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so schreibe das dem Tractus des Choralgesanges und seiner Kürze zu, das aber für das ganze Offertorium ausreichen soll. Obschon einerseits solche Zwangsobliegenheiten nicht wenig dem Schmucke der Composition entziehen, so findet man doch andererseits im Anhören des Cantus firmus etwas Einschmeichelndes und die Andacht Förderndes, das die Zuhörer auf der Stelle zur Sammlung aufruft."

Ausser diesen Compositionen a cappella sind die Offertorien 161 und 162 für eine und zwei Solostimmen reich figuriert und instrumentiert und heiter festlich, wie die Bestimmung des Textes dazu Veranlassung gab.

VI. Mottette. So wie der etymologische Ursprung des Wortes ist auch der Character des Musikstückes dieses. Namens verschiedenartig aufgefasst worden. Darin stimmen wohl die meisten überein, dass das Mottett ein zur Figuralform gehöriger Kirchengesang, aber mit freierer Bewegung sei, und sich dadurch dem Madrigale nähere, aber durch den stäts biblischen Text und durch Vorwalten des künstlichen Contrapunktes, der Imitation, des Canons und der Fuge davon entferne. In dem letzten Sinne hat Fux ein einziges Mottett a cappella componiert hinterlassen über die zwei, ersten Verse des Psalmes 42 Ut cervus ad fontes, das ganz in der Strenge seiner schönen Adventoffertorien gehalten ist und sich von diesen nur dadurch unterscheidet, dass es die Aufschrift Mottetto führt. Alle übrigen Compositionen dieses Namens gehören bei Fux dem concertierenden Stile an, sind für eine oder zwei Solostimmen oder a tre, seltener a quattro gesetzt und gewöhnlich reich instrumentiert. Die Solostimme, wenn sie nicht durch das ganze Stück allein den Instrumenten gegenübersteht, intoniert gewöhnlich eine Phrase, die der Chor wiederholt, oder es nehmen die Stimmen in verschiedenen Combinationen die Texte auf und führen sie zuletzt gemeinschaftlich zu Ende. Ihre Bestimmung konnte nach den Textesworten, welche gewöhnlich kirchliche Hymnen sind, an den Festen verschiedener Heiligen, die besonders genannt sind, vorzüglich aber an Marientagen als Einlagstücke der Messe oder zu

1 Tractus ist eine Melodie, welche in der Fastenzeit an der Stelle des auf das Graduale folgenden Alleluja gesungen wird. 2 Beil. X. 184.

andern liturgischen Zwecken sein. Durch die freiere Behandlung der concertierenden Mottette ist auch hier den Sängern Gelegenheit gegeben, ihre Kunstfertigkeit zu zeigen, während die Auffassung des Textes durch viele feine Züge das genaue Verständniss desselben von Seite des Componisten verräth.

VII. Hymnen. Unter dieser Collectivbezeichnung wurden die zahlreichen Kirchencompositionen eingereiht, welche nicht unter eine der früheren Rubriken der Gradualien, Offertorien u. s. w. gebracht werden konnten, obschon es wahrscheinlich ist, dass mehrere der Hymnen zu solchen Zwecken verwendet wurden. Die Texte dazu sind theils Psalmen, theils wirkliche Hymnen zur Ehre von Heiligen, oder mit Rücksicht anderer kirchlicher Zeiten, als des Advents, der Ostern u. dgl. oder zu Dankfesten für bedeutende glückliche Ereignisse, als Siege, Friedensschlüsse, zuweilen aber auch zu kleineren Liturgien, wie Asperges, Libera bestimmt. Den bei weitem grösseren Theil machen die Hymnen an die Mutter des Heilandes aus, wie denn Fux auch bei den früheren Abtheilungen für den Mariencultus viel und mit Vorliebe componiert hat. Unter den Hymnen sind einige Texte oft wiederholt von ihm gesetzt, so Alma Redemptoris mater 18 Male, Salve Regina 10, Ave Regina 22 Male. Mit welcher Innigkeit Fux an diese Texte gieng, möge die Auffassung der Worte: „O clemens, o pia, o dulcis virgo Maria“ aus dem Salve Regina 259 (der Beil. X) dienen.

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Die Mehrzahl dieser Hymnen ist a cappella ohne oder mit Ripieninstrumenten vierstimmig, häufig auch dreistimmig gesetzt, da Fux seine Vorliebe für den dreistimmigen Satz auch hier an den Tag legte. Die Hymnen für Solostimmen oder für zwei Stimmen, hie und da auch andere sind im concertierenden Stile geschrieben zum besondereu Frommen virtuoser Kehlen. Dass sich Fux im concertierenden Stile freier bewegte, hat er im Gradus selbst für erlaubt erklärt, doch schwebt auch über diese freiere Bewegung das stäts wache Bewusstsein des Gesetzes, das nur seltene Ausnahmen gestattet. Im Hymnus (249) Nunquam ira nähert sich die Behandlung dem dramatischen, jedoch ohne dem kirchlichen Ernste Eintrag zu thun; in der Hymne (192) Alma Redemptoris erlaubt sich Fux im Eingange wiederholte Sprünge,

Alma Redemp-to- ris Redemp - to- ris

ma

ter

wie man sie in solcher Folge bei ihm in der Kirchenmusik nicht gewohnt ist, doch auch da lenkt er bald ein, als wollte er zeigen, dass man bisweilen auch ungewohntes wagen dürfe. Der mehrmals vorkommende Quintensprung beim Eintritte des Alma (X. 185, 186, 187, 190, 191, 200, 202) hat wahrscheinlich seine Veranlassung in irgend einem Cantus firmus, von dem er sich in mehreren Hymnen nicht geringe Fesseln anlegen lässt, welche aber dem

Hörer niemals beschwerlich werden, da er sie mit erhöhter contrapunktischer Kunst zu umhüllen weiss.

Als Compositionen für Feste ersten Ranges treten aus den Hymnen zwei Te Deum (X. 270 und 271) hervor durch die Grösse und Feierlichkeit der Auffassung so wie die überaus zahlreiche Verwendung von Instrumenten. Es ist auch aus den Vormerken der gleichzeitigen Stimmenabschriften zu entnehmen, dass sie 1723 bei der Krönung in Prag, 1725 wegen des abgeschlossenen Friedens mit Spanien, 1716 bei der Geburt des sehnlich erwarteten Thronerben Erzherzog Leopold, 1736 zur Vermählung der Erzherzogin Maria Theresia mit dem Herzoge Franz Stephan von Lothringen zur Aufführung kamen. Aus dem Verzeichnisse X ist auch ersichtlich, wie einige andere dieser Hymnen zu ihrer Zeit die zahlreichsten Wiederholungen erfuhren, woraus hervorzugehen scheint, dass Fux selbst zu einer Zeit, wo man den verführerischen Tönen der lockeren Opernmusik begierig lauschte, doch dasselbe Publicum für den Ernst seiner Kirchenmusik empfänglich zu erhalten wusste.

Chronik (1719–1721)

IX.

Abfertigung für die eventuelle Witwe

Seine Oper Costanza e Fortezza in Prag (1723) — Caldara's Oper Euristeo (1724).

1

Im Jahre 1719 componierte Fux zwei Textbücher seines Pietro Pariati: die Oper Elisa zum Geburtsfeste der regierenden Kaiserin Elisabeth (sie erschien zehn Jahre später gedruckt), und das Oratorium Gesù Cristo negato da Pietro 2. - Desselben Jahres erhielt Fux das Hofquartier zum goldenen Bären 3" auf dem alten Fleischmarkt, wo er 22 Jahre wohnte und auch seine Tage beschloss.

1720. Ausser dem Oratorium La Cena del Signor, Text von P. Pariati componierte Fux gemeinsam mit Caldara die Operette Psiche, Text von Apostolo Zeno, der einzige Fall, in welchem Fux mit anderen in Gesellschaft componierte. Die Veranlassung dazu war sehr wahrscheinlich seine oft wiederkehrende Kränklichkeit. Zur Leichenfeier der am 19. Jänner verstorbenen Kaiserin-Witwe (nach Kaiser Leopold I.) Eleonora Margaretha Theresia wurde das grosse Requiem von Fux gegeben. Der neu eingetretene Hofcomponist Gius. Porsile beginnt seine Thätigkeit.

1721. Die Vorsorge, seine eventuelle Witwe nicht nach seinem Ableben den Wechselfällen einer Gnadenpension auszusetzen, bestimmte Fux, bei seinen andauernden chronischen Leiden den ihm so gnädig gestimmten Kaiser um sofortige Gewährung einer Abfertigungssumme statt einer Pension zu bitten. In seinem Gesuche vom 6. März 17216 führt er an, dass er während seiner langen Dienstzeit in den „fürgewesten schweren Zeiten, und bei seinen vielfältigen dispendiosen Krankheiten", keine

1 Beil. VIII. 551.

2 Eb. 556. 3 Haus Nr. 6 (neu), 697 (alt). Beil. II.

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5 Beil. VIII. 563. 6 Beil. II. 10.

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