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Werke Cyprians steht die Vorrede eines gewissen Celsus zu der Schrift Aristo's, welcher Celsus dieselbe ins Lateinische überseht haben will, und die Uebersetung einem Bischof Vigilius widmet. Weder den griechischen Text, noch die Ueberseßung des Werkes besigen wir, sondern nur die erwähnte Vorrede des Celfus (zu unterscheiden von dem Heiden Celsus). Die Schrift selbst scheint um das 3. 140 verfaßt zu sein.

[Game.]

Arnold von Lübeck, gebildet auf der Schule zu Hildesheim oder Braunschweig, um 1170 Custos am Dome zu Lübeck, bald nach 1177 Abt des neuen Klosters St. Mariă, St. Johannis und St. Aegidii zu Lübeck, gestorben 1212, hat eine werthvolle Chronik seiner Zeit verfaßt, die einen auch in den römischen Classikern gebildeten Mann beurkundet und durch ernstes Bestreben nach Wahrheit und Unparteilichkeit sich auszeichnet. Besonders handelt er sehr ausführlich über die Schicksale Herzog Heinrich des Löwen und der Erzbischöfe von Bremen, ist für die Geschichte der römischen Könige Heinrich VI., Philipps und Otto IV. einer der wichtigsten Berichterstatter und für die Geschichte der damaligen Kreuzzüge sehr belehrend, vorzüglich wichtig ist seine Chronik auch für die Geschichte Dänemarks und die Einführung des Christenthums in Liefland. Siehe Weiteres über Arnold und seine Chronik in dem Vorworte Lappenbergs zu der nach der Ausgabe der Monumenta Germaniae von Laurent aus dem Lateinischen in das Leutsche überseßten Chronik Arnolds von Lübeck, Berlin 1853.

Ascese. Dieses griechische Wort (doxnois) heißt erstens Uebung und bezeich net an fich jede Uebung, Steigerung, Befähigung, Leitung von Kräften, dann zweitens auch Ausübung d. h. Anwendung solcher Kräfte. Der Sprachgebrauch aber hat die Bedeutung des Wortes auf das Gebiet des religiösen Lebens beschränkt, so daß man unter Ascese im Allgemeinen nur jene Uebungen versteht, die im Interesse der Religiosität und Sittlichkeit vorgenommen werden. Unter christlicher Ascese insbesondere verstehen wir jene geistlichen oder religiös-fittlichen Uebungen, welche eifrige Christen anstellen um zu der christlichen Vollkommenheit, d. h. zu jener Sündelosigkeit und Heiligkeit zu gelangen, worin das Gebot der Liebe vollkommene Erfüllung findet. Dieser Sprachgebrauch ist darin begründet und gerechtfertigt, daß schon die Griechen das Wort donnois, wenn nicht ausschließlich, so doch vorzugsweise für eine bestimmte Uebung, und zwar die bedeutendste und angesehenste, nämlich die der Wettkämpfer (der Athleten) zu gebrauchen pflegten, und daß unter den Geistesübungen jene den ersten Rang einnehmen, welche die Religiosität zum Gegenstande haben. Gilt dieß schon im Allgemeinen, so gilt es insbesondere auch und vorzugsweise von den religiösen Geistesübungen der Christen. Darum ist auch das Leben der Christen als solcher, d. h. ihr Streben nach sittlicher Vollkommenheit und Vereinigung mit Gott von Anfang an mit den Kraftanstrengungen und Uebungen der Athleten verglichen worden. So schreibt der Apostel Paulus an die Corinther Bisset ihr nicht, daß die, so in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber nur einer den Preis erlangt? Laufet so daß ihr ihn erlanget! Und jeder der sich in dem Bettkampfe übt, enthält sich von Allem (was ihn schwächen könnte). Und diese (than's) um eine vergängliche Krone zu empfangen, wir aber um eine unvergängliche (zu gewinnen). Ich nun laufe so, nicht als auf etwas Ungewisses; ich kämpfe so, nicht um Luftstreiche zu thun; sondern ich züchtige meinen Leib und bringe ihn in die Dienstbarkeit, damit ich nicht während ich andern predige selbst verworfen werde" (1 Cor. 9, 24-27). Die gleiche Anschauung begegnet uns noch an mehreren Stellen der Briefe desselben Apostels; so Eph. 6, 12 ff.; Phil. 3, 12; 1 Tim. 6, 12; 2 Tim. 2, 4; sowie auch, mehr oder weniger deutlich, in den Schriften der übrigen Apostel; so 1 Petri 1, 4. 5, 4; Jac. 1, 12; Offb. 2, 10. - Bei der Beschränkung nun, die uns auferlegt ist, müssen wir auf Berücksichtigung der Ascese in den übrigen Religionsgebieten, bei den Juden, Mohammedanern, Persern, Inviern zc, verzichten und uns begnügen, die chriftliche Ascese in das Auge zu faffen,

um zuerst die Gestalt zu beschreiben, in der sie erscheint, und dann sie einer kurzen Würdigung zu unterwerfen. Die christliche Ascese erscheint in doppelter Gestalt: als negative und als positive Thätigkeit. Jene ist die Bekämpfung der feindlichen Mächte, welche die Erreichung des den Christen gesteckten Zieles zu verhindern suchen, diese die Aneignung und Uebung der Tugenden, die als Vorstufen oder auch als Momente jener Beschaffenheit erscheinen, die wir als chriftliche Vollkommenheit bezeichnen und die eben als Leßtes und Höchstes von den Christen angestrebt wird. Jene feindlichen Mächte, deren Bekämpfung die erste Aufgabe der Ascese ist, sind, wenn wir sie mit einem apostolischen Ausdrucke bezeichnen sollen, die Augenluft, die Fleischesluft und die Hoffart des Lebens. Sie vereinigen sich in dem was wir Begierlichkeit, Concupiscenz nennen, welche verursacht, daß wir sowohl das außer uns Liegende, namentlich die Natur und deren Gaben, als auch unsere eigenen körperlichen wie geistigen Kräfte und Fähigkeiten so gebrauchen, daß wir dabei dem göttlichen Willen zuwider handeln. Zn Folge der einmal vollzogenen Abkehr von Gott ist der Geist des Menschen theils so in die Natur herunter gezogen worden, daß er mit der Freiheit und Selbstständigkeit die Herrschaft über diese gutentheils verlor und das Leben des Menschen beinahe ausschließlich Naturleben oder das Leben eines Thieres wurde, bestehend in Essen, Trinken, Schlafen, Fortpflanzung u. s. w. und der Besorgung der hiezu nöthigen Mittel, theils in sich selber concentrirt, so daß er aller seiner Thätigkeit lediglich sich selbst zum Zwecke gibt und fordert, daß alles andere für ihn allein sei und ihm diene. Was demgemäß die Ascese in ihrer ersten Gestalt zu bekämpfen und zu überwinden hat, ist erstens die Uebermacht der Natur über den Geist, und zweitens die Selbstsucht mit den darin gegründeten Leidenschaften. Als diese Thätigkeit erscheint sie nun auch in der That, indem die christlichen Asceten vor allem bestrebt sind, erstens durch Fasten, Genuß geringer Speisen, Abbruch im Schlafen, Verzicht auf die gewöhnlichen Bequemlichkeiten des Lebens, auf schöne Wohnung und Kleidung 2c., auch auf die Annehmlichkeiten des Familienlebens u. f. w., oder auch noch in höherem Grade durch positive Züchtigung des Fleisches, schmerzenerregende Behandlung des Körpers nicht nur die Macht der Natur zu schwächen und schon dadurch dem Geist die Herrschaft zu erleichtern, sondern auch die Willenskraft an sich zu stärken, den Geist nach und nach zu befähigen und zu gewöhnen, der Natur gegenüber frei zu sein, und zweitens durch Einnahme einer niedrigen Stellung, durch Unterwerfung nicht nur unter Höherstehende, sondern auch unter Gleichstehende, durch geduldige Hinnahme von Beschimpfungen u. dgl. Demuth zu pflegen und so die Eigensucht, den Hochmuth und die hiemit verbundenen Leidenschaften wie Neid, Zorn, Verläumdungssucht 2c. zu ertödten. Dieser negativen Arbeit aber hat zu folgen oder sich mit ihr zu verbinden die positive, welche, wie schon angegeben, darin besteht, daß man jene Tugenden erwerbe und übe, die als Vorstufen oder Momente der christlichen Vollkommenheit erscheinen. Diese Arbeit vollzieht sich in der Lesung heiliger, geistlicher, erbaulicher Bücher, vor allen der hl. Schrift, in Betrachtung und Erwägung (Meditation, Contemplation), in Gebet, fleißiger Gewissenserforschung, der Verehrung der Heiligen zc., dann weiter in dem Eifer, anderen bei jeder Gelegenheit mit Nath und That zu helfen, Opfer für sie darzubringen, das Gute in jeder Gestalt zu fördern, Recht und Unschuld zu beschüßen u. s. w. Was hiebei bezweckt wird, ist, einen solchen Willen, eine solche Gesinnung in sich auszubilden, daß nicht nur vollkommene Uebereinstimmung mit dem göttlichen Willen vorhanden sei, wie derselbe in der Weltordnung und im Gesege offenbar ist, sondern diese Uebereinstimmung auch etwas sozusagen Natürliches, Wesentliches, nicht bloß in einzelnen Fällen, sondern bleibend vorhanden sei; und alles nun, was hiezu dienen kann, fällt in den Kreis der hieher gehörigen Ascese, und diese kann so lange nicht als vollendet angesehen werden, als wir uns irgend einem göttlichen Gefeße gegenüber unangenehm berührt oder abgestoßen fühlen, und so lange wir im Stande find, in irgend einem Puncte auch gegen den göttlichen

Willen zu handeln, mit einem Worte so lange als unsere Liebe zu Gott und dem Nächsten nicht vollkommen ist. -Aber auch in dieser positiven Thätigkeit schließt fich die Ascese noch nicht ab, fie vollendet sich erst in einer dritten, die sich mit den beiden erwähnten verbindet, und die wir als religiöse im engern Sinne, oder wenn man will, als mystische bezeichnen können. Diese dritte Arbeit oder dritte Stufe der Ascese umfaßt lauter eigentlich so zu nennende religiöse Acte: Theilnahme an dem kirchlich-religiösen Leben, an dem öffentlichen Gottesdienst, Empfang der hl. Sacramente (der Buße und des Altars), Gebrauch der Sacramentalien und was damit zusammenhängt. Welche Bedeutung diesem abschließenden Momente der Ascese zukomme und worin es begründet und gerechtfertigt sei, wird das Folgende zeigen. Hier sei nur bemerkt, daß es nie einen christlichen Asceten gegeben habe noch je einen geben könne, der diese dritte Classe ascetischer Handlungen von seinen religiösfitlichen Uebungen ausschlösse. — Was wir nun aber weiter zu erklären haben ist erstens dieß, daß die im Bisherigen beschriebene oder doch angedeutete Ascese vollkommen und unvollkommen (in unbestimmt vielen Abstufungen) vollzogen werden konne. Der Eine kann sich mehr durch Fasten, freiwillige Armuth und was hieher gehört, ein Anderer mehr durch Erhaltung der Jungfräulichkeit und Keuschheit, ein Dritter mehr durch Demuth und Gehorsam, noch ein Anderer mehr durch positive Acte, innerliche oder äußerliche, üben, der Eine seine Ascese mehr, der Andere weniger ausdehnen oder steigern. Es hat tausende und abertausende von Christen gegeben, die eine Ascese übten, welche einmal alle oben angedeuteten Momente umfaffen und sodann überall die höchste Stufe erreichen sollte. Diese sind mit Recht Asceten schlechthin oder in ausgezeichnetem Sinne genannt worden. Hierüber hat der Artikel Asceten, christliche, im Lerikon Auskunft gegeben. Die zweite Bemerkung die wir zu machen haben ist, daß alle vorgeführten und angedeuteten ascetischen Handlungen als solche nur dann zu gelten haben, wenn sie in der bestimmten Absicht unternommen und vollzogen sind, daß sie zu der als Hauptzweck angestrebten christlichen Vollkommenheit führen, oder hiebei dienlich sein sollen eine Bemertung, deren Richtigkeit wohl von selbst einleuchtet und einer Erläuterung nicht bedarf. -Nun aber kommen wir an die Hauptsache, nämlich an die Frage, ob die im Bisberigen dargestellte Ascese zu rechtfertigen sei. Die erste Gestalt oder Stufe derselben ist in dem Verderbniß begründet, welches durch die Erbsünde verursacht und ein Erbtheil aller Menschen, auch der getauften ist; und es ist nicht schwer einzusehen, daß diese Ascese nicht etwa nur gut oder nüglich, sondern geradezu nothwendig sei. Um was es sich handelt, ist sittliche Vereinigung des Menschen mit Gott, Conformität des menschlichen mit dem göttlichen Willen; davon hängt unser Schickfal für die Ewigkeit ab. Wäre nun solche Conformität noch vorhanden, wie sie es ursprünglich gewesen, so wäre keinerlei Kampf, Gewalt, Abtödtung zc. nöthig; das Rechte wäre der naturgemäße sich von selbst bildende Gang der Dinge; nur der Bewegung und Entwicklung bedürfte es; wir brauchten die Natur weder in noch außer uns zu schwächen, denn sie wäre von selbst dem Geifte unterthan; wir brauchten nicht zu fasten, denn wir würden von selbst nicht mehr und nicht Anderes genießen, als zur Erhaltung des leiblichen Lebens erforderlich; nicht Jungfräulichkeit mit Ueberwindung, nicht Keuschheit mit Entsagung zu pflegen, denn das geschlechtliche Leben würde sich von selbst auf die zur Fortpflanzung des Geschlechtes nöthigen Acte beschränken; nicht unserm Willen in blindem Gehorsam Gewalt anzuthun, denn er batte das Ziel seines Strebens von selbst nicht in sich sondern in Gott oder in dem wie immer geoffenbarten, verwirklichten oder zu verwirklichenden göttlichen Willen u. s. w. So nun aber, da der Wille geschwächt und eben deßhalb die Natur übermächtig ist, so muß leßtere geschwächt, in ihren Bewegungen gehemmt und damit jenem insofern von selbst Gewalt angethan werden, als er an fraglicher Sclaverei Wohlgefallen hat. Ohne dieses kann es nie und nimmer zu einem dem Willen Gottes entsprechenden Verhältniß und Leben der beiden Creaturen kommen; sowie sie

naturgemäß, d. h. dem Zustande entsprechend leben, der nun einmal in Folge der Sünde der ihrige ist, so leben sie im Widerspruche gegen den göttlichen Willen. Da ferner der Geist als Ziel feines Strebens sich selbst gesezt hat, so kann er zur Unterwürfigkeit unter Gott, zum Gehorsam unter den göttlichen Willen schlechterdings nicht anders als dadurch gebracht werden, daß sein Wille geradezu gebrochen wird; ist er nicht dahin, wenigstens momentan gebracht, nichts mehr selbst zu wollen, so wird er nie dahin kommen, daß er wollte, was Gott will. Es ist, wie uns scheint, eine treffende Vergleichung, deren sich die Ascetiker bedienen, wenn sie darauf hinweisen, daß ein gekrümmter Baum, soll er gerade werden, eben so weit nach der entgegen gefeßten Seite gebogen werden müsse. Viel anschaulicher aber tritt uns der Gedanke, um den es sich handelt, darin entgegen, daß sich das Christenthum als Religion der Wiedergeburt darstellt. Der Mensch wie er geboren ist, d. h. aus Adam stammt, ist Gott mißfällig; mithin muß jene Geburt sammt allem was sich daran knüpft gleichsam aufgehoben, zunichte gemacht und der Mensch auf andere Weise geboren werden. Damit ist die in Frage stehende negative Ascese aufs deutlichste und zwar in größter Schärfe als nothwendig dargestellt. Darum ist auch die hl. Schrift N. Testaments mit der Forderung derselben so sehr angefüllt, daß Beweise dafür im Einzelnen beizubringen das allerüberflüssigste Geschäft wäre. Nichts anderes als dieß ist auch der Grund, warum der Herr das mosaische Gesez in der bekannten Weise vervollständigte und ergänzte. — Hiemit glauben wir, wenn auch wenig, so doch genug beigebracht zu haben, um die Einsicht zu begründen, daß für jeden Menschen, der das Dasein der Sünde anerkennt, d. h. für jeden Christen oder allgemeiner für jeden Menschen, welcher Gott gefallen will, die von uns sog. negative Ascese bis auf einen gewissen Grad schlechthin nothwendig sei. — Nicht minder ist es aber auch die sog. positive oder die zweite Art von Ascese. Diese wäre nothwendig, auch wenn keine Sünde existirte, womit von selbst gegeben ist, daß sie eine unerläßliche Ergänzung der erstern sei. Zum Beweise dieser Behauptung wird genügen, auf das Wesen des Menschen hinzuweisen und mit Frenäus darauf aufmerksam zu machen, daß wir das, was wir zu sein bestimmt sind, durch Entwicklung werden müssen. Wir sind schon mit der Schöpfung insofern mit Gott vereinigt, als wir es nach dem Willen Gottes oder in der Idee sind; aber in voller Wirklichkeit sind wir es doch erst dann, wenn wir es auch durch uns selbst sind. Durch uns selbst aber können wir es nur sein in Folge einer Reihe von Handlungen, worin sich im Einzelnen die Uebereinstimmung unseres Willens mit dem göttlichen darthut; und erst durch oftmalige Wiederholung solcher Willensacte und Handlungen wird bewirkt, daß unser Wille an sich übereinstimmend mit dem göttlichen, daß diese Uebereinstimmung zu etwas uns Natürlichem oder Wesentlichem und eben damit bleibend und vollkommen werde. Näheres Eingehen in das Einzelne würde die Sache vollends klar machen. Wir halten es aber nicht einmal für nöthig. Man beachte nur was alles erforderlich sei: Erkenntniß Gottes und des göttlichen Willens und zwar des leßtern so, daß man in jedem einzelnen Falle sicher wisse, wohin er gehe, dann Erkenntniß der etwa im Wege stehenden Hindernisse und Fähigkeit, fie zu entfernen, vorzugsweise Selbsterkenntniß und die Fähigkeit, sich selber zu beherrschen. Wer könnte sich einbilden, auch nur Eines von diesem Vielen zu erreichen ohne Studium, Betrachtung, Belehrung und Leitung durch Andere, kurz ohne eifrige und anhaltende Uebung! Aber gerade die so als nothwendig erscheinenden hieher gehörigen Uebungen bilden das was wir als positive Ascese bezeichnet haben. Zur Begründung deffen, was über die dritte und abschließende Stufe der Aseese gesagt worden, sei hier kurz Folgendes bemerkt. Wäre es durch unsere eigene Kraft, daß die Schranken niedergeriffen werden, die uns von Gott trennen und unsere Wiedervereinigung mit Gott ermöglicht und verwirklicht wird, dann schlösse sich die Ascese in den beiden bis jest behandelten Acten ab. Allein so ist es nicht; wodurch fragliches Doppelwerk möglich ist, ist lediglich die Gnade Gottes in Christo; und nur

auf Grund dieser Gnade vermögen wir zu wirken; ohne sie vermöchten wir, wie überhaupt nichts, so auch nicht die in Frage stehenden ascetischen Acte vorzunehmen, jedenfalls nichts damit auszurichten. Die Gnade aber wird uns mitgetheilt oder vielmehr wirkt in uns nur unter gewiffen Bedingungen. Diese Bedingungen aber find nichts anderes als das Sein in der Kirche, Theilnahme an dem religiösen Leben der Kirche, Empfang der Sacramente u. f. w., kurz Alles das, was wir oben als den Inhalt der dritten Stufe der Ascese bezeichnet haben. Hieraus geht hervor, daß diese dritte Stufe der Ascese nicht etwa nur eben so nothwendig als die beiden andern, sondern die Grundlage und Vorausseßung dieser sei. Sie ist wohl der Abschluß, zugleich aber auch das Fundament der Ascese. Aber ist nun in allem diesem nicht viel zu viel behauptet und weit über das Ziel hinaus geschoffen? Es ist nichts geringeres behauptet, als daß jeder Christ Ascese üben, Ascet sein müsse; wohin würde es aber mit der Welt kommen, wenn sich dieß verwirklichte! Allerdings liegt in dem Vorgetragenen die incriminirte Behauptung, und wir können in der That nicht anders als erklären: jeder Mensch, der mit Gott wieder vereinigt werden und ewig vereinigt bleiben will, muß an Christus glauben, muß Glied seiner Kirche sein, muß in und mit der Kirche leben, theilnehmen an deren Gottesdienst, die Sacramente empfangen sowie die Weihungen und Segnungen der Kirche a. f. m.; muß ferner dem Geist die Herrschaft über die Natur verschaffen, um dieser als freie Creatur gegenüber zu stehen, dann aber den auf solche Weise freien Geist auch vom Egoismus befreien, um ihn der Liebe fähig zu machen; muß endlich, ist er auf solche Weise vorbereitet, sich in der Zusammenstimmung mit dem göttlichen Willen in oft wiederholten Acten verschiedener Art, in Lesung, Betrachtung, Selbstprüfung, einzelnen guten Werken ic. üben; muß also Ascese üben, Ascet sein. Aber damit ist nicht gesagt und soll nicht gesagt werden, daß jeder Mensch, der einmal das Glück hat, Christ zu sein, vollendeter Ascete sein oder die Ascese in allen ihren Gestalten und zwar bis zur Vollendung und so üben müsse, daß Ascese den Inhalt seines gesammten Lebens ausmachte. Die Ascese ist uns in vielen Gestalten und diese wiederum find in vielen Abstufungen erschienen. Davon nun etwas fordern heißt nicht alles fordern; sagen, jeder Christ müsse Ascet sein, heißt nicht sagen, er müsse ganz und nur Ascet sein. Dabei aber wirft sich von felbft tie Frage auf, ob es zu rechtfertigen sei, wenn Einzelne so ganz Asceten sind, oder sein wollen, daß ihr ganzes Leben Ascese ist. Diese Frage ist unbedingt zu bejahen. Um was es sich überall handelt ist dieß, daß der chriftliche Geist den Menschen mitgetheilt und in denselben erhalten und gepflegt werde, auf daß wie die Abreten nach dem Apostel zu sagen pflegen, Christus überall in den einzelnen Menschen Gestalt gewinne. Hiebei haben stets Einzelne als Werkzeuge zu dienen. Dieß find die Bischöfe, Priester, Mönche, kurz die Glieder der von Gott bestellten Hierarchie. Diese Werkzeuge sind selbstverständlich um so vollkommener und befähig= ter, das zu bewirken, was sie zu bewirken bestimmt sind, je mehr in ihnen selbst der nämliche Geist Christi lebt und wirkt, je mehr sie selbst nicht nur von Amtswegen sondern innerlich und wesentlich Stellvertreter Christi, d. h. durch Weisheit, Heiligkeit und Kraft befähigt sind, es wahrhaft zu sein. Dieß aber ist gewiß jeder in dem Grade, als er Ascese in der oben angegebenen Weise übt. Ohne Ascese, ohne Betrachtung, Gebet, Fasten, Selbstverläugnung, Pflege der Demuth, Milde, heiliger Gesinnung u. f. w. find wir nicht christliche Prediger, sondern wenn es hoch tommt Redner, die die Leute ein wenig zu unterhalten wissen; nicht Priester, sondern Schauspieler, nicht Seelsorger, sondern Beamte, deren Stelle jeder Gebildete einnehmen könnte. Nun ist aber natürlich, daß es in dieser ascetischen Ausbildung Abstufungen und zwar unendlich viele gebe, und es wäre höchft thōricht und ungerecht, an alle die, welche zu lehren und zu leiten berufen sind, den gleichen Maßstab anzulegen und die gleiche Forderung zu stellen. Gibt es aber Abstufungen und sind diese ale nothwendig anzuerkennen und mithin gerechtfertigt, so kann nicht fehlen, daß es

Sudenteriton. E -B.

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