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aber schon am 5. October 1683 gestorben war, und seine Witwe Maria Ursula und ausser der erwähnten Juliana Clara noch zwei Töchter Maria Anna († 21. Februar 1736), Maria Theresia († 19. Mai 1749) und einen Sohn Paul Anton Schnitzenbaum († 26. März 1740) zurückliess. Die Wahrscheinlichkeit ob die Familie Schnitzenbaum zum Adel gehörte wurde in der Beilage I. 20. erwogen. Jedenfalls gehörte sie einem angesehenen Geschlechte an, da der Grossvater, Sohn und Enkel die Stellen von kaiserlichen Regierungsbeamten bekleideten, und die 2 Töchter Kammerdienerinen bei Hofe waren.

Die Ehe des Johann Josef Fux mit Clara Juliana Schnitzenbaum blieb kinderlos, was wohl der Grund sein mochte, dass Fux zwei Kinder seines Bruders Peter Fux, nämlich Eva Maria im Jahre 1700 und Matthäus um 17231 zu sich ins Haus nahm, sie adoptierte, für ihre Erziehung sorgte und schliesslich zu Erben einsetzte. Ungeachtet der Kinderlosigkeit scheinen die Ehegenossen Fux bis zu dem am 8. Juni 1731 erfolgten Tode der Frau im besten Vernehmen gelebt zu haben. Denn, wie später näher besprochen werden wird, hatte Fux für den Fall als sie Witwe würde, eine bedeutende Summe vom Kaiser erwirkt und in dem Gesuche darum erwähnt, dass seine Frau ihm jederzeit „mit sonderbahrer Liebe und Treue alle Hülffe erzeiget hat"; dann erklärt er in seinem Testamente, dass er an der Seite seiner „allerliebsten Eheconsortin" bestattet sein wolle. Eben dafür sprechen die durchaus wohlwollenden Beziehungen der Familien Fux und Schnitzenbaum auch nach dem Tode der Frau Clara Juliana Fux; da im erwähnten Testamente Fux „seinen liebsten Herrn Schwager den Hofkammer-Concipisten Paul Anton Schnitzenbaum, dessen Integrität und Wohlgewogenheit gegen seine (des Fux) Familie von vielen Jahren ihm sattsam bekannt ist, zum Vormunde des Neffen Matthäus Fux bestimmte; dann geben die 3 Geschwister Schnitzenbaum nach dem Tode ihrer Schwester Clara Juliana ohne einiges Bedenken ihre Einwilligung, dass der ganze Nachlass ihrem Schwager Johann Josef Fux eingeantwortet werde". Auf das innige Verhältniss zwischen den beiden Familien deutet auch der Umstand, dass,

1 Beil. I. 5. 2 Ebenda. 3 Beil. I. 3, 4.

4 Beil. I. 3.

selbst nach dem Tode des Kapellmeisters die eine der Schwestern Theresia Schnitzenbaum in ihrem Testamente († 1749) die Nichte des Kapellmeisters, Eva Maria Fux zur Universalerbin einsetzte und deren Bruder Matthäus Theophilus Fux ein ansehnliches Legat zuwendete 1.

1 Beil. I. 22.

II.

Wien und seine musicalischen Zustände unter Kaiser Leopold I. (1660-1705.)

Es wird an der Zeit sein, den Ort und die Verhältnisse näher ins Auge zu fassen, unter und mit denen durch mehr als 40 Jahre zu wirken Fux bestimmt war. Die Kaiserstadt an der Donau war in dem letzten Viertel des 17. bis zur Mitte des folgenden Jahrhunderts noch weit entfernt von der soliden und imponierenden Pracht und Ausdehnung Wiens mit seinen 600.000 Bewohnern in unseren Tagen, allein unter den übrigen Grosstädten jener Zeit in Deutschland, alles in allem genommen, behauptete Wien auch damals einen hervorragenden Rang. Nicht gering waren allerdings die Bedrängnisse, welche diese Grenzstadt der Gesittung vor und während jener Periode zu befahren hatte, aber immer hob sie sich wieder aus innerer Kraft, und dankte das wohl auch der heiteren Characteranlage seiner Bewohner und ihrem Sinne für Kunst, die das Ueberstandene leicht verwanden und rasch an den Wiederaufbau der zertrümmerten Wohnstätten die Hand anlegten.

1529 und noch mehr 1683 wurde Wien schwer bedrängt durch muselmänische Horden: die Festungswerke und innere Stadt hatten viel gelitten, die meisten der Vorstädte waren dem Erdboden gleich gemacht worden, allein wie die Erfahrung lehrt, dass nach pestartigen Krankheiten die entstandenen Lücken in der Bevölkerung sich verwunderlich rasch erfüllen, so weckte auch hier die Zerstörung so vieler Bauwerke die Lust zu neuen und bedeutenderen Bauten.

Obwohl bald nach der letzten türkischen Belagerung die Baulust in Wien sich regte, so kam sie doch erst zu Anfang des darauf folgenden Jahrhunderts zu voller Entwicklung und erfolgreichen Pflege, so dass man sagen kann, die Ausbildung des Palastbaues sei das Element der Zeit Kaiser Karl's VI. gewesen. Drei Architecten waren es, Johann Bernhard Fischer von

Erlach (geb. 1650 in Prag), Dominik Martinelli (geb. 1650 in Innsbruck) und Lucas von Hildebrandt (geb. 1666 zu Genua), welche die Stadt mit ihren Prachtbauten schmückten, die noch heutigen Tages eine Zierde der Residenz sind. Aus diesem Kleeblatte des Talentes war es vor den übrigen Fischervon Erlach, der die meisten und bedeutendsten Aufträge erhielt und zu allseitiger Befriedigung ausführte. Von ihm wurden gebaut das kais. Lustschloss Schönbrunn (1696), die prachtvolle kais. Winterreitschule (1716), die Hofbibliothek und Reichskanzlei (1720), die Paläste des Grafen Trautson, des Prinzen Eugen, der Fürsten Schwarzenberg, Starhemberg, Auersperg u. m. a. Den Baumeistern hatte sich auch ein trefflicher Bildhauer zur Seite gestellt, Georg Raphael Donner (geb. 1695 zu Esslingen im Marchfelde) und nebst anderen gediegenen Werken sich durch seine schönen Brunnenfiguren am Neuen Markte (1739) ein Denkmal dauernden Ruhmes gesetzt.

Die Bevölkerung Wiens, welche vor der zweiten Türkenbelagerung auf 80.000 Bewohner geschätzt wurde, hatte bis 1740 sich auf 160.000 gehoben; und mit den mehr geregelten und geschützten Verhältnissen hatte auch der Wohlstand zugenommen. Ausserdem hatte die bleibende Residenz des ersten Monarchen der Christenheit mit seinem zahlreichen Hofstaate den altösterreichischen, böhmischen und ungarischen Adel veranlasst, in der Nähe des kaiserlichen Hoflagers sich würdige Wohnsitze zu gründen und zugleich mit den Gesandten der meisten Höfe und den reisenden Fremden aus den höchsten Ständen den Glanz des Hofes zu erhöhen. Die Zahl der Kammerherrn, wobei nur der höhere Adel mit den gehörigen Ahnenproben zugelassen wurde, belief sich im Jahre 1705 auf 4231, darunter befanden sich ausser den früher erwähnten die Namen Lobkowitz, Waldstein, Piccolomini, Montecucculi, Taxis, Lamberg,. Sternberg, Sinzendorf, Khevenhüller, Palffy, Kinsky

u. v. a.

Die Künste des Friedens zu pflegen war wohl nicht leicht ein Fürst begabter als Kaiser Leopold I. (reg. von 1658-1705). Die venetianischen Botschafter, denen zur strengsten Pflicht ge

1 Rink. p. 216.

macht war, der Republik wahrheitsgetreue Berichte zu erstatten, schildern ihn als den edelsten, wohlwollendsten Monarchen, die jemals einen Thron geziert haben. Gerechtigkeit, Herzensgüte und Frömmigkeit waren die einzigen Triebfedern seines Handelns. Leidenschaftlicher Ausbrüche war er ganz unfähig, am meisten musste man seinen Gleichmuth bewundern, mit welchem er die Schläge des Schicksals ertrug, die ihn oft in empfindlichster Weise trafen. Keinem seiner Vorgänger stand er an ausgezeichneten Geistesgaben nach. Alle die mit ihm zu thun hatten, lobten die Schärfe seiner Auffassung, die Klarheit seines Urtheils. Mit einer seltenen Gewandtheit des Ausdruckes in fremden Sprachen war er in den meisten Zweigen der Wissenschaften auf der Höhe seiner Zeit. Im Jahre 1662 berief er Peter Lambeck von Hamburg zu seinem Bibliothekpräfecten und Historiographen, folgte der Ordnung und Vermehrung seiner Bibliothek mit ängstlicher Sorgfalt, war deshalb mit seinem Lambecius in ununterbrochenem Verkehr und brachte in den Räumen der Bibliothek, begleitet von einigen Männern von Bildung und gelehrten Kenntnissen viele Stunden zu 2.

Schon im Jahre 1669 war der Kaiser auf den zweiundzwanzigjährigen Leibnitz aufmerksam geworden, dessen Werk de arte combinatoria dem Kaiser wohl bekannt war. Er befahl deshalb einem seiner Gelehrten, mit Leibnitz in Correspondenz zu bleiben. 1689-1690 wollte er ihn als Historiographen in Wien behalten, worauf aber Leibnitz, gebunden durch andere Verhältnisse, nicht eingehen konnte3.

Ueberraschend bei der Milde und Versöhnlichkeit des Characters Kaiser Leopold I. ist seine Begünstigung des genialen, feurigen Sitteneiferers, des Pater Abraham a Sancta Clara. Dieser, vor seinem Eintritte in das Augustiner Barfüsserkloster mit seinem Tauf- und Familiennamen Johann Ulrich Megerle geheissen, war am 2. Juli 1644 zu Kreenheinstetten in Schwaben geboren, wurde 1669 von seinen geistlichen Oberen als Prediger nach Wien berufen, 1677 von Kaiser Leopold I. zum Hofprediger ernannt,

1 Alfr. Arneth, Prinz Eugen. I. 189. 2 Th. Karajan, Kaiser Leopold I. und Pet. Lambeck. Vortr. vom 30. Mai 1868 in der Acad. der Wiss. 3 Otto Klopp, Leibnitz, im Archiv f. östr. Gesch. XL. p. 164. f.

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