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1. Liebesabenteuer. Ein Tanzleich.

Der winter ist zergangen,

daz prüeve ich ùf der heide,

aldar kam ich gegangen,

guot wart miu ougen weide.

Von den bluomen wolgetan, (wer sach ie so schoneu plân?) der brach ich zeinem kranze,

den truog ich mit tschoie zuo den vrouwen an dem tanze.

Welle ieman werden hoch gemuot, der hebe sich uf die schanze.

Då ståt viol unde klè, sumerlaten, camandrè, die werden zitelôsen,

östergloien vant ich dâ, die liljen und die rosen: do wunschte ich, daz ich sant miner vrouwen solte kösen.

Si gap mir an ir den pris, daz ich wære ir dulz amis mit dienste disen meien: dur si so wil ich reien.

Ein fores stuont då nålen, aldar begunde ich gàhen, dà hôrte ich mich enpfähen die vogel also suoze;

so wol dem selben gruoze!

Ich hôrte da wol schantieren,

die nategal toubieren;

alda muoste ich parlieren

ze rehte, wie mir wære;

ich was ane alle swære.

Ein rivière ich dà gesach,

durch den fòres gieng ein bach

ze tal über ein planiure;

Du bist mir vor in allen;

iemer an dem herzen min muostu mir wol gevallen;

swå man vrouwen prüeven sol, dà muoz ich vur dich schallen,

an hübsch und ouch an güete,

dù gist aller contrate mit tschoic ein hoch gemüete!"

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Ich sprach der minneclichen zuo: Got, und anders nieman tuo, der dich behüeten müeze!“ Ir parol, der was süeze.

Sa neic ich der schoenen dò,
ich wart an minem libe vrô,
dà von ich ir salwieren,
si bat mich, ir schantieren
von der linden esten

unt von des meijen glesten.
Då din tåvel runde was,
da wir do schone waren,
daz waz loup, dar under gras;
si kunde wol gebaren;

dà was niht massenie mè,
wan wir zwei dort in einem klè:

si leiste, daz si dà solde,
unt tèt, daz ich da wolde.

Ich tet ir vil sanfte wè;

ich wünschte, daz ez noch ergè;

ir zimt wol daz lachen;

dô begunden wir beide dò ein gemellichens machen; daz geschach von liebe und ouch von wunderlichen sachen.

Von amure seit ich ir; daz vergalt si dulze mir, si jach, si lite ez gerne,

ich sleich ir nách, unz ich si vant, die schoenen daz ich ir tæte, als man den vrouwen tuot dort

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dem müeze wol gelingen zallen sinen dingen!

Wa sint nù di jungen kint, daz si bi uns niht ensint?

Sor ie, so sælic si min Künigunt! Solt ich si küssen tùsent stunt an ir vil rôse varwen munt, so ware ich iemer me gesunt, diu mir daz herze hat verwunt vaste unz uf der minne grunt, der ist enzwei.

Heia, nù hei!

des videlæres seite der ist enzwei!

2. Das Unmögliche. Min vrouwe diu wil lônen mir, der ich so vil gedienet hau, des sult ir alle danken ir,

si hát so wol ze mir getan:

Si wil, daz ich ir wende den Rin, daz er vür Kobelenze iht gè; so wil si tuon den willen min; mag ich ir bringen von dem sè

Des grienes, dâ diu sunne gèt ze reste, so wil si mich wern; ein sterne dà bị nghe stét,

des wil si mir von mir niht entbern. Ich hân den muot,

swaz si mir tuot,

daz sol mich allez dunken guot;

sunder Got aleine,

si hat sich wol an mir behuot, diu reine: sunder Got al eine,

so weiz die vrouwen nieman, die ich dà meine. Ich muoz den månen sinen schin benemen, sol ich si behaben, so lonet mir diu vrouwe min, mag ich die werlt alumbe graben: Meht ich gevliegen als ein star, sò tæte diu liebe, des ich ger, und hohe sweiben als ein ar, unde ich ze måle tùsent sper

Zertræte, als min her Gamuret vor Kamwoleis mit richer tjost, sô tæte diu vrouwe mine bet: sus muoz ich haben hohe kost. Ich hàn den muot,

swaz si mir tuot,

daz sol mich allez dunken guot;

si hat sich wol an mir beluot, diu reine:

sunder Got aleine,

so weiz die vrouwen nieman, die ich då meine. Si giht, muge ich der Elbe ir vluz

benemen, so tuo si mir wol,
dar zuo der Tuonouwe ir duz,
ir herze ist ganzer tugende vol.
Den sålamander muoz ich ir
bringen uz dem viure her,
so wil diu liebe lônen mir,
unt tuot ze mir, des ich dà ger.
Mag ich den regen und den suè
erwenden, des hore ich si jehen,
dar zuo den sumer und den klè,
so mac mir liep von ir geschehen.
Ich han den muot,

swaz si mir tuot,

daz sol mich allez dunken guot;

si hat sich wol an mir behuot, diu reine:

so weiz die vrouwen nieman, die ich dâ meine. 3. Des Sängers Klage.

Daz ich ze herren niht enwart, daz müeze Got erbarmen:

des git man mir des goldes niht, daz man dà viert von Walhen:

Die herren teilentz under sich: so kapfen wir, die armen,

wir sehen jæmerliche dar, so vült man in die malhen.

Sô kumt uns auderthalben von Düringen vil vou guote,

daz laze ich úf die triuwe min, daz ich des mieuder muote;

swie tumb ich si, ich vinde då den, der mich gehielte schone:

ich wære è icmer àne guot, è ich schiede vou der krône. Dem künige spriche ich wol: in weiz, wenne er mir lône.

Ich solde wol ze hove sin, dà hôrte mau min singen:

nù irret mich, daz nieman weiz, in kau niht guoter duene,

Der mir die gæbe, so sunge ich von hovelichen dingen,

ich sunge verrer unde baz von allen vrouwen schoene;

Ich sunge von der heide, von loube unt vou dem meien,

ich sunge von der sumerzit, von tanze und ouch von reien;

ich sunge von dem kalten snè, von regeu unt von winde,

ich sunge von dem vater und der muoter, von dem kinde:

wer læset mir diu pfant?Diu schoenen wip,

wie wènic ir der vinde! der guote win, diu mursel an dem morgen

unt zwirent in der wochen baden, daz scheidet mich von guote.

Die wile ich daz verpfenden mac, sô lebe ich åne sorgen:

swenne ez an ein gelten gåt, so wirt mir wè ze

muote,

Und ich diu pfant sol læsen, sô kumt daz liep ze leide,

so sint diu wip gar missevar, swenne ich mich von in scheide, der guote win, der sùret mir, swenne ich sîn niht mac verpfenden. Wenne sol min tumber muot an trùren sich vollenden?

Ja weiz ich der herren niht, die minen kumber wenden.

Ja, herre, wie hab ich verlorn den helt üz Ôsterriche,

der mich so wol behuset hat nach grôsen sînen èren!

Von sinen schulden was ich wirt: nù lebe ich trùrecliche,

nù bin ich aber worden gast: war sol ich armer

keren?

Der mich siu noch ergetze, wer tuot nâch im

daz beste?

wer haltet toren, als er tèt, so wol die stolzen geste? des var ir irre, nun weiz, wà ich die wolgemuoten vinde. Unt lebte er noch, so wolde ich selten riten gegen dem winde. Der wirt sprichet:,, Wè, her gast, wie vriuset inch so swinde!"

Ze Wiene hat ich einen hof, der lac sô rehte schone; Liupoltsdorf war dar zuo min, daz lit bî Luchse nåhen;

Ze Hinperc hat ich schone guot; Got im der

wirde lone! Wenne sol ich iemer mer die gülte dar abe enpfähen?

Ez sol mir nieman wizen, ob ich in klage mit

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Der Name Marner war in früheren Zeiten die gewöhnliche Benennung der Meerfahrer; manche Andeutungen könnten vermuthen lassen, daß auch der Dichter, der diesen Namen führt, denselben seiner großen Reisen wegen erhalten habe: doch ist es deshalb nicht wahrscheinlich, weil er, so viel bekannt ist, keine Seefahrten gemacht hat; und so mag Marner doch sein Geschlechtsname sein. Sein Vorname war Konrad. Es ist zweifelhaft, ob er von adeliger Geburt gewesen, ob er gleich von den späteren Meistersängern, ein Edelmann" genannt wurde; wie bei Walther, so scheint auch bei ihm die ganze Richtung seiner Gedichte auf bürgerliches Element hinzuweisen. Sicher ist, daß er aus Schwaben stammte, und schon gegen 1240 dich tete. Auch er war ein wandernder Sänger und theilte das gewöhnliche Loos dieser Leute, Armuth und Dürftigkeit. Doch mag er auch bessere Zeiten erlebt haben, denn er klagt ausdrücklich über die Wandelbarkeit der Freunde, die ihn geehrt und gepriesen hätten, als er noch bei Gute war und ihnen manchen Dienst erwies, ihn aber nicht mehr keunen wollten, seit er arm geworden (10). Sein

wanderndes Leben führte ihn nothwendig mit andern gleichzeitigen Dichtern zusammen; er scheint aber nicht in den freundschaftlichsten Beziehungen zu ihnen gestanden zu haben, wie seine Spottge= dichte auf Reinmar von Zweter (4) und Rumelands Satyre auf ihn deutlich genug darthun (s. unten bei diesem 1). Daß die fahrenden Sänger nicht bloß ihre eigenen Gedichte, sondern auch und wohl vorzugsweise Lieder anderer Dichter vortrugen, geht unzweifelhaft aus einem Spruche des Marners hervor, in welchem er klagt, daß die Leute lieber die Abenteuer von Dietrich von Bern, den Nibelungen und so weiter singen hören, als seine eigenen Lieder (17), denn er stellt diese affenbar denen entgegen, die er namentlich anführt, und es beweist gerade dieser Gegensaß, daß er diese von ihm genannten Dichtungen nicht selbst verfaßt haben kann, was von der Hagen anzunehmen scheint, wie denn auch kein Grund für die Behauptung vorliegt, daß der Marner nicht die auf uns gekommenen Lieder der Nibelungen u. s. w. vorgetragen habe, sondern andere, von denselben ganz verschiedene. Daß aber die wandernden Sänger nicht bloß volksthümliche Dichtungen, sondern auch epische und lyrische Poesien anderer hösischen Dichter vortrugen, erhellt genugsam aus einem andern Spruch, mit welchem er vermuthlich seine Zuhörer auffordert, selbst zu bestimmen, was er fingen solle, und mit deffen Schluß er die unzufriedenen Tadler schon von vornenherein abweisen wollte. Ich sänge wohl eine Fabel oder eine Erzählung, eine Wahrheit oder eine Lüge; ich sänge wohl, wie Titurel die Templeisen bei dem Grale erzog (also von Wolfram v. Eschenbach); wie süß der Sirenenfang ist und arg des Krokodillen Zorn; ich sänge auch von der Drachen feurigem Hals und wie der Greife fliegt, wie fich des Salamanders Fell im heißen Feuer streckt und schmiegt, und wie sich theilt der Schimären Leib und wie die Viver wird geboren. Ich sänge auch wohl, wie seine Eier brüten kann der Strauß, wie sich der Phönig verjüngt, wie der liegt, der Manchen wegen seines Geizes in der Wunderburg verschlungen hat. So lebt ein Wunderthier am Hof mit wunderlichen Sitten: mit Pfauenschritten und mit Menschentritten kann es schleichen, lauschen, bitten, es hat mit seiner Zunge manches Herren Muth verwundet · dem kann ich aber Nicht singen, an dem ist meine Rede gar verloren!" (18).

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Aus einem Gedichte Rumelands wissen wir, daß der Marner als blinder, kranker Greis schändlich ermordet worden ist (vor 1287); doch berichtet er nichts Näheres über diese Schandthat (s. unten).

Der Marner wurde von seinen Zeitgenossen für den besten lebenden Dichter gehalten, und in der That verdient er diesen Ruf, doch nicht sowohl wegen seiner immerhin schönen Minnelieder, als vielmehr wegen seiner Spruchgedichte. Er hatte sich nach dem großen Meister Walther gebildet, dessen würdiger Schüler er genannt zu werden verdient, denn wenn er auch dessen hohes Talent nicht besaß, so hat er doch nichts desto weniger Bedentendes geleistet. Seine Sprüche sind gedankenreich, fie beurkunden ein tiefes Gefühl für Wahrheit und Recht, er weiß dem Gedanken stets einen schönen, oft bilderreichen Ausdruck zu geben und er ist endlich auch Meister in der Form. Dabei ist er bescheiden; er erkennt nicht bloß die Verdienste der

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verstorbenen alten Meister an, sondern auch die Da_kam auch eine Kröte, die bei der Wahl nicht seiner Zeitgenossen *); und ähnlich wie Platen in fehlen wollte, worüber die Thiere spotteten. Sie den,, Sonettendichtern“ schließt er: ‚Leicht finde | aber sagte: Ich habe auch vier Beine, ich will das ich einen Fund, den sie gefunden haben, die vor Königreich haben! Der Löwe sprach: Sei vermir gewesen: denn ich muß aus ihrem Garten und wünscht, du bist den Thieren nicht gleich. Da aus ihren Sprüchen Blumen lesen.“ (15) Auch blähte sie sich noch größer auf, worüber sie zerer ist gelehrt und vielseitig gebildet, wie er denn plagte.“ (14) Es ist dies die alte bekannte Fabel sogar lateinische Gedichte geschrieben hat; aber vom Frosch, der sich aufbläht, um dem Ochsen an wenn seine Gelehrsamkeit auch in seinen Gedichten Größe gleich zu kommen, und ohne Zweifel hat durchblickt, so ist er doch weit entfernt, mit der der Marner diese gekannt, sie aber mit großem selben zu prahlen, wie z. B. der Tanhäuser; es. Geschick verändert. Die ganze Begebenheit ist von dienen ihm vielmehr seine mannigfaltigen Kennt ihm besser motivirt, weil es sich nicht bloß um Benisse nur dazu, den dargestellten Gedanken zu friedigung eines lächerlichen Stolzes, sondern um größerer Anschaulichkeit zu bringen. So liebt er die Erreichung eines allerdings wichtigen Zweckes es, von der Erwähnung irgend einer Naturerschei- handelt. Daß er die Kröte statt des Frosches genung auszugehen und an sie irgend einen morali wählt hat, ist durchaus gut, weil diese ein noch verschen Saz anzuknüpfen. Beobachtet die kleine ächtlicheres Thier ist; und der Zug, daß die Kröte Ameise," sagt er;,,wenn sie den Winter vor sich ausruft, fie-habe auch vier Beine, ist ganz vortreffweiß, so sammelt sie während des Sommers Erndte lich, weil sie dadurch ihre Gemeinheit recht offen flug ihre Speise. So thue auch du, o Mensch! an den Tag legt; denn es liegt eben in der Natur Pflanze und säe gute Werke während deines Le- gemeiner Seelen, sich unbedeutender Vorzüge zu bens hienieden, daß du jenseits vor deinem Her- rühmen. Und wieder erzählt_er von dem Esel, ren bestehen mögest.“ (1) „Der Igel ist in sei der sich dem Fuchse zum Dienstmann gab. Dieser nem Rechte," sagt er anderswo,„, daß er Stachel | warnte ihn vor dem Wolfe; als er aber auf der an seiner Haut trägt; ihm ungleich sind die fal- Wiese war, ließ er sich das Gras so gut schmecken, schen Leute, die innen stachelig und außen schlicht daß ihm sein Magen Unfreude bereitete, und er ein find." (2) Manchmal knüpft er seinen Gedanken Lied austimmte, wodurch der Wolf herbeigezogen auch an eine zu seiner Zeit allgemein bekannte wurde, der nun behauptete, der Esel sei sein EiSage. In Rom war früher jedes Land abge- genthum, was er auch beschwören wolle. Reinhart bildet, und an jedem hing ein Glöcklein; empörte führte ihn nun zu einer Falle, die er für ein Relisich eines, so erschallte dessen Glöckchen, daß die quienkästchen ausgab, und forderte ihn auf, dasRömer schnell gegen die Empörer ziehen und sie selbe anzurühren, während er den Eid schwöre. bezwingen konnten. Wenn man auch in allen deut- Der Wolf thats und wurde durch die Falle verstümschen Landen Sturm läuten wollte, so würde dem melt.,,Ach Gott,“ ruft der Dichter aus,,, wäre Reiche geringe Hülfe entstehen. Die Pfaffenfürsten jegliches Reliquienkästchen eine Falle, wenn es an haben nicht recht die Zuful auf dem Haupte, das den falschen Eid geht, das wäre recht; denn ihrer Krumme auf dem Stabe, denn sie haben Diensts find gar zu viele, die einen Meineid schwören!“ mannen, Münze, Zölle; der Kaiserstuhl in Achen (16). Spielend ist die Lügenmäre, in welcher er ist unbesegt; der Pabst hat einen geraden Stab über diejenigen spottet, welche da Wunderbares (statt des geistlichen krummen); sie mahlen, wo der von Reisen erzählen, die sie doch nie gemacht haKaiser mahlte; des Reiches ist die Kleie, so wird ben (12); wie verderblich aber das Lügen sei, zeigt ihnen der Kern; deshalb lassen die Herren das er in einem schönen Räthsel (3). Reich ohne König!" (8) Ja er holt seine Anknüpfungspunkte auch wohl aus der Mythologie. Wie einst Antens“, sagt er,,, das Gorgonenhaupt abschlug, so sollten die Fürsten jeden falschen Mann vernichten.“ (13) Nicht weniger liebt er es, dem Gedanken eine passende Fabel vorauszuschicken. So erzählt er die bekannte Fabel von den Fröschen, welche von ihrem Gotte einen König erbaten, und er fügt hinzu: „Wir sind die Frösche, die da schreien; das Reich ist der Balken, auf den sich arge Frösche gesezt haben, die der Ehre des Reichs feind sind. Storch, wann kommst du wohl? Die des Reiches Erbe verschlingen, derer find viel; treibe sie wieder in ihre eigene Höhle, wenn du sie nicht verschlingen willst. (9) Eine andere dieser ähnliche Fabel ist deshalb merkwür dig, weil sie uns des Marners dichterisches Talent in glänzendem Lichte zeigt. Die Thiere kamen einst zusammen, um einen König zu wählen; Alles was vier Beine hatte, erschien auf dem Wahlplay.

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*) Der,, Heinburg" den er als den größten Dichter unter feinen Zeitgenossen nennt, kann nicht der Minnesinger Wilhelm von Heinzenburg sein, da dessen Lieder nichts weniger als meisterhaft sind; wir müssen daher annehmen, daß die Pochen des von Marner erwähnten Dichters ver. loren gegangen sind.

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Aus diesen Gedichten geht schon zur Genüge hervor, daß der Marner voll tiefen Ernstes war, und daß er das Böse bekämpfte, wo es sich nur zeigte. Mit klarem Auge erkannte er die Gebrechen seiner Zeit, insbesondere den iunern Verfall des Pabstthums und der Geistlichkeit, die nur ihren zeitlichen Vortheil im Auge habe und die mit den Fürsten den Untergang des Reichs herbeiführe. „Die Stola“, heißt es in einem andern Gedichte,,,ist zum Schwerte geworden, welches nicht Seelen, sondern nur Gold zu erkämpsen strebt. Wer hat Euch, Bischof von Rom, das gelehrt, daß Ihr unter Helmen reitet, während die Inful sühnen sollte? Euer krummer Stab, der ist gewachsen zu einem langen Speer; die Welt habt Ihr bezwungen garEuer Sinn steht nach nichts Anderem als nach: Gebt nur her!" (5) Bei alle dem ist Marner kindlich fromm und voll Ergebung in den Willen Gottes; seine Verehrung gegen die heilige Jungfrau hat er in vielen Liedern ausgesprochen, von denen das mitgetheilte durch den vsalmähnlichen Schwung der Rede fich auszeichnet (6). Eindringlich ruft er den Sündern zu, sich zu bekehren, und von der Welt abzulassen, die zum Verderben führe. „Sich vor dich hin, wie du die Straße zum Tode einschlägst; sich hinter dich, wie noth dir dein Schö

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wser ist, des Leib sich an das Kreuz für uns sich anbot, der süße Christ; willst du gedenken, was er um dich litt, so sich über dich, was Wonne und Ehre dir im Himmel ist bereit; unter dich besich die immer währende Qual in der Hölle scheue und fleug den ewiglichen Tod!“ (7) Am liebenswürdigsten zeigt sich sein kindlich ergebener Sinu in dein Gedicht, in welchem er seine Armuth beklagt. Du theilest ungleich, lieber Herre Gott, dein Gut; du gibst Einem, woran wohl viere möchten genug baben und wohl mit Ehren auf Gewinn denken. Mancher ist reich und hat großen Uebermuth. Lieber Bater Jesus, ist das gut gethau? Oder weißt du nicht, daß ich so bedürftig bin, daß du mir Nichts gibst, als wäre ich ein unmäßiger Mann? Nun bin ich doch gar sehr mäßig; Herr, was hab' ich ge= than? da ich doch gewiß deiner mehr gedenke. Nein! wer weiß, ob ich dein nicht vergäße? Herr | Gott, theile du aus, wie bisher; du bist der, der da theilen und wollen soll; ich will dich nimmer mehr tadeln, denn du thust wohl!“ (10) 1. Die Ameise.

Merket an, die kleine ameiz.

so si den winter vor ir weiz,

si samnet in des sumers ernde kündecliche ir

spise:

Sam tuo dù, mensche, unt bùwe en zit;

ein starker winter ùf dir lit,

ez hât vil manic man sin heil, sin lip, sin sèle von im verlorn: sage an, wem mac ez sich gelichen? 4. Spottgedicht auf Rein marvon Zweter. We dir, von Zweter Regimår! Dù niuwest mangen alten vunt; dù speltest als ein milwe ein hår, dir wirt ùz einem orte ein pfunt, ob din liezen dich niht triuget.

Dir wirt uz einem tage ein jár, ein wilder wolf wirt dir ein hunt, ein gans ein gouch, ein trappe ein står, dir spinnet hirz dur dinen munt: wà mit hast du daz erziuget?

Ein luc dur dine lespe sam ein slehtiu warheit vert,

du hast dien vischen huosten, krebzen sat erwert; bi dir so sint driu wundertier: daz ist der git, haz unde nit. Dù done diep,

dù briuwest àne malz ein bier; supf üz! dir ist ein lecker liep, der den herren vil geliuget.

5. Geld her!

Got helfe mir, daz miniu kinder niemer werden alt,

der machet dich in sorgen alt und in dem alter sit daz ez in der werlte ist so jæmerlich gestalt:

grise.

Dù maht hie bùwen unde sæn

mit gnoten werken gegen Gote und dinen ebenkristen,

daz du malit suiden unde mæn, und ouch dich dort gegen dinem hohen herren maht gevristen,

so dù den zius ze hove gist,

die sèle Gote, und du in armem melwe begraben list, dù schaffe ez sô, daz din din sêle warte imme

paradise.

2. Der Egel.

Treit der igel dorne in siner hiute, daz ist niht ein wunder, wan ez ist sin reht: Dem sint ungelich die valschen liute, die sint innen rùch und ùzerthalben sleht. Tump man, nim dich an,

swer dich mit den worten löslich triute, tuo im sam, si er ein ritter oder ein kueht.

3. Die Lüge.

Ich spür ein wunder dur diu lant in gelwer, grüener varwe schin, ez hát vuoz, ougen, noch die haut, unt wil doch bi den liuten sin, beide armen unde richen.

Ez bindet manigen âne bant, ez vert die Tuonouwe und den Rin, ez treit den herren ir gewant, unt trinket mit den vürsten win; ez kan bi den vrouwen slichen.

Ez stirbet hie unt wahset dort, ez vert spate unde vruo;

ez sleich if einen boum der ersten mègede zuo; ez sluoch der werlde vierden teil,

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wie stèt ez über drizec jár,

sit man die pfaffen siht sô sère striten?

Sagt mir, der båbst von Rome, waz sol iu der krumbe stap,

den Got dem guoten Sante Péter, uns zenbinden, gap?

Stôl und infel gab er dar,

daz er uns lost von sünden zallen ziten. Nu sint diu stôle worden swert,

diu vehtent niht nach sèlen, wan nàch golde. Wer hat iuch, bischof, daz gelèrt,

daz ir under helme ritent, då din infel süenen solde?

luwer krumber stab, der ist gewahsen zeinem langen sper;

die werlt habt ir betwungen gar,

iur muot stêt anders niht wan:,,Gib eht her!"

6. An die heilige Jungfrau. Ob allen vrouwen vrouwe,

reiniu muoter unde maget,

hoh erborne Gotes tohter, unt sin brut,

wer kan diner tugende richeit volleclich erzeln? Rose in himel touwe,

sunder sünde dorn betaget.

du bist vor aller creatiure Gotes trût,

er geruochte dich uz al der werlte im selbe erweln. Din lob ist allen zungen über kreftic unt ze starc; wer künde selche kraft erspannen? Got sich menschlich in dir barc; sunder mannes helfe din lip den gebar, dem alle künige müezen mannen; ouch dienet im der engel schar.

Du bist aller vrouwen schilt vür itewiz, den in Eva brâhte umb einen kleinen apfel biz. 7. Thut Buße!

Sünder besich die strâzen in der werlte, war si gan,

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