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rühmten kaiserlichen Ober-Kapellmeisters Johann Josef Fux, wo keine faulen Stimmen darin sind“.

Die Partite und Sonate für Clavier sind nur in geringer Zahl vorhanden; sie verrathen wohl ebenfalls den Meister, wie insbesondere die fuga ricercata im Capriccio (404), dürften aber doch die dreistimmigen Partite und Sonate nicht völlig erreichen.

Ueber die anderweitige musicalische Thätigkeit unseres Meisters zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts wissen wir nur, dass er im Jahr 1702 zwei dramatische Compositionen zur Aufführung brachte. Die eine zum Namenstage der römischen Königin (10. Juli) war das Dramma per musica: Offendere per amare ossia la Telesilla, Text von Donato Cupeda', die zweite zum Namenstage des Kaisers Leopold (15. November) La Clemenza di Augusto. Poemetto drammatico von Pietro Antonio Bernardoni3. Die Partituren von beiden scheinen verloren zu sein, während jene der übrigen Opern und Oratorien ohne Ausnahme in der k. k. Hofbibliothek bewahrt werden. Im Jahre 1703 componierte er zu der Operette Proteo sul Reno, Text von Bernardoni, Musik von Giov. Bononcini, die Ouvertüre, wie in der Partitur ausdrücklich bemerkt ist: „La sinfonia è di Giov. Gios. Fux, woraus hervorgeht, dass auch namhafte Componisten das hervorragende Talent des Fux für Instrumentalcompositionen thatsächlich anerkannten.

Von seinen häuslichen Verhältnissen ist aus dieser Zeit zu erwähnen, dass er 1699, da er wahrscheinlich die Hoffnung auf eigene Nachkommen aufgegeben hatte, die kaum vierjährige Tochter Eva Maria seines damals noch lebenden Bruders, Peter Fux an Kindesstatt ins Haus nahm, dieselbe, die ihn nach dem Tode seiner Frau bis an sein Ende pflegte und seine Erbin wurde.

Ungeachtet seiner Anstellung als Hofcompositor behielt Fux dennoch zugleich seinen Dienst als Organist hei den Schotten fort, und erst im Sommer 1702 hatte er ihn aufgegeben, wie wir aus folgendem Vortrag des Obersthofmeister-Amtes vom 19. August 17026 erfahren, wo es heisst: Johann Josef Fux, Compositore in musica, hat seinem Vorgeben nach, um Euer kais.

1 Beil. X. 398–405. 2 Beil. VIII. 397 und X. 301. und X. 302. 4 Beil. VIII. 404. 5 Stammbaum n. 4. 5.

$ Beil. VIII. 399 6 Beil. II. n. 3.

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Majestät besser und ohne Verhinderung zu bedienen, seinen Posten bei den Scotten allhier quittiert, wodurch ihm jährlich bis 400 A. entgiengen, bittet daher allerunterthänigst, Euer kais. Majestät wollen diesen seinen Verlust durch eine Besoldungsverbesserung gnädigst ersetzen. Hierauf vermeldet der Kapellmeister (Ant. Pancotti), dass dieses Virtuosen Talente dergestalt bekannt, und das Motiv, so er anführet, so billig sei, dass er nicht zweiflet, Euer kais. Majestät werden sein allerunterthänigstes Bitten erhören und seine Besoldung bis auf 80 Thaler monatlich und zwar vom Anfang dieses Jahres vermehren". Der Obersthofmeister conformiert sich diesem Antrage und bemerkt, dass etwelche andere Musici auch soviel geniessen.

Hierüber erfolgte die eigenhändige Resolution des Kaisers: Placet in Ansehung der verlassenen 400 fl. und zwar vom Anfang des Jahres".

Dadurch hatte Fux in der kurzen Frist von vier Jahren seinen anfänglichen Gehalt auf das doppelte erhöht erhalten. Damit waren aber die Beweise der Zufriedenheit des Kaisers mit den Diensten des Fux noch nicht erschöpft. Nachdem derselbe im Jahre 1700 um ein seinem Dienste als Hofcompositor geziemendes Hofquartier ansuchte, wurde er zwar darauf gewiesen, ein wirklich freigewordenes Quartier zu bezeichnen 1. Als er aber 1702 ein solches im Hause des Barbierers Paul Kauz, auf dem neuen Markte bezeichnete, wo die Freijahre nächstens exspirieren3, wurde ihm dieses zugewiesen.

Am 5. Mai 1705 starb sein kaiserlicher Gönner Leopold I., welcher das Talent und den Eifer seines Hofcompositors Fux nach Verdienst gewürdigt und deshalb mit seinen Gunstbezeigungen gegen ihn nicht gekargt hatte.

1 Beil. II. 17. 2 Beil. H. 18. Dies war das Haus zu den sieben Körben genannt, ein Eckhaus, neu n. 17 (alt n. 1067). 3 Auf den Häusern in Wien lastete die Servitut der Hofquartiere, wovon die neuerbauten durch einige Jahre befreit waren.

IV.

Fux unter Kaiser Josef I. (1705—1711)
Badia

Die Compositoren C. Aug.
Marc. Antonio und Giovanni Bononcini Francesco Tosi.

Als unmittelbarer Nachfolger im Reiche kam nach dem Hinscheiden Kaiser Leopold I. sein ältester Sohn Kaiser Josef I. (geb. 1678), welcher schon zu Anfang des Jahrhunderts zum römischen Könige gekrönt war. Kaiser Josef verband ein lebhaftes, feuriges Temperament mit glücklichen Anlagen des Geistes und Gemüthes. In seiner Jugend war er von schweren Krankheiten heimgesucht worden, später ward er stark und kräftig und in allen Leibesübungen gewandt. So wie sein Vater war er mit leichter Auffassung und scharfem Verstande, insbesondere. mit einem starken Gedächtnisse begabt. Wie jener war er bewandert in der Kenntniss fremder Sprachen, deren er sich mit Gewandtheit und Eleganz zu bedienen wusste. Als Meister in körperlichen Uebungen war er ein kühner Reiter, ein unermüdeter Jäger und zierlicher Tänzer. Auch fehlten ihm weder Anlage noch Liebe zur Musik, da er Clavier und Flöte spielte, dass er sich hören lassen konnte und sich in Compositionen von Arien nicht ohne Glück versuchte, wie denn in der Partitur der Oper Chelonida von Marc Antonio Ziani (comp. 1709) bei zwei Arien bemerkt ist: „Comp(osto) di Sua) M(aestà) C(esarea)". Die Compositionen sind leicht, nicht ungefällig, in der Manier der Zeit, zeigen aber immerhin gute Kenntniss des Satzes. Fux nennt ihn auch in der Dedication des Concentus „,in der Musik ungemein erfahren" (sublime peritum). Der Kaiser liebte eine glänzende Hofhaltung: die Wiener Diarien erwähnen wiederholter Turniere, prachtvoller Schlittenfahrten, wie 1709, um dem türkischen Gesandten die Pracht des Hofes von Wien zu zeigen, wo 50 Schlitten mit den Majestäten, Erzherzoginen und einer Reihe von Fürsten, Grafen und Damen mit den höchst zahlreichen Gefolgen zu Pferd und den kostbaren Schlitten aufgezählt werden.

Bei diesen Festen des Hofes stand dem Kaiser würdig zur Seite seine Gemahlin Amalie von Hannover, welche eben so majestätisch und anmuthig in ihrer körperlichen Erscheinung als durch die Lebhaftigkeit und vielseitige Bildung ihres Geistes alles für sich zu gewinnen wusste. Den Hof umgab ausserdem eine Reihe bedeutender Personen aus den höchsten Kreisen, die sowohl als Staatsmänner und im Felde glänzten wie durch den feineren Ton die Geselligkeit belebten. Prinz Eugen an der Spitze, der in dieser Periode als Sieger von Oudenarde (1708) und Malplacquet (1709), als Eroberer von Lille (1708) und Tournay (1709) neue Lorbern des Ruhmes gepflückt hatte, traten als bedeutende Männer hervor: sein Freund Graf Gundacker Thomas Starhemberg, Präsident der kaiserlichen Hofkammer, ein ernster, scharfsichtiger und unbestechlicher Mann, neben dem lebhaften feurigen Fürsten Karl Theodor Salm, früher Ajo des röm. Königs, dem alten ruhmreichen Vertheidiger von Wien, Ernst Rüdiger Graf Starhemberg, einem heiteren fröhlichen Herrn, dem gelehrten Grafen Seilern dem mächtigen Fürsten Hanns Adam Liechtenstein', dem Hauptbegründer des Reichthums dieser erlauchten Familie, bekannt als ein freigebiger Gönner der Wissenschaften und Künste. Von ausgezeichneten Damen hatte die Gräfin Dorothea Elisabeth von Sinzendorf, geborne Prinzessin von Holstein, eine geistvolle stolze Frau, die in zweiter Ehe den nachmaligen Feldmarschall Grafen Ludwig Rabutin geheuratet hatte, lange Zeit ihr Haus zum Mittelpunkt der erlesensten Gesellschaft gemacht: in ihren Kreis zugelassen zu werden, galt für eine eifrig gesuchte und vielfach beneidete Auszeichnung3. Dass in diesen Kreisen die Musik cultiviert wurde, ist ausser allem Zweifel, da auch das Wiener Diarium vom 2. October 1710 ausdrücklich bemerkt, der Hof habe in der Wohnung des Baron Pilati* „eine annehmliche wälsche Cantate angehört“.

Der Kaiser selbst war der entschiedenste Gönner und Beförderer der Musik nach allen Richtungen. Bald nach dem

1 Geb. 1656, gest. 1712. 2 Ihr erster Gemahl Graf G. Ludwig Sinzendorf, Hofkammerpräsident Kaiser Leopold I. † 1712. 3 Arneth, Prinz Eugen. I. 348. ff. 4 Joh. Ant. Pilati von Tassul war 1710 k. k. Hofkammerrath und Kammer-Zahlmeister. (Kneschke, Deutsches Adelslex. 1867. p. 148.)

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Antritte seiner Regierung fasste er den Plan, das durch den Brand im Jahre 1699 zerstörte alte Opernhaus' durch einen neuen Bau zu ersetzen. Es wurde dazu der Raum zwischen der Hofbibliothek und der Reitschule gewählt, und ein Gebäude im grössten Stile ausgeführt, das die Bewunderung der Zeitgenossen erregte. Es bestand aus zwei Sälen, von denen der kleinere während des Carnevals zu italienischen Schauspielen und komischen Opern verwendet wurde. Im grossen befand sich das Hoftheater, welches der italienischen Opera seria gewidmet und mit Maschinerien, Flugwerken u. dgl. reichlich versehen war. Nach dem Urtheile der „Geschichte des Theaterwesens" (I. p. 55) wurden hier Opern aufgeführt, welche an musicalischer Composition und Ausführung, an Pracht der Costüme und Decorationen; an herrlichen Tänzen alle bisherigen Theatralvorstellungen übertrafen". An der Kaiserin Geburtstage am 21. April 17082 wurde in dem neuen Comödienhaus das erstemal eine wälsche Oper: Il Natale di Giunone festeggiato in Samo, Text von Silvio Stampiglia, Musik von Giovanni Bononcini gegeben3. Auch noch in späteren Jahren wird es im Wiener Diarium das „schöne" oder „prächtige" neue Opernhaus genannt. Der Stand der Hofkapelle wurde nicht blos auf derselben Höhe erhalten, auf welcher sie Kaiser Josef I. von seinem Vater übernommen hatte, sondern in der Zahl bis 107 erweitert. Das Repertoire an Oratorien und Opern weist von 1706 bis 1710 jährlich 12 bis 14 Novitäten auf. Während die Texte dazu von den Hofpoeten P. A. Bernardoni und Silvio Stampiglia nebst einigen vorübergehend erscheinenden Verfassern herrührten, componierten die Musik dazu der ViceKapellmeister Marc Antonio Ziani, Giovanni und Antonio Bononcini, die Hofcompositoren Carlo Badia und Fux, ausserdem Francesco Conti, der mit seiner Clotilda 1706 glücklich debütierte, Attilio Ariosti, und die Römerin Camilla de Rossi, die sich in Oratorien versuchte. Fux, welcher seit seinen beiden Theaterfesten im Jahre 1702 für die Oper und das Oratorium bei der grösseren Anzahl Componisten nicht ge

1 Am 16. Juli 1699 brannte das von Kaiser Leopold begonnene Opernhaus ab, an dem zwei Jahre gebaut worden war. Es stand an der Rückseite der nachherigen Hofbibliothek. 2 Wiener Diarium. 3 Beil. VIII. 449.

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