Obrazy na stronie
PDF
ePub

vernünftigen menschen würdige moralität, dahingegen die jetzt einreissende überspannung der empfindsamkeit ebenso leicht die entgegengesetzte würkung haben kann...

Deutscher unterricht, soweit er im lesen- und schreibenlernen steckte, ist zuerst nur an den elementarschulen zu finden; die schulordnung von 1651 nimmt ausdrücklich auf den gegensatz zwischen dem deutsch der lehre und der 'nidersächsischen oder brunswygischen sprache' rücksicht (s. 151). in den mittleren schulen ist das deutsche element längere zeit nur durch Luthers Catechismus und einige gottesdienstliche gesänge und lesungen vertreten (s. 128 f, 364 f merke man die anfänge deutscher kirchenlieder und vgl. die anmm. K.s dazu), sodass hier der reformierte gottesdienst allein träger des deutschen ist. der erste lehrplan, in welchem dem deutschen fachmäfsige aufmerksamkeit geschenkt wird, ist der Lectionsplan der klosterschule zu Marienthal 1742, s. 290: (zweimal wöchentlich von 1-2 nachmittags) 'werden die besten teutschen schriften in gebundener und ungebundener schreibart vorgelesen und mit anmerkungen begleitet; dabey auch die von den zuhörern verfertigten reden und gedichte beurtheilet'; es folgt die Schulordnung der stadt Holzminden 1756, s. 428: 'Da es auch nötig ist, dass in dieser [der mittelsten lateinischen] classe auf die deutsche sprache ernstlich gesehen werde, so soll dabey Gottscheds sprachkunst zum grunde geleget.. werden', s. 435: 'Die reinigkeit der deutschen sprache wird in dieser [der obersten] classe mit allem ernste getrieben und die schüler werden, nachdem das, was in der vorigen classe von den briefen bereits gefafset ist, wiederholet worden, zur ausarbeitung allerley aufsäzze, insonderheit kleinerer und längerer deütschen reden angewiesen'. im paedagogischen institut zu Helmstedt kündigt der director im wintersemester 1779/80 (zweistündig) an: facultatem in Latino pariter atque patrio sermone bene scribendi dicendique exercet et auctorum optimorum notitiam subministrat'. das lehrziel dieses unterrichts bestimmt näher die Nachricht usw. 1780, s. 473: 'Und auch im deutschen wird von zeit zu zeit grammaticalischer unterricht nach_hrn. Heynatz sprachlehre gegeben. Für die grundsätze der wohlredenheit, beredtsamkeit und dichtkunst, die lektüre, zergliederung und nachahmung vorzüglich glücklicher stellen deutscher clafsischer schriften, wie auch zur übung in verfertigung deutscher, lateinischer, französischer und englischer aufsätze, und im declamiren sind wöchentlich vier bis sechs stunden bestimmt'. in die von 1824 ab erlassenen reifeprüfungsordnungen ist überall ein deutscher aufsatz als teil der schriftlichen prüfung aufgenommen.

Von den 85 in diesem bande enthaltenen stücken sind 27 ungedruckt gewesen, eines war bisher zum teil ungedruckt, eines ist aus dem einzigen erhaltenen alten drucke mitgeteilt. die feststellung des textes darf im ganzen als eine solche bezeichnet werden, die auch für sprachliche untersuchungen genügend sichere

grundlage bietet, freilich nicht in jeder beziehung: so hat K. in sehr zahlreichen fällen nach der starren nhd. schriftregel für den schwachen dat. sg. m. oder n. des adjectivs willkürlich die starke form eingesetzt (13, 29. 68, 4. 138, 18. 147,22. 150,24. 152, 20. 165, 2. 167, 13. 171,2. 171, 13 usw.), und während er bei manchen anderen ebenfalls nicht zu billigenden abweichungen von seiner vorlage (wie, 319, 7 kinder. 347, 27. 347, 29 prediger statt kindern, predigern; 479, 36.37 französische statt französische) in den 'textkritischen und bibliographischen erläuterungen' die lesarten der vorlage einzeln verzeichnet, begnügt er sich bei jenen formänderungen mehrmals mit summarischer anmerkung, wie zu nr 24: 'bei dem abdruck werden ... zahlreiche druckfehler berichtigt, die fast alle auf der verwechslung von m und n in den endsilben beruhen', ähnlich zu nr 35. 50. 60. die in der einleitung angedeutete vermutung, dass die kirchen- und schulordnung des herzogs Julius (nr 7) von verschiedenen verfassern herrühre, hätte sprachlich durch hervorhebung deutlich auseinandergehnder stilmerkmale gestützt werden können. von den deutschen stücken ist nur nr 2 (1499) und 4 (1543) niederdeutsch, schon nr 5 und die folgenden sind hochdeutsch. während in den früheren hochdeutschen stücken zb. nr 5 (1566), 6 (1568), 7 (1569) hochdeutsch sch, schn, schl usw. geschrieben wird, findet sich in den documenten aus der zeit des herzogs August nr 15 (1647), 16 (1655), 17(1655) öfters sk, skr, sl, sn, sw. Die anmerkungen, deren hauptinhalt reiche und vielseitige sacherläuterungen bilden, enthalten auch einige syntaktische noten (das coordinierende und in zuvor und ehe 33, 14 durfte aber nicht mit dem subordinierenden in nach dem und sie aber 31, 35 auf eine stufe gestellt werden -) und worterklärungen (pfetzen, allmandt, gefehrlichen, ungefehrlich, gemutzt, gaerwurst, lehrwase ua.), die besser und übersichtlicher in dem kleinen glossar unterzubringen waren, das, so wie es jetzt ist, für germanistische zwecke keinen ertrag bringt. den schluss bildet ein vortrefflich gearbeitetes namen- und sachregister.

Innsbruck.

J. SEEMÜLLER.

Der schwarze ritter in Schillers 'Jungfrau von Orleans'. von FRANZ ULLSPERGER. separatabdruck aus dem 9 jahresberichte des k. k. staats-obergymnasiums in Prag. Prag, 1890. 31 ss. gr. 8°. 0,50 m. — die frage nach dem wesen und der bedeutung des schwarzen ritters in Schillers Jungfrau ist nicht so schwierig, als die ziemlich umfangreiche litteratur hierüber vermuten lässt. U. tritt mit schwerfälliger umständlichkeit in den kreis der commentatoren ein. seine ergebnisse sind gering. 'sollte ich mich entscheiden', schreibt er, ‘dann würde ich eher glauben, dass der schwarze ritter nicht der geist Talbots sei'.... 'die berührung durch den höllengeist bewürkt nach meiner ansicht weiter garnichts als das, was der dichter selbst angibt, die körperliche machtlosigkeit Johannas'.

mit solcher darlegung ist der kern der frage nicht berührt, und die zusammenfassung über die 'bedeutung der scene' (s. 29 f) lässt das wichtigste vermissen. man vgl. dagegen die einsichtsvolle erörterung von Bellermann Schillers dramen II 261 ff.

Leipzig, 18 sept. 1893.

ERNST ELSTER. Der Agnes - Bernauer-stoff im deutschen drama; unter besonderer berücksichtigung von Otto Ludwigs handschriftlichem nachlass. von JULIUS PETRI. Rostocker diss. Berlin, Ullstein, s. a. (1892). 8°. 47 ss. der titel umschreibt den inhalt der abhandlung nicht ganz genau. allerdings stellt ein einleitendes capitel die deutschen dramen zusammen, die von Agnes Bernauer handeln. nach einem raschen hinweis auf zwei volkslieder und auf Hofmannswaldaus Heroiden, in denen Agnes Bernin und herzog Ungenand als pendants zu herzog Tugenand (Ferdinand von Tyrol) und der Zuchtheimine (Philippine Welser) auftreten, bespricht P. die Bernauerdramen von Törring (1780) bis Melchior Mayr (1862) und characterisiert in knappen worten die dichtungen von Carl Theodor Traiteur (1781), Lipowsky (1801), JADestouches (1804), TFrEhrimfeldt (1808), Julius Körner (1821), von Heines vetter Schiff, der den stoff zu einer dialogisierten novelle verarbeitete (1831), von AEwald (1833), Adolf Böttger (1845), FCHoncamp (1847) und Hebbel (1855). dann aber verfolgt P. weit ausführlicher mit tief eindringender verwertung des handschriftlichen nachlasses Otto Ludwigs die verschiedenen gestaltungen, die der stoff während der jahre 1840-1860 unter der feder Otto Ludwigs angenommen hat oder besser gesagt annehmen sollte. nach dem hslichen materiale setzt er folgende phasen fest: 1) die erste bearbeitung von 1840, 2) eine bearbeitung von 1842/43 (proben in den nachlassschriften 1 164 ff) und 3) eine von 1846. fassungen 'wirtschaften' wie P. sich ausdrückt

diese drei 'noch mit

romantisch - romanhaften motiven', dennoch löse sich Ludwig in ihnen allmählich von der romantik los. es folgt das fragment von 1854 (4, z. t. abgedruckt in den nachlassschriften 1 259 ff), angeregt durch Mayr und Hebbel, dann (5) ein weiteres fragment von 1856/57 (zuerst gedruckt in den Ges. werken, jetzt in der neuen ausgabe widerholt), endlich ein fragment von 1858-60 (6). das schlussergebnis der untersuchung lautet: 'Otto Ludwig hat alle möglichkeiten der behandlung des Bernauerstoffes durchlaufen, mit ausnahme der einen, die Hebbel versuchte. vor diesem fehltritte schützte ihn die anlage seiner dichterischen natur... eine abstracte gestalt, wie Hebbels herzog Ernst, hätte Ludwig nie hervorbringen können; und so war ihm die auffassung Hebbels von vornherein verschlossen. aber er hat versucht, den stoff als intriguenstück, als ehe- oder liebestragödie, historisch und halbhistorisch zu behandeln. und jede der auffassungen durchläuft unzählige schattierungen; und immer wider bricht doch das bewustsein durch: so geht es nicht. erst nach langem, langem

ringen findet er den reichen boden, auf dem eine solche handlung erwachsen kann, findet er den abschluss, der allein eine peinlich furchtbare endstimmung verhindern kann: den tod Albrechts. aber seine dichterische kraft war gebrochen' (s. 46). genauer liefsen die resultate, die P. gewonnen hat, sich nicht leicht bestimmen. denn so mühevoll und so dankenswert die untersuchungen des Ludwigschen nachlasses sind, so hat P. doch durch die disposition sich um den besten erfolg gebracht. er reiht eine fassung an die andre, er streut feinsinnige bemerkungen ein, erläutert, was zu erläutern ist, weist anklänge und einflüsse nach, kritisiert, ja kritisiert vielleicht ein bischen zu viel und ein bischen zu scharf. aber übersichtlich oder leicht lesbar ist die abhandlung nicht. die verschiedenen bearbeitungen verschwimmen in einander, weil P. nicht mit starken und energischen strichen die entwicklung der einzelnen motive und den character der einzelnen fassungen herausarbeitet. auch P. hätte sich zu herzen nehmen sollen, was Minor einmal über die darstellung von stoffgeschichten gesagt hat (Hallische neudrucke 79/80, XXIV f). ich verkenne trotzdem nicht den fleifs und die genauigkeit, mit der P. die mühsam zu ergründenden handschriftlichen schätze durchgearbeitet hat, auch nicht den scharfsinn, mit dem er änderungen und verbesserungen nachgegangen ist. für den poetiker wertvoll sind die hübschen beobachtungen über Ludwigs planhefte (s. 21 ff). Wien, 6 august 1893. OSKAR F. WALZEL.

KLEINE MITTEILUNGEN.

EIN BRIEF JACOB GRIMMS, der seit jahren in meinem besitz war, möge hier mitgeteilt werden, damit er nicht verloren gehe: denn ich schenkte ihn kürzlich einem autographensammler. er nimmt die erste seite eines quart doppelblattes ein und ist laut der adresse auf s. 4 gerichtet an Herrn Carl Reimer, Inhaber | der Weidmännischen Buchhandlung | Wolgeboren | Leipzig.

Hochgeschätzter Herr und Freund,

ST.

Ich säume nicht auf Ihren eben empfangnen Brief zu antworten. Meine Abreise ist durch Wilhelms Anwesenheit verzögert worden, das Pfingstfest über kommt seine Frau mit den Kindern ihn abzuholen, und diese Tage habe ich auch noch mitzufeiern. Dann reise ich nach Kissingen, und wahrscheinlich mit Dahlmanns, die etwa bis zur Mitte Juni dort verweilen werden, nach Thüringen und Sachsen. Also erst in der zweiten Hälfte des folgenden Monats werde ich nach Leipzig kommen. Sie bieten mir wiederholt auf das freundschaftlichste Ihre Wohnung an, wenn es Sie dann nicht belästigt, so werde ich es auf einige Tage annehmen. Für die gütige Besorgung der Geldangelegenheiten danken wir verbindlich. Grüfsen Sie Haupt. mit herzlicher Hochachtung der Ihrige Jac. Grimm.

Cassel 31 mai 1838

ZU TACITUS GERM. CAP. 28 (Zs. 38, 22 ff). zu der sinnreichen conjectur von Hermann Möller, die corrupte stelle Tac. Germ. 28 durch einsetzung von citeriora zu heilen, lässt sich nachtragen, dass der ausfall des wortes viel leichter sich erklärt, wenn Tacitus geschrieben hatte: Igitur inter Hercyniam silvam Rhenumque et Moenum amnes Helvetii (citeriora), ulteriora Boii ... tenuere. das eingesetzte wort, als uteriora gelesen, konnte leicht als doublette von ulteriora erscheinen und wurde daher weggelassen.

München, 2 febr. 1894. ED. WOLFFLIN. DE HEINRICO V. 7. Steinmeyers scharfsinnige vermutung über die handschriftliche lesung in v. 7 des genannten liedes (MSD3 I 106) hat sich bei erneuter einsicht des Cambridger ms. Gg. 5,35 bl. 437 auf überraschende weise bestätigt. darnach lautet dieser v. (z. 10. 11 der hs.): hic adest Heinrich bringt | her hera kuniglich. eingehndere behandlung der ganzen stelle, sowie ergänzende beschreibung des die Cambridgelieder enthaltenden teiles der vielbesprochenen hs. werde ich in meinem (in vorbereitung befindlichen) cataloge der deutschen und niederländischen hss. in England bringen. R. PRIEBSCH.

Cambridge.

ZUR KAISERCHRONIK. aus tafel 23 der zweiten ausgabe von DEBarings Clavis diplomatica (Hanoverae 1754) teilte jüngst ABeets in der Tijdschrift voor nederlandsche taal- en letterkunde 13, 77 bruchstücke eines jetzt verschollenen lateinisch-mittelniederländischen alphabetischen vocabulars saec. XIV mit. dieselbe tafel enthält aber auch ein Fragmentum Poetæ Germanici sec. XII. Hanoveræ ex museo meo, nämlich je neun verse zweier spalten (1632-42. 1664–72 Mafsmann) eines kleinfolioblattes der jüngsten redaction der Kaiserchronik (Schröders C) in facsimiledruck. schon seinem schriftcharacter nach kann freilich dies bruchstück, das ich bisher nirgends erwähnt finde, nicht dem 12, sondern nur dem ausgehnden 13 jh. angehört haben.

ST.

BERICHTE ÜBER GWENKERS SPRACHATLAS DES DEUTSCHEN REICHS.

IX.

29. machen (satz 17).

Die lautverschiebungsgrenze k/ch stimmt zu der von sitzen (Anz. xix 357 f) bis zur Oder, östlicher zu der von heifs (o. s. 96); nur Neufs und Düsseldorf bleiben noch nd., Schönewalde anderseits im kreise Schweinitz hat bereits ch; in der nördlichen nähe der grenze zwischen Elbe und Oder zumeist wider ch in den städten. statt nd. k deuten in Schleswig-Holstein, Mecklenburg und der Lüneburger heide ganz vereinzelte g eine erweichung an (vgl. winder Anz. xIx 108). das hd. ch wechselt mit g (bei gedehntem stammvocal) westlich einer ungefähren linie, die von der verschiebungsgrenze bei Freudenberg südwärts abbiegt, auf Driedorf am Westerwald und von hier westlich auf Linz zieht,

« PoprzedniaDalej »