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Daß die himmlische Krone nun deine Tugend erringe,

Spreche, wer dieses lieft: Gott möge sich seiner erbarmen

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durch den Sängerkrieg Beglaubigung erhält. Uebrigens spricht das erwähnte Kreuzlied so entscheidend und ausdrücklich, daß offenbar den Worten Ge- Ehe wir zur Würdigung Walthers als Dichter walt angethan wird, wenn man in ihnen bloß den übergehen, haben wir noch einige Bemerkungen über Ausdruck der Sehnsucht nach dem heiligen Lande seine äußern Verhältnisse und seine Person nachfinden will. Nun erst lebe ich mir werth," sagt er, zutragen. Daß er das Leben eines fahrenden Sän„seit mein sündlich Auge sieht das hehre Land und gers führte.und zu Pferde reiste, ist schon berichauch die Erde, der man viel Ehre erweist. Mir tet worden. Seine Lieder, die er mit der Geige ist geschehen, darum ich bat, ich bin ge- begleitete (,,Wohlauf!“. sagt er einmal -,,wer kommen an die Stätte, wo Gott in mensch- tanzen wolle nach der Geigen!"), trug er selbst licher Gestalt einberging. - Schöne Lande, reich vor, und zwar nicht bloß an Höfen, sondern auch und hehr, so viel ich noch deren gesehen habe, auf der Straße, wie er selbst berichtet, was wohl so bist du doch herrlicher als alle!" —,, Hier ließ wiederum beweist, daß er kein adeliger Sänger sich Christus taufen," sagt er weiter; hier ließ sein konnte. Er war arm, wie wir ebenfalls schon er sich verkaufen; hier erlitt er den grimmen Tod." gesehen haben; selbst das von Friedrich ertheilte -,,Christen, Juden und die Heiden," so schließt|| Lehen hatte ihn nicht so sicher gestellt, daß er des das Gedicht, die sagen, daß dies ihr Erbe sei; Wanderlebens überhoben gewesen wäre. So drückend Gott möge es zu Recht entscheiden bei seinem drei- | dieses für ihn auch gewesen sein mag, und so sehr einigen Namen. Die ganze Welt strebt hieher, nur er nach Unabhängigkeit strebte, blieb er dabei doch wir haben das rechte Verlangen, und so ist es recht, ungebeugten Muthes, wie er denn in seinem dichdaß er es uns gewähre!" (9) Wenn sich ein Dich- terischen Testamente seine Armuth mit Laune beter auch in eine bloß gedachte Lage verseßen kann, spricht. Ich will nun theilen, ehe ich dahinfahre, so wird er es doch nie in dieser Weise thun, wie mein fahrend Gut und des Eigenthums viel, daß es hier der Fall wäre, am wenigsten ein Dichter, Niemand es ansprechen dürfe, als die, denen ich wie Walther, dem die Wahrheit so heilig ist. Hätte es hier bescheiden will. All mein Unglück will ich er sich aber wirklich durch die Kraft seiner schaffen hinterlassen jenen, die sich an Haß und Neid gern den Phantasie in das gelobte Land verseßt, so gewöhnen, dazu mein Mißgeschick; meinen Kumwürde der Widerspruch dieses poetischen Zustandes mer sollen die Lügner haben; mein thöricht Sinmit der Wirklichkeit nothwendig in dem Dichter dienen lasse ich denen, die mit Falschheit minnen, Sehnsucht erweckt haben, das poetische Gebilde den Frauen vermache ich nach Herzensfrende sehverwirklicht zu sehen; in dem vorliegenden Gedichte nend Leid.“ (34) In ähnlicher heiterer Weise macht svricht sich aber nicht nur keine sölche Sehnsuchter dem Glücke Vorwürfe über seine Parteilichkeit: aus, sondern es ist vielmehr ausdrücklich gesagt, daß sie in Erfüllung gegangen sei.

Von den weiteren Lebensschicksalen des Dichters ist nichts weiter bekannt; wenn auch einige Gedichte nach dem angegebenen Zeitpunkt verfaßt worden sein mögen, wie vielleicht dasjenige, in welchem er berichtet, daß er vierzig Jahre und länger von der Minne gesungen habe (37), so enthalten diese doch feine Andeutungen, welche zu weiteren Schlüffen berechtigen könnten. Daß Walther in Würzburg gestorben ist, beweist sein Grabmal, welches sich, wie die um 1350 abgefaßte Würzburger Liederhandschrift berichtet, im Kreuzgange des neuen Münsters befand und mit einer lateinischen Inschrift versehen war. Zu einer handschriftlichen Chronik findet sich folgende liebliche Sage. Im Gange des neuen Münsters, Lorenzgarten genannt, sei Walther unter einem Baume begraben. Dieser habe in seinem Testament verordnet, daß man auf seinem Grabsteine den Vögeln Weizenkörner und Trinken gebe; und, wie noch jezt zu sehen sei, habe er in den Stein, unter dem er begraben liege, vier Löcher machen lassen zum täglichen Füttern der Vögel. Das Kapitel des neuen Münsters aber habe dieses Vermächtniß für Vögel in Semmeln verwandelt, welche an Walthers Jahrestage den Chorherren gegeben werden sollten, und nicht mehr den Vögeln! Das Grabmal ist nicht mehr vorhanden; dagegen hat man ihm vor nicht langer Zeit einen einfachen Denkstein errichtet, und die frühere Inschrift, von welcher Abschriften sich erhalten hatten, auf demselben wiederholt. Sie ist lateinisch und lautet in deutscher Ueberseßung also:

„Der du im Leben, o Walther, der Vögel Weide gewesen, Du, die Blume der Kunst, der Weisheit Mund, bist ge. storben:

„Frau Glück theilt rings um sich her Gaben aus und kehret mir den Rücken zu; da ich sie nicht bewegen kann, sich meiner zu erbarmen, so weiß ich nicht, was ich thun soll. Sie steht ungern mir gegenüber, und laufe ich herum, so bin ich doch immer hinter ihr; sie geruhet nicht, mich anzusehen. Ich wollte, daß ihr die Augen im Nacken stünden, so müßt es gegen ihren Willen geschehen!“ (31) Von Gestalt mag er nicht schön gewesen sein; wenigstens dürfen wir es aus dem tiefgefühlten Liede entnehmen, in welchem er sich wundert, daß ihn die Geliebte andern vorziehen könne (50), ein Lied, das an ein ähnliches des französischen Dichters Béranger erinnert *), der überhaupt manchen Vergleichungspunkt mit unserm Walther darbietet. Wenn dieser es aber unbegreiflich findet, daß eine Frau einen nicht schönen Mann, der vielleicht schon vor dem Alter ergraut war **), so herzinniglich lieben könne, so ist dies nicht so zu verstehen, als ob er selbst so großes Gewicht auf Männerschönheit gelegt hätte; vielmehr sagt er ausdrücklich, man solle die Schönheit an den Frauen preisen, den Männern stehe solches Lob übel, weil es weich und svöttisch klinge; den Männern aber gezieme Kühnheit, Milde und Beständigkeit. (24)

Walther war ein Dichter im wahrsten Sinne des Worts, der einzige aus jener Zeit, den Deutschland mit Stolz und ohne Vorurtheil den größten Sängern des Auslandes an die Seite seyen darf. Man kann keinem Fremden zumuthen, daß er an dem schroffen und abenteuerlich mystischen Wesen eines Wolframs Geschmack finde, weil sich darin

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nur eine beschränkte Weltanschauung geltend macht, sucht der Geistlichen mit starken Worten tadelt die überdies keineswegs in künstlerischer Gestaltung wie er ihnen auch einmal zurüft, ihren Reichthum in die Erscheinung tritt. Wer aber reges Gefühl zu milden Gaben zu verwenden (5); ob er gleich für ächte Poesie besißt, wer Sinn für edle Gefin insbesondere das falsche Spiel der Päbste aufdeckt, nung und Tiefe der Gedanken, für Schönheit der welche die Christenheit in immer größere Wirren Sprache und der poetischen Gestaltung hat, der stürzten (20), so weiß er doch die Religion wohl muß an Walther eben so großes Wohlgefallen fin- von der Geistlichkeit zu trennen. Er war frommen, den, als an Petrarca oder irgend einem andern | ächt christlichen Sinnes. Oder ist es nicht die reinste, großen Dichter, möge er der deutschen Geschichte kindlichste Frömmigkeit, die aus seiner Beichte und dem deutschen Bildungsgange noch so fremd spricht? Ich thue die rechten Werke nicht, klagt sein. Denn Walther stellt uns in allen seinen Dicher sich an, ich habe die wahre Liebe weder zu Dir, tungen stets nur das rein Menschliche dar; er mag noch zu meinem Nebenchristen, denn ich liebe keidie Gebrechen seiner Zeit mit gewaltiger Stimme nen so, wie mich. Mögest du meine Sinne erleuchgeißeln, und kühn sich gegen die Anmäßungen der ten, daß ich auch den lieben lerne, der mir Böses weltbeherrschenden Päbste erheben, oder er mag thut!“ (12). So ist auch er, ganz im Geiste seidie Seligkeit, den Schmerz der Liebe schildern, ner Zeit, von der Idee durchdrungen, daß das geoder heitere Bilder des Lebens entwerfen. Und lobte Land aus der Knechtschaft der Ungläubigen ob er schon ganz der Dichter seiner Zeit ist, so befreit werden müsse; und wenn er nicht nur zum erhebt er sich doch wiederum so sehr über dieselbe Zuge nach Palästina auffordert, sondern selbst sein was von keinem andern deutschen Dichter des Leben für den hohen Zweck einzuseßen bereit ist, so Mittelalters zu rühmen ist — daß seine Dichtun- steht dies mit den Warnungen, keine Steuern für gen, obgleich zum Theil aus der speziellsten Ge- die Kreuzzüge zu geben, nicht im Widerspruch, da legenheit hervorgegangen, die allgemeinste Geltung er ja ausdrücklich sagt, daß diese für ganz andere gewinnen, für alle Zeiten und für alle Völker ge- Zwecke bestimmt seien. (23) schaffen sind.

Wir haben ihn in der Darstellung seines Lebens vorzugsweise als vaterländischen Dichter kennen gelernt, dem das Glück und die Ehre des geliebten Vaterlands vor Allem am Herzen lag. Wie rüh rend ist nicht (um diese Seite des Gemäldes zu vervollständigen) die Klage über die verschwundene Herrlichkeit des Reichs, dessen Lob einst allen Zungen gemein war, während nunmehr durch die Betechlichkeit der Richter der traurigste Verfall ein getreten sei! (42) Wie erhebend dagegen das Lob des deutschen Volks, dem er kein anderes zur Seite stellen könne, so viel Länder er auch gesehen habe! Ihr sollt sagen: Willkommen! Der Euch Neues bringet, das bin ich. Alles, was ihr habt vernom men, das ist ganz eitel: nun fraget mich! Ich will aber Lohn; und wird dieser gut, so sage ich euch leicht Etwas, das euch wohlbehagt. Seht, was man mir Würdiges bietet. Ich will deutz schen Frauen sagen solche Mähre, daß sie desto besser der ganzen Welt behagen sollen: ohne groBen Lohn thue ich das. Was wollt ich auch zum Lohn? Sie sind mir zu hehr. So bin ich bescheiden, und bitte sie um Nichts weiter, als daß fie mich lieblich grüßen. - Ich habe der Lande viel gesehen, und nahm der besten gerne wahr; übel müsse mir geschehen, könnte ich je mein Herz das binbringen, daß ihm fremde Sitte gefallen solle. Was hälfe es mir, wenn ich Unrechtes behaupten wollte? Deutsche Zucht geht über Alle! — Von der Elbe bis an den Rhein und herwieder bis nach Ungerland, da mögen wohl die besten sein, die ich in der Welt kennen gelernt. Weiß ich recht zu schauen schöne Gestalt und schönen Leib, so mir| Gott helfe, so würde ich wohl schwören, daß hier die Weiber besser sind, denn andere Frauen! Deutsche Männer sind wohl gezogen; Engeln gleich find die Frauen gestaltet; wer sie schilt, der ist betrogen; ich kann es anders nicht verstehn. Tu gend und reine Minne, wer die suchen will, der foll kommen in unser Land: da ist der Woune viel! Lange möge ich darin leben!" (32)

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Obgleich Walther, wie wir gesehen haben, gegen die Anmaßungen der Kirche eifert, die Hab

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Dieser ernsten Würdigung der öffentlichen Verhältnisse und des Glaubens entsprechen auch die allgemeinen Lebens- und Weltansichten des Dichters. Wie er über Männerschönheit und Männerwerth denkt, haben wir schon oben gesehen. Nur derjenige kann Großes leisten, sagt er an einem andern Ort, wer sich selbst bezwingt und sich aus dem wilden Sturm in den sichern Hafen der Zucht und Tugend rettet. Wer dagegen nur nach äußerem Scheine strebe, könne wohl eine Zeitlang damit täuschen, doch würde der falsche Schimmer bald vor der Wahrheit verschwinden (39). Voll der einfachsten und eben deshalb auch der kernhaftesten Lebensweisheit ist das auch in formeller Hinsicht ausgezeichnete Lied über die Erziehung (44), das recht eigentlich dazu gedichtet zu sein scheint, dem Gedächtnisse eingeprägt zu werden. Es ist so ganz der kindlichen Fassungsgabe angemessen, daß man sich leicht der Vermuthung hingeben möchte, Walther habe das liebliche, melodienreiche Lied für seine eigenen Kinder gedichtet.

Nicht weniger groß ist Walther als Sänger der Liebe, von der er nach seiner eigenen Versicherung (37) wohl vierzig Jahre und darüber gesungen hat. Seine Minnegesänge bieten in Inhalt und Form nicht bloß die reichste Mannigfaltigkeit, worin er keinem andern Dichter des Mittelalters nachsteht; fie zeichnen sich auch vor allen übrigen Minneliedern durch sinnliche Kraft der Darstellung, durch die Anschaulichkeit und den Farbenglanz ihrer Lebensbilder" aus. Wir haben eben das schöne Lied angeführt, in welchem er das Lob des deutschen Volks besingt, wobei er die Frauen nicht vergißt, die er wegen ihrer Schönheit und Zier den Frauen aller andern Länder weit vorzieht. Eine Stelle aus dem Frauendienst Ulrichs von Lichtenstein, die sich auf dieses Lied bezieht, zeigt uns, daß Walthers Minnegesänge eben so weit verbreitet und in ihrer Wirkung nachhaltig waren, als seine politischen Gedichte. Ulrich erzählt nämlich Folgendes: Als er einst auf der Ritterfahrt, die er als Königin Venus unternommen, nach Wien reitet, begegnet ihm einer seiner Knechte, der ihm erfreuliche Botschaft von der Frau seines Herzens zu melden hat. Der

Bote darf den verkleideten Herrn nicht anreden, er reitet daher bloß hinter demselben her, und singt ein Lied, wodurch er kund gibt, daß er gute Botschaft bringe:

,,Heißt mich froh willkommen sein, der euch Neues bringet, das bin ich!“ ,,Das Lied, sagt Ulrich, klang mir in meinem Herzen und that mir inniglich wohl!“

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Walther ist, wie die andern Minuefinger, unerschöpflich im Lobe der Frauen; aber während jene meistens immer in einem und demselben Gedankenkreise sich bewegen, weiß er stets neue Saiten anzuschlagen. Die Frauen, sagt er, können den Bekümmerten von Sorge und Leid erlösen (25); es muß vor ihnen selbst die Herrlichkeit des Frühlings weichen (14. 27). Doch ist Anmuth und Liebreiz noch viel höher zu achten, als Schönheit; oft ist Haß in schöner Brust, nie aber bei der Anmuth, die selbst eine minder schöne Frau verschönt (29) und als zarte Weiblichkeit sich äußert, weshalb ihm auch der Name Weib theuer und lieb ist (14).“ ,,Weib", heißt es in einem andern Gedichte, welches von den späteren Dichtern oft angeführt wird, ,,muß immer sein der Weiber höchster Name, und preist besser, als Frau, wie ich es ansehe (28). ́ ́

Liebesverhältnisse schildert er am liebsten in Form von Gesprächen, wodurch die Schilderung eine reizende Lebhaftigkeit gewinnt. So läßt er zwei Liebende sich über die Frage unterhalten, welche Vorzüge fie am geliebten Gegenstande zu finden wünschten (26). Geistreich durchgeführt ist ein anderes Gedicht, in welchem der Liebende seiner Geliebten den Vorschlag macht, ihren Leib mit dem seinigen zu vertauschen. Alles ist so zart und fein gehalten, daß man sich unwillkürlich in den Kreis jener höfischen Feste versezt, wo jeder durch geistvolle Unterhaltung und liebenswürdigen Wiß zu glänzen sich bestrebte (43). Mit eben so viel Glück bedient fid) der Dichter der epischen Förm, wie in der heiteren Erzählung von dem schönen Traum, der so süßen Eindruck hinterläßt, daß er beim Tanze die Frauen bittet, fie möchten den Hut, der ihr Gesicht beschattet, etwas rücken, in der Hoffnung in einer von ihnen das schöne Traumbild wiederzufchen (38). Man sieht, daß der ernsthafte Walther auch muthwillig sein kann; aber dieser Muthwille ist ihm eben so natürlich, als sein Ernst, und er gefällt eben, weil er aus Wahrheit der Empfindung hervorgeht. Von eben so heiterem Humor ist das Gedicht: die Traumdeuterin", in welchem Walther die Traumdeutungen bespöttelt, und welches einen weiteren Beweis gibt, daß er auch in dieser Beziehung hoch über seiner Zeit stand (45).

Wenn Walther von seiner, reichen Kunst" spricht, gibt er selbst in Einem Worte das vollständigste Bild seiner poetischen Thätigkeit. Es ist in der That die vollendetste Kunst, die sich in seinen Dichtungen äußert. Manche andere Dichter mögen eben so gedankenreich sein, oder die Sprache eben so in ihrer Gewalt haben, wie er; Andere mögen ihn an Mannigfaltigkeit und Schönheit der Sprache erreichen, aber bei Wenigen uur erscheint diese Harmonie des Inhalts und der Form, die jedem seiner Gedichte das Gepräge der Meisterschaft aufdrückt. Wenn er auch manchen Ton wiederholt hat, so scheint es doch immer, als ob er erst für den Gedanken, den er darstellt, geschaffen, aus demselben hervorgegan

gen wäre. So schmiegt sich bei ihm der großartigste, reichste Gedanke, dessen Darstellung die möglichste Breite zu erfordern scheint, oft an die engste Form, und bringt eben dadurch die lebendigste Wirkung hervor, weil er auf diese Weise am kräftigsten in die Erscheinung tritt.

Das Bild der Manessischen Sammlung, welches wir wiedergeben, stellt den Dichter in sinnreichher Auffassung so dar, wie er sich selbst zeichnet (1), auf einem Steine figend, Bein über Bein geschlagen, den Ellenbogen darauf gestüßt, Kinn und Wange in die Hand geschmiegt, und so über die Welt nachdenkend.

1. Die drei Dinge.

Ich saz ùf einem steine: do dalte ich bein mit beine, dar ûf sazt ich den ellenbogen; ich hete in mine hant gesmogen daz kinne und ein min wange. Do dâhte ich mir vil ange, wie man zer werlte solte leben: deheinen rât kond ich gegeben, wie man driu dine erwurbe, der keines niht verdurbe.

Diu zwei sint ère uud varnde guot, daz dicke ein ander schaden tuot; daz dritte ist gotes hulde, der zweier übergulde:

die wolte ich gerne in einen schrin.
Ja leider des mac niht gesin,
daz guot und weltlich êre
und gotes hulde mère

zesamene in ein herze komen.
Stig und wege sint in benomen,
untriuwe ist in der sâze,
gewalt vert uf der strâze;
fride unde reht sint sêre wunt:

diu driu enhabent geleites niht, diu zwei enwerden è gesunt.

2. Der Weise.

Ich hôrte ein wazzer diezen unt sach die vische fliezen, ich sach, swaz in der welte was, velt, walt, loup, ròr unde gras; swaz kriuchet unde fliuget, unt bein zer erde biuget,

daz sach ich, unde sage iu daz der keinez lebet âne haz. Daz wilt und daz gewürme, die stritent starke stürme; sam tuont die vogel under in; wan daz si habent einen sin: si endûhten sich ze nihte, si schüefen stare gerihte; si kiesent künege unde reht, si setzent hèrren unde kneht. So we dir, tiuschiu zunge, wie stet din ordenunge,

daz nù diu mugge ir künec hat, und daz din êre alsô zergât! Bekèrà dich, bekère!

die cirkel sint ze hêre,

die armen künege dringent dich : Philippe, setze ein weisen ùf, und heiz si treten hinder sich!

3. Der Klausner.

Ich sach mit minen ougen manne und wibe tougen, deich gehörte und gesach,

swaz iemen tet, swaz iemen sprach.
Ze Rôme hörte ich liegen,
unt zwêne künege triegen.
Då von huop sich der meiste strit,
der è was oder iemer sit,
do sich begunden zweien
die pfaffen unde leien.

Daz was ein nôt vor aller not:
lip unde sèle lac dà tôt.
Die pfaffen striten sère,
doch wart der leien mère.

Diu swert, diu leiten si dernider,
und griffen zuo der stôle wider:
si bienen, di si wolten,
und niht den si solten.
Dô stôrte man diu gotes hùs;

do hôrte ich verre in einer klus

vil michel ungebære:

då weinte ein klôsenære,

er klagete Gote siniu leit:

O wè, der båbest ist ze june, hilf, herre, diner kristenheit!

4. An den Kaiser.

Bot, , sage dem keiser sines armen mannes råt, daz ich deheinen bezzern weiz, als ez nù stât. Ob in guotes unde liute ieman erbeiten lat,

Sô var er balde und kome uns schiere, laze sich niht tæren,

irre ouch etelichen, der Got und in girret hât; Die rehten pfaffen warne, daz si niht gehæren den unrehten, die daz riche wænent storen, scheides von in, oder scheides alle von den kæren!

5. Reichthum der Kirche.

Solt ich den pfaffen råten an den triuwen min, so spræche ir haut den armen zuo: Sè, daz ist din! ir zunge sunge unt lieze manegem mau daz sin, Gedachten, daz si waren ouch durch Got al

muosenære:

dô gap in èrste gelt der künic Constantin.

Het er gewest, daz dâ von übel künftic wære, so het er wol underkomen des riches swære: wan daz si do waren kiusche und übermüete lære.

6. Fluch und Segen.

Her båbest, ich mac wol genesen, wan ich wil iu gehorsam wesen.

Wir horten inch der kristenheit gebieten,
Wes wir dem keiser solten pflegen,

do ir im gabet Gotes segen,

daz wir in hiezzen herre und vor im knieten. Ouch solt ir niht vergezzen,

ir sprachent: Swer dich segen, der si gesegent, swer dir fluoche, der si verfluochet mit fluoche volmezzen!

Durch Got bedenkent iuch dà bì, ob ir der pfaffen ère iht geruochet.

7. Aufforderung zum Kreuzzuge. Her keiser, ich bin frònebote und bring iu boteschaft von Gote; ir habt die erde, er hat daz himelriche. Er hiez iu klagen, ir sint sin voget; in sines sunes lande broget

diu heidenschaft iu beiden læsterliche. Ir muget im gerne rihten:

sin sun, der ist geheizzen Krist,

er hiez iu sagen, wie erz verschulden welle. Nù lât in zuo iu plihten:

er rihtet iu, da er voget ist,

klagt ir joch über den tievel ùz der helle. 8. Zwei Zungen.

Got git ze künege, swen er wil; dar umbe wundert mich niht vil, uns leien wundert umbe der pfaffen lère. Si lèrten uns bi kurzen tagen, daz wellents uns nù widersagen. Nu tuonz dur Got und dur ir selber êre, Unt sagen uns bi ir triuwen,

an welcher rede wir sin betrogen. Volrecken uns die einen wol von grunde, die alten è, die niuwen;

uns dunket einez sî gelogen;

zwo zungen stant unebne in einem munde.

9. Das gelobte Land.

Allererst lebe ich mir werde,

sit min sündic ouge siht

Daz hère lant und ouch die erde,

der man vil der êren giht.

Mirst geschehen, des ich ie bat,
ich bin komen an die stat,
dà Got mennischlichen trat.

Schoeniu lant, rich unde hêre,
swaz ich der noch hân gesehen,
So bist duz ir aller ère.
Waz ist wunders hie geschehen!
Daz ein magt ein kint gebar,
hère übr aller engel schar,
was daz niht ein wunder gar?

Hie liez er sich reine toufen, daz der mensche reine si;

Do liez er sich hie verkoufen, daz wir eigen wurden frì:

Anders wæren wir verlorn! Wol dir, sper, kriuz unde dorn! We dir, heiden, deist dir zorn! Do er sich wolte übr uns erbarmen, hie leit er den grimmen tôt,

Er, vil riche, übr uns vil armen, daz wir komen ùz der not.

Daz in do des niht verdrôz, dast ein wunder alze gròz, aller wunder übergnoz.

Hinnen fuor der sun zer helle von dem grabe, da 'r iune lac;

Des was ie der vater geselle, und der geist, den niemen mac

Sunder scheiden: êst al ein, sleht und ebener danne ein zein, als er Abrahamne erschein.

Do er den tievel dô geschande, daz nie keiser baz gestreit,

Dò fuor er her wider ze lande. Dô huob sich der Juden leit,

Daz er herre ir huote brach, und daz man in sit lebendic sach, den ir hant sluoc unde stach.

Dar nach was er in dem lande vierzic tage; dò fuor er dar,

Dannen in sin vater sande. Sinen geist, der uns bewar,

Den saut er hin wider zehaut. Heilic ist daz selbe lant:

sin name der ist vor Gote erkant. In diz lant hat er gesprochen einen angeslichen tac,

Dà diu witwe wirt gerochen, und der weise klagen mac

Und der arme den gewalt, der då wirt mit ime gestalt: wol im dort, der hie vergalt! Unser lantrehtære tichten fristet dà niemannes klage;

Wan er wil ze stunden rihten, so ez ist an dem lesten tage:

Und swer deheine schult hie låt unverebenet, wie der ståt

dort, da er pfant noch bürgen hat!

Ir enlåt iuch niht verdriezen, daz ich noch gesprochen han;

So wil ich die rede entsliezen kurzwilen und iuch wizzen làn: waz Got mit der welte ie begie, daz huob sich dort und endet hie.

Kristen, Juden und die heiden jehent, daz dis ir erbe sì;

Got müez ez ze rehte scheiden

durch die sine namen drî.

Al diu welt diu stritet her;

wir sint an der rehten ger,

reht ist, daz er uns gewer.

10. Der Hof zu Eisenach.

Der in den ôren siech von ungesühte si,

daz ist mîn rât, der làz den hof ze Düringen frî; wan kumet er dar, dèswår er wirt ertæret:

Ich han gedrungen, unz ich niht me dringen

mac.

Ein schar vert ùz, diu ander in, naht unde tac: grôz wunder ist, daz iemen dà gehæret.

Der lantgrave ist so gemuot,

daz er mit stolzen helden sine habe vertuot,
der iegeslicher wol ein kenpfe wære.
Mir ist sin hôhiu fuor wol kunt:

und gulte ein fuoder guotes wines tùsent pfunt, dà stüende ouch niemer ritters becher lære.

11. Der Pfaffen Wahl.

Küne Constantin der gap sô vil,

als ich ez iu bescheiden wil,

dem stuol ze Rôme, sper, kriuz unde krône : Zehant der engel lûte schrè:

Owe, owe, zem dritten wè!

E stnont diu kristenheit mit zühten schône;
Der ist ein gift nù gevallen,

ir honee ist worden zeiner gallen:
daz wirt der werkt her nach vil leit.
Alle fürsten lebent nù mit èren,
wan der hæhste ist geswachet:
daz hat der pfaffen wal gemachet.
Daz si dir, süezer Got, gekleit!
Die pfaffen wellent leien rèht verkeren :
der engel hat uns war geseit.

12. Beichte.

Vil wol gelopter Got, wie selten ich dich prise! Sit ich von dir beide wort hån unde wise, wie getar ich so gefrevelu under dime rise? Ichu tuon diu rehten were, ichn hân die waren minne

ze minem ebenkristen, hèrre vater, noch ze dir: só holt enwart ich ir dekeinem nie sô mir. Fròn Krist, vater unt sun, din geist berihte mine sinne!

Wie solt ich den geminnen, der mir übele tuot? Mir muoz der iemer lieber sin, der mir ist guot. Vergib mir auders mine schulde, ich wil noch haben den muot!

13. Der Pfaffen Habsucht. Der künec, min hèrre, lèch mir gelt ze drizec

marken:

des enkan ich niht gesliezen in den arken, noch geschiffen ùf daz mer in kielen noch in barken. Der nam ist grôz, der nuz ist aber in solher máze, daz ich in niht begrifen mac, gehæren noch ge

sehen:

wes sol ich danne in arken oder in barken jehen? Nu râte ein ieglich friunt, ob ichz behalte, ode ob ichz lâze!

Der pfaffen disputieren ist mir gar ein wiht: si prüevent in den arken niht, da ensî ouch iht; nu prüeven her, nù prüeven dar, son habe ich driane niht.

14. Lob der Frauen.

Durhsüezet unt geblüemet sint die reinen frou

wen:

ez wart nie niht so wünnecliches an ze schouwen in lüften noch ùf erden, noch in allen grüenen

ouwen.

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