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Endlich muste sich die beschränkung, welche ich mir auferlegte, auch auf die anmerkungen erstrecken. ganz mit absicht habe ich das kritische und grammatische zurücktreten laßen, letzteres ungern, da Freidank besonders für die syntax eine ziemliche ausbeute darbietet, welche selbst zu gewinnen aber der aufmerksame leser sich nicht versagen wird. das lexikalische habe ich knapp gefaßt, ohne wiederholungen ängstlich zu vermeiden, und mich namentlich der bloßen wortbelege möglichst enthalten, die wol den schein großer belesenheit geben, aber aus einem so trefflichen wörterbuche, wie das von Müller und Zarncke ist, zu welchem jetzt das von Lexer kommt, so leicht sich gewinnen laßen. es kam mir nur auf beibringung der quellen und verständnis der schwierigen sprüche an; in beider beziehung aber reichen die anmerkungen wol aus und gewähren den freunden sententiöser dichtung willkommenes, während ich freilich im sinne derjenigen, welche mehr die kritische seite betonen, vielleicht des einen zu wenig, des andern zu viel gegeben haben werde. wer jedoch erwägt, welcher reichtum ähnlicher sentenzen sich in älteren schriften ausbreitet, und welche menge vielfach variierter zur illustration von Freidanks sprüchen dienlicher sprichwörter heute noch unter uns umläuft, wird erkennen, wie sehr ich maß gehalten habe. lateinische autoren sowie theologische schriften und deutsche dichter des mittelalters versprechen dem suchenden eine reiche nachlese. ausführliche deutung sinnvoller sprüche, die jedem nach seiner weise zu denken geben, habe ich fern gehalten, noch ferner, so nahe auch bei manchen, z. b. den sprüchen über Rom und den pabst, die versuchung dazu lag, die anwendung solcher, in denen sittliche, kirchliche und politische verhältnisse jener zeit besprochen werden, auf unsere zeit, da jene füglich dem leser selbst je nach seiner

gesinnung und stellung zum reiche gottes und zur welt überlaßen bleibt.

Die in den anmerkungen vorkommenden abkürzungen der citierten schriften sind die allgemein gebräuchlichen und leicht verständlich, daher es wol einer erklärung derselben nicht bedarf. die lateinischen sprichwörter sind, wo nähere angabe fehlt, aus Müllenhoffs und Scherers Denkmälern u. s. w. (Berlin 1864.) entnommen. daß die Vulgata in der zählung der capp. und psalmen von der übersetzung Luthers mehrfach abweicht, ist zu beachten. Sinnstörende druckfehler kommen wol nicht vor; andere bitte ich mit meiner entfernung vom druckorte zu entschuldigen; einzelne im texte vorkommende konnten noch in den anmerkungen verbeßert werden.

Hiermit nun, mein freund, habe ich dir über alles, was ich gewollt und nicht gewollt, und wie ich jenes ausgeführt habe, rechenschaft abgelegt. siehst du auf die sache, so wirst du etwas wesentliches von dem, was bis jetzt für Freidank geschehen ist, nicht vermissen, einiges neue aber doch wol finden. und so biete ich dir das buch, für das ich es an fleiß wenigstens nicht habe fehlen laßen, wenn es ihm auch an anderem gebrechen mag, bescheidener weise als einen beitrag zum verständnisse von Freidanks Bescheidenheit, zugleich als gabe der dankbarkeit und freundschaft. erscheint es dir würdig, es als solche anzunehmen, ja findet es deinen beifall, so bin ich zufrieden, da ich dann überzeugt sein kann, daß auch andere meine leistung nicht ungünstig beurteilen werden. Lebe wol!

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Merseburg, am 24. Februar 1872.

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Einleitung.

Fridankes Bescheidenheft v. Bezzenberger.

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