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ren: die verschiedenen Stämme werden auch verschiedene Bilder zur Bezeichnung der Laute gewählt haben.

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zu Mund, wohl oft nur sehr kümmerlich, sich fortpflanzten, bis endlich eine bessere Zeit ihm vergönnte, dieselben wieder poetisch zu entfalten. Es liegt in der Natur der Sache selbst, daß Die christlichen Bekehrer hatten, um ihrer gronicht alle Germanen der Kunst des Dichtens und | ßen Aufgabe mit desto größerer Sicherheit und Singens mächtig waren; doch wenn wir auch an- Wirkung zu entsprechen, bei den verschiedenen nehmen müssen, daß es Sänger gab, so bilde- | deutschen Stämmen Bisthümer und Klöster geten diese doch keinen eigenen abgesonderten Stand, | gründet, bei den leßteren auch Schulen errichtet. wie zum Beispiel die Barden bei den keltischen | welche allerdings mächtig dazu beitrugen, BilVölkern, oder die Skalden bei den Skandina- | dung zu verbreiten; aber immerhin war diese eine viern, was darauf hinzuweisen scheint, daß die fremde, römische, so daß selbst die lateinische Sanges- und Dichtkaust im Volke selbst wurzelte. Sprache in allen den Fällen gebraucht wurde, wo Eben deshalb darf man auch wohl die Vermuthung nicht die Nothwendigkeit zwang, sich des Deutschen wagen, daß manche Sagen, die uns später als zu bedienen. Allein auch dies geschah zum Nachvom Volke erhalten und ausgebildet erscheinen, theile der deutschen Sprache, die sich in Worten schon in den frühesten Zeiten besungen wurden: und Wendungen der lateinischen anschmiegen mußte dies mag namentlich von der Siegfriedsage und daher in ihrem innersten Wesen verkümmert und von der ächt deutschen Thiersage gelten, wurde. Unter diesen Klöstern und Klosterschulen wenn auch anzunehmen ist, daß dieselben in den | zeichneten sich durch mannigfaltige Thätigkeit vor nachfolgenden Stürmen der Völkerwanderung man- allen die in Fulda und St. Gallen aus; und cherlei Umgestaltung ihres ursprünglichen Geprä- unter diesen ist wiederum das Benediktinerkloster ges erhalten haben werden. Diesen Stürmen ist von St. Gallen namentlich zu erwähnen, weil es es zum großen Theil auch zuzuschreiben, daß die am meisten für die Pflege deutscher Sprache und damalige Bildung der Germanen völlig unterging Poesie bethätigt war. Es ist überhaupt nicht zu und wir von den früheren Zuständen nur höchst verkennen, daß das volksthümliche Element von ungenügende Nachrichten befizen. jeher in der Schweiz am kräftigsten war, in der Die Völkerwanderung brachte unter den deut- es sich auch in Zeiten erhielt, wo es in den übri-' schen Völkern die vielfältigsten Veränderungen her- gen deutschen Landen wie ausgestorben zu sein vor, so daß selbst von den Stämmen, die früher schien. Diese Kraft des volksthümlichen Bewußtam mächtigsten waren, manche ganz verschwanden seins hat sich auch in der Periode bewährt, von und neue, bis dahin völlig unbekannte, auftraten der wir hier sprechen. Während deutsche Sprache und mächtig wurden. Vorherrschend wurden nun und Dichtkunst sonst überall aus den Kreisen der die Gothen, Longobarden, Burgunden, Gebildeten, das heißt der Geistlichkeit verschwunFranken, Alemannen, Bayern, Thürin- den war, sehen wir dieselbe zuerst wieder in St. ger, Sachsen und Friesen, von denen man- Gallen zu neuem Leben sich entwickeln, wenn auch che, nachdem sie große Reiche gestiftet hatten, ent- Anfangs nur schwach und schüchtern, doch nach weder ganz untergingen oder sich in andern Stäm- und nach immer erstarkend und eine reiche Zukunft men verloren. Beinahe in noch höherem Maße verkündend. So dürfen wir nicht unerwähnt laswirkte die Einführung des Christenthums auf die sen, daß eine der ältesten poetischen Bearbeitungen deutschen Völker, da sie mit demselben nicht bloß der deutschen Heldensage von einem St. Galler ihre alte heidnische Religion, sondern auch bis auf Mönche herrührt, der sich dabei freilich der lateieinen gewissen Grad ihre Nationalität verloren; nischen Sprache bediente, immerhin aber dadurch jedenfalls ist es sicher, daß die nationale Entwicke- seine rege Theilnahme an den in seinem Volke lelung in ihrem naturgemäßen Gang gestört wurde. benden Sagen beurkundete. Der Dichter hieß Die meisten Dichtungen der alten Deutschen, selbst Ecke hardt (gest. 973); das Gedicht behandelt die gewöhnlichsten Liebes- und Gesellschaftslieder die Sage von Walther von Aquitanien, standen ohne Zweifel in Beziehung zu ihrem alten der zugleich mit Hildegunde, einer Burgundi Glauben; daher machten sich die Geistlichen eine schen Prinzessin, als Geißel am Hofe Exels lebte. Pflicht daraus, gegen diese Gesänge mit allen Obgleich beide in großem Anschen leben und vom ihnen zu Gebote stehenden Mitteln änzukämpfen, König wie von dessen Gemahlin geliebt und gut sie als teuflisch zu bezeichnen und ihre weitere Ver- behandelt werden, so können sie doch die Sehnbreitung zu verbieten. Um ihren Zweck desto siches sucht nach der Heimat nicht unterdrücken. Und so rer zu erreichen, seßten sie den alten Volksliedern benußen sie eines Tages die sich ihnen darbietende mit heidnischem Gepräge neue, religiöse entgegen, Gelegenheit, aus dem Lande Egels zu entfliehen. wobei sie wohl die alten Saugweisen beibehielten, Sie kommen mit den mitgenommenen Schäßen um dem Volke die Annahme der neuen Worte zu glücklich bis an den Rhein, wo sie von König Günerleichtern. Vielleicht wäre die Geistlichkeit schother, der nach ihren Schäßen lüstern ist, überfallen nender verfahren, wenn die ersten Bekehrer selbst Deutsche gewesen wären; aber die meisten dersel- | ben waren aus den Britischen Inseln herüberges kommen; sie hatten, weil sie dem Volke fremd waren, kein Gefühl für das Volksthümliche, und fie verfuhren daher auch um so rücksichtslöser gegen die Volkspoesie, so daß es ihnen in der That gelang, deren Erzeugnisse ganz zu vernichten. Doch bewahrte das Volk mit der ihm eigenthümlichen Kraft, oder wenn man lieber will, Zähigkeit einen großen Theil der alten Stoffe, die von Mund

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werden. Walther besiegt die Burgundischen Helden, verliert aber dabei die rechte Hand. — Obgleich der St. Gallische Mönch die alten Eviker Homer und insbesondere Virgil sich zum Muster genommen hat, so hat dies doch nur auf die äußere Darstellung Einfluß gehabt; die Sage hat dabei kaum an Wahrheit verloren: vielmehr bricht der eigenthümliche Gharakter derselben überall kräftig durch und macht sich selbst in einzelnen Zügen geltend, so daß es einem neuern Dichter (Simrock) gelingen konnte, dieselbe auf eine der alten Sage

entsprechende Form zurückzuführen, was wohl das glänzendste Zeugniß für die getreue Auffassung Eckehards ist.

Bielleicht hätte der Einfluß der Geistlichkeit eine für den deutschen Volksgesang nicht so ganz ungünstige Wendung genommen, wenn sie nicht pos litisch mächtig geworden wäre, was besonders durch Karl den Großen und dessen Nachfolger herbeigeführt wurde, wenn auch schon die Keime hier zu in früheren Zeiten liegen. Ueberhaupt hat vielleicht kein anderer Mann in allen nachfolgenden Zeiten auf das deutsche Volk und dessen Entwickefung so gewaltig eingewirkt, als jener mächtige Frankenkönig, obgleich andererseits angenommen werden darf, daß er das nicht beabsichtigte, was die Folge seiner Bestrebungen war.

sten Herrscher in dem Ringen nach dem Schattenbilde der Weltherrschaft ihr Leben einseßten und Tausende ihres Volkes aufopferten, zerriß das Band, welches die einzelnen Stämme an einander knüpfte, immer mehr, so daß endlich aus dem Einen Staate hunderte von Staaten sich bildeten, die in gegenseitiger Besiegung ihren größten Stolz und ihren schönsten Ruhm fanden. Es ist ferner unbestreitbar, daß Karl der Große sehr viel für die Bildung seines Volkes that; allein da er hiezu nur Geistliche verwendete, so erweiterte er deren unglücklichen Einfluß auf die nationale Entwicke lung, von dem schon oben die Rede war, und da er insbesondere Männer aus der Fremde herbeirief (Peter von Pisa, Paulus Diaconus, Alcuin aus England), so wiederholte sich die nämliche Erscheinung, von der wir oben bei Gelegenheit der ersten christlichen Befehrer gesprochen haben: die von Karl berufenen Gelehrten brachten und ver breiteten allerdings Bildung, aber eine fremde, der nationalen Entwickelung entgegenstehende, ja oft feindselige Bildung. Und wenn sich auch hie und da ein Mann vorfand, der, wie der gelehrte Hrabanus Maurus (776-856 Abt zu Fulda und Gründer der dortigen Klosterschule) Sinn für deutsche Sprache und deutsches Volksthum hatte, so stand eine solche Erscheinung doch so allein da, daß sie es nicht vermochte, die Herrschaft der fremden Bildung zurückzudrängen. Selbst die eigenen Bemühungen Karls um nationale Bildung müßten unter solchen Umständen wirkungslos bleiben. Wir wissen, daß er die deutsche Sprache und Poesie mit Liebe pflegte, daß er unter Anderm auch die alten Heldenlieder des Volkes sammeln ließ, und diese Liebe zur vaterländischen Sprache mag auch zu seiner Zeit manche Geistliche bestimmt haben, in deutscher Sprache zu dichten: allein es blieben im Ganzen ihre Dichtungen immer auf das rein Kirchliche beschränkt, ja es hatte die vaterländische Poesie so wenig Gnade bei ihnen gefunden, daß sie die erwähnten Sammlungen Karls des Großen in unverzeihlicher Nachlässigkeit untergehen ließen, oder, was noch wahrscheinlicher sein mag, mit Ueberle gung vernichteten. Wenigstens läßt es sich nur auf diese Weise erklären, daß jene alten Lieder bis auf einige kleine Bruchstücke vollständig verloren ge= gangen find.

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Bildsäule Karls des Großen in Frankfurt a. M. Karl der Große (768-814) vereinigte alle Wir wollen hier nicht erwähnen, daß Karl der deutschen Stämme und Staaten, die aus den Große auch die weltliche Macht des Pabstthums erst Stürmen der Völkerwanderung hervorgegangen fest begründete und dadurch den Grund zu jenen unwaren, zu einem großen Ganzen; er sicherte das seligen Kämpfen legte, in denen die deutschen Kaiser Christenthum, indem er sich im Norden die noch ihre Würde, das deutsche Volk seine Kraft verlor; heidnischen Sachsen unterwarf und sie dem großen wir wollen nur noch hinzufügen, daß der ungünfränkischen Reiche einverleibte, und im Süden stige Einfluß der nach und nach ganz römisch gedem Andringen des Mahometanismus durch Bewordenen Geistlichkeit sich unter den frömmelnden fiegung der spanischen Araber siegreich widerstand. Während er aber auf diese Weise die deutsche Nationalität, man darf wohl sagen, neu begründete, legte er auch zugleich den Keim zu ihrer Auflösung, indem er das abgestorbene römische Kaiserthum zu neuem Leben hervorrief, welches die Quelle alles nachfolgenden Unglücks wurde, das Deutschland oft bis an den Rand des Abgrunds brachte und noch in unsern Tagen seinen unheilbringenden Einfluß äußerte. Dadurch, daß Deutschland an die römische Kaiserkrone gefesselt wurde, wurde seine ganze Kraft Jahrhunderte lang nach Außen gekehrt. Während seine tüchtig

Nachkommen Karls des Großen noch immer mehr steigerte, so daß die kirchliche Bildung mit Vernachlässigung und Befeindung des Vaterländischen immer mehr zur ungetheilten Herrschaft gelangte. Schon sein Sohn, Ludwig der Fromme, trat zur nationalen Entwickelung in die vollständigste Opposition. Er hatte die von seinem Vater gesammelten deutschen Lieder in seiner Jugend ge lernt; in seinem Alter aber verachtete er dieselben so sehr, daß er sie weder lesen, noch hören, noch viel weniger selbst hersagen wollte.

Zwar trat bald nach Ludwigs Tod ein Ereigniß ein, das für Deutschland die segensreichsten Fol

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gen hätte haben können, wenn die Stimme des | schen zwar verwandte, doch immerhin verschiedene Schicksals verstanden worden wäre. Im Jahre 843 | Nationalität zeigen; so kommen sie bei einer Getheilten nämlich die Enkel Karls durch den Ver- schichte der deutschen Literatur nicht in Betracht. trag zu Verdun das große Frankenreich, wodurch Aus demselben Grunde könnte man auch das GoDeutschland von dem schon romanisirten Frankreich | thische füglich übergehen; weil sich jedoch gerade getrennt wurde, und zugleich die Kaiserwürde auf im Gothischen die ältesten Denkmale deutscher den Beherrscher Italiens überging. Leider aber Sprache erhalten haben, und dieselben zudem sich wurde dieselbe ein Jahrhundert später von Otto | auf wenige beschränken, wird es nicht unzweckmädem I. (936-973) wieder mit der deutschen Kö- Big sein, dieselben in den Kreis unserer Besprenigskrone vereinigt, wodurch Deutschland aus sich | chung zu ziehen. Da ferner schon von den früheselbst herausgerissen und in die unglücklichsten Käm- sten Zeiten an die Literatur sich im Gebiete der pfe mit Italien verwickelt wurde, dessen Freiheit | hochdeutschen Mundarten bewegte, und das Hoches vernichtete, dabei aber zugleich die seinige ver- | deutsche bis auf unsere Zeiten allgemeine Schriftlor. Unterdessen hatten auch die räuberischen Ein- | sprache geblieben ist, so sollte auch das Niederfälle der Normannen, Slaven und Ungarn die blü- | deutsche ausgefchloffen bleiben. Allein da auch in hendsten Provinzen des deutschen Reiches verwüstet dieser Mundart verhältnißmäßig wenig Denkmäler und die kaum gewonnene Bildung wieder vernichtet. vorhanden sind, diese aber von besonderer WichErst unter den fächsischen Kaisern (919—1024) er- tigkeit sind, so können sie um so füglicher mit erhob sich dieselbe allmählich wieder, aber wie früher, wähnt werden, als die Stämme niederdeutscher so war sie auch jezt nur auf den Stand der Geist- | Mundart bis auf wenige Ausnahmen das Hochdeutlichen beschränkt, welche die Sprache der Kirche sche als Schriftsprache angenommen haben, und der vaterländischen vorzogen und daher meistens | daher eine Lücke in der Darstellung ihrer geistigen nur lateinisch schrieben. Alle Bildung aber, die Ausbildung entstehen würde, wenn nicht auch dasnicht auf der breiten Basis des Volkes wurzelt, | jenige berührt werden sollte, was sie in ihrer bekann, eben weil sie keinen festen Grund hat, nicht sondern Mundart geschrieben haben. Das Hochlange bestehen; sie muß früher oder später in sich deutsche erscheint in drei Hauptformen, welche man zerfallen. So geschah es auch damals. Die Geist mit Rücksicht auf die Zeit ihrer Erscheinung Altlichkeit wurde immer mächtiger, weil die Kaiser sich | hochdeutsch, Mittelhochdeutsch und Neuihrer gegen die Großen des Reichs bed enen woll- hoch deutsch nennt. Das Althochdeutsche ten; sie machte sich immer mehr unabhängig von zerfiel in mehrere Mundarten, von denen als die der weltlichen Gewalt, und die nächste Folge da- | wichtigsten die fränkische, die alemannischvon war, daß sie ihre Studien vernachlässigte, sich schwäbische und die bayerische zu nennen sind. in den Strudel der weltlichen Geschäfte und Zer- In den uns erhaltenen Schriftdenkmälern erscheint strenungen stürzte, so daß endlich alle Bildung und keine derselben ganz rein ausgeprägt, vielmehr Zucht verschwand. Hätte der Sinn für Poesie und zerfließen sie in einander, was aus den vielfachen für das Vaterländische nicht unbemerkt und unge- Beziehungen zu erklären ist, in welchen die oberkannt kräftig im Volke fortgelebt, hätte es nicht deutschen Stämme zu einander standen. Doch ist selbst in den traurigsten Zeiten der Unterdrückung in den früheren Zeiten das Fränkische vorherrdie alten Heldensagen seiner Väter mit frommem schend, eine Folge der Uebermacht des fränkischen Sinne getreulich bewahrt und auf seine Nachkom- Stammes, während in den späteren die alemanmen vererbt, so wäre Deutschland vielleicht für nische Mundart immer mehr Uebergewicht erhielt, immer der Barbarei verfallen. weil die Völker dieses Stammes vorzugsweise die | Träger der geistigen Bildung wurden.

Nachdem wir in wenigen, aber, wie wir hoffen, genügenden Zügen den Gang der geistigen Entwickelung in Deutschland von den ältesten Zeiten bis zum Schlusse der Periode gezeichnet haben, die uns zunächst beschäftigt, bleibt uns noch übrig, die wenigen Denkmäler zu erwähnen, die aus jener unfruchtbaren Zeit auf uns gekommen sind. Daß diese im Allgemeinen nur in Bezug auf die Sprache Werth haben, deren damaligen Zustand wir sonst nicht kennen würden, so wie, daß die meisten Schriftwerke rein kirchlicher Natur sind, hat sich aus den obigen Andeutungen schon ergeben. Wir werden uns daher in der Betrachtung dieser Denkmäler um desto kürzer fassen können, die wir am füglichsten mit der Darstellung der Sprache in jener Zeit beginnen.

Die gesammte deutsche Sprache zerfiel schon in den frühesten Zeiten in eine große Zahl von Mundarten, die sich auf fünf Hauptgruppen zurückführen lassen, nämlich 1) Gothisch, 2) Hoch- oder Oberdeutsch, 3) Niederdeutsch oder Säch sisch, 4) Angelsächsisch und 5) Nordisch. | Da das Angelsächsische und das Nordische (oder die skandinavischen Sprachen) sich in den frühesten Zeiten schon selbstständig entwickelt haben, und die Völker, welche dieselben sprechen, eine der deut

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Erster Abschnitt: Profa.

Während wir in den nachfolgenden Perioden mit der Darstellung der poetischen Denkmäler bezinnen werden, weil sich in der Poesie vorzugsweise das künstlerische Element der Literatur beurkundet, so müssen wir dagegen in diesem Zeitraum die Darstellung der prosaischen Denkmäler voranschicken, weil sie weit aus die ältesten sind und zudem die Kunst an den poetischen Schriftwerken wenig oder gar keinen Antheil hat. Eben deshalb scheiden wir auch die Denkmäler nicht nach ihrer Form, sondern nach den Mundarten, in denen sie geschrieben sind.

I. Gothisches.

Nach den freilich nicht immer genügenden Berichten zu urtheilen, die uns über die Gothen zugekommen sind, waren dieselben schon früh gebildet; jedenfalls haben sie unter allen deutschen Völkern zuerst das Christenthum angenommen. Wir wissen, daß sie Lieder hatten, in denen die Heldenthaten der Väter besungen wurden; aus diesen

Liedern schöpfte der Geschichtschreiber Jornandes die ersten Nachrichten über das gothische Volk. Dasselbe kannte höchst wahrscheinlich schon vor seiz ner Bekehrung zum Christenthum die Kunst zu schreiben; man darf wenigstens mit voller Sichers heit annehmen, daß die spätere gothische Buch- | stabenschrift nicht aus dem griechischen Alphabet | hervorgegangen ist, sondern aus den alten deut schen Runen, wie sich schon aus der Vergleichung derselben mit der gothischen Schrift ergibt.

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Merkwürdig ist der alte Bericht, daß er die ganze Bibel überseßt, doch die Bücher der Könige absichtlich übergängen habe, damit seine Gothen durch das Lesen der in denselben enthaltenen Kriegsthaten nicht in ihre alte Kriegsluft verfielen. Wie dem auch sei, so besigen wir jedenfalls nur Bruchstücke der Evangelien, wenn auch darunter ziemlich große, die Briefe des Paulus, obgleich auch diese nicht immer vollständig, und noch andere kleinere Fragmente in gothischer Sprache. Die vorhandenen Theile der Ueberseßung reichen aber doch hin, um ein genügendes Urtheil über dieselbe zu bilden. Sie ist mit Geist abgefaßt, und obgleich getreu, doch nichts weniger als sklavisch, sondern mit Bewahrung der Eigenthümlichkeiten der gothischen Sprache, worin sie sich sehr vortheilhaft von den späteren althochdeutschen Uebersetzungen der Geistlichen unterscheidet, die das Gefühl für ihre vaterländische Sprache oft ganz verloren zu haben scheinen.

Das nachfolgende Stück wird hinreichen, einen allgemeinen Begriff von der Sprache und Nebersegungsweise des Ulfila zu geben.

Atta unsar thu in himinam,

veilinai

Vater unser du in (den) Himmeln, geweihet werde namo thein; qvimai thiudinassus theins; Name dein; (cs) komme (die) Herrschaft dein; vairthai vilja theins, sve in himina, Jedoch blieb auch die griechische Schrift nicht | (es) werde (der) Wille dein, sowie in (dem) Himmel, ohne Einfluß auf die Ausbildung des gothischen | jah ana airthai; hlaif unsarana thana sinteinan Alphabets; dasselbe wurde ihr ähnlicher gemacht. auch auf Erden; Brod unseres dies fortwährende und wo die Runenschrift Lücken darbot, aus ihr gif uns himma daga, jah aflet uns thatei skulans ergänzt. Dieses Verdienst gebührt dem Ulfilas, gib uns diesen Tag, und erlasse uns das schuldige den die Ueberlieferung sogar den Erfinder der go- sijaima svasve jah veis afletam thaim thischen Schrift nennt. Ulfilas war, wie sich wir seien, so wie auch wir erlassen diesen aus den neuesten Forschungen ergibt, im J. 318 skulam unsaraim; jah ni briggais uns in n. Ghr. geboren; er wurde schon in seinem drei Schuldigen unseren; und nicht bringest uns in Bigsten Jahre, also 348, Bischof, mußte aber im fraistubnjai, ak lausei uns af thamma ubiliu; J. 355, vom heidnischen Könige seines Volkes Versuchung, sondern löse uns ab diesem Nebel; genöthigt, Dacien, wo damals die Gothen wohn- unte theina ist thiudangardi jah fen, verlassen, worauf er sich mit einer großen denn dein ist (das) Herrscherhaus und (die) Macht Anzahl Göthen, die sich mit ihm zum Christen- jah

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vulthus in aivius. Amen.

II. Althochdeutsches.

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thum bekannten, am Fuße des Hämus niederließ. | und (der) Glanz in Ewigkeit. Amen. Im J. 388 nahm er an der großen Synode zu Constantinopel Antheil, um dort für seine Glaubensansicht — er war nämlich ein feuriger An- Wie schon oben gesagt wurde, sind alle althochhänger der arianischen Lehre zu kämpfen, die deutschen Sprachdenkmäler, deren übrigens eine auf dem früheren Concil von 383 als kezerisch ziemlich große Anzahl auf uns gekommen ist, nur verdammt worden war. Dort erkrankte er; im Neberseßungen oder Umschreibungen aus dem LaVorgefühle seines nahen Todes schrieb er sein teinischen oder Griechischen, weshalb sie nur in Glaubenstestament nieder, welches auch deshalb Bezug auf die Sprache von Bedeutung sind. Die sehr wichtig ist, weil er darin die arianische Lehre wichtigsten sind: die Regel des heiligen Bebestimmt und in Zusammenhang dargestellt hat. nedikt, welche um das Jahr 780 vom St. GalEr starb noch in demselben Jahre (388). Wäh- lischen Mönch Kero mit geistloser Treue überrend seines langen Lebens war er fortwährend für sezt wurde, sodann die Ueberseßung der unter die Verbreitung und festere Begründung des Chri- Tatians Namen erschienenen Evangelienstenthums thätig; er predigte ohne Unterlaß grie-harmonie in fränkischer Sprache aus dem chisch, lateinisch und gothisch, schrieb auch mehrere Abhandlungen in diesen drei Sprachen, besonders machte er viele Uebersehungen, und erwarb sich namentlich durch die Nebersezung der Bibel unsterbliches Verdienst. Es ist zwar nicht wahrscheinlich, daß er alle Bücher der Bibel in die gothische Sprache übertrug; denn außerdem daß sich bis jezt einzelne Theile, z. B. die Apostelgeschichte, die Offenbarung Johannis u. s. w. noch nirgend vorgefunden haben, rührt vielleicht nicht einmal Alles von ihm her, was auf uns gekommen ist.

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9. Jahrhundert; der Schwur der Könige
und der Völker bei Straßburg im Z.
842, eine Eidesformel, welche von Ludwig dem
Deutschen und Karl dem Kahlen in dent-
scher und romanischer (französischer) Sprache ge-
genseitig geleistet wurde. Wir theilen nur die Ei-
desformeln mit, da diese nicht bloß in Beziehung
auf die Sprache, sondern auch historisch wichtig ist.
Schwur Karls des Kahlen.

In godes minna ind in thes christianes folches
In Gottes Liebe und in des christlichen Volkes

ind unser bedherò gehaltnissi, fon thesemo dage und unser beider Wohlfarth, von diesem Tage frammordes, so fram so mir got gewiczi indi vorwärts, so weit als mir Gott Weisheit und mahd furgibit, so haldih tesan minan bruodher, Macht gibt, so helfe ich diesem meinem Bruder, sosò man mit rehtù sinan bruodher scal, iu thiù so wie man mit Recht seinem Bruder sol, in dem thaz er mig so sama duo, indi mit Ludheren in daz er mir so gleich thue, und mit Luther in nohheiniu thing ne gegangu the minan willon, | keinem Ding nicht gehe ich ein mit meinem Willen, | imo ce scaden werdhen.

ihm zu Schaden werden. *)

Schwur des Volks Ludwigs des
Deutschen.

Oba Karl then eid, then er sinemo bruodher Wenn Karl den Eid, den er seinem Bruder Ludhuwige gesuor, geleistit, indi Ludhuwig, Ludwig schwor, hält, und Ludwig, min herro, then er imo gesuor, forbrihchit, ob mein Herr, den er ihm schwor, bricht, wenn ih inan es irwenden ne mag, noh ih, noh ich ihn das abwenden nicht kann; weder ich, noch thero nohhein then ih es irwenden mag, (von) diesen keiner, den ich davon abwenden kann, widhar Karle imo ze follusti ne wirdhu.

wider Karl_ihm zu Hülfe nicht werde. **) Außerdem sind noch die Uebersehung und Erklärung der Psalmen durch Notker Labeo, Mönch in St. Gallen, der am Ende des 10. Jahrhunderts lebte, und endlich die Ueberschung und Erklärung des hohen Liedes von Williram, Abt zu Ebersberg, aus dem 11. Jahrhundert zu erwähnen.

Bweiter Abschnitt: Poesie.

Die ältesten deutschen Verse bestanden aus Langzeilen von acht hebungen; jede Langzeile zerfiel durch einen in die Mitte fallenden Abschnitt in zwei Hälften, von je vier Hebungen, welche durch die Alliteration zu einem Ganzen verbunden wurden, an deren Stelle erst in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts der Reim trat. Die Alliteration bestand darin, daß diejenigen Wörter der Langzeile, welche die stärkste Betonung hatten, mit dem gleichen Laute beginnen mußten; und zwar alliterirten gewöhnlich zwei Wörter in der ersten und eines in der zweiten Hälfte des Verses. Doch finden sich von dieser Regel mancherlei Abweichungen. Der Reim wurde nicht alsogleich herrschend; man findet ihn zuerst mit der Alliteration zugleich gebraucht. Erst später trat er ganz an deren Stelle, indem die beiden Hälf

*) Ludwig schwur den nämlichen Eid in romanischer Sprache; er lautete also: Pro deo amur et pro christian poblo et nostro commun salvament, dist di in avant, in quant deus savir et podir me dunat, si salvarai eo cist meon fradre Karlo et in adjudha et in cadhuna cosa, si cum om per dreit son fradra salvar dist, in o quid il mi altresi fazet, et ab Ludher nul plaid nunquam prindrai qui meon vol cist meon fradre Karle in damno sit.

**) Das Volk Karls des Kablen leistete den nämlichen

Eid in romanischer Sprache:,, Si Lodhuvigs sagrament, quæ son fradre Karlo jurat, conservat, et Karlus, meos sendra, de suo part non lo stanit, si io returnar non lint pois, ne io ne neuls, cui eo returnar int pois, in nulla ajudha contra Lodhuvig nun li iver.

ten der Langzeile durch einen Endreim verbunden wurden. Es ist oft behauptet worden, daß der Reim durch den Einfluß der romanischen Sprachen in die deutsche Poesie gedrungen sei; dies ist aber gewiß durchaus unrichtig. Denn wenn auch angenommen werden dürfte, daß die Bekanntschaft mit den romanischen Dichtungen die schnellere Verbreitung des Reims herbeiführte, so wäre die Aufnahme desselben doch kaum möglich gewesen, wenn er nicht schon im Wesen der deutschen Sprache selbst gelegen wäre. Es läßt sich wohl denken, daß fremde Formen in die Kunstpoesie aufgenommen werden und in derselben sogar große Verbreitung erhalten, aber fie dringen doch niemals in das Volk; den besten Beweis liefern uns wohl die griechischen Formen, die von den bedeutendsten Dichtern der Gegenwart mit großem Glücke behandelt wurden, ohne doch jemals volksthümlich werden zu können. Ja man darf wohl behaupten, daß manche Dichtung (wie z. B. Göthe's Hermann und Dorothea) nur deswegen alleiniges Eigenthum der sogenannten höheren Stände blieb, weil sie wegen der fremden Form dem Volke widerstrebte.

Der Reim aber ist so tief in der Natur aller Sprachen begründet, daß er in jeder derselben ursprünglich liegt, und kein Volk sich ihn vor dem andern zuschreiben kann. Auch ist es ganz ungeeignet, von einer Erfindung desselben zu sprechen; er ist eben so wenig erfunden worden, als die Sprache selbst: er ist vielmehr durchaus als organischer Ausdruck einer erhöheten Gemüthsstimmung zu betrachten, so daß er mit dieser Gemüthsstimmung zugleich und unwillkürlich in die Erscheinung tritt. Daher ist der Reim schon da gewesen, ehe er sich zur Kunstform der Poesie entwickelte: die gereimten Sprüchwörter und sprüchwörtlichen Redensarten, wie sie sich gerade in der deutschen Sprache in so großer Anzahl vorfinden, geben davon das vollgültigste Zeugniß. Ja man könnte versucht sein, die Behauptung aufzustellen, daß der Reim schon in den frühesten Zeiten bei den Deutschen im Volksliede vorkam. Denn obgleich in den uns erhaltenen Bruchstücken altheidnischer Poesie die Alliteration unverkennbar die Verszeilen zusammenhält, so bricht in ihnen doch auch oft der Reim durch. Von noch größerer Beweiskraft ist aber der Umstand, daß Ot: fried den Reim anwandte, der es sich gerade zur Aufgabe machte, seine kirchlich-religiösen Verse der Dichtung des Volks entgegenzusehen. Um aber seinen Zweck zu erreichen, mußte er seinem Gedichte nothwendig eine dem Volke bekannte Form geben, eine Form, die sich in den von ihm täglich gesungenen Liedern wiederfand, gerade wie es die Jesuiten in Frankreich (und vielleicht auch anderswo) machten, wo sie neue kirchliche Lieder nach den bekanntesten Gassenhauern, oder auch nach den Melodien der Gedichte Berangers und Anderer abfaßten und bei ihren Missionen fingen ließen. Man kann nicht einwenden, daß der Reim bei Otfried oft ungenau ist, daß statt desselben oft bloße Assonanz und häufig sogar die Alliteration erscheint; denn wir finden das Nämliche auch bei den Volksliedern (selbst aus der neuern Zeit), eben weil der Reim dem Volke eine zwar nothwendige, aber doch unbewußte Form des poetischen Ausdruckes ist, die sich bei ihm

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