Liebe zur Welt entzündet, erkaltet seine Liebe zu Gott.

Indulgenzerklärungen. Aufhebung des Gesetzes.

Matth. 15, 11. Was zum Munde eingehet, das verunreinigt den Menschen nicht, sondern was zum Munde ausgehet, das verunreinigt den Menschen. 17. Alles, was zum Munde u. s. w. 19. Denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsche Zeugnisse, Lästerung. 20. Das sind die Stücke, die den Menschen verunreinigen. Aber mit ungewaschenen Händen essen, verunreinigt den Menschen nicht. Marc. 7, 15. Es ist nichts ausser dem Menschen, das ihn könnte gemein machen, so es in ihn gehet; sondern das von ihm ausgehet, das ist es, das den Menschen gemein macht. 18. Alles, was Aussen ist, und in den Menschen gehet, das kann ihn nicht gemein machen. 19. Denn es gehet nicht in sein Herz, sondern in den Bauch, und gehet aus durch den natürlichen Gang, der alle Speise ausfegt. 21. Von innen aus dem Herzen der

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