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Hälfte wiederholt. Einige einleitende Verse (33, 133-138) und die Schlusszeilen (227-229) stehen in keiner nahen Verbindung und bilden eine Art musikalischen Vor- und Nachspiels. Freier gebaut ist der Leich Rotenburgs, wo nur die Zweitheiligkeit jedes einzelnen Leichabsatzes fest gehalten zu werden pflegt, die manchmal auch viertheilig auftritt, und gewisse Formen sich aufs neue mit derselben Melodie wiederholen. So kommt der sechszeilige Abschnitt 43, 21-26 noch sechsmal vor. Beim Tanhauser, wo die Zweitheiligkeit fast gar nicht begegnet, kehrt eine Form (47, 5-9) ebenfalls mehrfach wieder. 350 Der wilde Alexander hat durchgehends zweitheiligen Bau der Absätze, und ausserdem Wiederholung einer grösseren Parthie: so sind die vier Absätze 71, 67-84 vollkommen gleich den vier folgenden 85-102. Der dichterischen Freiheit war hier ein ziemlicher Spielraum gegeben, und die Lyriker des 13. Jahrhunderts haben davon den ausgedehntesten Gebrauch gemacht. Gegen Ende desselben wurde es Brauch, jedem Absatze, in sich zweitheilig, eine eigene Melodie zu geben, die nicht wiederholt wurde.

Vorstehenden Bemerkungen über Inhalt und Form unserer mhd. Lyrik lasse ich folgen, was über Zeit, Heimath und Leben der in meine Sammlung aufgenommenen Dichter bisher ermittelt worden ist. Eine so reiche Quelle wie für die Troubadours in den provenzalischen Biographien derselben besitzen wir leider bei unsern mhd. Dichtern nicht; die geringen Anhaltspunkte in ihren Liedern wie urkundliche Nachweise und Form und Charakter ihrer Poesie sind fast das einzige, worauf wir unsere Kenntniss bauen. Dennoch würde eine Darstellung des Lebens und Wirkens der deutschen Liederdichter in der Weise von Diez' Leben und Werken der Troubadours eine dankenswerthe Aufgabe sein und ein anschauliches Bild vom mittelalterlichen deutschen Sängerleben geben, da die Abhandlungen Hagens im vierten Bande sciner Minnesinger weder kritisch genug den Stoff behandeln, noch eine klare Entwickelung der einzelnen Dichter wie der gesammten Lyrik geben.

I. Der von Kürenberc.

Urkundlich sind mehrere dieses Geschlechtes, dessen Burg an der Donau eine Stunde westlich von Linz bei dem Kloster Wilhering lag, seit dem Anfang des zwölften Jahrhunderts nachgewiesen. Es erscheinen Burchard und Markward in einer Urkunde zwischen 1100-1139; Magnes 1121; Konrad 1140 und 1147; Heinrich 1159; Gerold 1155-60; Walther 1191; Otto

319 39-44. 31-46. 63-68. 90-93. 104-109. 118-123.

81-83.

350 47, 10-14. 29-33. 43-49.

und Burchard zwischen 1160-90; Heinrich zwischen 1190-1217. Die vier letztgenannten können nicht in Betracht kommen. Ob einer der früheren der Dichter ist, lässt sich nicht entscheiden: aber dem Geschlechte gehörte er an, und im Breisgau haben wir ihn nicht zu suchen. Seine Lieder, meist einzelne Strophen, habe ich alle aufgenommen. Ausgabe in 'Kiurenbergii et Alrammi Gerstensis poetarum theotiscorum carmina carminumque fragmenta recensuit G. Wackernagel. Berolini 1827' (wiederholt in Hoffmanns Fundgruben 1, 263-267); 'Minnesinger, deutsche Liederdichter des 12. 13. und 14. Jahrhunderts, von F. H. von der Hagen (MSH). Leipzig 1838' (4 Theile 4°) 1, 97; und des Minnesangs Frühling (MF) herausgegeben von Karl Lachmann und Moriz Haupt. Leipzig 1857' (gr. 8. VIII, 340 SS.) S. 7-10. Vgl. dazu die Recension von K. Bartsch und Fr. Pfeiffer, Germania 3, 481-508, und Haupts Erwiderung, Zeitschrift 11, 563-593, so wie Germania 4, 232–237. Die urkundlichen Nachweise MF. S. 229 fg. Germania 2, 492 fg. Vgl. Hagen 4, 109. Dem Dichter hat, auf die Uebereinstimmung der strophischen Form gestützt, neuerdings Franz Pfeiffer das Nibelungenlied zugeschrieben: 'Der Dichter des Nibelungenliedes. Ein Vortrag von Franz Pfeiffer, Wien 1862' (12. 48 SS).

II. Hêr Dietmâr von Aiste.

Der Familienname lautet in Urkunden des 12. Jahrhunderts Agast, Agist, Aist; B hat Aste, C Ast. Das Geschlecht war im Lande ob der Ens, in der Riedmark, ansässig und leitete den Namen von dem Bache Agist, jetzt Aist. Dietmar erscheint in Urkunden seiner Heimath nicht selten. Zuerst in einer zu Lorch ausgestellten Urkunde von 1143, in cinem Gütertausch der Probstei Berchtesgaden um 1144, in einer Urkunde Herzog Heinrichs, Wien 1158, in einer Urkunde des Bischofs Konrad von Passau 1159, in der Bestätigung des Privilegiums von 1158 im Jahre 1161. Im Salbuche des Klosters Aldersbach findet sich eine um 1170 angesetzte Urkunde über eine Schenkung Dietmars. Im Jahre 1171 war er sicher schon todt: eine Urkunde Herzog Heinrichs aus diesem Jahre gedenkt seiner Schenkungen an das Kloster Garsten und bezeichnet ihn als verstorben. Auch dem Kloster Baumgartenberg machte er Schenkungen, die 1209 Herzog Leopold VI. bestätigte. Seine Lieder tragen nicht alle das alterthümliche Gepräge, das in Form und Ausdruck der Zeit vor 1170 zukommt. Daher ist Wackernagels Vermuthung, es seien unter seinem Namen zwei Dichter gemischt, nicht unwahrscheinlich; aber nicht zwei dieses Geschlechtes, denn mit Dietmar starb dasselbe aus. Sein Erbe gieng vermuthlich an seine Schwester Sophia über, die mit Engilbert von

Schonheringen vermählt war. Ich habe nur die alterthümlicheren Strophen ausgehoben. Seinen Tod beklagt Heinrich vom Türlein (um 1220) in der Krone 2438 ouch muoz ich klagen den von Eist, den guoten Dietmâren, an der Spitze von andern Lyrikern des 12. Jahrhunderts. MF. 32-41. MSH. 1, 98-102. Die urkundlichen Nachweise MF. 245 und Germania 2, 493; vgl. 3, 505. Hagen 4, 111.

III. Spervogel.

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Die Handschriften unterscheiden einen Spervogel und einen jungen Spervogel, weisen also auf zwei Dichter hin, wenngleich sie die Strophen beider vermischen. Die Unterscheidung bestätigt Metrik und Reimgebrauch. Nach Simrock (Lieder der Minnesänger S. IX) hiess der ältere Dichter Heriger, was aus 38 gefolgert werden kann, aber nicht muss. Er war ein wandernder Sänger von bürgerlichem Stande, dessen Zeit namentlich durch die in 8-12 erwähnten Persönlichkeiten sich bestimmt. Wernhard von Steinberg erscheint in einer Wormser Urkunde Lothars III. vom 27. December 1228 und könnte der vom Dichter beklagte sein. Steinberg ist Gräfensteinberg bei Gunzenhausen, wo die Fürsten von Oettingen noch im 18. Jahrhundert Besitz hatten. Er müsste aber lange gelebt haben, wenn Spervogel seinen Tod zugleich mit dem Walthers von Husen beklagen konnte (8); denn dieser, der Vater des Dichters Friedrich von Husen, in Urkunden seit 1159, lebte noch im Jahre 1173. Heinrich von Giebichenstein ist noch nicht nachgewiesen; Heinrich von Staufen ist wahrscheinlich der Burggraf von Regensburg, denn die Steveninger Burggrafen nannten sich auch von Regenstauf oder von Stauf. Baiern war vermuthlich die Heimath des Dichters. Seine Strophen habe ich sämmtlich aufgenommen. Sie stehen hinter denen des jüngern Dichters im MF. 23–30. MSH. 2, 374-377. Die urkundlichen Nachweise MF. 237. Haupt, Hartmanns Lieder S. XVI. Pfeiffer, Germania 2, 494. Hagen 4, 685-692.

IV. Hêr Meinlôh von Sevelingen.

Die von Sevelingen, jetzt Söflingen, bei Ulm waren Truchsessen der Grafen von Dillingen. Nur ein jüngerer Meinlôh de Sevelingen ist in einer Urkunde des Klosters Kaisersheim von 1240 nachgewiesen (Stälin, wirtembergische Geschichte 2, 761); wahrscheinlich ein Enkel des Dichters. Derselbe hat nur gepaarte, keine überschlagenden Reime: die Strophenform seiner Lieder ist eine Erweiterung der Nibelungenstrophe. MF. 11-15; vgl. S. 231. MSH. 1, 219 sg. 4, 156-158.

V. Der burcgrâve von Regensburc.

Die Burggrafschaft Regensburg war bis zum Jahre 1184 in dem Geschlechte der Grafen von Steveningen und Rietenburg erblich: daher die von Hagen (4, 155) ausgesprochene Vermuthung, es sei der Burggraf von Regensburg und der von Rietenburg eine und dieselbe Person, manches für sich hat. Demselben Geschlechte haben beide Dichter sicher angehört. Der Zeit nach würde am besten passen Heinrich von Stevening und Rietenburg, der 1161–1176 Burggraf von Regensburg war. MF. 16-17; vgl. S. 232. MSH. 1, 171. 4, 480–484.

VI. Der burcgrâve von Rietenburc.

Formell unterscheidet er sich von dem vorigen durch künstlichere Strophenformen und überschlagende Reime, während jener in seinen einfachen an die Nibelungenstrophe sich anlehnenden Weisen nur gepaarte kennt. Daher vielleicht der Sohn des vorigen, Friedrich, von 1176 bis um 1181 Burggraf von Regensburg. MF. 18-19. 232. MSH. 1, 218. 4, 155 fg.

VII. Hêr Heinrich von Veldeke.

Stammt aus einem ritterlichen Geschlechte, das in der jetzigen belgischen Provinz Limburg heimisch war. Bis jetzt ist nur eine bei dem Dorfe Spalbecke gelegene Mühle namens Veldeke und um 1235 ein Heinrich von Veldeke, wahrscheinlich ein Nachkomme des Dichters nachgewiesen. In seiner Heimat fand er einen Gönner an Grafen Ludwig von Loz († 1171) und dessen Gemahlin, Agnes, der einzigen Tochter des Grafen von Reineck: auf ihren Anlass dichtete er nach lateinischer Quelle die Legende von S. Servatius, dem Schutzheiligen von Mastricht. Am Hofe von Cleve wurde vor 1175 der grösste Theil seines Hauptwerkes, der Eneit, bei dem er dem Roman d'Eneas von Benoît de Sainte Moore folgte, geschrieben, allein das Manuscript durch einen Grafen Heinrich von Schwarzburg dem Dichtcr entführt, der sein Werk etwa zehn Jahre später auf der Neuenburg an der Unstrut im Dienste des Landgrafen Hermann von Thüringen, damals noch Pfalzgrafen, vollendete. Zu Pfingsten 1184 war der Dichter bei dem Feste zu Mainz anwesend, welches Friedrich I. zu Ehren der Schwertleite seiner Söhne veranstaltete. Seinen Ruhm verdankt Heinrich hauptsächlich der Eneit; als Lyriker nennt ihn der Marner (XLII, 58) und ein Meistergesang des vierzehnten Jahrhunderts (m. Meisterlicder 24, 41). Bei ihm zuerst finden wir den Einfluss französischer Lyrik auf die deutsche im

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Strophenbau, in cinzelner Nachbildung und im ganzen Geiste. Ausgabe des Servatius: Sinte Servatius Legende van Heynrijck von Veldeken, uitgegeven door J. H. Bormans. Maestricht, 1858 (8. 285 SS.); vgl. dazu K. Bartsch, Germania 5, 406-431. Eneit und Lieder in Heinrich von Veldeke herausgegeben von Ludwig Ettmüller. Leipzig 1852 (8. XX, 476 SS.); über die französische Quelle: A. Pey, essai sur li romans d'Eneas. Paris 1856, und derselbe in Eberts Jahrbuch für romanische und englische 'Literatur 2, 1-45. Die Lieder im MF. 56-68. MSH. 1, 35-40; vgl. 4, 72–79.

VIII. Hêr Friderich von Hûsen.

Der Sohn Walthers von Husen, dessen Tod Spervogel (III) beklagt. Mit seinem Vater zugleich erscheint er als Zeuge in einer Urkunde des Mainzer Erzbischofs Christian I. (Baur, hessische Urkunden. Darmstadt 1860. 2, 23). Im Jahre 1175 war er in Italien: in Pavia bezeugt Fridericus filius Waltheri de Husen eine Urkunde desselben Bischofs aus diesem Jahre (Baur 2, 24). Nochmals war er 1186 mit Heinrich VI. in Italien und bezeugt am 6. October des genannten Jahres einen Schutzbrief des Königs zu Bologna (Stälin 2, 768). Im December 1187 war er bei dem Gespräche Friedrichs I und Philipp Augusts zwischen Mouson an der Maas und Ivoi, sowie auf dem Rückwege bei einer Verhandlung zu Virton gegenwärtig. 1188 geleitete er den Grafen Balduin V. von Hennegau und bezeugt zu Weihnachten 1188 in Worms die Belehnung Balduins mit Namur. 1189 zog er mit Friedrich 1. ins heilige Land, und kam am 6. Mai in einem Gefechte bei Philomelium, von seinen Genossen lebhaft beklagt, um. Seiner gedenken Dichter des 13. Jahrhunderts mehrfach rühmend, so Heinrich von dem Türlin (Krone 2443), Reinmâr von Brennenberg (unten XLVI, 73) und der von Gliers (MSH. 1, 107b) Seine Lieder tragen die niederrheinische Färbung und lehnen sich wie die Veldekes an romanische Vorbilder an bis jetzt sind nur provenzalische Belege nachgewiesen (zu VIII, 68. 170). Die Reime zeigen noch viele Freiheiten; ganz rein gereimt sind nur MF. 52, 37–53, 14 (nur in C) und 53, 15–30 (in BC), die auch keine Spur mundartlicher Abweichung zeigen. MF. 42-55. MSH. 1, 212-217. 321. Die urkundlichen Nachweise MF. 249. 251. MSH. 4, 150-154. Haupt, Hartmanns Lieder S. XVI. Stälin 2, 768.

3,

IX. Grâve Ruodolf von Fênis.

Es ist Rudolf II., Graf von Neuenburg in der Schweiz, der in Urkunden 1158-1192 erscheint und vor dem 30. August 1196 starb. Seine

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