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Tugend eine Frau, ein Engel an Reinheit“ (1) — Mann, den sie gewählt haben, für heilig ausge,,Der Welt Hort", heißt es in einem andern Sprus ben." (16) Mit besonderer Beziehung auf den ges che, liegt an den reinen Weibern; was auch Gott gen den Kaiser ausgesprochenen Bann sagt er, daß an Greaturen schüf, das wird von reinen Frauen der Bann nicht Goites sei, in welchem fleischlicher übertroffen; ward ja sein eigner Leib von einer Zorn stecke;,,wer unter der Stola flucht und Magd geboren!“ (2) - ,,Das reine Weib ist dem bannt und unter dem Helme raubt und brennt, der Grale zu vergleichen, den man vor Parcivalen | will mit geistlichem und weltlichem Schwerte streitrug. Wer diesen neuen Gral erwerben will, der ten, was St. Petrus nicht gethan hat.“ (17) Die foll keusch sein, mild zu allen Zeiten.“ (3) Aus || Mönche seien_zu weltlich gesinnt: „Haar und Bart dieser höheren Ansicht vom weiblichen Geschlechte, nach Klostersitten, und klösterlich Gewand nach mußten sich in ihm ganz audre Begriffe von der klösterlicher Weise geschnitten, des finde ich genug, Ehe entwickeln, als diejenigen waren, welche zu ich finde aber derer nicht viel, die es recht tragen. seinen Tagen ziemlich allgemeine Geltung hatten. | Halb Fisch halb Mann ist weder Fisch noch Mäun, Reinmar erhebt die Ehe nämlich über alle geistli- und so läßt sich von Hofmönchen und Klosterrittern chen Orden (Barfüßer, Prediger, Kreuzer, Schots wenig Gutes sagen." (19) Der Pabst solle sich tenbrüder, Schwertbrüder), was ihm auch darum mehr um die Kirche bekümmern, er solle nachsehen, geschehen möge. Wer der Ehe in rechter Weise | ob alle ihre Orden gesund seien, ob ihr etwa nicht pflegt, der hat hier und dort gesiegt; wer dem unter den Bärten Gräten steckten. Die Kirche sollte widerspricht, dem folgetnicht: derlügt!" mit Simonie und Keßerei Nichts gemein haben; (34) Der nämliche tiefe Ernst der Welt- und Le- das Gut sei nicht wohl gewonnen, das man dort bensanschauung zeigt sich eben so entschieden in den nehme und hier verhehle (18). Geldgier sei ein Gedichten, welche die Welt und das Leben im All- allgemeines Uebel und habe auch die Geistlichkeit gemeinen berühren. Ohne Bruder Werners Bitter- angesteckt; Jesus sei von den Juden verkauft workeit zu haben, tadelt er doch eben so streng alle den, allein wenn er wieder auf die Erde käme, so Fehler, Gebrechen und Laster seiner Zeit. Das würden ihn die Getauften eben so verkaufen, wie Spiel ist ihm ein Gräuel, das zu allen Schandtha- jene (21). Während die Welt, einem stürmischen ten Anlaß gibt und manche Seele ins Verderben Meere vergleichbar, immer tiefer in die Wellen der stürzt, weil es von Gottes Minne abwendet (12). Sünde versinke, denken die Primaten (Bischöffe) ,,Daß schöne Weiber den Mann bezwingen," heißt mit ihren krummen Stäben nur daran, Geld zu es im folgenden Spruch,,, und wenn auch Sünde fischen (28). So seien auch die weltlichen Herren, dabei ist, so kanu man sich doch darüber nicht wun- | Fürsten und Grafen, Freie und Dienstmannen feil, dern: so bezwingt auch das Gold seinen Knecht, so daß der Antichrist sie alle wohlfeilen Kaufs und des Weines Kraft bezwingt den Mann, daß haben könne, wenn er sie nur haben wolle (20). er finnlos wird. Doch weiß ich ein wunderbares Feil sei das ganze römische Reich (21), daher Bezwingen, wunderbarer als alle andre Dinge, wollten die Venetianer, spottet er, die gute Gedaß einem todten Würfelbeine ein lebender Mannlegenheit benußen und es ihrem Herzoge kaufen, Herz und Sinn so ganz und gar unterthänig macht, daß es ihm Sinn und Verstand entreißt." (13) So erklärlich er dem Spiel gegenüber die Trunkenheit findet, so ernst warnt er doch vor derselben (14). Auch die Zunge zu hüten ermahnt er: sie ist das schlimmste Stück Fleisch, das er kennt, denn sie kann verläumden, betrügen, Meineid schwören, spotten, schmeicheln, fluchen und noch viel mehr (9). Doch kann sie auch, zum Guten angewendet, die vortrefflichsten Wirkungen haben; sie kann Freunde versöhnen, den schwersten Zorn 18schen.,, Wer eine reine Zunge hat, den will ich, wes Standes er sei, für edel und wohl geboren halten.“ (10), Man soll bei der Wahl seiner Freunde und Lebensgefährten vorsichtig sein; die Schönheit ist wie vergoldetes Kupfer und versilbertes Zinn, wenn sie Falschheit birgt. Des Feuers| Glut ist schön, aber wer sie angreift, der mag den Schaden haben." (8)

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der ein guter Kürschner sei (24). Dagegen rühmt er den Kaiser (Friedrich II.), daß er des Reiches Brod nicht unverdient essen wolle; er habe solchen Drang nach strengem Gerichte, wie der hungrige Bär nach dem Honig, sein erhobenes Schwert werde die Schuldigen, die Friedebrecher treffen; daber möchten sich die Selbstherrn vor ihm hüten, denn die Thoren hätten endlich einen Damm gefunden (22). Das Reich war sehr siech geworden,“ heißt es in einem andern Gedichte, „seine Stimme war vor Klage dumpf, heiser und rauh geworden, roth waren ihm die Augen, die Ohren taub, stumm war es auch geworden; den Kropf konnte es nicht verhehlen, und einen ungefügen Kropf trug es an seiner Kehle; es konnte weder gehen, noch reiten, auf allen Vieren kroch es kaum, bis ihm Gott den weisen Kaiser sandte, der das Siechthum besiegte, nur daß ihm noch eine Gräte, der Kaiser weiß wohl wo, zwischen den Zähnen steckt.“ (23) So Wie Walther, der überhaupt nicht ohne Einfluß sehr er aber auch den Kaiser preist und dessen Beauf seine Geistesrichtung geblieben sein mag, nimmt ginnen rühmt, so ist ihm doch das Reich, das VaReinmar lebendigen Antheil an den Zeitverhält terland noch mehr als der Kaiser. Als daher (im nissen und spricht sich mit Kraft und Entschieden Jahre 1239) Pabst Gregor den Bann gegen Friedheit insbesondere gegen die Nebergriffe der geistli- rich II. geschleudert und die Fürsten zu neuer Wahl chen Gewalt aus, so wie gegen die mächtig einge aufgefordert hatte, rief Reinmar denselben zu: rissene Zuchtlosigkeit des geistlichen Standes. Wahr- ,,Das Reich ist nicht des Kaisers; er ist nur dessen scheinlich meint er den Pabst Gregor IX., wenn er Pfleger und Vogt; findet ihr ihn schuldig, ihr Fürsagt: Die keine Engel sind noch Engels Kinder, sten, so nehmt euch Einen, der euch besser zieme und dabei voll Haß, neidisch, hochmüthig sind, und auch dem Reiche. Seid ihr dem Kaiser gram, wie könnten die einen rechten Pabst erwählen? so laßt das Reich es nicht entgelten!“ (25) Daß Die Römer find nicht gar heilig, eben so wenig | er unter den Fürsten diejenigen sieben meint, weldie Kardinäle, und doch wollen sie den unheiligen | chen die Wahl damals schon zukam, beweist das

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Gedicht, in welchem er dieselben mit Angabe der von ihnen versehenen Reichsämter aufzählt (37). Reinmar stand, wie aus dem Vorhergehenden erhellt, in Beurtheilung der öffentlichen Verhält nisse über seiner Zeit; ihn konnte weder die Macht, noch der Stand, noch die hergebrachten Ansichten über geistliche und weltliche Gewalt blenden. Die Gewalt", sagt er,,,kann zwar das Reden verbies ten, aber den Gedanken muß man ledig, frei, ungefangen gehen lassen; nie war Kaiser oder König so mächtig, daß er den Gedanken hätte verwehren tönnen." (4) Der Adel ist ein hoher Name," fagt er an einem andern Orte;,, edel ist aber nur der, der edel handelt, dem kein unedler Sinn seis nen Adel zu zerstören vermag!" (5). Es gibt zweierlei Adel: von Geburt kann einer edel sein und ist doch dabei ein Gauch; der andere ist an Tugend edel und nicht an hohem Namen. Wer aber von seinen Eltern her edel ist, und nicht von Herzen, der bricht seiner edeln Vordern Tüchtigfeit. Nun aber der edeln Väter Kinder von hohem Adel doch unedel find, wohin soll sich die Ehre wenden?" (6)-Ich bin edel, spricht mancher Mann, an dem man weder Tugend, noch Ehre, weder Zucht noch Würde erkennen kann. Der edle Stein paßt wohl zu rothem Golde; wer edlen Stein in Kupfer fassen wollte, der würde dadurch dessen Werth vernichten. Also geschieht einem Edelmann, der den Adel nicht mit reiner Sitte verbinden kann, der Adel wird herabgewürdigt." (7)

Wir haben schon Gelegenheit gehabt zu bemerfen, daß die Bekämpfung der Geistlichkeit in ihrer Anmaßung und ihrer damals sprüchwörtlich gewordenen Zuchtlosigkeit keineswegs aus frivolem oder irreligiösem Sinne hervorging; und so finden wir auch bei Reinmar eine ächt fromme Ge finnung, die ihm allein jene erwähnten schönen Gedanken über Menschenwerth und wahre Sittlichfeit einflößen konnten. Unter den religiösen Gedichten, die er verfaßt, zeichnen sich besonders die der heiligen Jungfrau gewidmeten Sprüche durch tiefe Innigkeit und andächtige Begeisterung aus, obgleich das Bestreben, die göttlichen Dinge unter dem Gewande der Allegorie darzustellen, oft eine gewisse Kälte über diese Gedichte verbreitet. Am wenigsten kann dies von den fünf Sprüchen gesagt werden, in welchen er den Namen der Jungfrau Maria zu deuten suchte. Jeder Buchstabe dies ses Namens ist bedeutungsvoll und erinnert uns an die Hoheit, Milde und Gnade der Mutter Gottes (35). Reinmars Frömmigkeit war thatkräftig; weit entfernt sich in pietistische Grübeleien zu ver fangen, warnt er ausdrücklich vor denselben, und verlangt, daß der Mensch das ihm anvertraute Pfund vernünftig, zu seinem eigenen und seiner Mitmenschen Wohl gebrauchen solle. Es war voraus bestimmt und .. Es mußte sein," sagt er,,,sind zwei Redensarten, mit denen dumme Leute ihre Schmach verdecken wollen. Diese Worte höre ich manchen Affen sprechen, wenn sein eigener Sinn ihn verleitet, Sünde und Schande zu begehen, und dann sagt, es sei so beschlossen gewesen ohne seine Schuld." (29) Wenn die tüchtige Gesinnung des Dichters nirgends zu verkennen ist, so tritt doch dessen ganze Liebenswürdigkeit in dem Gedichte erst recht hervor, in welchem er, obgleich schon alt, seine Liebe zur Jugend bekennt und sie zur Thätigkeit ermahnt, sie zur Fröhlichkeit auf

fordert, aber zugleich auch vor Wollust warnt, einer Krankheit, schlimmer als alle andern (32).

Daß Reinmar gern in Bildern spricht, hat sich aus den erwähnten Gedichten schon ergeben (z. B. 3. 7. 8. 11. 23. 28); öfters spinnt er den Gedanken ganz zu einem Gleichnisse aus.,, Merke, junger Mensch, warum drei Thiere: der Hund, die Kaze und der Hahn Hausrath heißen: da rathen sie, was Manchem zu Gute kommt. Des Hundes Bellen kündet dir, wie du gegen Fremde sein sollst, schnell und nicht zu laß; die Biederen in Ehren zu halten, ziemt dir wohl, und stete Hut gegen Böse. Die Kaße liebt das Unreine und verunrei nigt das Reine: das thue du nicht! habe immer reine Sitte! Der Hahn kündet dir mit Gesange dreimal des Nachts des Tages Ankunft; verschläfst du seinen Ruf in Todes Last, so schläfst du zu lange." (27) Das Gleichniß wird manchmal auch zur vollständigen Fabel, so in dem Gedicht vom Manne, den das Unglück unablässig verfolgt (30), und in dem vom Fischer, der, seinem betrügerischen Traume folgend, der kleinen Fische nicht achtete und nur nach großen seine Neße auswarf (31). Reinmar ist in Gedichten dieser Art sehr glücklich und man muß nur bedauern, daß er deren nicht noch mehr verfaßt hat. Eben so gelungen sind die Räthsel, die wir mittheilen, während andere so überaus dunkel sind, daß sie kaum einer Lösung fähig erscheinen. Das schon im Oriente vorkommende Räthsel vom Jahr ist, wenn wir nicht irren, ganz eigenthümlich aufgefaßt (33); das andere ist ein Doppelräthsel, dessen zwei Theile in keiner Beziehung zu einander stehen, da in dem ersten Kain, in dem zweiten der Nebel gemeint ist, den am Morgen Sonne und Wind verscheuchen (36).

Das Gemälde der Manessischen Handschrift, welches Reinmar darstellt, ist eins der schönsten und bedeutsamsten. Unter dem mittlern von drei verzierten Spißbögen fist der bärtige Sänger mit zierlicher Müße auf den kurzen Locken, einem

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4. Gedanken sind frei. Gewalt mac melden understân,

gedanke muoz man ledic, vri, ungevangen lå

zen gån;

weiten reichen Pelzrocke über dem Unterkleide auf wirt in ein reinez wibes segen, einem erhöhten Sessel, die Wange mit der Hand stü-| si werdent vri vor schanden und ir mågen. Bend, während der Arm auf dem Knie ruht; die Augen sind gesenkt, als ob er, in sich gekehrt, finne und dichte. Auf der mit einer Ziune umgebenen Bühne, worauf sein Sessel steht, fißt zu seinen Füßen ein langlockiges gekränztes Mägdlein und schreibt mit einem Griffel auf eine lange von ihrem Schooße herabhangende Rolle. Jhr gegenüber, ganz unten auf einer Bank oder Stufe der Bühne, fißt mit übergeschlagenen Beinen ein kurzlockiger gekränzter Jüngling und schreibt mit einem Griffel in eine aufgeschlägene Schreibtafel. So stellt dieses Bild den Dich ter sehr treffend als den alten sinnigen Lehrdichter der Jugend, der Frauen und Männer dar, wie er in seiner Abendzeit noch den jungen Leuten heitere und doch ernste Lehre gibt, und auf seinem Arme ruhend, doch nach Ehre trachtet (32).

ez wart nie keiser, künic so her, der gedank unt merken kunne erwern.

1. Weibliche Tugend das Höchste. Swelch wip sich sô gevriet hât,

daz ir lip ist vri vor aller missezemender tât, diu hât sich hôch gevürstet, swie si doch lant, noch eigen liute habe.

Sint ir gedanke unkiusche vri, unkiuscher worte ir munt, sô jehen wir, daz si beide si,

ein engel und ein wip; des lobes gèt ir niemer guot man abe.

Swer si dan wip, vronwe und engel nennet, der hât bekant, rehte als si Got erkennet, von liebe ein wip, von tugende ein vrouwe, ein engel an der reinekeit, då mit der geist ie widerstreit vleischlicher gir, als sunne tuot dem touwe.

2. Weibliche Hoheit.

Ich wil iuch leren, werdiu wîp: der lère volget, so wirt getiuret iuwer werder lip. Besliezet in iuwern herzen tugent, kiusche, dar zuo reinen muot;

Dar zuo sult ir iuch sère schamen,

Unzuht, waz ist dir deste baz?
Swiget der munt, so

nert dich gewalt vor

sint dir reiniu herze doch gehaz;

melden, vor merken kan dich nieman wol ernern. Unreht gewalt, ze valle stè din brügge, stæte als ein tou si ir rippe und ouch ir rügge! In tiefem wage ûf dünnem îse, wünsche ich, daz din geverte si, dar ûf din last, swær als ein bli: din vorgedanc in dinem buosen rise! 5. Wer ist edel?

Diu Edele ist ein hoher nam:

wol im, der si behaltet sunder lasterliche scham! Dem jihe ich âne wenken, daz er besitzet wol der èren stat.

Nu sprechet, waz mac bezzer sin, danne edelricher lip? der daz mit werke machet schin,

sin leben mit zühtenheite, nåch tugende rât, unz

an sins lebenes mat. Dem suln wir alle sprechen wol gemeine: ich hànz dar vür, daz er si engelreine. Swer edel si, daz solt ir hæren: Daz ist, der edellichen tuot, dem niht unedellicher muot

sin edele mac zervüeren, noch zerstoren.

6. Zweierlei Adel.

Zwei adel sint an den liuten ouch: von sinem künne ist einer edel, und ist doch selbe ein gouch;

sît demüetig unt wol gezogen, daz priset iuwern der ander ist von sinen tugenden edel unt niht

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Dem Grâl ich wol gelichen wil

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7. Unedler Adel.

,, Ich bin edel," sprichet manic man,

an dem man tugent noch ère, zuht noch wirde erkennen kan.

ein reinez wip; der kiusche reichet wol des Grå- Ich wolde, daz der wære niht wol geboru, noch

les zil:

diu sich vor valsche vrit, diu wirt geziert wol nach der wisen lobe.

Wil ieman nach dem niuwen Gråle strîten, der sol sin kiusche, milte zallen zîten, als alle, die des Grâles pflàgen,

unt noch vil guoter vrouwen pflegen:

edels mannes sun,

Dur daz er pflæge edeler site, und daz die edeln swachen ir adel êrten noch då mite,

und daz man zallen zîtn die edelen sæhe adellichen tuon.

Der edel stein zimt wol in rotem golde;

swer edeln stein in kupfer legen wolde, då mite sin wirde wær vermachet:

also geschiht eime edelen man, der edele niht erkennen kan

mit reinen siten; des edele wird geswachet.

8. Wahl der Freunde.

Vergüldet kupfer, silberschin

ob zin, die mugen wol gelich in einer art gesellen sin, unt swer in schonem libe groz valsch und ungevuoge verborgen hât,

Ez si ein wip, ez sì ein man. Viures gluot ist schone, swer si ze gâhes grifet an, der mac des schaden gewinnen; dà vor huetet iuch, daz ist mîn rât.

Swer nu mit stæten vröuden alten welle, der neme war, zuo wem er sich geselle, daz des herze si also geschoenet;

ob im znht, triuwe wône bi, swie sal er an der hiute si,

des schone stât vür maniges schone gekrænet.

9. Das schlimmste Fleisch.

Daz boste vleisch, daz ie getruoc

wolf oder hunt in sinem munde, daz was base genuoc;

des bæsen menschen zunge ist bæser vil; so wè in, die si tragen!

Mit worten krenket si den luft, unt senket jene, die si tragent, in der helle gruft. Knierunen, lugelosen, meinswern, spotten, smeichen, vluoch bejagen,

Daz kan diu bœse zunge und dannoch mère. Si enzündet schande unt leschet hoves ère; si snabelsnellet ûf die besten

daz boste, daz si vinden kan.
Diu werlt nie bæser vleisch gewan;

des müezen sich die maden an ir mesten!

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Het ich ir zwô, sô getærste ich niht gelachen; het ich ir viere, sô müeste mir vröude swachen; het ir ir ehte, wie genæse ich denne?

so wurde ich schiere von in verzert.

Her han, daz iuch iuwer vrümkeit nert,

dast iuwer heil, wan ir meistert zwelf hennen! 12. Das Spielen.

O wê dir spil, wie bose ein amt!

Mich wundert, daz sich din niht al diu werlt gemeine schamt,

und doch so manic man von dir verlorn hat sêle unde lip.

Dù grâwest sunder alter jugent;

in kan an dir gemerken noch geprüeven keine

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sô twinget wines kraft ouch sînen man, daz im wirt sinne buoz.

Dannoch weiz ich ein wunderlichez twingen, daz wunderlicher ist ob allen dingen:

daz einem tôten würfelbeine

ein lebende man herz unde muot

số gerlich undertænic tuot,

daz ez im nimt sinne unde witze aleine.

14. Maß im Trinken.

Ez sol ein rittermæzic knelt den zapfen gerner schiuhen, dan den schilt, daz ist sin reht: gesiget der zapfe an im, sô entwahset im der schilt in vremde hant.

Stet im der muot eben in den schilt. also daz herz und ouge im relt uf schildes ambet spilt,

so wirt mit werder tjoste ein edel kueht ze ritter wol erkant.

Ir edelen knelte, lernet also trinken, daz ir iht schildes halp beginnent hinken. Vür durst ist trinken wol erloubet; swem aber durch des zapfen klinc unmæærent ritterlichin dine,

der treit hin hein vil lihte ein trunken houbet.

15. Die größte Thorheit.

Der tôren milte tôre lobet:

swer dan dur tôren lop sin guot vertæret unt vertobet,

der habe der tôren lob unt si dà bì ân êre und âne guot.

Diu minne hât ir tôren ouch,

er wol der minne tôre unde rehter witze ein gouch, swer wol gewibet ist und ùf ein ander wendet sinen muot.

Swer ouch turnieren minnet also sère, daz er då bi vergizzet der hùsère, dern hât der mâze niht behalten.

Ein genuoc turnieren, daz ist guot:

ze vil an allen dingen tuot

Halp visch, halp man ist visch, noch man; gar visch ist visch, gar man ist man, als ichz erkennen kan;

von hovemünchen unt von klosterrittern kan ich niht gesagen.

Hofmünchen, klosterrittern, disen beiden wolte ich ir leben ze rehte wol bescheiden, ob si sich wolten làzen vinden,

bruch an dem lobe; sus sagent die wisen alten. dâ si ze rehte solten wesen:

16. Römer und Pabst.

Die engel sint, noch engel kint,

unde da bi hezzic, nidic, hoch gemüetic sint, wie kunden si nách Gotes êren einen rehten babst erweln?

Romære sint niht heilic gar,

also sint die cardinal, ob ichz gesprechen tar, swen si unheiligen erwelut, den weln si vir heiligen zeln.

Unrelite weler welnt vil dicke unrehte; d'e Gotes erwelten, die sint sine knehte. Swer Gotes erwelter bâbest wære

nach dem orden Melchisedech,

dem er krone unde kelch verlech,

der wær uns wol ze Rôme vaterbære.

17. Der unheilige Bann. Swer bannen wil unt bannen sol,

der hüete, daz sîn bau iht si vleischliches zornes vol;

swâ vleischlich zorn im banne stecket, daz enist niht Gotes ban.

Swes ban mit Gote ist und in Gote, der wirbet wol nach Gote, als ein gesanter Gotes bote;

swer des bannes niht envürhtet, der ist niht ein

wiser man.

Der unter stôle vluochet, schiltet, bennet, und under helme roubet unde brennet, der wil mit beiden swerten strîten: mac daz geschehen in Gotes namen, so darf sich Sante Peter schamen,

daz er des niht enpflac bi sînen ziten.

18. Verderbniß der Kirche. Ir seht der kirchen in den munt, her bâpst, unt nement war, ob alle ir orden sin gesunt;

tuot war, ob under berin iht stecken græte in der

kirchen keln.

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in klôster münche suln genesen,

sô suln des hofs sich ritter underwinden. 20. Alles ist feil.

Wes sùmestu dich, Endekrist,

daz du niht kumst? Dun darfst niht mère bîten deheine vrist,

du vindest vürsten geile, veile graven, vrien, dienestman.

Kumbst âne houbet, daz là sin:

hastu in ze gebene silber, golt, si werden alle din. An den si gelouben solden, dà kèrent si sich leider lützel an;

Der si geschuof, des hånt si gar vergezzen: der meisten menige herze hat besezzen

des übeln küniges Pharaônes herte;

rehtes gelouben sin si vrî,

in wont unrehte witze bi;

si volgent niht dem, der si gerne nerte.

21. Jesus zum zweitenmale verkauft. Wes sûmestu dich, Endekrist,

daz du niht kumst, sit al diu werlt sô gar schatzgitig ist?

Nu hâstu doch ze geben, des si dà gert: gist ir, si git sich dir.

Du vunde nie so guoten kouf, sô nu; du endarfst niht vürhten den gelouben, noch den touf;

ez ist ir allez veil: sô gar stèt nu nách guote ir herzen gir.

Jesus Krist, den ê die Juden verkouften, wær er hie en erde, ich wæne, in die getouften noch verkouften sumeliche.

Kum, Endekrist, du tumber gouch;

den pfaffen zuo der kirchen ouch,

die vindestu wol veile unt romschez riche.

22. Kaiser Friedrich.

Der keiser wil des riches brôt niht unverdienet ezzen, nach gerihte ist im sô nôt, so daz dem hungerigen bern nach honiges süeze nie so nôt enwart.

Gerilites wil er sich nù saten: sin hochtragendez swert muoz durch die schuldehaften waten.

Ir vride brechen, ir wizzet, daz man iuch von den vride habenden schart. Swelch tumber sich gegen siner wisheit wetzet, der wirt der sinne von sinen sinnen entsetzet. Volle vert er, als ers hat begunnen; sô hüeten sich vor sinen zügen selpherren, herren, swå si mügen:

der toren heil hat wider swal gewunnen,

23. Des Reiches Siechthum. Daz riche was vil sêre siech.

sin stimme was vor klage tunkel, heiser unde riech,

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