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laren sollen nur aufgenommen werden, wenn sie entschiedenes Talent besitzen; der Termin der Entlassung der bis dahin Angestellten soll auf den 1. October festgesetzt, doch auf verdiente Musiker, ihre Witwen und Waisen Bedacht genommen werden. Nach der beigegebenen Liste der neu Anzustellenden und der zu Pensionierenden fielen wohl eine ziemliche Anzahl der früher Angestellten bei der Reformierung der Kapelle aus, viele aber fielen wieder der Pensionierung zu, und das Budget der gesammten Hofkapelle betrug nach diesem Vorschlage1 noch immer die beträchtliche Summe von 99.227 Gulden. Es war jedenfalls ein löbliches Bemühen der Regierung, Ordnung in das Ordnungslose zu bringen, was aber die Herabminderung des Ausgabenbudgets und der Zahl der Angestellten betrifft, so stellte sich diese Erwartung, wie schon oft früher und später, als illusorisch heraus; die grosse Oper übte ihre verführerischen Reize; kostbare Sänger und Sängerinen wurden engagiert und die Instrumentalmusik musste mit den gesteigerten Anforderungen Schritt halten, wie dies die Geschichte der Entwicklung der Hofkapelle zeigen wird.

An diesem Orte ist zuerst der Veränderungen zu erwähnen, welche gelegentlich der Reformierung bei der Leitung der Hofkapelle Platz griffen. Die Hofcompositoren Giov. Batt. Bononcini und Pietro Franc. Tosi, so wie der Kammercompositor Franz Daniel Thalmann wurden 1711 pensioniert. An die Stelle des 1709 verstorbenen Antonio Pancotti trat mit 1. Jänner 1712 Marc Antonio Ziani als neu ernannter Hofkapellmeister, und dessen verlassenes Amt als Vice-Hofkapellmeister wurde mit Entschliessung vom 26. Jänner 1713 dem bisherigen Hofcompositor Johann Josef Fux übertragen.

Nach den Normen der eben in der Einführung begriffenen Reformierung war der Gehalt des Vice-Kapellmeisters auf 1600 fl. festgesetzt, und Fux, dem noch im letzten Regierungsjahre des vorigen Kaisers Josef I.2 eine Gehaltaufbesserung von 1440 fl. auf 2000 fl. zuerkannt worden war, musste neben der ehrenvollen Rangserhöhung dadurch einen empfindlichen Rückgang seines Gehaltes erfahren. Es muss aber auch von Seite des Hofes diese Zurücksetzung eines Mannes von so anerkanntem Verdienste auf

1 Beil. II. 31. 2 22. März 1711. Beil. II. 4.

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gefallen sein, denn es werden nach mehreren Richtungen Bemühungen erkennbar, Fux in anderer Weise für seinen pecuniären Verlust am Gehalte schadlos zu halten. Zuerst wurde in seinem Anstellungsdecrete vom 13. Jänner 1713 bestimmt, dass ihm sein neuer Gehalt vom 1. October des Jahres 1708 also mehr als 4 Jahre nach rückwärts — von dem Hofzahlamte ohne Abbruch des ersten Quartals ausbezahlt werde. Dies konnte vielleicht zugleich eine Entschädigung für die durch mehrere Jahre unordentlich erfolgte Besoldung sein; allein ein anderes Zeichen kaiserlicher Gnade, welches keinen Zweifel über den Character einer Schadloshaltung übrig lässt, war seine gleichzeitige Ernennung zum Kapellmeister der Kaiserin-Witwe Wilhelmine Amalie (nach Kaiser Josef I.), womit ein Gehalt von 1500 fl. verbunden wurde', während vor und nach Fux nur MusikDirectoren, wahrscheinlich mit geringeren Gehalten an dieser Kapelle angestellt wurden.

Neben der Hofkapelle des regierenden Kaisers bestanden nämlich bei Hofe auch zwei kleinere Kapellen der Kaiserinen Witwen. Jener der Kaiserin Eleonora Margaretha, Witwe nach Kaiser Leopold I. seit 5. Mai 1705, erwähnt J. J. Fux2 nach dem Tode der Kaiserin (19. Jänner 1720) in einem Gutachten vom 3. August 1720, über ein Gesuch des Matthias Oettl „nachgelassenen Kaiserin Eleonorischen Kapellmeisters". — In der Kapelle der Kaiserin - Witwe Amalie nach Kaiser Josef I. seit 17. April 1711 war Fux selbst durch sechs oder sieben Jahre als Kapellmeister angestellt. In den Hofkalendern, deren ältester vom Jahre 1714 im kais. geh. Haus-Hof- und Staatsarchive sich befindet, wird Fux bereits als Hofkapellmeister aufgeführt. Seine Anstellung muss aber weiter zurück datieren, wenigstens in das Jahr 1713, da der erwähnte Kalender Anfangs des Jahres 1714 bereits gedruckt ausgegeben sein musste. Dazu kommt noch, dass Fux im Jänner 1713, bei der Reorganisation der Hofkapelle zwar zu der Stelle des Vice-Hofkapellmeisters vom Hofcompositor avancierte, allein statt seines früheren Gehaltes von 2000 fl. auf 1600 fl. herabgesetzt wurde. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass Fux,

1 Vortrag des Oberst-Hofmeisteramtes 7. Febr. 1715. Beil. II. 6.
2 Beil. VI. 50.

der bisher ein immer erhöhtes Einkommen vom Hofe bezog, bei dieser letzten Herabminderung durch die Anstellung als Kapellmeister der Kaiserin Amalie entschädigt wurde. Nach denselben Hofkalendern erscheint Fux noch im Jahre 1718 als Hofkapellmeister der Kaiserin Amalie, vom Jahre 1720 aber sein Nachfolger der Hof- Musikdirector Heinrich Holzhauser. Da der Kalender von 1719 mangelt, so muss Fux auf seine Stelle als Kapellmeister der Kaiserin Amalie entweder 1718 oder 1719 resigniert haben, was begreiflich erscheint, da er 1715 Hofkapellmeister des Kaisers wurde und bei der Zutheilung seines neuen Gehaltes von 2500 fl. und 600 fl. Adjuta, diese Erhöhung wegen der früher „doppelt genossenen Hofbesoldung" von 1600 und 1500 fl. angetragen wurde. Es scheint daher zugleich, dass Fux als wirklicher Hofkapellmeister des Kaisers keine weiteren Bezüge wegen der Functionen als Kapellmeister der Kaiserin Amalie mehr genoss.

Zum Hofmusikstaat der Kaiserin gehörten durchschnittlich 28 Angestellte: 1 Kapellmeister, 1 Organist, 1 Sopranist, 1 Contraaltist, 2 Tenoristen, 2 Bassisten, 4 Violinisten, 1 Violonist, 1 Violoncellist, 2 Trombonisten, 1 Fagottist, 1 Cornettist, 1 Partituren-Austheiler, 1 Diener, 8 Ripienisten. Allerdings eine kleinere Kapelle, welche bei der Zurückgezogenheit der Kaiserin-Witwe wohl nur in der Kirche Dienste zu leisten hatte. Näheres über die Leistungen dieser Kapelle ist nicht bekannt.

In den Jahren 1713 und 1714 war daher Fux zu gleicher Zeit Vice-Hofkapellmeister des Kaisers, Kapellmeister der KaiserinWitwe und Dom-Kapellmeister von St. Stephan in Wien.

Ausser den früher erwähnten Hofcompositoren ist hier noch die Thätigkeit des eben ernannten kais. Hofkapellmeisters Marc Antonio Ziani und des ausgezeichneten Organisten und Kapellmeisters am Dome zu Venedig Antonio Lotti in Betracht zu ziehen, welche in dieser Periode durch ihre Compositionen für Wien hervorragen.

Marc Antonio Ziani, geboren zu Venedig um 1653, gestorben zu Wien 22. Jänner 1715, 62 Jahre alt. Er war ein Neffe des Priesters und berühmten Organisten Peter Andreas Ziani,

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der durch mehrere Jahre Kapellmeister der Kaiserin - Witwe Elisabeth (nach Kaiser Ferdinand III.) war und im Anfange des Jahres 1669 nach Italien zurückgieng'. Marc Antonio Ziani hatte 1698 das Oratorium Il Giudizio di Salomone dem Kaiser Leopold I. zugeeignet, wurde nach Antonio Draghi's Tode und der Vorrückung Ant. Pancotti's in die Kapellmeistersstelle am 1. April 1700 zum Vice-Kapellmeister und am 1. Jänner 1712 zum Hofkapellmeister ernannt. Seine musicalische Thätigkeit als Componist von Opern und Oratorien hatte schon in Venedig um 1679 begonnen 2, am Hofe in Wien gelangten von 1700 bis 1714 von ihm 7 Opern, 5 Serenaden und 10 Oratorien zur Aufführung. In den Messen und zahlreichen Kirchencompositionen zeigte er sich als tüchtiger Contrapunktist, was ihm auch in den Oratorien wohl zu Statten kam, unter denen das oben erwähnte Giudizio di Salomone durch Feuer und glückliche Auffassung der Charactere sich auszeichnet. In minderem Grade ist dies in seinen Opern und Serenaden hervortretend, wo sich manche veraltete Manier breit macht und wenig Interesse des Zuhörers zu erregen vermag. Vielleicht hat er seinen ausgezeichneten Ruf, der ihm von Venedig vorausgieng, dem reicheren Gehalte seiner früheren Compositionen zu danken, die hier nicht bekannt sind.

Antonio Lotti, Organist und später Kapellmeister am Dome von S. Marco in Venedig, war aus der Schule des berühmten Giovanni Legrenzi als dessen hervorragendster

1 K. k. Hofbibl. Mpt. 7654. pag. 38.

2 Gerber führt von seinen früheren Compositionen an vom Jahre 1679 Alessandro magno in Sidone. 1680 La Ninfa bizarra. Alcibiade. 1683 Damira placata und La Virtù sublimata dal Grande.

Ostilio.

1685 Tullo 1688 Inganno regnante. — 1689 Il gran Tamerlano, 1690 Creonte. 1691 Falsirena. Amante Eroe. Marte deluso und La Virtù trionfante. 1693 Rosalinda. 1694 Amor figlio del merito und La Moglie nemica.

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1696

La finta Pazzia d' Ulisse. Domizio und Costanza in Trionfo. 1697 Odoardo. Il Giudizio di Salomone und Egisto.

1700 Duello d'amore e di vendetta.

1699 Amori tra gli odi und Il Teodosio.

3 Die Opern Beil. VIII. 376. 386, 396. 403. 425. 460. 507. Die Oratorien 380. 400. 414. 430. 443. 456. 470. 480. 485. 499. Die Serenaden 411. 422. 423. 463. 506.

4 Er war 1667 geboren, um 1684 Legrenzi's Schüler, von 1693 Organist und von 1736 bis zu seinem 1740 erfolgten Tode Kapellmeister am Dome von S. Marco in Venedig. (Dommer Musikgeschichte.)

Zögling hervorgegangen. Er hatte, wie die meisten Italiener jener Zeit, für die. Kirche, Kammer und Bühne gearbeitet, worin er wie sein Vorbild Alessandro Scarlatti, Wahrheit der Empfindung, Lebhaftigkeit des Ausdrucks mit contrapunktischer Gelehrsamkeit verband. In Wien machte er sich durch seine berühmt gewordenen Duetti, Terzetti e Madrigali bekannt, welche er 1705 in prächtiger Ausgabe dem Kaiser Josef I. widmete. Es sind dieselben, aus denen Giuseppe Bononcini das letzte Madrigale a cinque In una siepe umbrosa in England für seine Composition ausgab. In Wien wurden von Lotti die Oratorien II Voto crudele im Jahre 1712 (Beil. VIII 489) und L' Umiltà coronata 1714 (508), dann auch 1716 die grosse Oper Costantino (522) gegeben, wozu Fux die Ouvertüre, Caldara die komischen Zwischenacte schrieb. Wenn das dramatische nicht an seine Kirchen- und Kammercompositionen reicht, weil ihm die Kraft in Darstellung stärkerer Affecte versagte, so wird man doch nirgends die Mannigfaltigkeit in Erfindung von Melodien, die Eleganz der Form und die durch die contrapunktischen Studien bedingten harmonischen Führungen vermissen; so wie der Meister des Gesanges auch in ausgedehnteren Coloraturen nirgends zu verkennen ist.

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