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immer heftigerer Kampf gegen die Union und die reformirte Lehre entbrannt, und dort der Glaube immer fester geworden, daß diese Lehre principiell und fast durchweg von der reinen, lutherischen ab= weiche, wie das ja auch die prononcirt reformirte Dogmatik von Schweizer zeige. Und nun giebt es zwar Männer genug, die das bestreiten und sich nicht nur die Aufrechthaltung der Union (in der Liturgie und Kirchenregierung), sondern auch die Anbahnung einer confessionellen Einigung oder wenigstens einer immer größern Einig= keit im Geiste zwischen den beiden evangelischen Schwesterkirchen an= gelegen sein lassen, und zu dem Zwecke bald das gemeinsame Be= kenntniß zur ungeänderten Augsb. Confession, bald eine Vereinigung auf dem Grunde der ursprünglichen, wesentlichen, in unsern symb. Büchern nicht zur rechten Darstellung gekommenen Idee'n des Prote= stantismus vorschlagen; aber wenn man auch diesen wohlgemeinten Bestrebungen im Allgemeinen nicht abgeneigt sein kann, so läßt sich doch weder auf dem Grunde der Confession von 1530, noch auf dem der ursprünglichen (noch zu wenig abgeklärten) Idee'n des Protestantismus eine Vereinigung erwarten; am wenigstens aber kann man sagen, daß in Folge dieser Bestrebungen das richtige Verständniß der beiderseitigen öffentlichen Kirchenlehre sehr zugenommen hat, indem dabei vielmehr der wahre Sinn dieser meistens dissimulirt worden ist.

Im Hinblick auf das Alles nun, und auch dem jezigen Selbstruhm der katholischen Kirche gegenüber, eine neue Symbolik für zeitgemäß erachtend, habe ich mich bestrebt, in dem dogmatischen Theile der vorliegenden vor Allem die Principien und das Cha= rakteristische jedes kirchlichen Systems klar zur Anschauung zu bringen und zu zeigen, was unsere gesammte evangelische Kirche principiell nach außen von den andern scheidet und nach innen zu einem zu= sammengehörigen Ganzen einigt; und wenn ich dabei die Differenzen zwischen der lutherischen und reformirten Lehre in keiner Weise ver

deckt, sondern möglichst scharf herausgestellt habe, so habe ich mich doch auch sorgfältig vor dem jest so gewöhnlichen Fehler gehütet, bei jeder, auch der geringsten dogmatischen Abweichung eine wichtige philosophische Miene anzunehmen und gleich von verschiedenen Principien zu reden. Darnach bin ich bemüht gewesen, die Symbollehre jeder Kirche nicht nur aufs reinste und treueste, sondern auch ausführlicher und genauer, als es bisher in solchen Büchern geschehen ist, aus den Quellen darzustellen, sie mit den nöthigen (und zwar nicht blos mit den bekannten) Belegen zu versehen, und nach Winer's Wunsch (in der 2. Aufl. f. Symbolik) insonderheit eine möglichst vollständige Entwickelung des protestantischen Glaubens aus den symbolischen Urkunden mit beständiger Rücksicht auf die historischen Bildungsmomente und auf die reformatorische Beweisführung zu geben, daher z. B. bei der lutherischen Lehre zwischen der der ältern Symbole und den schärfern Bestimmungen der Concordienformel, überall, wo nöthig, unterschieden und auch bei der reformirten das Verhältniß der öffentlichen Bekenntnisse zur zwinglischen und calvin'schen und spätern scholastischen Lehrweise möglichst genau herausgestellt worden ist. Dabei ist aber auch der Lehrbegriff der andern Kirchen und christlichen Parteien zu einer neuen sorg= fältigen Darstellung aus den Duellen gekommen, wie das denn auch jeder, bei den mancherlei guten und für die Theologie der Zukunft brauchbaren Gedanken, die er enthält, verdient. Che aber freilich von dieser Theologie die Rede sein kann, muß erst eine wahre Union zwischen den beiden evangelischen Schwesterkirchen angebahnt werden, und dazu ist, nach meinem Dafürhalten, der erste und unerläßliche Schritt, wenigstens in Deutschland, daß man das von der luthe= rischen Kirche Melanchthon angethane Unrecht wieder gutmacht und die biblische und historische Berechtigung seiner Lehrweise hier wieder anerkennt. Bei dieser Ansicht würde ich auch in dem vor= liegenden Buche unsere Kirche, der reformirten gegenüber, nicht die

lutherische, sondern richtiger die protestantische genannt haben, wenn ich eine Anbequemung an die jezt gewöhnliche Terminologie nicht für gut gehalten hätte, um überall schneller verstanden zu werden.

Um den Druck des Buches nicht zu erschweren und zu vertheuern, sind die Citate aus den griechischen Symbolen in der alt= hergebrachten lateinischen Uebersezung mitgetheilt, was man in Betracht der Treue dieser und der dort vorkommenden unbekanntern mittelalterlichen Formen der griechischen Sprache nicht zu sehr beklagen Der Titel des Buches hätte vielleicht der beigegebenen Erklärung und Umschreibung nicht bedurft, doch habe ich hierbei gern einige Rücksicht auf die Wünsche des Herrn Verlegers genommen. Von den Druckfehlern werden die meisten in dem angehängten Verzeichniß ihre Berücksichtigung gefunden haben.

Zum Schlusse fühle ich mich noch gedrungen, aufs dankbarste anzuerkennen, welche vielfache Unterstüßung mir bei meiner Arbeit aus den Mitteln der herzogl. Bibliothek zu Altenburg geworden ist, und indem ich nun diese Schrift dem theologischen Publikum übergebe, den Wunsch auszusprechen, daß man sie überall mit der wohl= wollenden Unparteilichkeit aufnehmen möge, mit der sie Gegner wie Meinungsgenossen behandelt. Sollte es ihr gelingen, wenigstens etwas mit dazu beizutragen, daß vorerst wieder in unsere kirchliche Dogmatik auf der einen Seite mehr Unparteilichkeit und Gerechtig= keitssinn und auf der andern mehr Ehrlichkeit kommt, so wäre auch das erreicht, was man als ihren Nebenzweck betrachten kann.

Oberarnsdorf bei Altenburg,

den 6. September 1853.

Der Verfasser.

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