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das neue Gebot," welches Christus giebt, ebenso wie das Gesetz des Buddha die specifisch nationale Form abgestreift, und einen universellen Charakter angenommen. Fortan wird nicht mehr in der Beobachtung der überlieferten nationalen Sitten und Rechte, sondern in den allgemeinen sittlichen Grundsätzen, welche für alle moralischen Wesen gelten, das Wesen der Sittlichkeit gesucht. Daher wird im Christenthum von dem ganzen mosaischen Gesetz nur der Kern, die Liebe, festgehalten, jedoch mit der eigenthümlichen Bestimmtheit, welche ihr Christus gegeben hatte: ,,Wie Ich euch geliebet habe." Joh. 13, 34.1)

nicht entgehen der Wahrheit, die es in die Welt brachte, auch mit Gewalt Bahn zu brechen, der Buddhismus ist von diesem Fluch freigeblieben." „Ne se fier qu'au pouvoir de la vérité et de la raison c'était se faire une juste et noble idée de la dignité humaine.... Barth. St. Hil. p. 94, 2

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1) Conf. Matth. 5, 44. 45. Röm. 5, 6-8. Joh. 15, 13. Der Unterschied zwischen dem buddhistischen Mitleid und der christlichen Liebe*) besteht nicht wie Köppen gemeint hat in der weiteren Ausdehnung des erstern auch auf die Thiere, wodurch der Buddhismus in's Unnatürliche und Phantastische hineingerathen sei (a. a. O. S. 449 oben), sondern darin, dass die Gottähnlichkeit und Gotteskindschaft als Zweck der Feindesliebe bezeichnet wird (Matth. 5, 44. 45), [Auch ein Wort wie das des Paulus:,,Wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe, und liesse meinen Leib brennen, und hätte der Liebe nicht, so wäre es mir nichts nütze würde der Buddhismus gar nicht verstehen] und dass diese Gottähnlichkeit oder auch die Gottesidee nicht bloss ein abstraktes, sondern sehr konkretes Ideal ist, wie es die Propheten des A. B. durch einen felsenfest auf das Heilige gerichteten Willen“ (vergl. Steinthal) aus dem „Geist Jahve's“ erzeugt hatten. Auch die buddhistische Barmherzigkeit vermag kein höheres Opfer zu bringen als die Naturvölker (vergl. m.,,Relig. Anlage u. das Christenth. u. d. heutige vergl. Relig.-Gesch.“), nämlich,,Menschenfleisch", die christliche Liebe dagegen opfert einen sittlich vollendeten Charakter, ein ,,heilig vergeistigtes" Menschenleben. Statt dass man sich früher — wie auch im Brahmanismus von den Göttern hatte aufessen lassen, bot man sich jetzt (im Buddhismus) allen Wesen zur Opferspeise dar; weil der Buddhismus den sittlichen Zweck des Menschen nicht kennt, und ihn wie alle anderen Wesen als ein blosses Naturprodukt ansieht,

*) Diese Anmerkung gehört, streng genommen, in den 2. Theil unserer vorliegenden Abhandlung, (der bereits ausgearbeitet ist und nur noch druckfertig gestellt werden muss); doch erscheint dort dieser Gegenstand unter einer ganz anderen Beleuchtung, deshalb möchte gegenwärtige Darstellung nicht überflüssig sein.

Wie schwer man sich in jüdisch-christlichen Gemeindekreisen zu dieser Herausschälung des Kerns des Gesetzes so kann der Mensch seinen Leib auch den Thieren zu essen geben; denn der Leib ist ja nur ein Hinderniss für den Menschen, nicht wie im Christenthum, das unentbehrliche Instrument für das sittliche Handeln der menschlichen Persönlichkeit; daher darf er sich seines sinnlichen Lebens auch nur für die sittliche Gemeinschaft entäussern, nicht auch für die Thierwelt; es muss ein höherer sittlicher Zweck dadurch erreicht werden. Auch das buddhistische Opfer bleibt doch immer Selbstmord, man benutzt die Noth eines anderen Wesens oder auch dessen Gewaltthat, um sich selbst möglichst rasch aus dem Kreislauf der materiellen Existenz hinauszuschaffen. Ueber das Mitleid mit sich selbst bringt es der Buddhismus nicht hinaus (vergl. S. 383 Anm. 1 die Bemerkung von Schott). Daher ist auch das höchste Ziel des buddhistischen Weltprocesses die bis zum..äussersten Extrem getriebene Weltflucht der Individuen, die Flucht der Ideen aus ihrer Verkettung an die materielle Existenz, die vollständige Nivellirung der Sonderexistenzen, welche durch ihre Auseinanderreissung vermittelst der Nichtidee (avidyâ) d. i. der Materie, in Feindschaft miteinander gerathen waren, das Ein- und Aufgehen der Einzelidee in der absoluten Idee, in dem Weder-Denken, noch Nicht-Denken d. h. in dem Vermögen zu denken, der Denkpotenz. Unwillkürlich wird, wie Spence Hardy 343, 2 richtig bemerkt, nicht das Thier auf den Standpunkt des Menschen emporgehoben, sondern umgekehrt dieser auf den Standpunkt jenes herabgedrückt, denn der Leib des Menschen wird nicht höher, ja noch geringer geachtet, als der des Thieres. Christus giebt auch seinen Jüngern seinen Leib zu essen, aber nicht um ihren leiblichen Hunger zu stillen wie etwa auch Buddha hätte thun können sondern um ihnen seine heiliggeistige Natur zuzueignen. Joh. 6, 63. Wie hoch die geistige, sittlich gehaltvolle Liebe des Christenthums über dem Mitleid der Buddhisten steht, geht namentlich hervor aus der ,,klassischen" Darstellung Ev. Joh. 17. Vergl. auch Oldenberg, Buddha 298, 2: „Die Sprache des Buddhisten hat keine Worte für die Poesie der christlichen Liebe, welcher jenes Loblied des Paulus gilt . . . . . noch haben jene Realitäten, in welchen jene Poesie innerhalb der christlichen Welt Fleisch und Blut annahm, in der Geschichte des Buddhismus ihres Gleichen.“ „Nicht die Begeisterung weltumfassender Liebe war es, sondern dies ruhevolle Gefühl freundlicher Eintracht, das dem Gemeinschaftsleben der Jünger Buddhas sein Gepräge gab, und wenn der buddhistische Glaube an dem Segen dieses Friedens und dieser Güte auch die Thierwelt theilnehmen lässt, so mag uns dies an die anmuthigen Sagen erinnern, mit welchen die christliche Legende eine Gestalt, wie die des heiligen Franziskus, des Freundes aller Thiere und der ganzen unbeseelten Natur, umgeben hat." ib. 307, 3. Seydel, a. a. O. 213. 218, geht hier im Vergleichen viel zu weit.

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aus seiner jüdisch-nationalen Schale und der Beseitigung dieser letzteren hat entschliessen können, beweist der Kampf zwischen Juden- und Heiden-Christenthum, welcher nach Apostelgesch. 15 (conf. Gal. 2) durch einen sehr charakteristischen Compromiss beizulegen versucht worden sein soll.1) Es wurde den Heiden nur ein Minimum der traditionellen jüdischen Satzungen auferlegt, dessen Nichtbeobachtung einem jüdischen Gemüthe ganz besonders anstössig gewesen wäre, und dessen Beobachtung andererseits den Heidenchristen um so weniger schwer fallen konnte, als es, trotz seiner Abkunft aus dem jüdischen Gesetze, doch einen mehr allgemeinreligiösen Charakter an sich trug und ja auch bereits den Proselyten des Thores annehmbar erschienen war. 3. Mos. 17. 18 und 1. Mos. 9, 4 ff.2)

Merkwürdig genug ist, dass auch die Buddhisten ein solches Laiengesetz haben3), welches mit dem soeben angeführten Noachitischen Gebote, namentlich in seiner rabbinischen Erweiterung (vergl. Lipsius, a. a. O. 204, 3), mit einer dem Buddhismus angemessenen Modifikation, fast wörtlich zusammentrifft. Ebenso sind auch vom Buddhismus1) die brahmanisch-indischen Satzungen, Reinigungen, Sühnungen, Opfer und überhaupt die Kastenvorschriften aufgegeben und das Mitleid") gegen alle Wesen ist als die Seele des buddhistischen Gesetzes erkannt.") Im Einzelnen aber trägt die buddhistische Sittenlehre ein so allgemeines und abstraktés

1) Vergl. darüber jetzt O. Pfleiderer, in diesen Jahrbb. 1883 Heft 1, S. 78 ff.

2) Conf. Lips. Bibellex. I, p. 206, 1.

3) cf. Introd. 280 über die fünf Laiengebote und Köppen I, 444, 3: 1. nichts zu tödten, was Leben hat; 2. nichts zu stehlen; 3. keine Unkeuschheit zu begehen; 4. nicht zu lügen; 5. nichts Berauschendes zu trinken; über den buddhist. Dekalog vergl. ib. 445, 3. conf. 565.

4) Wie aber das Christenthum unter der Form der katholischen Kirche zum Werk- und Satzungswesen zurückkehrte, ebenso auch der Buddhismus. Hardy, 210; bei den geistlichen Exercitien fühlt man sich in d. Aitareya-Brahmana versetzt. cf. ibid.

5),,Alle Tugenden erwachsen aus erbarmender Wesenliebe" heisst es in einem buddhist. Spruche bei Schott 117. Köppen 448.

6),,Es giebt keine höhere Vergeltung als die für die Güte, das Wohlwollen." Introd. 413, 8. Seydel 218. 328.

Gepräge, dass sie von den verschiedensten Nationen angenommen werden konnte:,,Jedes Bösen Unterlassung, des Guten Uebung, der eigenen Gedanken Reinigung, das ist die Lehre der Buddha, heisst es Dh. 183, und diess wird Dh. 185 näher dahin bestimmt: Unterlassung der Schmähung und Gewaltthat, vorschriftsmässige Selbstbeherrschung, Mässigkeit im Essen und Trinken, zurückgezogene Lebensweise und Eifer in der Beschaulichkeit, das ist die Lehre der Buddha. (cf. auch lot. 202 unten: die Pflichten der fünf Vollkommenheiten.)

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Von dem oben gekennzeichneten prinzipiellen Standpunkte aus wird denn auch im Buddhismus wie im Christenthum gegen das geistentleerte ,,todte Werk", hier des brahmanisch-indischen, dort des pharisäisch-jüdischen Satzungswesens polemisirt. Eine Thorheit ist die äusserliche Reinheit, wenn die innerliche fehlt." Dh. 234. Durch Tonsur wird kein Mensch, der sich nicht selbst überwunden hat, zu einem Heiligen. Kann ein Mensch ein Heiliger sein, der noch von Lust und Begierden gefangen gehalten wird? Dh. 264. Wozu nützt geflochtenes Haar, o Thor! wozu ein Kleid von Ziegenfell? Dein Indwendiges ist voll Raub, aber das Auswendige machst du reinlich. Dh. 394; vergl. Dh. 261-270. Einen Augenblick für den eigenen Geist sorgen ist besser als 1000 Jahre opfern. Dh. 106.1) Wie kann ein System religiös genannt werden, welches Elend auf Andere häuft? fragt Buddha angesichts der Bestialität des indischen Opferwesens (Beal 158); in ähnlichem Sinne hält Christus den Pharisäern die Frage vor: „Ist es recht am Sabbath Gutes zu thun oder Böses?" Mark. 3, 4, vergl. Luk. 13, 14-16.

1) Das buddhistische,,Martyrium ist keineswegs im Sinne brahmanischer oder katholischer Casteiung und Selbstpeinigung zu fassen, welche an und für sich geistlichen Werth haben soll. Die qualvollen Opfer (Selbstopfer), welche der Bôdhisattva übernimmt, sind vielmehr ein Selbstzweck und haben nur Werth, insoweit durch sie das Heil der Wesen gefördert wird." Köppen 322, 2. An die Stelle der Pönitenzen und Sühnopfer ist wie im Protestantismus das Bekenntniss der Sünde, die Beichte getreten. ib. 366, 3. Seydel, 196 ff.

Die Räthselweisheit bei den Hebräern.

Von

Lic. Dr. Aug. Wünsche.

Es giebt der Räthsel viele! pflegt man zu sagen, und es ist wahr, die ganze, grosse, weite Schöpfung mit all den unzähligen Welten und zuhöchst unser eigenes Dasein bietet zahlreiche Räthsel, an deren Lösung Religion, Kunst und Wissenschaft arbeiten. Doch von diesen hohen und erhabenen Räthseln wollen wir in folgender Studie nicht handeln, wir wollen vielmehr die Aufmerksamkeit auf jene kleinen lieblichen Spiele des Geistes und der Phantasie lenken, deren Reiz wir schon oft empfunden haben.

Das Eigenthümliche des Räthsels besteht darin, dass es uns einen Gegenstand, oder einen Begriff so wesentlich andeutet, dass dadurch die Auffindung desselben ebenso sehr ermöglicht als erschwert wird. Treffend drückt Goethe das Wesen des Räthsels aus, wenn er in,,Doris und Alexis" sagt:

So legt der Dichter ein Räthsel,

Künstlich mit Worten verschränkt, oft der Versammlung ins Ohr.
Jeden freuet die selt'ne, der zierlichen Bilder Verknüpfung,
Aber noch fehlet das Wort, das die Bedeutung verwahrt.
Ist es endlich entdeckt, dann heitert sich jedes Gemüth auf,
Und erblickt im Gedicht doppelt erfreulichen Sinn.

Das Räthsel ist verwandt einerseits mit der Parabel oder dem Gleichniss, andererseits mit der Allegorie. Zuweilen erscheint es bald in die eine, bald in die andere dieser beiden poetischen Kunstformen eingekleidet. Wenn der Zweck des Räthsels auch kein anderer wäre, als geistreich zu unterhalten, den Verstand und Scharfsinn heraus

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