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Anmerkungen.

1, 1-4. Titel und vorrede, womit der verfasser sich selbst und sein buch einführt; im latein. Freidank (i. s) so wiedergegeben:

Incepto nomen operi discretio donat, Virtutes alias quae summa laude coronat.

Quamvis ornata non sint mea schemate dicta,

Plus tamen aedificant (s. informant) sensus quam fabula ficta. bescheidenheit st. f. fähigkeit zu scheiden und zu schlichten, jedem dinge seine rechte stelle anzuweisen, richtige erkenntnis göttlicher und menschlicher dinge, richtiges urteil, verstand, verständigkeit, einsicht also von viel weiterer bedeutung als heute, wo es nur die mäßigung in der selbstschätzung (modestia) bezeichnet. W. Gast 8513. ein ieglich wise man seit, daz vür sterke gê bescheidenheit; wan swelich man bescheiden ist, der ist ouch sicher zaller vrist. Renner 6165. unser zavm ist bescheidenheit, die aller tugende krone treit. vgl. id. 3879. 9570 u. a. sie wird auch personificiert: W. Gast 7475. den schilt gît dir Bescheidenheit, und in Konrads klage der kunst 9, 24. 23, 4. erscheint frou Bescheidenheit in wünneclîcher wæte und spricht das urteil. der gegensatz ist unbescheidenheit 113, 22. zu v. 2 vgl. Prov. 3, 13. Beatus homo, qui invenit sapientiam et qui affluit prudentia. Melior est acquisitio eius negotiatione argenti et auri primi et purissimi fructus eius; pretiosior est cunctis opibus, et omnia, quae desiderantur, huic non valent comparari.

vgl. Ecclic. 1, 11. Timor domini gloria et gloriatio et laetitia et corona exultationis. vgl. ferner das lob der bescheidenheit im W. Gast 7559 ff., welche stelle Freidank möglicher weise veranlaßt hat, seinem buche diesen titel zu geben.

3. berihte swv. bringe in richte, richte ein, ordne, auch auf werke der poesie angewandt, jedoch nicht ganz synonym mit tihten als selbständigem poetischem schaffen, womit es aber wol zusammengestellt wird. Wigal. 139. der ditze hât getihtet, mit rimen wol berihtet. damit also bezeichnet Freidank ganz bestimmt seine tätigkeit als die des sammlers und ordners. sin hier, wie später oft, der innere sinn, die tätigkeit des geistes, das vermögen des denkens und erkennens; gern durch adj. näher bestimmt. Fr. will zur entschuldigung etwaiger irrtümer sagen, er habe jedoch nur einen schwachen verstand, also vielleicht nicht überall richtige erkenntnis und gesundes urteil. Docen Misc. 2, 172. mich hât ein man mit sinnen kranc berihtet vlizecliche. den satz auf den leser zu beziehen verbietet der zusammenhang. Grion, indem er (Höpfner u. Zacher zeitschr. 2, 422) Frid-anc schreibt und diesen namen 'den nach frieden, nach gesetzmäBiger sicherheit sich sehnenden' bedeuten läßt, nimmt diese zeile tristis est anima mea.

1, 5. 6. Prov. 1, 7. 9, 10. Timor domini, principium sapientiae. vgl. Ps. 110, 10. Ecclic. 1, 16. 25. erscheint auch bei griech. und latein.

autoren in manigfacher faßung, vgl. Schneider Christl. Klänge s. 28 f. Schulze Die bibl. sprichw. nr. 28. dienen und dienst wird im A. und N. T. noch häufiger gesetzt als fürchten und furcht, z. b. I Sam. 12, 20. Hebr. 12, 28. Wipo 9: Est sapiens multum, qui amat dei cultum. Winsb. 5, 1. sun, elliu wisheit ist ein wiht, die herzen sin ertrahten kan, hat man ze gote minne niht und siht in niht mit vorhten an. W. Gast 11795. wan der rehte wistuom ist got dienen zaller vrist. vgl. Renner 17567. 11075. ähnlich fangen auch andere spruchgedichte an.

1, 7-12. Discl. cler. 36, 1. Huius saeculi divitiae sunt transitoriae sicut hominis somnia dormientis. ib. 31, 7. Quasi in ictu oculi finitur gloria mundi. Wipo 92. Qui amat mundum praesentem, sequitur rem fugientem. id. 30. Voluptas mundana semper est vana. Gregor. 1624. verkoufe dine kurze tage umbe daz êwige leben. sun, den rât wil ich dir geben. die parabel vom reichen manne, Luc. 16, 19 ff., bietet das beispiel zu diesem spruche, welcher zugleich Matth. 7, 26. 27. in das gewand des deutschen sprichworts kleidet. der gegensatz von zeit und ewigkeit, irdischem genuße und himmlischer seligkeit ist oft in sprüchen ausgedrückt, vgl. Seneca de consol. ad Marc. 20, 8. Omnia humana brevia et caduca sunt et infiniti temporis nullam partem occupantia. will man den spruch lieber auf die leiden der welt im gegensatz zu den freuden des himmels beziehen, so vgl. 2 Cor. 4, 17. 18. uf den regenbogen zimbern sprichwörtl. etwas tun, was keinen grund und bestand hat, unverständig handeln; auf den sand bauen, luftschlößer machen Kl. 1095. den ê ûfen regenbogen mit fröuden | was gebouwen; auch ûf is bûwen Bit. 2016; einen ûf den regenbogen setzen Lieders. 3, 523 einen groBer gefahr aussetzen. Mart. 78, c. swer den fröuden wil getrûwen, der wil ûf ein wolken bûwen, vgl. Brant NS. 92, 1. der furet (zündet feuer) vff eym strowen dach, der vff der

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welt rum setzt syn sach vnd all ding dut vff zyttlich ere; dem würt zu letst nüt anders me, dann das syn won jnn hatt betrogen, so er buwt vff eyn regenbogen. v. 11. 12 sind nur durch wenige späte hss. beglaubigt; überdieß liebt Freidank solche erklärende ausführungen nicht.

1, 13. 14. vgl. 66, 15. 16. Luc. 9, 24. Qui enim voluerit ani

mam suam salvam facere, perdet illam; nam qui perdiderit animam suam propter me, salvam faciet illam. Jo. 12, 25. Luc. 17, 33. Gal. 5, 24. Qui autem sunt Christi, carnem suam crucifixerunt cum vitiis et concupiscentiis.

1, 15. 16. 1 Cor. 13; besonders v. 4 -8. Caritas patiens est, benigna | est; caritas non aemulatur, non agit perperam, non est ambitiosa, non | quaerit quae sua sunt, non irritatur, non cogitat malum, non gaudet super iniquitate, congaudet autem veritati, omnia suffert, omnia credit, omnia sperat, omnia sustinet. Discl. cler. 2, 2. Qui deum diligit, obedit deo. W. Gast 8337. swer dienet got durch vorhte und minne, der hât tugende unde sinne unde ist gar gotes kint. Wigal. 11529. swer herzenliche minnet got, der ist behalten hie und dort. Renner 17923. die oberste wis

heit ist, swer allewege minnet got und reht bedenket sinen tot! vgl. spr. str. 13, 1. swer got minnet, als er sol, der hát erwelt daz beste teil.

1, 17. 18. ist nur die negative faßung des vorhergehenden positiven spruchs, wie sich das auch bei anderen sprüchen wiederholt. Matth. 10, 33. Qui autem negaverit me coram hominibus, negabo et eum coram patre meo, qui in coelis est. spr. str. 31, 9. swer âne got sich wil begân, des êre sint niht stæte. sich begân den unterhalt suchen, das leben führen, überhaupt leben (mit dem nebenbegriff der erwerbung des unterhalts).

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1, 19. 2, 1. Discl. cler. 2, 3. Qui timet deum, omnia timent eum ; qui vero non timet deum, timet omnia. Wipo 13. Qui confidit in deo, fortis est ut leo. W. Gast 8383.

man sol vorhte und gedinge hân ze got, daz ist wol getân. swer unsern herren vürhtet niht, der geloubt niht sin geriht. swer hin zim niht gedinge hât, der geloubt niht sîn genâd. id. 7568. der geloube gît im den rát, daz er got vürhte unde minne. 80 mac er haben wol die sinne, ob er vürht und minnet got, daz er nien vürhte des tiuvels bot. zage swm. ein unentschloßener mensch, dann mit dem nebenbegriff der feigheit; hier also: er beweist sich im dienste gottes feige, indem er im kampfe gegen die welt die flucht ergreift; im MA. war zage eines der ehrenrührigsten schimpfwörter. Gr. RA. 644. 2, 2. 3. vgl. 78, 9. 10.

I Jo. 3, 24. Qui servat mandata eius, in illo manet et ipse in eo. ib. 4, 16, Deus caritas est, et qui manet in caritate, in deo manet et deus in eo. spr. str. 2, 9. daz wir in im und er in uns suln êweclîche leben.

2, 4. 5. vgl. 28, 23. 29, 6. Luc. 1, 52. Deposuit potentes de sede et exaltavit humiles. Jac. 4, 6. Deus superbis resistit, humilibus autem dat gratiam. vgl. Luc. 14, 11. 1 Petr. 5, 5: vgl. im A. T. Prov. 29, 23. Ecclic. 10, 16. 17. Job 22, 29 u. a. ein auch bei Griechen und Römern alle zeit beliebt gewesenes sprichwort vgl. Schulze nr. 228. Wipo 20. Humilis homo triumphat in domo. Reinardus 4, 5, 1009. Quo magis alta tenet nequam, magis ima meretur, et bonus ex humili surgit ad alta loco.

Wigal. 6471. er (got) nidert hôch gemüete und hohet alle güete. Brant NS. 92, 122. Wer hochfart tribt, den nydert got, demut er allzyt gehöheret hat.

2, 6-11. Eccl. 12, 14. Et cuncta, quae fiunt, adducet deus in iudicium pro omni errato, sive bonum sive malum illud sit. Ecclic. 17, 16. Oculi domini multo plus

23, 28. lucidiores sunt super solem, circumspicientes omnes vias hominum et profundum abyssi et hominum corda intuentes in absconditas partes. Luc. 8, 17. Non est enim occultum, quod non manifestetur, nec absconditum, quod non cognoscatur et in palam veniat.

1 Cor. 4, 5. vgl. Schulze nr. 16 zu 1 Sam. 16, 7 und nr. 207 zu Matth. 10, 26. zahlreiche belege dieses spruchs bei Griechen und Römern vgl. Schneider s. 188 ff. spruchstr. 29, 1. ez si übel oder guot, swaz ieman in der vinster tuot, ez wirt wol brâht ze lichte gedanke erkennet nieman wan got eine. ib. 7, 4. diu herze sint im al erkant. gut. Gerh. 495. dem kan sich vor verbergen niht. Boner 49, 55. nie wart so klein gespunnen, ez kæm etswenn ze sunnen. Renner 10982. vinster stf. finsternis. vinstrin in I, die seltenere form, durch den reim in 25, 16. gesichert, wird hier nur durch s gestützt.

2, 12. 13. vgl. 3, 9. 11. Schulze nr. 203. bezieht den spruch dem sinne nach auf Matth. 10, 10. derselbe entspricht aber ganz Rom. 2, 6. Qui reddet unicuique secundum opera eius. vgl. Prov. 12, 14. 24, 12. Act. 10, 34. 35. 1 Cor. 3, 8. Job 34, 11 u. a. m.

2, 14. 15. Rom. 10, 11. Omnis, qui credit in eum, non confundetur. Isai. 57, 13. Qui autem fiduciam habet mei, hereditabit terram et possidebit montem sanctum meum. Discl. cler. 2, 6. Si deo firmiter inniteris, omnia erunt tibi prospera, quocunque ieris. Gregor 525. wan im niemer missegât, der sich ze rehte an in (got) verlât. vil selten niemals.

2, 15ab, nur in G, sind eine variante von 1, 17. 18 und unecht.

2, 16. 17. Marc. 12, 30. Et diliges dominum deum tuum ex toto corde tuo et ex tota anima tua et ex tota mente tua et ex tota virtute tua. Hoc est primum mandatum. Matth. 22, 37-40. Luc. 10, 27. 5 Mos. 6, 13. Eccl. 12, 13. Deum time et mandata eius observa.

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