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gang erfolgt, nimmt das zurückgekehrte Glied ebenfalls Theil am Leben des zurückgekehrten Sohnes im Vater, an seiner Herrlichkeit, seiner Herrschaft, seinem immer neuen Erscheinen in den Wolken des Himmels. Dieses Verhältniss einer Wechselwirkung, eines unaufhörlichen Herabsenkens des Vaters in den Geist, Hinaufsteigens des Geistes in den Vater, heisst der Sohn oder der Organismus des an der Spitze des Reiches stehenden Hauptes. Der Sohn in seiner Vollendung oder Erhöhung in die Wolken des Himmels, ist nicht das Reich. Denn das Reich ist auf Erden, die Wechselwirkung von Vater und Geist aber findet im Himmel statt. Erst nachdem das Reichsglied von der Erde entweicht, nimmt es Theil am Leben des Sohnes im Vater, welcher im Himmel und nicht auf Erden ist. Diese Theilnahme aber ist, wenn sie völlig vorhanden ist, völlige Einigung, d. h. das zurückgekehrte Reichsglied wird völlig selbst zum Sohne oder zu einer in den Vater zurückkehrenden Person. Ist nun eine jede Seele voll des heiligen Geistes ein göttlicher Sohn in der Hoffnung, obgleich noch nicht in der Vollendung, so muss ein jedes Reichsglied ein göttlicher Sohn im Zustande der Unreife oder der Erniedrigung heissen, ein gefallener Sohn oder verlorener Sohn, welcher zum Vater zurückkehren soll. In sofern darf sich jedes Reichsglied selbst fühlen als das Reichshaupt in Hoffnung oder als der Christus. Nicht nur Jesus ist der Christus oder das Reichshaupt, sondern ein jedes Reichsglied ist soweit völlig dasselbe, als das Leben des Geistes, d. h. das Leben des Vaters in seiner Offenbarung auf Erden, in ihm ist. Beim Zurücktritt in das Leben des Vaters tritt das äussere Leben der Glieder in ein concentrirtes inneres Leben zurück, und die himmlische Organisation dieses Gesammtchristus, dieses Tempelbaues aus lebendigen Seelen, ist und wirkt eben in der Weltgeschichte als das Haupt des Reiches auf Erden. Jesus darf daher durchaus nicht der einzig geborene Sohn des Vaters (uovoyεvs) genannt werden, denn er ist nur der erstgeborene Sohn und schlechterdings nicht der einzige. Aber es gab allerdings eine Zeit, wo er nicht nur der erstgeborene, sondern auch der einzigeborene war, nämlich die Zeit seines

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Lebens bis zur Zeit der Ausgiessung des heiligen Geistes. Am Pfingstfeste wurden so viele Christus oder neue Söhne Gottes in Hoffnung geboren, als Jünger den heiligen Geist empfingen. Aber so lange Jesus lebte, lehrte und sprach, konnte er sich nicht anders nennen denn den einzig geborenen Gottessohn. Denn die anderen Reichsglieder waren noch nicht zum Leben erwacht, die Geburt war noch nicht in ihnen aufgegangen. Auch als Jesus am Kreuze hing, war er noch der einzig geborene Gottessohn. Ja sogar noch als er bereits das Irdische verlassen hatte und seinen Jüngern im Geiste durch Visionen erschien zum Zeichen einer fortwährenden Geistesgemeinschaft mit ihnen, selbst da noch in den Himmel zurückgekehrt, war er der einzig geborene Gottessohn. Aber von der Zeit an, dass die Ausgiessung des heiligen Geistes erfolgte, dürfen wir ihn nicht mehr als den einzig geborenen, sondern nur noch als den erstgeborenen Gottessohn begrüssen. Und auf der anderen Seite war er, so lange er noch auf Erden lebte, nicht der vollendete Gottessohn, sondern dieser wurde er erst bei seiner Rückkehr zum Vater. Auf Erden war er der vollendete oder wirkliche Gottessohn oder Christus nur in Hoffnung, während er in Wirklichkeit zwar der Christus war, aber der noch unvollendete Christus, das noch unvollzogene Reich. So lange er also der einzig geborene Sohn war, war er der noch unvollendete Sohn, und sobald er der vollendete Sohn wurde, war er nicht mehr der einzig geborene, sondern nur noch der erstgeborene Sohn. Der Zustand, einzig geborener Sohn Gottes zu sein, war also nicht eine Vollkommenheit, sondern eine Unvollkommenheit am Christus. Erst dadurch, dass er erstgeborener Sohn wurde und eine Menge anderer Söhne in denselben Zustand nach sich zog, in welchem er als einzig geborener Sohn gestanden hatte, ging er aus dem Zustande des unvollendeten in den Zustand des vollendeten Christus über. Der unvollendete Sohn oder der unvollendete Christus bezeichnet eine Seele voll des heiligen Geistes, welcher sich dem bisher todt gewesenen Reichsgliede mittheilte. Der vollendete Sohn aber ist mehr als dies. Er ist das in den Vater zurückkehrende Glied

am Körper des Reiches, welches bei seinem Zurückflusse in den Vater das irdische Leben in ein himmlisches Leben, das irdische Fleisch und Blut in ein himmlisches Fleisch und Blut umwandelt. Jesus war in seinem Vorbereitungszustande als der auf Erden lebende Christus ebenfalls nur eine Menschenseele voll des heiligen Geistes, aber bestimmt, der erstgeborene Sohn des Reiches zu werden, und dadurch befähigt, sich den bis dahin einzig geborenen Gottessohn in seinem Zustande der Vorbereitung, Unvollendung oder Erniedrigung zu nennen. Von da an aber, von der Zeit des gegründeten Reiches an, ist jede ihrer zukünftigen Verklärung harrende Seele ein Christus in Knechtsgestalt, ein Sohn Gottes im Zustande der Erniedrigung, bestimmt, in einen wirklichen Christus oder in einen Gottessohn im Zustande der Vollendung sich umzuwandeln. Nicht alle Theile an unserem Organismus sterben, sondern dies thun nur die chemischen. Aber alle Theile an unserem Organismus werden verwandelt, die chemischen in Leichnam, die psychischen in den pneumatischen oder transfigurirten Leib, welcher der vollendete Christus ist. Daher denn der Christ ein solcher ist, welcher in seinem irdischen Leibe lebt, als lebte er schon in seinem himmlischen Leibe, obgleich dieses doch. wirklich nicht der Fall ist, sondern ein Zustand ist, welcher erst erwartet wird. Indem nun dieser Zustand im Handeln anticipirt wird, entsteht nicht nur ein Handeln vom ausserweltlichen Standpunkte aus, sondern auch ein Handeln in Einigung mit und nach dem Willen des erstgeborenen Christus, welcher, indem er seinen Willen an sämmtliche nachgeborene Christus mittheilt, in ihnen und durch sie sein Reich auf Erden gründet.

Ueber einige wichtigere Punkte in dem neuesten

Werke Ed. v. Hartmann's:

Das religiöse Bewusstsein der Menschheit im Stufengange seiner Entwickelung.

Von

Diakonus Stockmayer

in Göppingen (Württemberg).

Gegenüber einem religionsfeindlichen, alle Teleologie der Natur und die Selbständigkeit des geist. Lebens läugnenden Materialismus, wie gegenüber einem vornehmen, irreligiösen Liberalismus ist gewiss unter allen Umständen die Werthschätzung anerkennungswerth, die der moderne Pessimismus der Religion zu Theil werden lässt, als ob er für die entwerthete Welt und den zerstörten Lebensgenuss einen tröstenden Ersatz bieten wollte.) Er sucht ja die Religion, eine so bedeutende Erscheinung des Volks- und des individuellen Lebens, nicht blos psychologisch zu verstehen, um sie schliesslich als Thorheit zu verwerfen, sondern er gesteht der Religion ein Existenzrecht zu und erkennt sie als wesentliche und nothwendige Form des menschlichen Geistes. Und während für einen Lange in seiner Geschichte des Materialismus die Religion eine freie Dichtung des Geistes in Mythen ist mit dem Werthe, den jede Dichtung für das Gemüthsleben hat, nämlich Ideale aufzustellen, aus welchen wir subjektive Erhebung

1) Um so mehr, meint darum auch E. v. Hartmann in ,,Selbstzersetzung des Christenthums und Religion der Zukunft", S. 96, müsse das religiöse Bedürfniss wachsen, je mehr die Menschheit erkenne, dass es unmöglich sei, mit allen Mitteln irdischer Behaglichkeit die Qual des Lebens zu überwinden und zur Glückseligkeit oder auch nur zur Zufriedenheit zu gelangen.

und Befriedigung schöpfen, erklärt Ed. v. Hartmann am Schlusse seines neuesten Werkes ,,Das religiöse Bewusstsein der Menschheit im Stufengange seiner Entwickelung": "So gewiss die Religion keine blosse Illusion, sondern überall von relativer, im Laufe des Processes wachsender Wahrheit getragen ist, so gewiss ist der Process der Wandlungen des religiösen Bewusstseins in der Menschheit eine echte und wahre Entwickelung" S. 627.

Indessen scheint es freilich, als ob der Vertreter des modernen Pessimismus das, was er mit der einen Hand zu geben den Anlauf nimmt, mit der anderen wieder zurücknehme. Ich sehe ab von seiner aus früheren Schriften („Selbstzersetzung des Christenthums und die Religion der Zukunft und „Krisis des Christenthums in der modernen Theologie") bekannten Stellung zur christlichen Religion. Aber ist denn, darf man fragen, auf dem Boden seiner Metaphysik das in Wahrheit noch überhaupt möglich, was man sonst Religion heisst? Hartmann redet zwar beständig von einem religiösen Verhältniss; aber was er so nennt, ist genau besehen, da die endlichen concreten Einzelpersönlichkeiten nichts sind als Concrescenzen des unpersönlichen Einen, das in ihnen zu sich selber kommt, nur ein Verhältniss des endlichen Geistes zu sich selbst als unendlichem. Ja, wenn wir uns an die Phänomenologie des sittlichen Bewusstseins von H. halten wollten, so könnten wir auch darum die Möglichkeit eines religiösen Verhältnisses nicht begreifen, als dort statt des behaupteten concreten Monismus ein ganz abstrakter unterschoben wird, nach welchem die einzelnen Iche nur selbstlose Wesen sein können, in welchen und durch welche das All-Eine denkt und will und handelt. Aber wie sich auch H. das Verhältniss des absoluten und endlichen Geistes denke, Religion selbst ist doch nur ein Wissen des Ich von sich selbst als,,gottmenschlichen", und damit haben wir wieder jene sonst längst überwundene intellectualistische Begriffsbestimmung von Religion, die bei H. ihre Wurzeln in dem Stück Hegel'scher Philosophie hat, welche sich in der Philosophie des Unbewussten in wunderbarer Amalgamirung mit Schopen

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