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in den ewigen tôt,

die so nicht lebent, als er in gebiutet
unt in sein schrift bedintet.

Sulen seiniu wort nicht zergèn,

50 si müezzen an der wârhæit gesten,

daz si der christenheit wellent phlegen,
nâch den si solden leben,

als si an den buochen hânt gelesen:
sò mocht ir einer nicht genesen.

55 Christenlicher orden,

der ist harte verworden:

sumlich habent den namen ân daz ambet, læider vil lutzel im iemen enblandet ouf den wuocher der armen sêle, 60 die der obristen êre

under der phaffhæit solden phlegen, den daz vingerl und der stap ist geben und ander vil bezæichenlich gewant, da von si bischof sint genant. 65 Ze den ist daz recht enzwai: pharre, probstei und abtei, weihe, zehende, phruonde,

die si nicht ze verchoufen bestuonde,
daz gebent si ander niemen,

70 wan der ez mit schatze mac verdienen.
Ir junger habent ouch wol erchant,
wie in ir maister hânt

vor gitragen daz bilde;
beichte unt bivilde,

75 misse und salmen,

daz bringent si allenthalben

ze etlichem choufe.

Ez sei der chresem oder diu toufe, oder ander swaz si sullen begân 80 daz lånt si niemen vergeben stân, wan also diu miete erwerben mac. Owe, jungister tac,

welhen lôn soltu in bringen!

Ir dehæiner hat den gedingen,
85 ob sein des tages sol werden rât.
Swer gæistliche gâbe verchoufet hat,
wie möchte des missetat
immer mêre werden råt?
Wirt er dar an fuuden,

90 er muoz immer sein gebunden
in der hæizzen fiures fiamme:
ze spâte chlæit er danne.
Swaz er halt guoter dinge bigât,
die weile er an dem unrecht ståt,
95 daz ist vor Got verfluochet:
sein gebet wird verunruochet,
wan ez ze Gotes ôren nicht steiget;
sein gehugde wirt êwichlich versweiget.
Die ze briester sint gezalt,

100 die hânt der zwelfboten giwalt,

daz si mit dem Gotes worte, daz si bredigent,
die sundær bindent und erledigent.
Ouch sullen si ir leben behalten,
anderz muoz si Got engalten,

105 daz si den nutz âne muo wellent haben.
In geit Got von seinen weissagen
ein vorchtliche urchunde:

,, Dise verswelhent meiner liute sunde."
Unser herre ouch selbe chiut:

110,, Dise ladent ouf daz arm liut

solhe burde, die niemen mac erheben,
uut wellent si selbe nicht ergeben."
Sumliche, die aber sô senfte sint,

die trôstent uber recht des tievels chint,
115 unt liebent in die mæintât.
Swer in ze gebene hât,

der mac tuon, swaz er wil, daz er dehæine weis sô vil mac getuon bôser dinge, 120 ez buozen die phenninge. Die muken si lichent,

die olbenden si verslichent; si reffent niewan die armen, die solden in erbarmen. 125 Swaz der reiche man getuot, daz dunchet siu suoz unt guot. Got enwelle seiniu wort verwandelen: ,, Swer vordert ein sèl vor der anderen", wâ sol der mensch denne erscheinen, 130 der von den schulden seinen verliuset mit seiner ger

tousent sêl oder mér?

Als wir. diu buoch horen schreiben,
ir aller weitze er muoz leiden

135 nach der jungisten schidunge,
sô læider âne barmunge
Gotes zorn uber siu ergit:
wie tiwer si danne gestèt
dirre werltliche reichtuom
140 unt der unsælige freituom,
daz si lebent âne twanchsal.
Nu wellent die phaffen uber al
in daz haben ze einem rechte gar,
daz sich under der phaffen schar
145 sul der weibe iemen ânen.

Ja solden si sich vou ir undertânen, als ich ein ebenmâzze wil fur ziehen, als der viehirt von den viehen, unt der mæister von den jungeru, 150 sus solten si sich sundern;

ant wellent leichtichæit phlegen.
Durh waz ist diu mæisterschaft geben?
Bêdiu unzucht unt hæilichæit,
unchiusche unt ræinechæit,

155 diu sint nicht wol ensamt.
Swenne des briesters hant
wandelt Gotes leichnamen,
sol si sich danne nicht zamen
von weiplichen anegriffen?
160 Entriwen, si sint dar an beswichen!
Unser geloube daz bivangen hat
swenne der briester ob dem alter ståt,
under dem geriune då

entsliezent sich diu himel så,

165 daz seinin wort dar durch varn;

im sendet ouz allen englischen scharn
unser herre seine dienstman.
Das opher wirdet lobesam:

ez vertilget alle die missetat, 170 die diu christenheit bigàt,

die des mit wàrem gelouben gedingent.
Die daz ampt fur bringent,

sprechet, welher ræînichæit er bedurfe?
Darumbe heb wir uns ze ruoffe,

175 unt sprechen, ez sul Got missezemen,
daz wir der misse vernemen,
die wir so nicht sehen leben,
noch den segen sò rechte geben,
als si von rechte solden:

180 dar umbe sei wir in erbolgen.

Swâ aber daz Gotes wort und diu geweihte hant ob dem Gotes tische wurchent ensant, då wirt der Gotes leichnamen in der misse von einem sundær só gewisse, 185 sô von dem hæiligistem man,

der briesterlichen namen ie gewan.
Getorst ich iu sagen, daz ich weiz,
die ir christenlichen anthæiz

mit andern gehæizzen habent gemèret, 190 swie wol si diu buoch sein gelêret,

die sich von dirre werlt habent gezogen: eintweder diu schrift ist gelogen, oder si choment in ein vil michel nôt. Si solten in dirre werlt wesen tôt, 195 unt solten daz vlæisch an in rèwen, daz ez tæglich muose slèwen, und die sèle ane schowen, sam ein diu ir rechten frowen. Nu habent si haz unt neit,

200 missehellunge unt streit.

Wol chunnen si spoten unt greinen,
unt lâzzent ubel scheinen,

ob si die wâren minnen

in dem hêrren sullen gewinnen.
205 Irin wort sint vil manicvalt;
sine habent ampt oder gewalt
anders dunchet ez siu zenichte.
Si dienent niewan ze gesichte,
durch vorchte, nicht durch minne.
210 Si gesitzent nimmer inne,

si wellent unbetwungen sein.
Daz ist an sumlichen schein,
die ir dinc sô schaffent ûzze:

die wellent in so gitâner bûzze,

215 die si sô swazunde tragen:

der in der werlt nicht einen esel mochte haben,

ze bæser gewinnunge

ist sein herze unt sein zunge

in wunderlicher weise.

220 Unt mocht iemen mit herlicher speise daz himelrich beherten,

225

unt mit wol gestrælten bärten

unt mit hôh geschornem håre:

so wæren si alle hæilic zwâre.

Dar ouf hab wir læien ein archwâu: swaz wir die wandelbære sehen bigân, des verwæne wir uns ouf die andern alle. Si sint ein schande und ein galle gæristlicher samnunge.

230 Von wie getâner ordnunge

sold er ze einem herren werden gehabt,
fur daz er der werlt hât widersagt,
der vor des ein arm mensch was?
In dem winde wirt durre daz gras,

235 daz des sumers was gruone:

der sich in der wert dunchet chuone,

so der greiffet an gæistlich leben,

då er mit dem tievel muoz muoz streben,
so zimt vil weisleichen,

240 daz er ander sein geleichen
aller erst inne bringe
seiner tugentlicher dinge.
Gerne hab wir geredet,

daz die phaffen beweget,

245 unt die muniche ze gròzem zorne.
Die solden hinden unt vorne
der ougen also wesen vol,
daz si allenthalben wol
die veinde gesehen,

250 wà si sich wolden næhen

ze den, die in bevolhen sint.
Wellent si nu bèdenthalben wesen blint,
so werdent si êwichlichen erblendet.
Daz ist uns offenlichen verendet

255 mit den worten der warhæite:

,, Swà ein blinde dem andern git gelæite,
dâ vallent si bède in die gruobe.“
Dise rede verstènt genuoge:
diu gruobe ist diu helle.

260 Swer nu diu blinden vuoren welle,
daz sint die bosen lèrære,
die die verworchten hærære
mit in læiten in den ewigen val.
Noch hæret ein andern sturmschal
265 von unsern herhorne tiezzen,

des ouch die læien mac verdriezzen.
Werltliche richtære,

daz sint wider væchtære
Gotes und aller guote

270 die tragent wulfin gemuote:

si bebirsent, swaz si mugen bejagen. Diu triwe ist gærlich erslagen under den, die læien sint. Der vater muoz hazzen daz chint: 275 er wirt des nimmer an sorgen.

Wol wæhset er hiut oder morgen.
Ern verstôzze in alles, des er hât,
ob sein dinc unhæilic ergåt,
daz er nåch reichtuom erarmet;
280 owe, wie lutzel sich iemen erbarmet
alles seines chunnes uber in!

Sô vaste strebet ir muot ouf gewin;
swå er sich des nutzes nicht versicht,
deliæiner dem andern vergicht

285 dehæiner chunneschefte.

Der herre versicht sich zu dem knechte,

noch der knecht zu dem herren
weder triwen noch êren.
Reiter unt frowen,

290 der leben sul wir lázzen schowen,

daz Got vil widerwertig ist.
Die chèrent allen iren list,

wie si niwer site megen gedenchen, dà mit si die sèle chrenchen. 295 Daz ist ein strich der hôhverte,

den der tivel des himelriches beherte. Er wirbet ouch nicht so gerne, so daz er uns ouz gotlichem scherme mit demselben laster verschunde. 300 Ez sint die aller mæisten sunde,

die man wider Gotes hulde mac getuon: der hôhvertige man ist des tivels suon. Swâ er mit ubermuote gevæhet den man, dem hat er den sic behabet an. 305 Des gestèt uns Jobes schrift bei: er spricht, daz er ein furste sei uber elliu chint der ubermuote.

Då vor uns Got behuote,

daz wir im icht werden gehorsam,

310 von dem diu ubermuot anegenge nam. Si ist alles ubeles vollæist,

und enlæt den hæiligen gæist

bei dem menschen nicht beleiben. Diu laster sul wir vertreiben: 315 si benement uns geistlich zuht, si sint der sèle miselsuht.

Si reichsent al mæiste an den weiben; hie muge wir der frowen wol gesweigen. Wir sehen ze gassen unt ze chirchen

320 um die arm tagewurchen,

Diu niht mér erwerben mac,
si gelebt ir nimmer guoten tac,
si enmache ir gewant also lanc,
daz der gevalden nachswanc

325 den stoub erweche, dà si hin gè,
sam daz reiche al deste baz stè.

Mit ir hôhvertigem gange

unt mit vrömder varwe an der wange
unt mit gelwem gibende

330 wellent si di gibiurinen an allem ende
des reichen mannes tochter ginòzzen.
mit ir chratzen unt mit ir stözzen.
Daz si tuont an ir gewande,

daz sol den von recht wesen ande,

335 die daz recht minnent.

Swes sumlich beginnent,

dar nach bruttent sich die andern.
Des rechtes ist lutzel bistanden
under armen und under reichen:

340 daz muoz Got von schulden misseleichen.
Von den frowen sul wir nicht ubel sagen,
doch mug wir der reiter nicht verdagen.
Zwène geverten hât diu ubermuot,
die setzet die reiter an die gluot
345 des ewigen fiures vanchen.
Er hat Got vil ze danchen,
der sich an die bejaget:
der hât der hôhverte widersaget.
Die verlæitent si vil diche
350 in des êwigen tôdes striche,
dâ si verliusent ir leben.

So mac dem armen niemen geben,
er mnoz sein verdampnet.

Swâ sich diu ritterschaft gesamnet,

355 dâ hebet sich ir wechselsage,

wie manige der und der behuoret habe. Ir laster mugen si nicht versweigen: ir ruom ist niewan von den weiben. Swer sich in den ruom nicht enmachet, 360 der dunchet sich verswachet under andern seinen geleichen.

Swâ aber von sumleichen
der manheit wirt gedacht,

da wirt vil selten furbracht,

365 wie gitâner sterke der sul phlegen, der wider den tievel müeze streben. Då nennent si genuoge

vil manig ungefuoge;

si bringent sich mèr ze schanden, [landen 370 swenne si sprechent: den mag man in allen ze einem guoten chnecht wol haben, der hat so manigen erslagen.

Die machet uns der weissage chunt: ,,Si vreunt sich, so si tuout

375 daz bôsiste an allen dingen,

swaz si des mugen furbringen",
die wir an disen worten bewæren
von sollen ruomæren.
Wie dise werkt niuwe

380 læider ungetriuwe,

diu chlaget von rechte

die vordern guote chnechte,

die ir so gar sint benomen.

Sol disiu werlt an ir ende chomen,

385 owe, unser jungiste erben,

wie harte si müezzeu verderben
Gotes unt ir christentuom!

Wå scheinet der altherren weistuom,
den niemen erzellen machte,
390 under allem ir geslachte?

Alle, die bei disen zeiten lebent,
dehæines anders listes si phlegent,
wan, wie si an einander betriegen,
bespoten unt beliegen.

395 Verboset ist diu niwe jugent:
êre, zucht und tugent,

die næigent sam um ein rat.
Rome, aller werlte houptstat,
die hât ir alten vaters nicht.

400 Man vindet då dehæin zuversicht,
rechtes, noch genâden,

wan, wie man dem schatze muge gelagen.
Der reiche man ist edele
unt ist der fursten gesedele;

405 er ist weise unt starch,

er ist schone unt charch,

und in den landen lobesam

allenthalben ist verworfen der arm man.
Geistlichiu richtære,

410 die mugen reichspære

baz, denne mæister gehæizzen.

Mugen si der schilde vil gelæisten,
helme unt brunne;

daz ist elliu ir wunne,

415 daz si mit menige reiten

unt hæizzen in die gegende weiten
dienen, swes so sie

ir undertaneu wellent wesen fri.
Si tuonen allez, daz in gevalle.

420 Die reichen lebent mit schalle,

die armen mit gesuoche;

daz vindet man an dehæinem buoche.

Die phaffen, die sint geitic, die gebour, die sint neitic, 425 die choufliut habent triwen nicht, der weibe chiusche ist enwicht.

Frowen unt reiter,

dine durfen nimmer gefristen,

weder ir leben bezzer sei.

430 Ir undertânen wellent wesen frei, die guot sint unt biderbe:

435

da setze wir in tousent widere, den nieman mac urchunde geben, ob si tugentlichen leben.

Michel mère hån ich gercit, danne ich het ouf geleit,

do ich des liedes bigan:

dar umbe sei mir niemen gram,

daz ich die wàrhæit hån gesprochen. 440 Swȧ aber ich den orden hân zebrochen der materie, die ich aneviench, daz machent læsterlichen dinch, und dises leibes getrugde,

der uns von des tôdes gehugde

445 manigen ende læitet,

als wir iu vor haben gebræitet.

Hie welle enden ditz liet,

daz vorder gehillet disem niet, daz wir haben ze redeue.

450 Von dem gemæinen lebene

mag ez einen besunder nam wol haben.

Der Winsbecke.

|

was jedenfalls auf ein höheres Alter hinwiese. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß der uns überlieferte Text die Ueberarbeitung eines früheren volksthümlichen Gedichts ist, weil die Darstellung beinahe durchgehends volksthümliches Gepräge an sich trägt; auch sind mehrere Strophen offenbar spätere Zusäße, die nicht immer an den geschicktesten Play eingeschoben worden sind.

Wie dem aber auch sei, so gehört das Gedicht unstreitig zu den schönsten Denkmälern der älteren Literatur. Schon die Einkleidung ist vortrefflich. Es ist ein Vater, der seinem Sohne bei irgend einer bedeutenden Veranlassung liebevolle Anweisung zu einem tugendhaften, frommen und thätigen Leben gibt, damit er auch mitten in den Stürmen der Welt sein besseres Selbst bewahre und sich bei Gott und den Menschen beliebt mache. Und diese vortreffliche Situation hat der Dichter mit großem Glücke benußt. Aus jedem Worte tritt uns die väterliche Liebe in ihrer ganzen Jnnigkeit und Stärke entgegen, die auch über die einfachsten Wahrheiten den rührendsten Zauber verbreitet. Denn der greise Vater ist kein trockener Sittenprediger; was er sagt, strömt in lebendiger Quelle aus der innersten Liefe seiner Seele. Es ist das Ergebniß seines langen Lebens, seiner mannigfaltigen Erfahrung, seines frommen, gottergebenen Sinnes, das er seinem geliebten Sohne in schlichten, aber vom tiefsten Gefühl durchdrungenen Worten als schönstes Erbtheil hinterlassen will. Ein einziger Gedanke erfüllt sein von Liebe überwallendes Herz; sein Leben hat nur noch einen einzigen Zweck, den theuren Sohn, der ja sein einziger Trost, dessen Glück auch sein Glück, dessen Leid auch sein Schmerz ist (Str. 38), auf die Bahn des ewigen Heils zu leiten, das er nur durch einen tugendhaften, frommen, menschenfreundlichen Wandel erreichen kann. ,,Vor Allem liebe Gott,“ ruft er ihm zu,,, denn er allein hilft dir aus der Noth. Wer sich der Welt hingibt, muß an Leib und Seele verderben, des Menschen Leben schwindet hin, wie das Kerzenlicht, und so reich an Gut er auch war, so folget ihm doch nicht mehr in das Grab, als was er braucht, um seine Blöße zu decken. Halte die Geistlichen in Ehren; kümmere dich nicht darum, wie sie leben, sondern folge ihren Worten; denn diese sind gut, wenn auch ihre Werke schlecht sind. Willst du deinen Leib zieren, so minne und ehre die Frauen; sie sind ein_wonniglicher Stamm, aus dem wir alle geboren sind. Sie sind die Zierde und die Ehre der Welt; als Gott sich Engel im Himmel erschuf, gab er uns die Frauen für Engel auf der Erde. Sie sind die beste Arznei gegen alle Wunden des Lebens; vor ihnen vergeht Kummer und Noth wie der Thau. Da das Glück des Lebens in ihnen liegt, so diene ihnen gern, mein Sohn; Gott hat den nie vergessen, dem der Frauen Gnade zu Theil ward.“ Hiernach fordert er ihn auf, den Schild, das Ehrenzeichen des ritterlichen Mannes, würdig zu tras Auch über die Entstehungszeit des Gedichts wer- gen, treu, mild, keusch und in Einfalt zu leben, den verschiedene Ansichten geäußert; während die muthig und kühn zu sein, und den Speer nach des Einen es in die Mitte des dreizehnten Jahrhun- Vaters Beispiel zu führen. Sodann lehrt er ihn, derts seßen (späteren Ursprungs ist es gewiß nicht), | wie er sich bei Hofe zu benehmen habe: er folle zur rücken es Andere an den Anfang desselben. Da die rechten Zeit schweigen und am rechten Orte reden, verschiedenen Handschriften einen von einander sehr | diejenigen vermeiden, welche ihm böse Reden zuabweichenden Text geben, haben wir höchst währ- tragen, Zunge und Leidenschaft zügeln. Hohe scheinlich nicht die ursprüngliche Gestalt des Ge- | Geburt hat nur bei tugendhaftem Leben Werth," dichts, sondern nur Ueberarbeitungen desselben, | heißt es weiter; „daher habe ich mir den Niedern,

Die früheren Bearbeiter der mittelhochdeutschen Literatur nahmen an, daß das Gedicht, welches in der Manessischen Sammlung den Titel,, der Winsbecke" führt, von einem Dichter dieses Namens | herrühre, ohne jedoch einen solchen bestimmt nach- | weisen zu können. Später neigte man sich zur An- | ficht, daß der Titel nicht den Namen des Verfas- | sers angebe, sondern vielmehr das Gedicht selbst bezeichne, und daß unter dem Winsbecken der vom Dichter eingeführte Ritter zu verstehen sei. Bodmer, der diese Ansicht zuerst aussprach, wollte das Gedicht dem Wolfram von Eschenbach zuschreiben, doch konnte er hierfür keine hinlänglichen Gründe aufstellen. Da der Name im Gedichte selbst nicht vorkommt, was doch wohl der Fall wäre, wenn er die Hauptpersou bezeichnen sollte, so scheint Bodmers Meinung allerdings gewagt, und es möchte rathsamer sein, zur alten Meinung zurückzukehren, und den Titel für den wirklichen Namen des Dich ters zu halten, um so mehr als Hugo von Trimberg einen Dichter beinahe gleichen Namens (den von Windesbecke) anführt. Jedenfalls hat der Verfasser des Gedichts am Rhein gewohnt, da die sprichwörtliche Redensart von dem in den Rhein geworfenen Korn (Strophe 80) kaum von einem Dich ter gebraucht worden wäre, der in größerer Entfernung von diesem Flusse gelebt hätte.

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der nach Ehre strebt, lieber zum Freunde erkoren, als einen Hohen sonder Tugend. Du sollst Reichthum haben und erstreben, doch soll er dir das Herz und den freien Muth nicht benehmen; wem Reichthum lieber ist, als Gott und Ehre, ist wahnfinnig. Vollende, was du angefangen hast, denn sonst wäre es besser, es gar nicht zu unternehmen, du würdest dem Vogel gleichen, der vor der Zeit aus dem Neste fliegt und den Kindern zum Spielzeug dient; aber unternimm auch Nichts, was deine Kräfte übersteigt. Höre gern auf guten Rath, und wähle von zweien den besten. Das Sprichwort sagt, es brenne früh, was zu einer Nessel werden wolle; so benuße auch deine Jugend wohl, denn was du dir in der Jugend angewöhnst, das wird dir einst schaden oder frommen. Meide Untreue, denn, wie die Schrift sagt, so ist sie ein Gift der Seele dort, und des Leibes hier. Deine Rede sei keusch, deine Gesinnung fest; trage Niemanden Neid noch langen Haß; sei gegen Feinde stolz, gegen Freunde dienstfertig, gegen Alle höflich. Uebermuth und Geiz find zwei böse Nachbarn, die einst den Teufel verführt haben, und die den Menschen zu Falle bringen. Scheue kein Ungemach und keine Anstrengung; nur dieser wird Ehre zu Theil, denn selten ist eine Maus der schlafenden Kage in den Mund gelaufen. Schlemmerei und Spiel sind des Leibes und der Seele Fall; wer mit ihnen seine Habe vergeudet, dem wäre besser, er läge im Grabe. Bereue von Herzen, wenn du dich verfehlt hast. Gib den Armen gern von dem Deinen; es wird dir und mir zum Heil gereichen; sei milde und übe Gastfreundschaft gegen die Fremden. Zwei Worte ehren den Mann, der sich selber ehren will, das eine ist Ja, das andere Nein. Wie Gold das Edelgestein, so zieren den Menschen Worte der Wahrheit; der ist kein Biedermann, dessen Sinn so schlüpfrig ist, daß er sein Nein hinfahren läßt, wenn er kaum sein Ja gesagt hat. Meide Alles, was Acht und Barn auf dich ziehen könnte, denn es ist irdisches und ewiges Verderben daran geknüpft.“

Der Sohn nimmt die weisen Lehren des Vaters nicht nur mit kindlichem Sinne an, er wird von der Wahrheit derselben so mächtig ergriffen, es erwacht in ihm ein so entschiedener Widerwille gegen die Welt und ihre verführerischen Lockungen, daß er den Vater ermahnt, sein Vermögen auf die Stiftung eines Spitals zu verwenden, in welches sie dann beide ziehen wollen. Der Vater willigt mit Frenden ein und wendet sich in einem schönen Gebete an Gott, den er um Gnade bittet, worauf er endlich erklärt, daß er Allen von Herzen vergebe, die ihm jemals Leids gethan, daß er alle seine ,, eigenen Leute frei lasse und sein sämmtliches Vermögen dem zu gründenden Spital überlasse.

Offenbar steht dieser Schluß nicht im innern Zufammenhange mit dem Uebrigen, und es mag dieser wohl ein späterer Zusaß sein, der den schönen Eindruck einigermaßen stört, welchen der erste Abschnitt auf den Leser macht. Das ganze Gedicht blieb auch wegen des trefflichen Inhalts in den nachfolgenden Jahrhunderten in hohem Ansehen, so daß sogar noch Moscherosch eine größere Anzahl Strophen desselben an verschiedenen Stellen seines Buchs anführt.

Ein wiser man håte einen sun, der was im liep, als manigem ist,

Den wolte er lèren rehte tuon, unt sprach also:,, Min sun, du bist Mir liep, an allen valschen list bin ich dir, sam du selbe dir, so volge mir ze dirre frist, die wile ich lebe: ez ist dir guot. Ob dich ein fremder ziehen sol, du weist niht, wie der ist gemuot.

Sun, inneclichen minne Got, so kan dir niemer missegân,

Er hilfet dir ûz aller nôt; nù sich der welte goukel an,

Wie si ir volgære triegen kan, unt was ir lôn ze jungest sî, daz soltu sinnecliche entstån: si git ze lône sünden lôt; swer ir nåch willen volgen wil, deist libes und der sêle tôt.

Sun, merke, wie daz kerzen licht, die wile ez brinnet, swindet gar:

Geloube, daz dir sam geschiht von tage ze tage, ich sage dir wår. Des nim in dinen sinnen war, unt riehte hie din leben alsò, daz dort din sèle wol gevar: swie hoch an guote wirt din nam, dir volget niht, wan also vil ein linin tuoch für dine scham.

Sun, gip im, der dir hat gegeben, und aller gåbe hat gewalt:

Er git dir noch ein iemerleben, und andre gabe manicvalt

Mê, danne loubes habe der walt. Wiltu nù koufen disen hort, in sinen hulden dich hie halt, unt sende guote boten für, die dir dort vâhen witen rùm, è daz der wirt verhabe die tür.

Sun, elliu wisheit ist ein wiht, diu herzen sin ertrahten kan;

Hat er ze Gote minne niht, unt siht in niht mit vorhten an.

Ez sprach hie vor ein wiser man, daz dirre welte wisheit si vor Gote ein tôrheit sunder wån: dà von so rihte dinen sin, daz du in sinen hulden lebest, unt là dich aller dinge an in.

Sun, geistlich leben in êren habe, daz ist dir guot, und ist ein sin: Des willen kum durch nieman abe, bring in ze diner gruoben hin.

Daz wirt an sælden din gewin: enruoche, wie die pfaffen leben, du solt doch dienen Gote an in; sint guot ir wort, ir werc si krump, sô volge du den worten nåch, ir werken niht, ald du bist tump.

Sun, es was ie der leien site, daz si den pfaffen truogen haz;

Då sündent si sich sère mite, ich enkan niht wizzen, umbe waz. Ich wif dir råten verre baz: du solt in holt mit triuwen sin, unt sprich in schône: tuostu daz,

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