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J. hat sich vorgenommen, den bisher gebräuchlichen namen 'Sagan af Herrauđi ok Bósa' durch 'Bósa-saga' zu ersetzen. das scheint mir aber nicht unbedenklich. in der älteren wie in der jüngeren redaction ist ja Bosi keineswegs allein die hauptperson. vielmehr handelt die ganze saga, vom anfang bis zum ende, von den taten und erlebnissen des helden pares Herraud und Bosi. dazu kommt weiter, dass die jüngere sagenform im titel würklich die namen der beiden hauptpersonen führt. der althergebrachte name scheint mir also vollkommen berechtigt und zutreffend. will man aber trotz alledem aus den schlussworten der älteren saga einen neuen namen herausnehmen, so sollte man die saga doch lieber Sagan af Bögu-Bósa' oder 'Bögu-Bósa saga'

nennen.

In der ausführlichen einleitung werden erstens die hss. der älteren saga und ihr gegenseitiges verhältnis besprochen, altere ausgaben erwähnt und die bei der herstellung der vorliegenden ausgabe befolgten principien dargelegt (s. 1-XXXVII). dann spricht J. (s. XXXVIII-VIIL) über die hss. der jüngeren saga und die methode, nach welcher er diese jüngere sagenform abgedruckt hat. den dritten und umfangreichsten teil seiner einleitung (VIL-LXXVIII) hat er der geschichte der saga gewidmet. er behauptet, und zwar mit recht, dass die characteristik, die PEMüller in seiner Sagabibliothek von der Bosa-saga gegeben, für die jüngere, aber nicht für die ältere sagenform zutreffe, und geht dann zu einer untersuchung des ursprungs der ältern saga über. in dieser untersuchung spricht er der saga jede historisch-heroische grundlage ab, weist aber nach, dass sie verschiedene märchenmotive zum teil mit andern sagen, zum teil mit alten 'folkvisor' gemein hat. ich bin nicht im stande, hierbei die angaben J.s zu controlieren, und betrachte mich nicht als berufen, seine behauptungen und schlüsse zu beurteilen, erlaube mir aber in aller bescheidenheit zu sagen, dass mir seine darstellung richtig vorkommt. aus dem ganzen tone der erzählung glaubt er erschliefsen zu können, dass der verfasser der Bosa-saga diese motive keineswegs von verschiedenen seiten einzeln zusammengeschleppt und durch eigene erfindung verknüpft, sondern dass er vielmehr eine zusammenhängende tradition frei bearbeitet habe. auf die frage, die sich uns hier aufdrängt: 'wie ist nun diese zusammenhängende tradition entstanden?', gibt J. freilich keine antwort.

In der fortsetzung zeigt er (s. LII-LV), dass die vorliegende gestalt der älteren Bosasaga, deren entstehung er in die zweite hälfte des 14 jhs. verlegt, nicht die ursprüngliche sein kann, sondern dass sie sich durch ganz unverkennbare spuren als umarbeitung einer älteren fassung verrät. dieser umstand kommt bei der besprechung der jüngern saga und ihres verhältnisses zur ältern in betracht (s. LVI-LXXVII). die jüngere saga, während der ersten hälfte des 17 jhs. entstanden, hat an einigen stellen

das ursprüngliche bewahrt, wo die ältere, wie sie uns jetzt vorliegt, erweitert sein muss, und geht somit auf eine ursprünglichere fassung der ältern zurück. die Bosa-rimur sind zu ende des 15 oder anfang des 16 jhs.' nach der ältern saga gedichtet. der sage von Viktor und Blaus haben sie eine berserkerepisode entlehnt, und später übten sie auf die jüngere Bosasaga einen von J. nachgewiesenen einfluss aus, als diese noch ein mündliches dasein führte.

Es folgen dann die texte der ältern (s. 1-63) und der jüngern saga (s. 65-138), von palaeographischen anmerkungen und varianten begleitet. beide sind normalisiert, dieser nach der neuisländischen orthographie und jener nach 'regeln', die sich aus der hs. selbst gewinnen liefsen. ich will mit J. nicht rechten, weder über den wert und die zeitgemäfsheit normalisierter texte überhaupt, noch über die von ihm befolgten regeln. nur muss ich sagen, wer über die sprachformen der hs. aufschlüsse wünscht, der hat von den hier gedruckten texten gar keinen nutzen. für seine zwecke sind nur die in der vorrede mitgeteilten notizen von interesse. einzelnes findet er auch in den palaeographischen anmerkungen, welche die texte begleiten.

Von der zuverlässigkeit des haupttextes habe ich mir keine meinung bilden können. dagegen habe ich den text mit der arnamagnaeischen hs. 510 40 (von J. als C bezeichnet) verglichen und bin dadurch zu der überzeugung gelangt, dass J. alle nennenswerten verschiedenheiten zwischen dieser hs. und seiner haupths. gewissenhaft verzeichnet hat. die einzigen abweichungen, die ich in den variantenangaben vermisse, sind atsetu statt atsetum 5, 12; viliugr til leiks statt til leiks 10, 7; bæta statt bæta um 12, 1; beiddizt statt beidizt 15, 3 (ist beidizt nicht ein druckfehler?); hrummizt statt hrumizt 17, 11; hvat par sé statt hverr þar væri 23, 10. s. 7, 1 hätte gesagt werden sollen, dass med auch in C fehlt; s. 21, 4 hat C Vóru þeir þa leystir fóstbrædr. anderseits hat es sich mir aber herausgestellt, dass J. diese hs. C nicht überall richtig gelesen hat. s. 6, 13 hat die hs. vollkommen richtig modur, nicht modir, wie der hsg. behauptet. ebenso steht s. 10,2 ganz richtig avngvan leid-|| angur, nicht õngvar leidangur; s. 13, 4 suiuirdingar, nicht suiuardingar; s. 14,20 pigge, nicht pigi; s. 16, 5 ben, nicht barn; s. 39, 4 smáglingrur, nicht smáglingur, ganz wie in A; s. 52, 1 út, nicht úr. auch anderes wird unrichtig angegeben oder aufgefasst. s. 16, 5 hat C bratt mun hon sungen verda (hon über der zeile hinzugefügt); s. 17, 12 steht am rande nicht ein en, sondern hrvmezt, welches den zweck hat, das in der gegenüberstehnden zeile wegen eines risses im pergament geteilt geschriebene hrvm mest zu verdeutlichen. die abkürzung, die J. s. 40, 2 als eigi auflöst, ist ganz dieselbe, welche er s. 21, 1 richtig mit edr widergibt. s. 51, 12 ist sponz sinu gar nicht auf zwei zeilen geteilt, sondern steht mitten in

der zeile, die mit hleyptir 51, 18 anfängt und mit aptr 52, 2 endet. zu s. 40, 3 bemerkt J. vollkommen richtig, dass C því likann hat statt þvílíkum, aber er hätte auch weiter bemerken sollen, dass das folgende brunnhúsum in C in irgend einer weise corrigiert ist, was unzweifelhaft mit der richtigen form des vorhergehnden fürworts in zusammenhang steht. die angabe über hnífar 45, 16 ist vollends aus der luft gegriffen, denn C hat hnífar ohne die geringste spur von änderung.

Diese erfahrungen haben mein vertrauen zu der befähigung J.s, isl. hss. zu lesen, stark gerüttelt. aber er hat nicht allein gestanden. Kålund und Finnur Jonsson sind seine helfer gewesen, und wer das sprichwörtliche 'viele köche verderben den brei' nicht als ausnahmslose regel betrachtet, kann darum hoffen, dass J.s haupttext tadellos ist. die ausgabe im grofsen und ganzen scheint mir so verdienstlich, dass wir darüber ihre kleinen mängel vergessen sollten. die typographische ausstattung des buches übertrifft bei weitem alles, was die herausgeber altnordischer texte sich im allgemeinen leisten können. nur würkt es störend, dass der buchstabe f in den meisten fällen den kopf verloren hat. Växjö, 23 oct. 1893. LUDVIG LARSSON.

Les sources du Roman de Renart par LEOPOLD SUDRE, professeur au collège Stanislas. Paris, EBouillon, 1893. VIII und 357 ss. gr. 8°.

Sudre nimmt mit Krohn einen doppelten ursprung unserer fabeln und tiermärchen an: einen nordeuropäischen - die helden dieser gruppe sind bär und fuchs und einen orientalischen die helden sind ursprünglich löwe, hyäne und schakal. in der frage nach der priorität von märchen und fabel entscheidet er sich für die erstern. wie Bédier in dem 3 cap. seines jüngst erschienenen werkes (Les fabliaux. Paris 1893) verhält er sich gegen den griechischen ursprung der indischen ebenso wie gegen den indischen ursprung der griechischen fabeln ablehnend. was das verhältnis des Reinhart Fuchs zum Roman de Renart betrifft, so steht er auf dem standpuncte von Voretzsch1 (Zs. f. rom. phil. 15, 126 ff. 344 ff. 16, 1 ff), das deutsche gedicht gehe auf eine französische vorlage zurück, die noch nicht einheitlich gewesen sei, sondern ebenfalls eine sammlung von branchen, welche allerdings im wesentlichen gegenüber den erhaltenen französischen den ursprünglichen näher standen. mit der verwerfung der Grimmschen tiersagenhypothese, die man in jüngster zeit wider auf anderem wege einzuschmuggeln versucht hat (HBaumgart Poetik s. 157 ff; Fischer Lessings fabelabhandlungen s. 37), wird man wol einverstanden sein. hingegen fallen die germanischen namen für die

1 bei der abfassung meiner anzeige von Büttner 'Der Reinhart Fuchs und seine französische quelle' (Anz. xvIII 244) waren durch ungünstige umstände diese vorzüglichen aufsätze mir leider unbekannt geblieben.

herkunft der in letzter linie zu grunde liegenden tier märchen, die ja für S. selbst in höherem mafse als die antiken, gelehrt überlieferten fabeln quellen der einzelnen teile des tierepos sind, doch mehr ins gewicht als er zugeben möchte (s. WFörsters anzeige, Litt. centralbl. 1893 sp. 1393 ff), und ich kann in dieser annahme nicht wie er nur eine patriotische phantasie JGrimms sehen.

Der besondere teil behandelt nun 1) Fuchs und löwe: die beiden erzählungen vom Jugement du lion' und von 'Renart médecin' bildeten ursprünglich eine einheitliche branche*. die erste hat sich schon früh abgetrennt, ihre älteste gestalt zeigt der italienische Rainardo (bei Martin als xxvII branche abgedruckt). auch der Reinaert geht nicht direct auf branche 1, sondern auf eine selbständige verwante fassung zurück (vgl. Anz. xvш 247). im 2 teil behauptet S., wie mir scheint mit recht, gegen Voretzsch, dass die geringere zahl der opfer des fuchses im Renart ursprünglicher sei als die grössere im Reinhart, da anfangs nur der wolf allein seine rache empfand. über die ursache der krankheit des löwen im Reinhart s. Anz. aao. die antike fabel von der societas leonina findet S. im Roman de Renart in zwei reflexen, die sich zu einander verhalten sollen wie etwa in den französisch so häufigen doubletten das lautgeschichtlich entwickelte zum mot savant. ob aber das schinkenabenteuer würklich hierher zu ziehen ist, scheint mir fraglich 1. vgl. auch Lafontaines fabel 'La huftre et les plaideurs', deren älteste fassung unter den indischen Jatakas nachgewiesen ist (Warren De Gids 1893, 114) und in gröfserer entfernung die schwänke von der teilung des hühnchens, besonders die, wo der teilende sich selbst nur das gerippe zuspricht (s. RKöhler zu Gonzenbach Sicilianische märchen nr 1). — 2) Fuchs und bär. im anschluss an KKrohn (Bär [wolf] und fuchs. Journal de la société Finno- Ougrienne. Helsingissä 1889) wird gezeigt, wie in den beiden abenteuern von der schändung und dem fischfang wölfin und wolf nur an stelle der ursprünglicheren bärin und bär getreten sind. im einzelnen bemerke ich, dass s. 145 in Reinh. v. 433 'so warest dû mir doch ze swach' letzteres wort unrichtig mit faible übersetzt ist, da es niedrig, unebenbürtig bedeutet, und dass in den anmm. s. 145 und 147 Voretzsch wol misverstanden ist. auch die folgenden beiden geschichten vom bären im baumstamm eingeklemmt und vom bären des bauern ochsen holend sind im anschlusse an Krohn 2 behandelt. über die erstere ist zu bemerken, dass hier wie auch sonst an die

[* eine parallel version zum letzteren s. jetzt Zs. d. vereins f. volkskunde 4, 70 f: negermärchen v. d. goldküste.]

1

wenn man die fassung des Reinhart für die ältere ansieht, die des Ysengrimus und des dadurch beeinflussten Renart für eine etwa unter dem einfluss der fabel erweiterte hält, so entfällt die eigentliche ähnlichkeit.

2 vgl. die citierte abhandlung und 'Mann und fuchs. drei vergleichende märchenstudien' (Helsingfors 1891). [s. jetzt auch Zs. d. vereins f. volkskunde 4, 63 ff.]

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stelle von tieren (s. Cosquin Contes pop. de la Lorraine nr 3) die waldmüeterli und fänken treten (s. Jecklin Volkstümliches aus Graubünden 127; Vonbun Beitr. z. d. myth. 58). dass der Reinhart aus schamhaftigkeit die verstümmelung des caplans unterdrückt, ist mir für den verfasser von v. 590 wenig wahrscheinlich; viel eher wird, wie Voretzsch meint, auf seite des Renart der zusatz anzunehmen sein. von der branche Ix heifst es nicht ganz richtig, dass 'nulle part il n'est fait allusion aux événements qu'elle relate' (p. 190); denn v 147 ff steht doch jedesfalls damit in freilich unklarem zusammenhang (s. Grimm RFuchs cxxvi; Martin Observ. sur le Roman de Renart 51). - 3) Fuchs und wolf. für die episode von der wallfahrt muss ich mich Voretzsch anschliefsen, insofern als die wenigen erhaltenen verse, die uns die begegnung Baldewins mit Reinhart erzählen, gewis nicht hinreichen, um irgend eine identification des abenteuers vorzunehmen. auf den namen Baldewin ist allerdings nicht viel zu geben gerade weil er häufiger als name des esels erscheint, mag er dem Glichezare sonst woher bekannt gewesen und von ihm an die stelle des seltenern Bernart gesetzt worden sein. zu der geschichte vom fuchs, der in den brunnen schauend sein gesicht für das seiner eignen frau hält, ist das märchen der Kamtschadalen zu vergleichen, deren gotte Kutka das gesicht gleich dem einer frau von der maus angemalt wird, sodass er ins wasser sehend sich in sich selbst verliebt (Tylor Die anfänge der cultur, übers. von Spengler und Poske 1 404). bei der besprechung der episode vom vollgefressenen wolf wäre jedesfalls die ansicht von Krohn zu beachten gewesen. die zweite hochzeit der füchsin ist doch wol mehr als satirische ausführung des trouveurs wegen Grimm KHM nr 38 (s. Grimm RFuchs p. ccxvi). — 4) Fuchs und vögel. zu dem p. 285 citierten finnischen märchen findet sich eine parallele Krohn Bär und fuchs s. 122. das abenteuer vom fuchs und dem raben zwischen schakal und krähe spielend in Jātaka 294 (Warren De Gids 1893, p. 117). erwähnen will ich bei dieser gelegenheit eine neugefundene afrikanische parallele von der fabel, wie fuchs und storch einander gegenseitig zu gaste laden (Reinisch Die Bedauyesprache s. 67. WSB 1893). 5) Der wolf. die p. 336 angeführte geschichte von der sau, deren junge erst getauft werden müssen, ehe sie der wolf fressen darf, findet sich auch bei ESchreck Finnische märchen 233 und zwar in verbindung mit der von der stute, die dem wolfe den huf zeigt.

In einem schlusswort fasst S. die resultate seines buches zusammen: die quelle des Rom. de Ren. sei keine einheitliche, die quellen der einzelnen erzählungen seien mündliche traditionen,

1 Bär und fuchs s. 44 im gegenteil kann man geschichtlich nachweisen, dass eine aesopische fabel vom übermäfsig fressenden fuchse in dem tierepos und der fabellitteratur des mittelalters, sowie im volksmärchen der gegenwart zu einer erzählung geworden ist, in welcher der fuchs den wolf verleitet, übermäfsig zu fressen oder zu saufen'.

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