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alse hoch, als driu sper mügen sin
(also reite der engel zuo dem raben):
ne mahtu denne des vluges niht gehaben,
so vliuc herwidere zuo der erde

1810 (also sprach der engel werde),

dâ nách hàstu geleistet die triuwe din,
unt muoz dir Got und diu werlt dester hol-
der sin!"

Der engel den raben übergie,
daz er sin gevidere ùz einander lie:
1815 er swanc sich gen der erde.

Des erweichete in der engel werde,
daz er sich in die lüfte zôch
vollecliche zwelf sper hoch.

Nu wolt er sich ze der erde hån gelàn; 1820 daz mohte nù der engel wol understan: der engel den raben des betwanc, daz er daz gevidere noch hôher erswanc, unt vlouc hin über daz wilde mer, und ilte hin ze sant Oswaldes her, 1825 unt kam an dem vierden tac, dà sant Oswalt in grôzen næten lac. Üf einen segelboum er saz, aller siner müede er vergaz; er treip einen ungevüegen schal, 1830 daz ez under daz here hin erhal. An der selben verte

in ein schifkueht erhôrte;

dem ne moht niht liebers sin geschehen, als wir her nåch hæren jehen.

1835 Dem selben schifknehte,

dem geschach ùz der måzen rehte:
wie balde er ùz dem schiffe spranc;
sin groze vröude in des betwanc.
Er sprane zuo der selben zit

1810 volleclich wol drier klåfter wit,

unt kam schiere sa zehant,

da er den milten künic sant Oswalt vant. Do er den künic an sach,

nù müget ir hæren, wie er sprach;

1845 er sprach ze dem hêren sant Oswalde mit gròzer begirde und ilte balde: ,, Hèrre, gebet mir daz botenbrôt, sich wil volenden al unser nôt: Zwȧr, ich muoz iu der wàrheit jehen, 1850 iuwern raben, den hàn ich hie gesehen. Zwar ist er her ze lande komen,

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Der schifkneht dô niht enlie, den raben er ùf die hant gevie; dô giene er mit grôzen êren hin ze sinem lieben herren. 1875 Der milte künic sant Oswalt,

der giene hin zuo dem raben balt, mit manegem hochgelobten degene giene er deme raben entgegene. Daz diu werlt noch so alt würde, 1880 kein bote mèr so schône nimer enpfangen würde,

als der rabe wart empfangen

von sant Oswalt uut von allen sinen mannen. Sant Oswalt des niht enlie,

den raben er ùf sin hant gevie,

1885 unt sprach:,,Vil lieber rabe min,
dù solt mir gotwilkomen sin;

sit dû mir nù her bist komen,
nu wirt mir leides vil benomen!"
Der rabe wart vil hôchgemuot;

1890 er sprach:,, Nù danke iu Got der guote!" Sant Oswalt vråget in der mære,

wie dem vride in Engellande wære?
Er sprach:,,Vride unt guot gemach ist dâ
heim in Engellant

under dinen dienstliuten allen samt. 1895 Ich ne kan dir, hêrre, ouch niht verdagen, ich hân dir, herre, also vil ze klagen über den koch und über den kellære. Herre, nu merke mine grôze swære: dô dù von dem lande wære komen, 1900 ze hant wart mir min spise genomen;

si ne pflegeten weder wirde, noch ère,
sie wanden, du kæmest ze lande niemer
mère:

sie begunden min vergezzen,

si ne gåben mir neweder ze trinken, noch

ze ezzen,

1905 si ne gåben mir neweder win, noch brôt, von hunger hân ich geliten grôze not; ich muoste niuwan ezzen zallen stunden mit den swinen unt mit den hunden; swelhem hunde ich sin spise nam,

1910 der grein mich jâmerlichen an.

Hèrre, nû gip mir din triwe ze pfande,
swenne dù heim komest ze lande,
daz dù si beide wellest vâhen und in daz
mer irdrenken,

unt sie beide an galgen henken."

1915 Ez sprach der vürste guot unt lobesam: ,,Rabe, dù solt von dem zorne làn; unt tuo daz durch den willen min, als liep als ich dir müge gesin :

so wil ich dir des min triuwe geben,

1920 die wile wir beide haben daz leben, so ne komest dù von miner schüzzeln niemer mêre:

zwar daz habe ûf al min êre!" 669

Salomon und Morolt.

In Jerufalem, so beginnt das Gedicht, herrschte als Vogt über alle Christenheit der weise Salomo, der die schöne Tochter des Königs Cyprian von Jndia entführte und sie zur Frau nahm, nachdem er fie getauft hatte. Zu derselben Zeit lebte auf der andern Seite des Wendelsees ein gewaltiger König, Namens Pharao. Lange hatte dieser umsonst

nach einer seiner würdigen Gemahlin geforscht, bis ihm endlich ein Greis von der schönen Frau des Königs Salomo erzählte, welche er sogleich zu erz werben beschloß, um so mehr, als ihm König Cy- | prian mittheilte, daß es seine ihm geraubte Toch- | ter sei, und ihm seine Hülfe zusagte. Er zog mit starker Heeresmacht gegen Salomo, dieser aber erschlug ihm in fünftägiger Schlacht fünfunddreißig tausend Mann und nahm ihn selbst gefangen. Morolt, Salomos Bruder, gibt ihm den Rath, den Feind zu tödten, Salomo will ihn jedoch am Leben | lassen und ihn der Königin zur Hut anvertrauen. „Das dünket mich nicht gut,“ sprach Morolt,,,wer Stroh noch zu dem Feuer thut, leicht zündet es sich an; also geschieht dir mit König Pharao, willst du deine Frau ihn hüten lan!" Was er vorausgesagt hatte, geschah; Pharao wird von den Reizen der schönen Königin besiegt, und durch einen Zauberring erringt er auch ihre Liebe. Bald er dachten sie einen Plan, dem Salomo zu entfliehen, und er ward auch glücklich ausgeführt. Die Königin löste ihm die Bande: er entfloh. Nach einem halben Jahre lam verabredeter Maßen ein Bote von Pharao, der sich für einen Spielmann ausgab; er gab ihr eine Zauberwurzel, die sie unter die Zunge legte, worauf sie wie todt niederfiel. Morolt argwohnte, es möge Zauberei und Trug darunter verborgen liegen, aber Salomo glaubte ihm nicht; als dieser jedoch nach fünf Tagen das Grab besuchte, da war die Königin aus demselben verschwunden; der Spielmann hatte sie dem König Pharao zugeführt. Auf Salomos Bitte entschließt sich Morolt, die Entflohene aufzusuchen. Zu diesem Behufe tödtet er einen alten Juden, deffen Haut er anzieht, wodurch er so unkenntlich ward, daß selbst Salomo ihn nicht erkannte, als er sich ihm vorstellte. Darauf ließ er sich ein Schifflein von Leder bereiten, welches von zwei Glasfenstern Licht empfing. Sieben Jahre fuhr er von einer Burg zur andern, bis er gen Wendelsee in das Land kam. Nun ging er in des Juden Haut und als Pilger verkleidet auf die Burg und bat die Königin Salome um eine Gabe, die ihn zu sich in ihr Gemach beschied, wohin er des andern Tages ging, während Pharao auf die Jagd geritten war. Er schlug ihr vor, Schach mit ihm zu frielen; er wolle seinen Kopf einseßen, wogegen er der Königin schönste Jungfrau (es war des Königes Schwester) verlange. Mittelst eines schönen Rings, darauf eine Nachtigall gearbeitet war, welche sang, so oft er wollte, gewann er das Spiel, denn während die Königin auf den Ring sah, stahl er ihr einen Ritter und zwei Venden. Als er aber dann zu singen beginnt, erkennt ihn die Königin; sie läßt ihn gefangen nehmen und bedroht ihn mit dem Tode. Doch gelingt es ihm in der Nacht, die zwölf Wächter einzuschläfern. Er nahm darauf eine Scheere und schnitt ihnen das Haar über den Ohren ab; dann schor er mit einem Scheermesser Jeglichem eine Platte, und entfloh. Zwar ward er wieder gefangen, doch befreite er sich durch die nämliche List, wie das erstemal. Des Abends ging er als Kämmerer des Königs wieder auf die Burg und verkündete, daß Morolt gefangen sei; freudig legte sich Pharao mit der Königin ins Bett, Morolt gab ihnen aber einen Schlaftrunk, so auch den zwölf heidnischen Capellanen, die den König eingesegnet hatten. Diese legte er an eine Wand über einan

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der; den König legte er auch an die Wand zu einem jungen Capellan, dessen Kutte er ihm aulegte. Diesen trug er zur Königin ins Bette, worauf er allen wieder eine Platte schor. Dann ging er hinaus zu dem Meere und stieg in sein Schifflein, auf welchem er das Weitere erwartete. Als der König erwachte und sah, wie ihm und der Königin mitgespielt worden war, erkannte er bald, daß Morolt dies Alles gethan habe; er ließ ihn verfolgen, aber Morolt ließ sich mit seinem Schiffe auf den Grund des Meeres herab; denn es war ein Rohr an seinem Schifflein befestigt, durch welches er Athem schöpfte. Vierzehn Tage verbarg er sich auf dem Grunde; sechs und dreißig Tage fuhr er auf dem Meere; da schlugen ihn die Winde zu Jerusa lem in den Hafen (f. das mitgetheilte Bruchstück).

Nachdem er dem König seine Abenteuer berichtet, zogen beide mit Heeresmacht über Meer; das Heer verbarg sich in der Nähe der Stadt, Salomo ging aber verkleidet auf die Burg, wo er von Pharaos Schwester wohl empfangen ward. Doch erkannte ihn die Königin, welche den König überredete, ihn hängen zu lassen, was dieser auch troß der Bitten seiner Schwester zu thun beschließt. Während der Nacht erquickt diese den gefangenen Salomo mit Speise und Trank, und erfreut ihn durch Gesang und Saitenspiel: sie will ihm sogar zur Flucht behülflich sein, doch zieht er vor, zu bleiben. Am Morgen führte man ihn an den Wald bis zu dem Galgen, die Jungfrau ritt ucben ihm und trock nete ihm den Schweiß. So sehr die Königin es wehrte, erlaubte doch Pharao dem Salomo sein Horn zu blasen. Kaum hatte Morolt das Zeichen vernommen, kam er mit den Seinigen zu Hülfe; unterdessen aber zog Salomo das Schwert und erschlug fünfhundert Heiden, ehe ihm Hülfe wurde. Als Pharao dieses sah, stürzte er auf ihn und gab ihm mit dem Schwert einen Schlag über das Haupt, daß ihm das Blut zu den Ohren heransfloß und er auf die Erde fiel. Jezt erschien Morolt; zwar erhielt auch dieser einen Schlag von Pharao, daß er niederfiel, aber sogleich sprang er wieder auf, fiel den König an, und schlug ihn nieder, worauf er ihn dem Salomo vorführte, der ihn hängen ließ. Auch die Königin wollte Morolt hängen lassen, doch ließ sich Salomo wieder von ihr bethören, daß er ihr das Leben schenkte.

Mit großer Beute zog Salomo wieder nach Jerufalem, wohin er auch Pharaos Schwester führte, die sich bald darauf taufen ließ. Nachdem die Königin dem Salomo einen Sohn geboren hatte, ließ sich diese, sieben Jahre nach ihrer Rückkehr, von König Princian entführen. Auf des Königs Bitte entschließt sich Morolt nach langem Widerstande, sie wieder aufzusuchen, doch nur unter der Bedingung, daß sie das Leben verlieren müsse, wenn man ihrer habhaft würde. Er entdeckt sie, wird zwar auch von ihr erkannt, doch entgeht er glücklich ih ren Nachstellungen. Drauf zieht er mit einem_starken Heere gegen König Princian, den er besiegt; und als dieser troß geschworner Treue den Kampf mit einem neuen Heere beginnt, erschlägt er ihn im Zweikampf. Er brachte hierauf die Königin nach Jerusalem zurück, wo er ihr in einem Bade die Adern öffnete, daß sie starb. Salomo aber nahm Pharaos Schwester, die in der Laufe den Namen Afra erhalten hatte, zum Weibe.

Dies der Inhalt des Gedichts. Die Entführungs

geschichte, welche den wesentlichen Bestandtheil des- die Entführung der Königin Salome durch Prinfelben bildet, erinnert lebhaft an die ähnlichen Er- | cian erzählt wird, nur eine spätere nachahmende zählungen in St. Oswald und in König Rother; Erweiterung des ersten Theils zu sein, die vielleicht mit legterem stimmt Salomon und Morolt auch durch den großen Beifall hervorgerufen wurde, dessen darin überein, daß der gefangene König in einem sich der ältere Theil zu erfreuen hatte. Walde gehängt werden soll, und daß er verabredeter Weise auf dem Horne bläst, worauf die verborgenen Freunde zur Hülfe herbeicilen. Diese auf fallende Aehnlichkeit mit Dichtungen, deren deuts | scher Ursprung nicht zu verkennen ist, und zudem die in,, Salomon und Morolt“ öfters wiederkehrende Anspielung auf die deutsche Heldensage und | auf deutsche Verhältnisse überhaupt (so erscheint ein Herzog Friedrich als Kampfgenosse Salomons, es wird von deutschen Harfen gesprochen 2c.) lassen leicht die Vermuthung auftauchen, daß das Gedicht troß der morgenländischen Personen und Dertlich keiten im Grunde doch auf deutscher Sage beruhen möchte, welche im Laufe der Zeiten mehr äußerlich als innerlich verändert worden. Diese Vermuthung erhebt sich durch den Umstand beinahe zur Gewißheit, daß uns die nordische Wilkina- und Niflangen faga von einem fräukischen König Salman berichtet, und daß der König, dessen Gemahlin so vielfältig entführt wurde, in unserm Gedichte, wie aus dem Reim erhellt, ursprünglich nicht Salomon, sondern ebenfalls Salman hieß. Es scheint, daß, als die Sage vom fränkischen Salman im Bewußtsein des Volkes schwächer geworden war oder sich viel leicht sogar ganz verloren hatte, der Name Salomo dagegen durch die Einführung des Christenthums allgemeine Verbreitung gewonnen hatte, die den fränkischen Salman betreffende Sage allmählich auf den jüdischen Salomo übertragen wurde, ohne daß jedoch die Sage ihrem Juhalt und Wesen nach durchgreifende Veränderungen erhielt, indem sich diese vielmehr darauf beschränkten, an die Stelle der alten unverständlich gewordenen Personen an dere zu seßen und die Dertlichkeiten nach denselben zu bestimmen.

Die Gestalt, in welcher uns das Gedicht überliefert worden ist, stammit erst aus dem vierzehnten Jahrhunderte; doch ist dies nur die Ueberarbeitung eines älteren Gedichts, das unbedenklich in das zwölfte Jahrhundert zu sehen ist. Die Ueberarbei tung ist ziemlich roh; sie hat sogar zum Theil die ursprüngliche Strophenform verwischt, die nicht überall wieder hergestellt werden kann. Diese Form ist aber die sehr alte Erweiterung der aus zwei kurz zen Reimpaaren bestehenden Strophe durch Einschiebung einer reimlosen Zeile (Waise) zwischen die zwei legten Reime (f. oben S. 27). Der Dich ter der ursprünglichen Gestalt ist ein fahrender Sänger gewesen, der jedoch das Gedicht nicht fin gend, sondern berichtend (sagend) vortrug und feine Erzählung öfters durch die Bitte um einen Trunk unterbrach. So roh das Gedicht übrigens in Sprache und Darstellung ist, so enthält es doch viele ächt poetische Züge, und es ist insbesondere die Charakterschilderung der Hauptpersonen mit viel Geschick entwickelt; vor Allem zeugt die glückliche Durchführung des doppelten Wesens im Morolt, dessen Verschlagenheit, Gewandtheit und List sich vortrefflich mit seiner kräftigen Heldennatur zu einem Ganzen verschmilzt, so daß er, wie schon von Andern bemerkt wurde, an den homerischen Odysseus erinnert, von großem poetischen Talente. Dagegen scheint der zweite kleinere Theil, in welchem

Unter dem Namen,,Salomon und Morolt" ist noch ein anderes, wahrscheinlich ebenfalls aus derselben Zeit stammendes Gedicht bekannt, welches jedoch mit jenem ersten nur zum Theil übereinstimmt. Während sich jenes auf deutsche Bücher beruft, ist dieses einem lateinischen Werke nachgebildet, welchem selbst jüdische Ueberlieferung zu Grunde liegen mag. Der Zweck dieses zweiten Gedichts (und natürlich auch seines lateinischen Vorbilds) ist kein anderer, als den Gegensaß zwischen gelehrter Bildung und Weisheit gegen den rohen, aber gesunden, durch Lebenserfahrung geleiteten Menschenverstand darzustellen; und weil König Salomo ja als das Muster der durch Bildung gewonnenen Weisheit galt, so lag es nahe, gerade ihn einem rohen, aber das Leben scharf erkennenden Bauern entgegenzuseßen. Weil sich aber das Bewußtsein dieses Gegensages in jedem Volke mit kräftigem Sinne leicht und natürlich entwickelt, so ist es leicht zu begreifen, daß auch die jüdische Ueberlieferung in Deutschland (auch in Frankreich und Italien) bereitwillig aufgenommen wurde, sobald sie dahin gelangte. Wir besißen auch von diesem Gedichte nicht mehr die ursprüngliche Form, sondern nur eine wahrscheinlich erst aus dem vierzehnten Jahrhunderte stammende Bearbeitung, welche den derben Wiz des ursprünglichen Gedichts bis zur Gemeinheit und Unflätherei verzerrt hat; aber die tüchtige Anlage bricht demungeachtet unverkennbar durch. Es beginnt mit der bis ins Ekelhafte ausgeführten Schilderung des Bauern Morolt und seiner Fran, die wir billigerweise übergehen, an deren Stelle aber das Bild des seltsamen Ehepaares, wie es sich dem König Salomo vorstellt, nach dem Holzschnitte eines alten Druckes geben. (S. folgende Seite.)

Der König befragt den Morolt um seine Herkunst, doch dieser will zuerst die des Königs vernehmen; Salomo nennt ihm seine Ahnen, worauf Morolt ihn vortrefflich perfiflirt, indem er in dem selben prahlerischen Tone wie der König von seinem Geschlechte berichtet. Nun beginnt das eigentliche Zwiegespräch zwischen den beiden; so oft Salomo irgend einen weisen Spruch sagt, sezt ihm Morolt einen andern entgegen, der zwar in pöbelhafter Sprache abgefaßt ist, aber nichts desto weniger des Bauern Lebensklugheit beurkundet, der sich in seinen Antworten gern der sprichwörtlichen Form bedient.*) Das Gespräch dreht sich insbesondere um die Weiber, deren Trefflichkeit von Salomo gepriesen wird, während Morolt keine große Meinung von ihnen hat. Endlich wird Salomo müde und schließt das Gespräch; Morolt erblickt darin das Geständ niß, daß sich der König für überwunden halte.

Bald darauf ritt Salomo bei der Heimkehr von der Jagd an Morolts Hause vorüber; er ritt über die Schwelle, rief den Bauern herbei und frug ihn, wer bei ihm sei? Morolt antwortete:,, Anderthalb

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Salome, Morolt und sein Weib.

Hof. Morolt zeigte sich dem König bald darauf in so unanständiger Weise, daß er ihn zu hängen befahl, ihm jedoch die Wahl des Baumes überließ; Morolt aber fand nirgends einen passenden Baum, so daß er am Leben blieb.

Als das Jahr verflossen war, wurde. Salomos Gemahlin von einem heidnischen König geraubt; da ließ der König Morolt herbeiholen, nachdem er ers fahren, daß er nicht gehängt worden war, und klagte ihm seine Noth. Morolt verkleidete sich als Krämer, und es gelang ihm, die Königin zu entdecken. Sobald Salomo dies erfahren, zog er mit einem starken Heer in das Land des heidnischen

Mann und ein Roßhaupt, und die Einen steigen | List entdeckt, verjagt er ihn und verbietet ihm den auf, die Andern nieder." Salomo frug weiter: Wo ist Dein Vater?" Morolt:,,Er macht aus einem Schaden zwei." Salomo:,,Wo ist Deine Mutter?" Morolt: Sie thut ihrer Gevatterin einen Dienst, den ihr diese nicht erwiedert, so lang die Welt steht." Salomo:,,Wo ist Dein Bruder?" Morolt: Er fizet bei dem Zaune dort und stiftet manchen Mord." Salomo:,,Wo ist Deine Schwes ster?" Morolt:,,Sie fißt draußen voll Reue und beweint ihre Freude." Nun verlangt der König, daß er ihm diese Antworten erkläre; und Morolt sagte: Die auf- und niedersteigen, sind kochende Bohnen am Feuer; die anderthalb Menschen in der Hütte find ich ganz und Du halb, und ein Pferde-Königs, ging als Pilger auf die Burg, ward von topf; mein Vater hat ein Kornfeld, durch welches die Leute einen Weg gemacht haben; er versperrt diesen, aber die Leute werden bald einen zweiten durchtreten; meine Mutter drückt einer verstorbenen Gevatterin die Augen zu; mein Bruder tödtet Ungeziefer, das ihn plagte, und meine Schwester weint darüber, daß fie ein uneheliches Kind geboren. (S. das mitgetheilte Bruchstück.) · Bei einer andern Gelegenheit behauptet er, daß Natur über Gewohnheit gehe, und beweist dies dadurch, daß er Salomos Raße, welche abgerichtet war, bei der Abendtafel die Kerze zwischen den Pfoten zu halten, durch Mäuse, welche er vor ihr laufen läßt, verleitet, dieselbe fallen zu lassen und nach den Mäusen zu jagen. Später verleitet er den Salomo durch klug angestellte List zu dem Ausspruche, daß es nichts Schlimmeres gebe, als ein böses Weib. Als aber Salomo die

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seiner Frau erkannt und zum Tode verurtheilt. Er wurde in einen Wald geführt; da blies er in sein Horn, die Seinigen eilten mit Morolt herbei, die Heiden wurden alle erschlagen, die Königin aber in die Heimat geführt, wo sie in einem Bade getödtet wurde.

Es ist offenbar, daß der leßte Theil des Gedichts ursprünglich nicht zu demselben gehört, sondern aus dem ersten entnommen und deshalb hinzugefügt wurde, um Morolts Ausspruch, daß man den Weibern nicht tranen dürfe, noch gründlicher zu bewähren.

1. Aus,, Salman unt Môrolt." Môrolt håte ouch gevüeret über sê nåh der künigin hère ein al rôt guldin vingerlin:

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1315 Môroltes kurzwile wart der künegin ze vil. | 1380 ich hân dir noch erwallet

, Frowe, nû hân ich daz erweret,

nû hât der elende bilgerîn

sin houbet erneret."

Môrolt huop ûf unde sang:

1320 sin stimme was wol getân;

dâ mit er der künigin edele

ir fröide harte vil benam.

Er sanc baz, dan deheiner slahte man:

allez daz wart fröuden rich,

1325 daz die stimme vernam,
ein wise, die was wunnesam,
als sie der künec Davit

ûz den alten lieden nam.

Dô sprach diu künigin wol getân:

1330,,Wallære, wô lernte du dise stimme so wun

1335

1340

nesam?

Ez ist manic tac, dâ hôrte ich sie
über des vater tische min:

du manest mich grôzer èren,

den abe muoz ich geschieden sin.“

Er sprach:,,Vil edele künegîn,

ich was ein spilman, unt hiez Stolzelin: guot ich durch êre nam:

durch den richen Got von himel

hân ich michz abe getân.

Edele künigin here,

ich hàn lange gewallet

in dem wilden sê

über die berge und durch tal:

nie kein lant sich vor mir verbarc,

1345 ez wære breit oder smal.

Dô quam ich ze Geilât in die houbtstat, dà die sunne ir gesedel hât;

dar inne lit ein lant, heizet Indeân:

dô lernte ich die wise,

1350 Frouwe wol getân.

Sint gehörte ich sie nie mê; wan in der guoden stat Jerusalem vor dem künege Salman

sang sie ein herzoge, hiez Môrolt, 1355 der was ein hübescher man."

Dô sprach diu frowe wol getân: ,, Swic unt là die rede stân; dû bist selbe Môrolt, Salmanes man! Kumet mir der künec Pharô, 1360 ez muoz dir an dîn leben gån!“

Er sprach:,, Des du zîhest mich, des wil ich mich enschuldigen wider dich. Dô ich Môrolten ze lest wart gewâre, sin bart was ime noch niht entsprungen: 1365 sich, waz hân ich grâwer hâre."

Dô sprach diu frouwe wol getân: ,, Du bist Môrolt, künec Salmanes man: dù brantest mich durch die hant, daz tuot

mir wè,

vil manegen herten heidenschen stic.

Des là doch, frouwe, geniezzen mich,

ein stæten vriden mir versprich,
biz ez morgen wirt lieht:

1385 edele künigin,

ich bete dich lenger vride niht.“

Do sprach die frouwe wol getân:

,, Swîc unde lâ die rede stân; Du bist ein also listec man, 1390 der tùsent sloz vor dich slozze, man enkunde dich niht gehâu."

Dò hâte Môrolt sorge umbe den lip, er vorhte daz mortgrimme wip; dô gedâht der vil listic man: 1395,,Es welle sich dan anders schicken, ez muoz mir an daz leben gân!“

Môrolt di künigin niht enliez, biz sie ime stæten vriden hiez biz an den andern morgen fruo: 1400 Môrolt lac mit grôzer vlèhe vor der edeln künigin duo.

Da diu sunne ze gâdem solde gân, Môrolt gienc vür die frouwen stân, er sprach:,, Edele künigin hêre, 1405 là dîner kamerære

einen mit mir gân

Zuo des wildes meres trån.
Schône frouwe wol getân,

wer morne gelebet den mitten dac,

1410 der hât ouch kurzwile,

sô man allerbeste mac."

Dô sprach ein alter Sarazin:

,,Du ensolt ez niht versagen, edele künegin." Ze hant giene die frouwe wol getân, 1415 sie nam ze iren henden

sehzic heidnischer man.

Sie giengen schouwen zuo dem wilden sè. Môrolt sprach zuo der künegin: ,,Wiltu mit mir gên Jèrùsalèm ?“ 1420,, Swic unt là dîn rede stân; du hâst mir zuo Jerusalém vil ze leide getân.

Ê morne der tac ein ende hât, ich schaffe, du geschouwest niemer mê 1425 Jerusalem die guote stat.

Du muozt mir bùwen hie einen ast:
ich geben dirs mîn triuwe,
Salman muoz din werden ein gast!"
,,So muoz Got der sêlen pflegen!
1430 Mich sante nach iu úz

Salman, der ûzerwelte degen.
Muoz er mich nu ouch verlieren,

so mac sîn übel werden rât.“

Môrolt sprach:,, Edele künigin here,

1435 lâ diner kamerære einen

mit mir gen zuo dem sê:

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