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selten, wodurch manche dem dramatischen sich nähern. In ähnlicher Richtung sind auch einzelne Wendungen des Textes bezeichnend aufgefasst, wie im Psalm Laudate1 das mahlende velociter currit

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und im Psalm Nisi Dominus der analog gesetzte Zuruf Surgite,

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Gerade die einzeln componierten Psalmen, welche die Bestimmung hatten, bei besonderen Festen als Einlagen zu dienen, waren eben deshalb auf die Virtuosität der Sänger in Solo und

1 Beil. X. 113. 2 X. 107.

Duo und im allgemeinen auf ausgezeichnetere Ausführung sichtlich berechnet, wie auch auf dem Umschlage zu dem erwähnten Psalme Nisi Dominus bemerkt ist, dass er gewöhnlich am Tage der heil. Cäcilia gegeben wurde, wo man der himmlischen Beschützerin der Kirchenmusik nur das Erlesenste bringen zu dürfen glaubte; ferner wurde der Psalm Laudate pueri1 bei der Krönung in Prag 1723 gegeben, und a. m.

So mannigfaltig und bedeutend, so reich an harmonischer und melodischer Schönheit, ganz abgesehen von den Künsten des Contrapunktes ist auch diese Abtheilung der Vespern und Psalmen, dass man daraus leicht eine Reihe von Mustern der verschiedenartigsten Auffassungen zusammenstellen könnte.

III. Die Litaneien sind abwechselnde Bittgebethe, bei welchen einer vorbethet und die anderen mit der Bittformel (ora pro nobis, miserere nobis) antworten. Sie wurden nur bei dem Nachmittagsgottesdienste angewendet. Aus den verschiedenen Arten von Litaneien hat Fux nur die Marienlitaneien bearbeitet. Sie heissen Litaniae Lauretanae und haben ihren Namen von der Marienkapelle von Loretto, weil die dort angebrachten allegorischen Inschriften und Gemählde in den Worten der Litanei ausgedrückt sind. Sie haben bei Fux auch andere Benennungen als: Litaniae S. Dei genitrix, Mater divinae gratiae, Mater salvatoris, Mater amabilis u. dgl. Die Litanei beschliesst jedesmal der Hymnus Sub tuum praesidium.

Die meisten sind im concertierenden Stile für Stimmen und Instrumente geschrieben, die Litanei (X. 119) hat auch für die Orgel concertierende Passagen, die Litanei 118 ist aber a cappella gesetzt und ungeachtet des ziemlich gedehnten Textes sehr kurz gehalten. Sie scheint es diesem Umstande und ihrer Frische zu danken, dass sie auch nach dem Tode des Componisten von 1743 bis 1775 74 Wiederholungen erfuhr.

Im Vergleiche mit anderen Kirchencompositionen sind die Litaneien minder bedeutend zu nennen, obgleich an sich sie wieder ihre eigenen Verdienste der Behandlung besitzen.

An die Litaneien schliessen sich die Completorien, womit der katholische Priester sein geistliches Tageswerk vollendet.

1 Beil. X. 88.

Das Completorium besteht aus vier Psalmen und 2 Hymnen, nach deren jedem das Gloria patri et filio wiederholt wird. Die meisten Completorien sind a cappella componiert, gewöhnlich vierstimmig, einzelne Sätze auch zwei- oder dreistimmig. Im Completorium X. 126 hat jeder Vers der zwei ersten Psalmen seine abgesonderte Behandlung gefunden. Ungeachtet der im allgemeinen kürzeren Fassung der einzelnen Sätze wusste der Meister den Cantus firmus zu trefflichen Compositionen zu benützen. Einzeln componierte Psalmen daraus, welche wie bei den Vespern zu Einlagsstücken dienten, sind für eine oder zwei Solostimmen (X. 132, 133) und ihrer besonderen Bestimmung gemäss reichlich figuriert gesetzt.

IV. Graduale (Staffelgebeth) ist ein Bestandtheil der Messe, welcher nach dem Kyrie eintritt, nachdem ein Priester an den Stufen des Altars stehend die Epistel gelesen hat. Als Musikstück wird es als ein Einlagestück zur Messe betrachtet, und ist nicht unter den Hauptnummern derselben componiert, da es in gewissen Fällen wegbleibt. Fux hat die grössere Zahl der Gradualien (X. 137-142) für die Adventzeit, eines auch für die Fasten, zwei für das Requiem zurückgelassen. Sie enthalten kurze Bibeltexte und zur Adventzeit zum Schlusse ein Alleluja. Sie sind sämmtlich a cappella, meistens auch mit Cantus firmus componiert und ungeachtet der Beschränktheit des Umfanges ist der Raum mit canonischen Wendungen gründlich ausgenützt. Im Graduale (X. 140) ist die öftere Wiederholung veni-veni (ut salvos facias nos) durch alle Stimmen von bester Wirkung.

V. So wie die Gradualien werden auch die Offertorien als besondere Einlagestücke in die Messe componiert, und finden ihre Stelle nach dem Credo und vor dem Sanctus, während vom Priester unter stillem Gebethe die. Hostie und der Kelch geopfert werden. Gewöhnlich sind die Musikstücke während dieses Vorganges nicht sehr ausgeführt auf einen Text, welcher dem Feste entspricht. Fux hat für den Advent vier, und für die Fasten ebenfalls vier Offertorien zurückgelassen, welche ebenso viele Perlen genannt werden können. Sie sind a cappella, meistens 1 Ps. 4 Cum invocarem Ps. 30 In te Domine speravi Ps. 90 Qui habitat Ps.133 Ecce nunc benedicite Hymnus: Te lucis ante terminum Cant. Simeonis: Nunc dimittis servum, sämmtlich in Beil. IX abgedruckt.

auch mit einem Cantus firmus gesetzt, und da der Text gewöhnlich nur zwei Verse eines Psalmes enthielt und doch eine bestimmte Zeit ausfüllen musste, so war eine öftere Wiederholung der Textesworte unvermeidlich. Aber gerade in der Auswahl dieser Worte und noch mehr in der contrapunktischen Behandlung zeigte sich der Meister. In dem Offertorium Ad te Domine (X. 153) wird das oft wiederholte bedeutende Wort non confundentur - non mit einer Innigkeit des Ausdruckes vorgetragen, die an einen gelehrten Contrapunktisten gar nicht denken lässt. In dem Offertorium (X. 154) wird der Eingang Tollite portas und in 159 de Apostolis die Worte Estote fortes in bello wie ein Mahnruf zum Kampfe aufgefasst und doch zugleich die Eignung des Motivs zur Durchführung nicht aus dem Auge gelassen. In diesen Offertorien stecken ihrer Kürze ungeachtet tiefe Studien und fordern den Strebenden zu Studien daran auf. Es ist darum auch nicht zu verwundern, dass Fux selbst einen besonderen Werth auf dieselben legte und zwei daraus im Gradus seinem Schüler als Muster hinstellte und sie mit ihm analysierte. Das eine ist das Offertorium (X. 153) Ad te Domine1, welches er im Gradus (pag. 254) mit folgenden Bemerkungen begleitet: „Sieh, Josef, diesen gebundenen Satz mit beständig verketteten Subjecten (Themen). Betrachte zuerst und erwäge den Sinn des Textes Ad te Domine levavi animam meam, und du wirst finden, dass das Subject mit wachsender Stimme und immer aufsteigend nach dem Bilde eines mit Vertrauen Bethenden, der Bedeutung der Worte ganz besonders angeschlossen sei. Bemerke dann die zweite Stimme, welche eintritt, ehe die erste das Subject ganz vollendet hat, und wie durch eine kurze Modulation mit einem Trugschluss der dritten Stimme, dem Tenor, Gelegenheit zum Eintritte gebothen ist. Hierauf fahren der Sopran und Alt anstatt einer Modulation mit Aufnahme eines fremden Scheinsubjectes bei den Worten animam meam inzwischen an nicht ungefällig zu spielen. Ferner, damit die Modulation durch unnöthige Wiederholung der Worte nicht zu sehr in die Länge gezogen werde, imitiert nach einer dazwischen gestellten halben Pause der Alt das Subject bei dem Worte levari, welche Imitation nach einer Pause der Sopran ebenfalls

1 Es ist in der Beilage VII. 3. f. abgedruckt.

aufnimmt. Hierauf modulieren etwas die Stimmen mit dem Quasisubjecte bei den Worten animam meam und bilden einen Tonschluss in D, worin der Sopran nach vorhergegangener Pause mit der neuen Periode des Textes ein neues Subject einführt; die ausdrückende Kraft dieses Subjectes bei den Worten Deus meus scheint der Beachtung nicht unwerth zu sein. Betrachte ausserdem, auf welche Art die Stimmen dieses Subject so enge aufnehmen, dass gleichsam eines dem andern dasselbe aus dem Munde nimmt, bis bei den Worten in te confido ein anderes Subject, das sich von der Bedeutung des Textes nicht entfernt, vom Basse fortgeführt wird, welches von den übrigen Stimmen aufgenommen, dann mit dem früheren Subjecte Deus meus vermischt bis zum Tonschluss Bfa fortgeführt wird. . . . Erwäge ferner das Subject, welches mit der folgenden Periode non erubescam unter der obigen Cadenz im Basse eintritt, von den übrigen Stimmen in strenger Aufeinanderfolge wiederholt und fortgeführt wird zur Cadenz F, wo neuerdings der Bass mit der Periode neque irrideant me inimici ein neues Subject einführt, das dem Sinne der Worte keineswegs widerspricht und dann in langer Durchführung mit enganschliessenden Stimmen fortgesetzt wird". So spricht sich der denkende Künstler aus über. sein klares Wollen und lässt uns zugleich in die Werkstätte seines schaffenden Geistes hinabsteigen, wie das nur selten in so interessanter Weise geschieht. Das Offertorium Ave Maria (X. 151) gibt Fux Gelegenheit über die Auffassung einer Composition a cappella in Verbindung mit einem Cantus firmus sich also auszusprechen1: „Hier hast du ein Beispiel einer Composition, die mit obligatem Cantus firmus oder Gregorianus gearbeitet ist. Wenn die Subjecte minder sangbar und nicht so bedeutend sind, als in den vorhergehenden Mustern, so musst du das der Beschränkung durch den Cantus firmus zuschreiben, denn in dieser Compositionsgattung steht es nicht frei, was immer für ein Subject zu wählen, sondern nur jene, welche an den Choralgesang sich anschliessen können. Ausserdem sind gewönlich die Subjecte aus dem Gregorianischen Cantus entnommen oder doch nachahmend eingerichtet. Wenn die Worte öfter als genug ist, wiederholt werden,

1 Gradus. p. 262.

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