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1. Poeste.

Dichter Oswald von Wolkenstein eine Wallfahrt nach Jerusalem, von welcher er in seinen Liedern manche Einzelheiten berichtet, so von einem Sturme, der die Pilgrime des Nachts in einem Hafen von Syrien überfallen, und von den Plackereien, die er in Palästina von den Sarazenen zu erdulden hatte. Er starb im J. 1423, 67 Jahre alt, nachdem er, wie es scheint, bis zu seinen leßten Lebensjahren (die meisten seiner Gedichte stammen jedoch aus dem Jahre 1401 und den zunächst darauf fol= genden) die Dichtkunst gepflegt hatte, die ihm stets treue Begleiterin war, ohne daß er jedoch nach Dichterruhm gestrebt hätte. Wenn er in seinen Gedichten an den Reimen Etwas vergessen habe, sagt er irgendwo, so möge es ein Andrer besser machen, er könne sich damit nicht abgeben; auch habe er meistentheils in Wäldern und Auen gedichtet und sei darzu geritten. Wenn seine Gedichte daher auch nicht ganz vollkommen wären, so solle man darob nicht lachen. Und in einem andern Gedichte sagt er, nachdem er berichtet, daß er den Liturel, die Blume aller deutschen Bücher, gelesen, und Ach bemüht habe, nach dessen Vorbilde zu reimen, was ihm aber nicht gelungen sei:,,So singt ja auch der Gauch Mit der Nachtigall in dem Maien; So dichte auch ich!" Daher erscheinen aber auch Hugo's Lieder als freie Ergüsse seines dichterischen Geistes, der sich in keine Form wollte einzwängen lassen, weil er auch nur für sich und zu seinem eigenen Vergnügen dichtete. So sehr seine Gedichte aber eben deshalb in der Form zurückstehen, so gewinnen sie nur desto mehr durch ihre Frische und ungezwungene Natürlichkeit. Allerdings ließ er die atten Minnesinger auf sich wirken, denen er, wenn auch nicht in der äußeren Gestaltung, doch in Inhalt und Anschauungsweise nacheifert; zugleich gab er sich aber auch dem Einflusse des Volksliedes hin, so daß sich in seinen Liedern eine merkwürdige, aber nicht unangenehme Mischung beider Richtungen fundgibt. Doch gilt dies vorzugsweise von seinen Minneliedern und Briefen, zu welchen ihm sein getreuer Knecht Burk Mangolt in Bregenz die Melodieen machte, während seine übrigen mehr didaktischen Gedichte oder Reden, wie er sie nennt, in ihrer meistens allegorischen Färbung sich über das Gewöhnliche nicht erheben.

1. Minnelied.

1. Mir bkam ain gsell am mayen tag und bracht mir lufft von orient: mit botschafft lieb, das ich euch sag, die red, die ist mit lust benent.

2. Vil sach, die vacht mit grüenen an,

da mit die welt sich neren tuot:

der may mit fröden auff dem plan, da von so habent hohen muot.

3. Die vogel singent über al quint und quart mensur mit mangem süeszen lieben schal, etleicher halt tenur.

4. Ottaf die stimm erhellen tuot in wald und auff gevilde manig vogel frey gar hochgemuot, sein fleigen, das ist wilde.

5. Meng blüemli rot und bla in blaw gar liepleich sint entsprungen,

da bey so vindt man ytal graw, grüen ist darin gedrungen.

6. Blüemli gel, brun und weysz gar liepleich sind entsprossen; der may mit allem seinem fleysz, mit taw sind sy begossen.

7. Meng blatt gekrispelt und gebogen, hin und her gezindelt,

auff mengem holtz gar unversmogen, etleichs ist gewindelt.

8. Da für hort ich ein süessen don ausz frawen mund erhellen; das gæb mir frödenreichen lon für vogel und für schellen.

9. Ir mündli rot für bluomen schein ist liepleich anzesehen;

ir zenly weysz und da bey vein, die sicht man auszlier brehen.

10. Ir bræwli brawn by augen clar mit scharpfen lieben blikken: der selben bluomen nem ich war, die kunnent hertzen strikken.

11. Ir har ist gel für bluomen schein, blaw stæt in irem hertzen;

grüen ist sy gesund und ytal vein: das kan wol wenden smertzen.

12. Es möcht leicht sein, ich red zevil, meiner sel tæt bas ein sweygen. Ich lob die weyb für saiten spil, für harpfen und für geigen.

13. Orgellen don und pfeiffen schal, boggen laut erhellen,

das hat gen frawen doch kain wal, als raussen gegen schellen.

14. Busunen schal und gloggen klang, es ist als guot nit ze hæren, und dartzuo aller vogelsang: es mag nicht muot enboeren.

15. Als tuont die weib auff erden hie vor allen creaturen:

lieber ding gesach ich nie,

sie sind zwar guot für trawren.

16. Wer schelkcht die weib und übel spricht, es wird in noch gerewen,

ain zaichen, das er ist ain wicht,

sein ungelückh wird sich newen.

17. Verdorben hie, ald eren blosz,

es ist doch dikch beschehen;
der frawen wird er selten genosz,

hæer ich die weysen jehen.

18. Ir werden weib und töchterlein, gedenkent mein zem besten;

Got hab euch in den hulden sein,

uwer lob wil ich ie gesten.

19. Ir bkent mich nicht, ich bkenn euch wol,

ir kunnent laid vertreyben;

die sælgen weib sind tugent vol,
glükch müesz zuo euch scheiben.

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reicher Mannigfaltigkeit sein, welche den umfassen den, vornämlich durch seine Welterfahrung gebildes ten Geist des Dichters beurkunden. Er hat zahl reiche Minnelieder und geistliche Gesänge, unter welchen sich auch Nachbildungen lateinischer Hymnen befinden sollen, sodann mehrere gereimte Le bensgeschichten, politische Lehr- und Svottgedichte verfaßt; diesen werden jedoch seine volksthümlichen Liebes- und Naturlieder weit vorgezogen, in denen sich ächt dichterische Begabung aussprechen soll. Wir kennen von diesen nur ein Trinklied, das allerdings in ächt volksthümlicher Weise gehalten ist und von Lebenslust sprüht, diese aber in so rober Weise ausspricht, daß wir Bedenken tragen muß ten, es aufzunehmen. Andere mögen in edlerer Weise gehalten sein. In den Minneliedern suchte er, wie schon oben angedeutet, die hösische Poesie wieder zu verjüngen, und es ist ihm, wie selbst schon die wenigen bekannten Lieder zeigen, wenigstens in der Weise gelungen, daß er die Gefühls und Anschauungsweise der ritterlichen Dichter sich völlig zu eigen macht. Viele von seinen Gedichten sollen merkwürdige Schilderungen enthalten, die er wahrscheinlich seinen vielfachen Reisen und Abenteuern entnommen hat, und diese mögen allerdings mannigfaches Interesse gewähren. In einer Reihe von Minneliedern besingt er die schöne Königin von Aragonien; alle aber sind troß der immerhin rohen Sprache durch richtige musikalische Behandlung ausgezeichnet, wie er sie denn selbst componirte.

1. An die Geliebte.

1. Hercz, mut, leib, sel und was ich han, das fröwt ein lieplich angesicht; dem sol ich wesen undertan, zu dienen stetiklich gericht.

2. Frow, du solt unvergessen sein

in meinem herczen ewiklich:

und wer das onch der wille dein,

so ward nye kaiser mein gelich.

3. Ich wolt, du weszt an als gever. mein freuntschaft halb, die ich dir trag, zwar du erfurst vil lieber mer von dir zu mir an alle frag.

4. Wie ferr ich bin, so nahet mir inbrünstiklich dein stolzer leib, senlich darnach stet mein begier: du fröwst mich zwar für alle weib.

2. Guter Rath.

1. Ich haisz es wol ain grosze not. der lieb zu ainer frawen hatt,

und irs nit kunt sol tuon.

Der hat auch vil belangen, wann senen hat in umbfangen, und hat ouch selten suon. Wann er sy ane plicket, die in umbfangen hatt, sein hertz in lieb erschricket, rott varb das an im schicket, darnach in plaich er statt.

2. Wer lieb zu ainer frawen hatt, der tuo irs kunt, das ist mein ratt; das frät im sein gemüt.

Verlangen hilffet in gar clain,

so das nit waisz die zartt, die rain, leicht tröstet dich ir güt;

Ob du dich ir erzaigest,

fräd mag dir werden kunt, und dich ir friuntlich naigest (schweigen ist das faiges), dich tröst ir rotter mundt.

3. Gewert dich dann die rain, die guot, die vein, die zart, die wolgemnot, das sy pleibt an dir vest: Friuntlich solt mit ir spilen, gar haimlich und gar stille, und schweig das ist daz pest. Wann schweigen, das ist allzeitt guot, wer lieb nun pflegen wil: schweigen beheltet er und gut, das claffen warlich nit entuott, und ist ein främdes spil.

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4. Wann dich die lieb an schawet,

und dir im hertzen trawet, das du verschwigen bist,

Ir fräd, die muosz sich meren, Wie mag sy dein emperen? und lebt on argen list.

Sy ist on alle sorgen, waisz sy die stett by dir: den aubent und den morgen bist in ir hertz verporgen in triu und lieber gir.

5. Wer wolt mer fräden begeren, wann im sein morgenstern lieplichen sich erzaigt?

So er wird schon umbfangen, und sicht die vor im prangen, zu der sein hertz sich naigt? Fräd dient man wol mit schweigen ja umb die fräwlin zart,

Gott tett die claffer faigen: ich gib mich gantz ze aigen meinem aller liebsten hort.

Heinrich von Laufenberg.

Wann Heinrich von Laufenberg geboren wurde, ist unbekannt, dagegen wissen wir, daß er aus Laufenburg am Rhein stammte. Er widmete sich dem geistlichen Stande und wurde Priester, später Dekan des Domkapitels in Freiburg im Breisgau, in welcher Eigenschaft er bis zum Jahre 1445 verblieb, in welchem er sich von der Welt zurückzog und in das Johanniterkloster zu Straßburg trat. Dort wird er wohl auch gestorben sein, doch ist das Jahr seines Todes unbekannt.

Heinrich von Laufenberg ist der bedeutendste und fruchtbarste Dichter geistlicher Lieder im fünfzehnten Jahrhundert, und er ist eben deswegen gewiß nicht ohne nachhaltigen Einfluß auf die weitere Entwickelung des Kirchenlieds geblieben. Seine geistlichen Lieder sind sehr mannigfaltiger Art. Zu den frühesten mögen wohl die Nachbildungen oder Uebersezungen alter lateinischer Kirchengesäuge ge= hören, in denen er die Schönheit und den tieferen Sinn freilich oft der wörtlichen Uebertragung oder auch dem Reime aufopfert, wie in der Uebersehung des schönen Ambrosianischen Lobgesangs:,,Veni redemptor" (3). Manchmal hat er sogar die dentsche Ucberseßung an den lateinischen Lert, den er übrigens erweitert, unmittelbar angeschlossen. *) In

*) Solcher Art ist die Uebersehung der bekannten Hymne: ,,Ave, maris stella", deren erste Strophe also fauter: 609

dieser Weise hat er auch selbstständige Lieder gedichtet, sich aber nicht immer begnügt, die deutschen Zeilen mit lateinischen abwechseln zu lassen, sondern auch manchmal lateinische und deutsche Wörter wunderlich durcheinander gemischt. *) Unter seinen rein deutschen Liedern sind weitaus die meisten dem Preise der heil. Jungfrau gewidmet, unter welchen sich auch ei nige größere Gedichte befinden, die, wie,,Unser frowen krenzlin",,,Unser frowen vingerlin", „,Unser frowen schäppelin " mit geschmacklosen Bildern überladen find, indem er von diesem Kranz oder Ring ungefähr in der Art dichtet, wie Hugo von Langenstein von_dem_Kopfschmucke der heiligen Martina (1. o. S. 470). Weitans die besten Lieder Heinrichs von Laufenberg sind diejenigen, in welchen er weltliche Gesänge und vorzüglich bekannte Volkslieder geistlich umdichtete, wie das „Lob der heiligen Jungfrau“ (2) oder „,An meine Seele" (4), vor Allen aber das schöne, tiefgefühlte Lied,, Heimweh" (1), welches freilich seine andern Gedichte in Sprache, Darstellung und wahrhaft poetischer Anschauung so unverkennbar überragt, daß es Uhland nicht für ein Erzeugniß unseres Dichters, sondern für ein ursprüngliches Volkslied zu halten scheint. **) 1. Heimweh.

1. Ich wölt, daz ich deheime wer

und aller welte trost enber.

2. Ich mein doheim in himelrich,

do ich Got schowet ewenclich.

3. Woluf, min sel, und riht dich dar!

do wartet din der engel schar.

4. Won alle welt ist dir ze clein,

du kumest denne wider hein.

5. Dohein ist leben one tot und gangi fröiden alle not

6. Do ist gesuntheit one we And wäret hüt und iemer me.

7. Do sind doch tusend jor als hüt und ist ouch kein verdriessen nüt.

8. Woluf, miu herz und all min muot,

und suoch daz guot ob allem guot!

9. Waz daz nüt ist, das schetz gar clein und jomer allzit wider hein!

10. Du hast doch hie kein bleiben nüt, es si morn oder es si hüt.

11. Sid es denn anders nüt mag sin, so vlüch der welte valschen schin!

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12. Und rüw din sünd und besser dich, als wellest morn gen himelrich!

13. Alde, welt! Got gesegen dich: ich var dahin gen himelrich!

2. Preis der heiligen Jungfrau.
1. Ich weisz ein stolze maget vin,
ein edli künigin,

Ich weisz in himels landen
kein höher keiserin.
Sölt ich ir lob nun sagen
und all geschrift erfragen,
daz wer der wille min.

2. Got grüesz üch, edli keiszin,
Got het üch userwelt
Ein muoter, maget reine,
ir zuht im wol gevelt,
Ir edler magetuome,
ein wisser gilgen bluome,
zu dem sich Got geselt.

3. Daz wort des vaters eine
vom himel usse trang
In dich, du maget reine,
din küsch in dar zuo zwang,
Daz er us vaters schosse
wolt werden min genosse:
ich hatz begeret lang.

4. Got nam si gar behende
bi siner gnaden hand,
Er furt si an ein ende,
do si all tugent vant.
Her Gabriel si priset.
der heilig geist si wiset
mit siner minne band.

5. Daz edel weissen korne

het si gemalen wol,

Die maget hoch geborne

ist aller guoden vol:

Si kan den stein wol billen
nach irem liebsten willen,

der uns behalten sol.

6. Si kan die müeli rihten,
da Got sin gnade malt,
Und unser sünd vernihten
won si het sin gewalt.
Ach, edli maget guote,
güss uber uns sin bluote,
wesch, waz im missevalt.

7. Losz an daz wasser fliessen
der edlen gnaden din

Jhesum den vil süessen,
wan ich ein sünder bin.
Ach keiserin gar stolze,
der für mich hieng am holze,
den bit mir gnedig sin!

8. Daz körnli ward gemalen
ze reinem simel meal
All in der menscheit schalen,
do es ward bleich und gel:
Uf mittendag ze none
daz weissen körnli frone
gab für uns hut und vel.

9. Dar us so ward gebachen
daz edel himel brot:

Min sel, des soltu lachen,

wan es was dir gar not.

Daz sol dir spise geben bis in daz ewig leben, da als din leid zergot.

3. Veni redemptor.

1. Kum her, erlöser volkes schar, erzöig din ghurt der megde clar, daz wundert alle welt gemein, wan solich gburt zimt Got allein.

2. Nit von mannlichem samen ist, denn us des helgen geistes frist Gotz wort die menscheit an sich nan, die fruht des libs hat blüejet schon.

3. Der megde lib gewahsen hat, ir küscher lib beslossen stat, die van der tugent schinend har, Got in sim tempel nement war.

4. Us gat er von dem gaden sin und us der megde künglich schrin, der zweiget ris in siner substanz, daz er den weg lauf frölich ganz.

5. Sin usgang von dem vater was, sin widergang in vaters schas, sin uslouf unz in hellen pfuol, sin, widerlouf zuo Gotes stuol.

6. Glich bistu vaters ewikeit, nun gürt dich bald in libes cleit, die krankheit unsers libes ser, mit tugent sterk uns iemermer.

7. Din kriplin nun uns allen schint, ein nüwes lieht die naht enzüut, daz ouch kein naht erlöschen kan, daz lieht sönd wir im glouben han. 8. Got vater si nun lob geseit und sinem sun in ewikeit, mit dem geist, der uns trösten wil nun und allzit an endes zil. Amen.

4. An meine Seele.

1. Ach döhterlin, min sel gemeit, wiltu der hell endrinnen und schowen Got in ewikeit,

so ker din muot von hinnen.

2. Din fründ, vater und muoter din, gewalt der zit und eren,

daz muost du alles lassen sin, wiltu ze Got dich keren.

3. Die welt gat in der sünden naht und irret in den sinnen: ach edle sele, daz betraht und ker din herz von hinnen.

4. Halt us mit rüwens bitterkeit, din herz soltu verbinden, und wer es aller welte leit,

so hüet dich vor den sünden.

5. Got fiert dich zuo der rehten hand us diser welt ellende,

und setzt dich in daz vater land,

do fröud het niemer ende.

6. Do blibst du dag und ouch die naht

mit Gottes minn umbvangen, waz herzen fröuden ie erdaht,

die hest on als belangen.

7. Stand uf, stand uf, du sele min, ker dich ze Gotes muoter,

und bit die edle künigin,

daz si dich hab in huote.

8. Sprich wilkom, edli künigin, die gnad vor Got het funden, enphah mich in die gnade din an mines todes stunden.

9. Es ist mir dick und vil geseit, ich wolt es nie gelouben, der valschen welte trugenheit: nun sich ichs mit den ougen.

10. Slah mirs nit under ougen min, lasz mich dich, herr, erbarmen: ach, durch die edle muoter din, enphah mich in din armen!

Michael Beheim.

Wir werden in dem der epischen Poesie gewidmeten Abschnitt auf Michael Beheim und dessen merkwürdiges Leben zurückkommen; seine lyrischen Gedichte, zu welchen wir auch die religiös-didaktischen rechnen, da fie in lyrischen Strophenformen abgefaßt sind, können nur zu wenigen Bemerkungen Anlaß geben. Es läßt sich von ihnen nur ihre große Anzahl rühmen, wenn dies überhaupt ein Ruhm sein kann, so wie die Mannigfaltigkeit des behandelten Stoffes; dagegen sind sie in Bezug auf Darstellung und Juhalt durchaus unbedeutend. Zwar läßt sich nicht läugnen, daß sich in seinen zahlreichen Liedern manche glückliche und selbst schöne Gedanken finden, aber sie werden durch einen solchen Schwall gewöhnlicher und geistloser Redensarten so sehr verdunkelt, und zudem durch die rohe und unbeholfene Sprache so verunstaltet, daß sie selten oder nie in ihrer Bedeutsamkeit hervortreten. Beheim gehört im vollen Sinne des Worts schon zu den späteren Meistersängern, welche das Wesen der Poefte in der äußeren Form suchten, die sie doch nicht zu beherrschen verstanden; deshalb tragen auch alle seine lyrischen Dichtungen den unwandelbaren Charakter der,, Meistersingerkunst ", fie mögen religiösen oder weltlichen Inhalts sein, sie mögen von der Poesie und den Sängern, von der Liebe und Natur handeln, oder das Lob der Fürsten besingen, oder ins Gebiet der epischen Poesie hinübergreifen und Sagen, Mährchen oder balladenähnliche Ge= schichten, oder endlich Züge aus seinem Leben erzählen, wie von seiner Meerfahrt oder von seiner Geburt und seinem Herkommen. Alles ist gleich steif und geschmacklos. Eines seiner besten Gedichte ist das von uns mitgetheilte. So wahr jedoch der Saß ist, daß die Grube der Poesie unerschöpflich sei, so wenig kann uns der Dichter überzeugen, daß er diese Grube gefunden habe, und wir werden, seinem stolzen Selbstgefühl gegenüber, unwillkürlich an die bescheidene Aeußerung Marners erinnert, der doch ein Dichter im vollen Sinne des Wortes war (f. o. S. 90 u. 93. Nr. 15).

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