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Doctor der Philofophie und Theologie, Priester der Diözese Mainz.

Mainz,
Verlag von Franz Kirchheim.

1861.

33148

2765 T54:3

Mainz,
Druck von J. J. Racé.

Einleitende Bemerkungen.

1. Weber den Zweck des vorstehenden Merkes.

Da der Verfasser dieser Ueberseßung aus dem Leben schied, als kaum der erste Bogen die Presse verlassen hatte, so fällt einer befreundeten Hand die Pflicht zu, dieselbe bei den deutschen Leser einzuführen. Es wird dabei keiner Entschuldigung bedürfen, wenn die ersten Zeilen einer Erinnerung an den hingeschiedenen Verfasser gewidmet werden. Herr Dr. Franz, ein geborner Mainzer, hatte mit seltener Auszeichnung in dem Collegium germanicum seine Studien gemacht, in Rom promovirt, und die heilige Priesterweihe erlangt. Vor einem Jahre kehrte er in seine Vaterstadt zurück, mit einem reichen philosophischen und theologischen Wissen ausgestattet und mit allen Tugenden eines Priesters geziert; seine im höchsten Grade erschütterte Gesundheit hielt ihn nicht ab, sich mit einer Reihe wissenschaftlicher Arbeiten zu beschäftigen, bis der Tod unerwartet schnell ihn dieser Erde entriß.

Die hier erscheinende Ueberseßung ist eine Frucht dieser kurzen Beit und mag als Denkmal seines Fleißes, wie seiner Gesinnungen fich geltend machen.

Der Name des P. Liberatore ist in Deutschland wohl ebenso gewiß bekannt, wie er in Italien seit Jahren gefeiert ist. Durch seine institutiones philosophiae, welche bereits die zehnte Auflage. erlitten und dieses Jahr eine neue erweiterte Umarbeitung gefunden haben, hat er sich einen großen Einfluß auf die philosophischen Studien erworben, eine Reihe von Auffäßen in der Civiltà catholica geben von der Sicherheit und Energie Zeugniß, mit welcher er alle gegenwärtigen Richtungen der Philosophie zu beurtheilen vermag.

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Das Hauptwerk aber, welches der gelehrte Italiener verfaßte, führt den Titel della Conoscenza intellettuale trattato di Matteo Liberatore Roma Ufficio della civiltà catholica. 1857 59. Was Liberatore in einer Reihe von einzelnen Auffäße der Civiltà catholica begonnen und vorgearbeitet hatte, das wird hier in einem systematischen

Ganzen vollendet, es wird die menschliche Erkenntniß in umfassender Weise einer wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen.

Das Werk zerfällt in drei Bände. Der erste ist negativer und polemischer Art; er beleuchtet und widerlegt vier besonders hervorragende Erkenntniß - Theorien, von welchen zwei in Frankreich besonders bekannt sind: das System des Lammenais und das des Traditionalismus, zwei aber in Italien vorzugsweise eine Bedeutung haben: die Theorie des Gioberti und Rosmini.

Der zweite Band aber ist positiver Natur, er stellt die Erkenntniß-Theorie des h. Thomas als die wahre dar, entwickelt mit einem umfassenden Studium der Schriften des heiligen Lehrers alle Fragen über die Natur der menschlichen Erkenntniß.

In einem dritten Band endlich hat der Verfasser die Absicht, sich zu den physiologischen oder anthropologischen Grundlagen der menschlichen Erkenntniß zurück zu wenden, er stellt den Menschen als Ganzes, insbesondere das Verhältniß der Seele zum Leibe dar; auch hier ist es die Theorie des h. Thomas v. Aquin, welche er den entgegenstehenden Theorien der neueren Wissenschaft gegenüber in's Licht segt 1).

Von diesen drei Bänden hat Herr Dr. Franz den zweiten zu übersehen begonnen; er glaubte diesen zuerst den deutschen Gelehrten vorlegen zu sollen, weil er den positiven Gehalt des ganzen Werkes enthält und ebensowohl als Erkenntniß-Theorie, wie als historische Darstellung der Lehre des h. Thomas von Aquin auf allgemeines Interesse in Deutschland Anspruch machen kann. Die Ueberseßung der beiden anderen Bände, welche zum Verständniß des hier vorliegenden keineswegs nothwendig sind, glaubte er, weil sie mehr ausländische als deutsche Erscheinungen in's Auge fassen, vorerst verschieben zu können. So richtig und wohl berechnet diese Wahl erscheinen muß, so sehr bleibt es doch zu wünschen übrig, daß bald auch diese einen Ueberseßer finden; `wenn der erste für Deutschland nicht dasselbe polemische Interesse wie für Frankreich und Italien hat, so wird er uns um so mehr als ein historischer Bericht über die besprochenen Systeme willkommen sein. Der dritte Band aber wird für unser Vaterland von ganz hervorragender Wichtigkeit sein, da er die in unserer Gegenwart so viel erörterte Frage über die Einheit der menschlichen Seele zum Gegenstand hat. Möchte daher, wir wiederholen es, die Arbeit, welche Herr Dr. Franz zu vollenden durch den Tod verhindert wurde, von einem andern Manne fortgesezt werde.

1) Eine genaue Analyse des ersten und zweiten Bandes, sowie ein höchst_competendes Urtheil über unser Werk siehe Katholik" 1860, S. 129.

Sollte dies aber so bald nicht der Fall sein, so wird immerhin der hier vorliegende zweite Band unter dem Titel Erkenntniß-Theorie des h. Thomas es durchaus vergessen machen, daß er einem größeren Ganzen entnommen ist, und als ein ganz abgeschlossenes Werk fich darzustellen vermögen.

Vielleicht wäre eine deutsche Bearbeitung, welche Manches hinweg gelassen und Manches hinzugefügt hätte, in manchen Kreisen willkommener gewesen, allein die Bescheidenheit des Verstorbenen wollte den hochgeschäßten italienischen Gelehrten in eigener Person in Deutschland einführen, und die verständigen Leser werden von den materiellen und formellen Eigenthümlichkeiten des italienischen Schriftstellers sich ebensowenig zurückstoßen lassen, als sie es der Uebersehung verargen werden, wenn sie sich zu der Flüssigkeit und Eleganz einer deutschen Originalarbeit nicht zu erheben vermag 1). Der Zweck, den sich die Ueberseßung gestellt hat, ist kein anderer als der, die vortrefflichen Principien der Erkenntniß - Theorie, welche den Werken des h. Thomas entnommen, durch P. Liberatore eine höchft lichtvolle Darstellung erlangt haben, der deutschen Wissenschaft zugänglich zu machen. Nichts lag dem verstorbenen Verfasser dieser Ueberseßung ferner, als zu meinen, daß dieses Werk des Italieners der deutschen Wissenschaft die selbstständige Erörterung dieser Fragen ersparen könnte, oder überhaupt ihren Gegenstand erschöpfte; er wollte den wissenschaftlichen Kreisen Deutschlands nur ein Material herbeiführen, welches für eine ihrer ernstesten Fragen, für die Erkenntniß-Theorie, eine höchst werthvolle Vorarbeit bilden kann.

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Die im Bisherigen gegebenen Notizen dürften vielleicht genüs gen, um der hier gebotenen Arbeit eine freundliche Aufnahme in Deutschland zu erbitten. Angesichts der gespannten Stimmung jedoch, mit der man gegenwärtig derartige Arbeiten aufzunehmen pflegt, dürften einige Bemerkungen allgemeiner Art am Plaße sein. Indem hier die Erkenntniß-Theorie nach den Grundsäßen des h. Thomas von Aquin in der Darstellung eines italienischen Jesuiten vorgelegt wird, können wir Anlaß nehmen, einiges über das Verhältniß zu be= merken, welches eine solche Arbeit zu den gegenwärtigen Interessen

1) Wenn die Diction und die Correktheit der Sprache nicht ganz befriedigen sollte, so wird die Nachsicht der Leser hiebei nicht vergessen, daß es dem Uebersezer nicht vergönnt war, die lezte beffernde Hand an seine Arbeit zu legen und die Besorgung des Drucks zu überwachen. Die Klarheit der Sache aber und das wissenschaftliche Verständniß hat, wie sich Jedermann überzeugen wird, in keiner Weise Schaden gelitten.

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