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3. Räthsel.

Des ich so lange gewünschet hân dà her al mine tage, des hân ich alze vil; daz ist mines senden herzen klage,

und bit ouch aller tegelich

den süezen Got, daz ich sin mè gewinne.
Als ich sin mè gewinne, ich wolte sin gerne
miuner hàn,

ich wolt ez minen vienden geben, è ich ez den
vriunden wolte lan;

sine wart ouch nie kein man so rich, erne vorhte sère, daz ez im entrinne.

Ich engabe dar ümbe niht einen ort, daz ich sin richer wan ein keiser wære; ez ist ein ungenæmer hort,

Ez enbringet niht wan siuften unde klageliche

swære,

unt komet doch ze jungest endelichen uf den tac, iue gab sin niht ein pfennine wert um allez, daz ein künic geleisten mac.

4. Des Adels Erniedrigung.

So we dir, armer ritterschaft, vil arm bistu ze waren;

ez muoz sich wunderliche gevüegen, soltu wol
gevaren,

din ungelimpf, der breitet sich;
hastu inder vuoc, wie kleine er dich vervȧhet!
Daz du gedienen maht, deist wætlich übel
an geleit,

dir wirt ze lône niht, wan daz manz boste von
dir seit,

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absprechen, und sollte er nicht vielleicht geahnt ha ben, daß die Ländergier des Habsburgischen Stammes, die sich in deren Stifter so mächtig aussprach, dem Reich eben so verderblich werden müsse, als es die italienischen Züge der Hohenstaufen waren? Wie dem auch sei, so sind des Schulmeisters Satyren voll Geist und poetischer Erfindung und würden sich schon hiedurch rechtfertigen, wenn sie auch hie und da die Gränzen der historischen Wahrbeit überschritten haben sollten. Doch schon ehe Rudolf Kaiser wurde, war seine Habsucht so allgemein bekannt, daß der Bischof von Basel, der den Aargauer Grafen wohl zu beurtheilen wußte, bei der Nachricht von Rudolfs Wahl ausrief: „Size fest, Herr Gott, oder Rudolf nimmt deine Stelle ein!" Diesen Ausspruch, welcher, wie es scheint, bald große Verbreitung erhielt, benußt Meister Heinrich mit großem Glücke. „Den König“, sagt er,,,kann Niemand bestehen, deshalb fich dich vor, o Gott, daß er dein Reich nicht erschleiche, und seid munter, St. Peter, daß er die Himmelspforte nicht in seine Gewalt bekomme; denn hätte er den Himmel zu der Erde, so gäbe er Niemanden Etwas, und wir würden übel berathen sein, denn er beschenkt hier die kaum, die in seinen Diensten stehen.“ (1) „Einst“, berichtet der Dichter,,,wollten Gott und der König einen Krieg beginnen; der König sagte: Gott hat mich übervortheilt, denn er will den Himmel ganz allein haben; so ist seine Herrschaft gar zu groß und meine Gewalt zu bez schränkt: er soll mir mehr zutheilen, oder unfere alte Freundschaft kann nicht in die Länge bestehen. Da ward der Dichter zum Schiedrichter erwählt und er sprach: Herr König, was hienieden ist, das ist Ener; seid Jhr hienieden Gott, und läßt den Alten oben walten! Thut Jhr das nicht, so werde ich Euch aus dem Himmelreiche verstoßen! Als aber der Streit zwischen Gott und dem König geschlichtet war, so wollte dieser den Teufel aus der Hölle jagen; da hebt sich darob ein Morden; wer der Böseste sei, solle Podestat in der Hölle werden. Der König ist viel ärger; denn der Teufel konnte nimmer so viele Leute und Lande vertreiben, als jener schon vertrieben hat und noch immer verDer Schulmeister von Eßlingen. treibt. So will der Dichter sein voriges Urtheil abändern, und wenn der König vom Himmelreiche Obgleich dieser Dichter von der Manesfischen verbannt werde, so solle er dafür desto mehr von Sammlung nicht näher bezeichnet wird, darf man der Hölle haben.“ (2) Die Kargheit und Habsucht doch wohl unbedenklich annehmen, daß er der des Königs wird auch im folgenden Gedichte geMagister Heinrich, Schulrector oder Kin- geißelt, bei welchem jede Zeile mit Wol ab! bez derlehrer zu Eßlingen" war, welcher in einer Ur- ginnt. Der König zibt Euch Nichts, er gäbe es kunde vom Jahr 1280 vorkommt, weil diese Zeit lieber seinen Kindern, die doch noch mehr bedürfvollkommen auf dessen Gedichte paßt, die sich meisten, denn sein Geschlecht ist arm; das will er an stens auf Rudolfs von Habsburg Wahl zum König uns ersparen; aber ehe es gesättigt wird, find wir beziehen. Wie schon Stolle, so bat auch er und beraubt und unser Antheil wird gar sehr klein.“ zwar noch mit größerer Bitterkeit über des Königs (3) Rudolf ließ bekanntlich die italienischen AnKargheit und Habsucht geklagt, und wenn man sich gelegenheiten auf sich beruhen, weswegen er auch erinnert, daß Rudolf allerdings bei seinen großar im Pabst einen Freund und mächtigen Bundesgetigen Bemühungen, dem Reiche wieder Ruhe und nossen fand. Namentlich gab er die Ansprüche des Frieden zu geben, sein Haus nicht vergaß, daß er Reichs auf Neapel und Sicilien auf, die dem deutnicht bloß seine Töchter mit den mächtigsten Fürschen Volke schon so viele und traurige Opfer ge sten vermählte, sondern auch die eingezogenen Reichslehen unter seine Söhne und Verwandten vertheilte; so braucht man nicht anzunehmen, daß der Schulmeister zur Partei Ottokars von Böhmen und anderer Feinde des Habsburgers gehörte, oder gar in ibrem Solde stand, um seine Ausfälle zu begreifen. Man darf dem Meister Heinrich scharfen Blick nicht

du kanst des niht behüeten dich,
din armuot machet, daz du bist versmålet.
Sô du gedienes an daz zil,

des wære zit, daz man dir helfen solte,
sô hàstu gense ertrettet vil,

Unt zihent dich, du sis ein mau, der nieman volgen wolte;

also geheizen sumeliche herren vür daz geben: die herren lâz uns armen, Got, und die ez in ràten, vil unlange leben!

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kostet hatten. Der Schulmeister macht ihm auch darüber Vorwürfe, welche freilich ungerecht sind, da Rudolfs Verfahren die vollkommenste Billigung verdient.,, Karl von Anjou“, sagt Meister Heinrich,.,hat um Sicilien drei Spiele auf den Tod angestellt; das erste Buf genannt, hat der Prinz (Manfred) mit Land und Leben verloren; das

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Rize er mir baz des hûsen dar,
alt unser eltiu vriuntschaft kan gewern niht die
lenge!"

Dò schied ichz, si liezenz beidenthalp ze mir;
ich sprach:,, Her künic, swaz si hie niderthalp,
daz habet ir;

sit ir hie Got, lât sich den alten dort began:
tuot ir des niht, ich heize iuch baltlich von dem
himelriche stân!"

Sit daz Got und der künic nû gescheiden sint,

twingen;

zweite Von Haupt o weh!“ hat König Konradin verloren; zu dem dritten „Hacke nach!“ hat König Rudolf keine Eile, denn der Scharle" kann es ihm zu gut.“ (4) Ein anderes Gedicht scheint bald nach der Wahl Rudolfs zum Kaiser verfaßt worden zu sein, dessen Anordnungen zuerst von den Großen und selbst von dem niedern Adel mit Hohn aufgenommen wurden, bis er ihnen durch bewundernswürdige Kraftentwickelung Anerkennung verschaffte. Der aufrechte Adler auf Goldgrund im Wappen des Reichs bedeutet hohe Geburt, welche die Könige haben sollten; feine so wil der selbe künic den tievel uz der helle (schwarze) Farbe erregt Grausen; aber Euch, Herr König, fürchtet man nicht sehr; Ihr gebt Friede, wie eine Bogelscheuche im Gerstenfeld. Hättet Ihr die Probe bestanden, wie des Adlers Jungen, welche alle die abwirft, die den Sonnenglanz nicht vertragen können, so wäre es Euch ergangen wie diesen, oder Ihr müßtet Recht und Unrecht besser ansehen. König und Adler sollen hoch schweben, aber Euch zeihen Ritter und Knecht, Ihr klopftet um ihre Güter, als um einen faulen Baum der Svecht. Ihr seid geiziger als der Adler, daher will Euch des Reiches Wappen übel austehen.“ (5)

1. König Rudolf.

Ein künic hie mit gewalte vert, dem sich ûf erde niht erwert, ez sin Kristen, Juden oder Heiden;

Swes er wil ungenade hân,

daz kan eht vor im niht bestàn,

ez werde im iemer wæger halp gescheiden. Got, nu sich ze dinem riche,

also daz er dir niht ersliche dinen himel åne wer;

unde boch er dar mit einem worte, Sant Péter, so sit munder;

wan swaz der künic wil dar under twingen, dast im, als ein ber; unde pfleget wol der himelporte, dar zuo hüet allez himelsch her.

Got herre, nu warte ümbe dich, ich warn in trinwen sicherlich unt hån gehæret aber vremdiu mære:,

Der gester vuor in küniges schin, der ist nù keiser ümbe den Rin;

diu mære seit man uns stille und offenbare. Seht, würde er gewaltic emer

des himels, er beriet uns niemer!

Got, den hab in diner pfliht,

daz er uns beidenthalben iht versùme, dort, då wunne wert bi werde.

Het er den himel zuo der erde,

sô engæb er nieman niht:

er læset mangen hie diu pfant sô kume, die man in sinem dienste siht.

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Då hebt sich ein gemürde von, daz ist niht ein wint;

so sint si beide vreidic: herre, wem sol dà ge-
lingen?

der sol potestat ze der helle sîn iemer mère.
Si kriegent, wer der wirser sî,
Der künic ist wirser, ouwi!
der ievel kunde in manger zît vertrîben nie so sère
liut unde lant, als der künic vertriben hât,
unde tuot ouch noch in kurzer vrist, des ist kein
rât.
Derz an mich lât, ich teilz dem künige baz,

danne è:

schied ich in von dem himelrich, im wirt der helle deste mè.

3. Wol ab!

Wol ab, der künic, der git in niht,

wol ab, er lât iuch bi im vrezzen, habt ir iht, wol ab, sin hervart wirt ein niht,

wol ab, swaz er geheizet, dast ein spel.

Wol ab, enruochet, wie ez im ergè,
wol ab, er gæbe ez sinen kinden è,
wol ab, si bedorften dannoch mè,
wol ab, si waren an guote gar ze hel.

Wol ab, sin künne, daz ist arn,
wol ab, daz wil er an uns ersparn,
wol ab, è sin geslehte erkrupfet wirt,
wol ab, so sin wir verirt:

wol ab, so wirt der bråte harte harte kleine.

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ez mac wol heizen Hackà nâch!
Ich wæn,
der Scharl künne ez ime ze vil.

5. König und Adler.

Ir nemet des riches schiltes war,
den prüevet ordenlich:

im golde ein ûf reht adelar
hât ùf den schilt gestrecket sich.
Seht, daz betiutet hôch geburt, die solten künge
hân.

Der adelar ist swarz gevar,
sin varwe ist grùsenlich.

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Geige begleitet und beim Tanz gesungen wurde, und dem späteren Meistergesang finden wollen; allein der Dichter mag wohl hier etwas Anderes im Sinne gehabt haben. Es läßt sich vielleicht nachweisen, daß die eigentlichen ritterlichen Dichter sich gerade darin von den bürgerlichen und insbesondere von den fahrenden Sängern unterschieden, daß nur diese ihre Gesänge mit der Geige begleiteten und zum Tanze spielten. Als aber die Richtung der Zeit immer ernster wurde, und das didaktische Element immer kräftiger sich entfaltete, da mögen wohl auch diejenigen unter den fahrenden Sängern, welche dieser Richtung vorzugsweise ergeben waren, es mit ihrer Würde unverträglich gehalten haben, mit Geige und Saitenspiel den Lanzbelustigungen beizuwohnen, so daß nur noch untergeordnete fahrende Leute sich dazu hergaben. Und so hat denn der Unverzagte wohl diesen Gegensaß im Auge gehabt; er wollte den ernsten Sang, welcher immer mehr an das bürgerliche Leben sich anschloß, der bloß zur Belustigung dies

daz behaget in allez wol, des si pflegen.
Blôzer vogel, warnstu vliegen,
daz mac dich an sinnen triegen,
du læzes dinen kranken vluc an den regen.
Sitze an dinem neste, gouch, unz din zit
kome, daz sich dine vlügele breiten,
sô mahtu ze sange reiten:

Die Heimat des Unverzagten ist unbekannt. Da sich in seinen Gedichten einige niederdeutschenenden Bänkelsängerei entgegenseßen, welche an Formen finden, könnte man versucht sein, ihn für den Höfen und beim Adel beliebter war, als jene einen Norddeutschen zu halten; doch wäre es auch nur den Ernst des Lebens darstellende Dichtweise. möglich, daß er sich diese Formen während eines längeren Aufenthalts in Norddeutschland angeeignet 1. Die Unberufenen. hätte; denn er war ein fahrender Sänger, der, wie er Tôren lobent al ir wise selbst berichtet, viele fremde Länder durchzog und von gerne nach der affen prise; seiner Kunst lebte. Sein Name ist ohne Zweifel bloß ein angenommener, und er mag diesen von dem Freimuth und der Kühnheit erhalten haben, mit welchem er das Tadelnswerthe rügte. Er lebte zur Zeit König Rudolfs, welchem er seine Kargheit gegen die Sänger eben so wenig verzeihen konnte, als die vorher genannten Dichter: ein Spruch, in welchem er die Vorzüge und Tugenden des Königs besingt, schließt, wie das ähnliche des Meisters Stolle, mit dem Vorwurf, daß er den Dichtern und Sängern Nichts gebe (4). Daß aber das vielseitige Lob, welches diesem Vorwurf vorangeht, erust gemeint war, und daß der Dichter insbeson dere die Gerechtigkeit und die Kraft anerkannte, mit welcher Rudolf das Reich leitete, geht aus einem andern Gedicht hervor, in welchem er die Fürsten mit Bitterkeit tadelt, daß sie das Reich mit Raub und Brand verwüsten ließen oder vielleicht gar selbst verwüsteten (2).

là den snudel underwegen, der des pflit. 2. An die Fürsten.

Ir gelêrten vürsten, schouwet, wå mite ir die werkt ervrouwet: man siht rouben unde brant überal. Wænet ir sus heilic werden? Nein, ir müezet wider zer erden,

so ist iuwer hochmuot gelegen und der schal, Unze uns kumt der leste tac, daz Got sol rihten über unser schulde;

gerne heten wir dan sine hulde:

so kumt iu ein êwic val zornes vol.

3. Geiger und Sänger.

Ez ist ein lobeliche kunst, der seitenspil ze rehte kan:

die giger vrouwent maniges muot.

Hie vor trag ich ze dem sange gunst; sanc lèrt vrouwen unde man, sanc ist ze Gotes tische guot;

Wir übergehen diejenigen Gedichte, in welchen er nach damaliger Sitte die Kargen tadelt und die Milden preist, sowie andere, in denen er die Fürsten auffordert, Gerechtigkeit zu üben, nebst denen, in welchen er allgemeine Lebensregeln ertheilt, ob sie gleich alle durch einfache und schöne Sprache sich auszeichnen; wir erwähnen nur noch zwei Sprüche, welche die Kunst zum Gegenstande haben. In dem Einen tadelt er die Thoren, welche nach der Affen Art ihre eigenen Sangesweisen loben, an denen doch nichts Lobenswerthes sei. Diese seien zu früh aus ihrem Neste geflogen, in welchem sie so lange hätten bleiben sollen, bis ihnen die Flügel hinlänglich gewachsen (1). Merkwürdig ist der andere Spruch, weil der Dichter die Kunst des Gesanges dem Saitenspiel entgegensezt. Dieses erfreue zwar das Herz der Menschen, aber der Gesang belehre Mann und Frau, man könne ihn schreiben und lesen und er diene zu der Welt Heil (3). Man hat darin einen Gegensaß der künic Ruodolf hat sich manigen schanden wol

Er blest då in der seiten klanc. Swer iu dà lobet vor meistersanc, der sol mines lobes âne wesen: sanc mac man schriben unde lesen, mit sanc ist al diu werlt genesen.

4. König Rudolf.

Der künic Ruodolf minnet Got und ist an triuwen stæte,

zwischen dem früheren Minnegesang, der mit der

versaget,

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der meister singen, gigen, sagen, daz hært er gerne unt git in darümbe niht. Der Kanzler.

Man hat diesen Dichter, der sich selbst „Herr Kanzler" nennt (9), für Heinrich von Klingenberg gehalten, der zuleßt Bischof von Konstanz wurde und der vorher Probst in Zürich und Kanzler | K. Rudolfs war. Aber obgleich dieser von Hadlaub als sangeskundig gerühmt wird, und der Dichter Kanzler wohl auch aus Zürich oder doch aus der Schweiz war, so kann er jener Heinrich von Klins genberg schon deswegen nicht sein, weil er sich selbst in dem schon angeführten Gedicht als einen armen, von Land zu Land fahrenden Sänger schildert. Es ist deshalb ohne Zweifel der Name Kanzler die wirkliche Geschlechtsbenennung des Dichters. Da es in Zürich ein jezt ausgestorbenes Geschlecht dieses Namens gegeben hat, so würde man annehmen dürfen, daß der Dichter zu diesem gehörte, wenn sich nachweisen ließe, daß es schon damals in Zürich oder überhaupt in der Schweiz einheimisch war. Die späteren Meistersänger, welche den Kanzler zu ihren zwölf alten Meistern zählen, nehmen nach einer älteren Ueberlieferung an, daß er aus Steyermark gewesen sei; dem widerspricht aber außer anderen Gründen wenigstens die Sprache seiner Dichtungen auf das Entschiedenste.

Der Kanzler gehört zu den vielseitigsten Dichtern seiner Zeit, indem er sowohl das eigentliche Minnelied, als auch den mehr didaktischen Spruch bearbeitet hat. Und diese Vielseitigkeit zeigt sich nicht bloß in seinen Stoffen, sondern auch in der Form seiner Dichtungen, in denen man neben einfachen und leicht sich bewegenden Tönen, auch künstlicher zusammengefeßte antrifft, welche leßtere er übrigens mit großer Gewandtheit behandelt, so daß der Gedanke troß des kunstreichen Strophenbaues doch zum vollkommenen Ausdruck gelangt.

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Seine Mais oder Minnelieder erheben sich freilich eben so wenig zur Objectivität, als die der früheren Minnefinger; wir finden in ihnen die nämlichen Gedanken, die nämliche Allgemeinheit der Auffassung, wie bei jenen; doch weiß er seiner Darstellung durch eine geistreiche glückliche Wendung oft den Reiz der Neuheit zu geben. So wonnereich die schöne Sommerzeit ist," heißt es in einem dieser Lieder, ..so bietet des Weibes Liebe doch noch größeres Glück.“ (3) Man soll sich des Sommers freuen, allein auch in der größten Freude soll man nicht vergessen, die Frauen zu ehren, welche aller Wonne ein Wunder sind (6), wie sie denn auch allein den trüben Winter erheitern können (4, 5).

In den didaktischen Sprüchen liebt er, wie andere gnomische Dichter, den Gedanken durch Bilder und Gleichnisse anschaulich zu machen; und diese gelingen ihm in der That sehr wohl, wie sie auch

die mannigfaltigen Kenntnisse des Dichters beurfunden. So vergleicht er den edlen Mann dem geläuterten Golde und des Weibes Reinheit mit der auch im Winter grünenden Palme (8). Der Phönig, heißt es in einem andern Gedichte, gebiert keine Jungen, sondern er jüngt sich, indem er sich in Fenersgluth verbrennt. Und so möchte ich," fährt er fort,,,daß ihm die Guten und die Bösen glichen, daß die Guten sich verjüngten und daß die Bösen keine Nachkommenschaft hätten.“ (7) Nicht so häufig als andere Dichter hat er dagegen die Fabel zur Veranschaulichung seiner Gedanken gebraucht; wir haben die von ihm mit Glück nachgeahmte alte Fabel vom Raben und Fuchs mitgetheilt (10), in welcher er diejenigen Großen dem Raben vergleicht, welche ihr Gut den falschen Schmeichlern spenden. Gleich den meisten fahrenden Sängern klagt auch der Kanzler über die Kargheit der Großen und tadelt sie, daß sie die Kunst nicht achten, die Kunstlosen deu wahren Dichtern vorziehen. Jene seien aber dem Esel in der Löwenhaut, dem Naben mit den Pfauenfedern und dem klappernden Storch zu vergleichen (1); und wer dem kunstlosen Schalk die Meisterschaft zuerkennt, der achtet die Geiß gleich dem Hirsche, die Schnecke, Schwalbe und Spinne gleich dem Bracken und Falken (2).

1. Die Kunstlosen.
Ein esel in löuwen hiute,
ein rappe in pfawen wat
mugent vil der tæerschen triegen,
sint si an künste blint;

Ir stimme ouch wisen tiute,
wie ir nâtùre stât;

diu mac niht lange liegen,
sin künd iu, wer si sint.

Ir edelen tugende richen,
ir merkent, ob ir munt,
waz toren ir gelichen
in disem liede sunt
dem esel und dem rappen:
die singer künsterùch;
niht wan ein snabelsnappen
zeiget mir storchen kuch.

2. Die Kunstlosen nochmals.
Ein træges sneggeu slichen,
einr suellen swalwen vluc,
dis birzen und jens beizen
mit meisterschefte kan

Si bracken, valken gelichen;
dèst ein gebiurscher tuc,
swer hirzen unde geizen
gelicher werde gan.

Der snegge slichet trage,
sô kan die spinne weben;
swer swalwen spise vrage,
der kenne ouch mucken leben.
Her hirz, und ir, her valke,
der kennet iuwer niht,
swer kunstelôsem schalke
der meisterschefte jiht.

3.

Sumerwunne, swer dich schouwen welle, der kère in die ouwen, ûf die berge und in diu tal. Wilder missevarnen geste

hånt empfangen boumen este, wan siht bluomen überal.

Bilich gedoene in süezer wise singent kleiniu vogellin. Meie, daz si dir ze prise, rifen, suê mit kaltem ise swindent gegen der lüfte din.

Werden alten, und ir juugen, swer den winter was betwungen, der ensol niht trùren mê:

Schouwent an die grüenen heide, wie gar diu vou leide scheide, wie gar wunneclich si stè!

Swem in bluomen under blüete lieplich nâhe ein ümbevanc hiure kündet wibes guete, der laze allez ungemüete, unt sage des dem meien danc.

Uz einem rosenvarwen munde kumt vou wibes herzen grunde, daz man gerne schouwen mac: Reiner wibe süezes lachen mac baz sendes trùren swachen, danne ein blüetericher hac.

Swaz uz süezem dône erklinget swaz der walt des loubes treit, swaz diu heide bluomen bringet, swaz diu nahtegal gesinget, dast gegen wiben ungereit.

4. Weibes Minne der beste Trost.

Wê dir, winter, daz din twingen

tuot so manigen herzen wè!

Dù verderbest vogelin singen,

liebte bluomen und den klẻ.

Wer hat uns den walt beroubet, der so schône stuont geloubet? Rife und ouch darzuo der snè.

Sumerwunne, zit des meien, viol, liljen, rôsen rot,

Wol verklagt, ir stolzen leien, merkent, waz ie vroude bột:

Seht an reiner wibe güete, wie die kunnen ungemüete wenden unde mange not!

Wibes minue trùren krenket, lieplich wunsch an wiben lit,

Minne hochgemüete schenket, minne lieb in herzen git;

Minne ir vriunden vröude teilet, minne wundet, minue heilet, minnen stillet senden strit!

5. Minne über Alles.

Winter kalt,

din gewalt

tuot mit rifen ungestalt
anger, ouwen, heiden breit;
Snêwes twanc
machet kranc

kleiner vogelin süezen sanc,
daz ist nahtegal verzeit.

Glanze varwe sint verswunden, mit den meie hiure entwarf bluomen bluot

schone unt guot;

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