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Aristoxenischen begriffen einen organischen grundplan von der nötigen spannweite finde, kann ich nicht zugeben. man muss die einfachsten stücke von Bach schon beschneiden, um sie nach W.scher weise in den griechischen rubriken unterzubringen, ohne dass damit in übersichtlichkeit ein schritt über unsere notenschrift hinaus getan würde'. auch dem neudeutschen versbau gegenüber sind die antiken begriffsclassen unzulänglich, schon aus dem grunde, weil sie für den volkstümlichen, wahrhaft deutschen vers einfach keinen raum haben und den nach-opitzischen vers von seinem vorgänger in verständnistötender weise losreifsen. es ist bezeichnend, wie das Goethische gedicht 'Epiphanias' bei W. s. 215 den antiken rahmen sprengt. und wie ergienge es erst mit den Goethischen sprüchen, wenn man auch sie versuchte in das classische gehege hineinzuquälen!

Das buch kann, alles in allem genommen, nur schmerzliches bedauern wecken, dass der grofse verslehrer mit dieser tat von dem schauplatze ruhmvollen würkens abtreten muste.

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Berlin, 4. september 1893. ANDREAS HEusler. Orvar-Odds saga herausgegeben von R. C. BOER. (Altnordische sagabibliothek 2.) Halle a. S., MNiemeyer, 1892. xxu und 124 ss. 8°. 3,60 m. die textbehandlung ist dieselbe wie in der grofsen Leidener ausgabe, nur ist hier der anlage der sammlung entsprechend der varianten-apparat weggeblieben und nur die haupths. S abgedruckt worden. sehr wertvoll für den anfänger sind die fufsnoten, welche kurze syntaktische und sacherklärungen geben und auf die einschlägige litteratur verweisen.

In der einleitung verzeichnet B. kurz die ergebnisse seiner sagengeschichtlichen untersuchungen Ark. f. nord. fil. 8, 97 ff und 246 ff. ein bleibendes resultat ist wol der nachweis, dass die sage von Orvar-Odd von der russischen sage von Oleg, Ruriks nachfolger, beeinflusst ist. bei Nestor heifst es von Oleg, dass er durch den biss einer schlange umgekommen sei, welche lange nach dem tode seines pferdes aus dem schädel desselben kroch, dasselbe erzählt bekanntlich auch die saga von Orvar-Odd. russischer einfluss ist auch sonst deutlich im namen Bjálkaland 'pelzland'. dem an. bjálka- entspricht russisch bělka 'eichhörnchen'. dieses belka ist wider eine bildung von bělu 'weifs', und die compositionen mit diesem wort bezeichnen entweder pelzwerk oder pelztiere. beachtenswert ist auch der versuch B.s einen historischen Orvar-Odd nachzuweisen. B. identificiert den Odd mit dem Ohthere in Alfreds Orosius, der im 9 jh., also als ein zeitgenosse von Grim, dem vater Odds, von derselben

1 weshalb das D-dur- praeludium im zweiten teile des Wohltemperierten claviers' immer und immer wider in W.s büchern als einziger vertreter der mischung zwei- und dreiteiliger füfse' herhalten muss, ist nicht klar; bei Bach wie auch wider bei Schumann und Brahms finden sich derartige fälle zu dutzenden.

gegend, von Halogaland aus, eine Bjarmalandsfahrt unternimmt. die zusammenstellung der namen Odd und Ohthere ist freilich wenig bestechend. B. meint, Ohthere sei aus Odd entstellt; da es keinen dem an. Odd entsprechenden ags. namen gab, habe man den ähnlichen Ohthere eingesetzt. da ist es doch wahrscheinlicher, dass die sage den namen entstellt hat. ich gebe hier zu überlegen, ob nicht der Oddo pirata in einer beziehung zu OrvarOdd steht. Saxo 192 heifst es von ihm: vir magicae doctus ita ut absque carina altum pererrans. man denkt hier an die eigenschaft des Orvar-Odd, immer günstigen fahrwind zu haben, vgl. Beitr. 18, 73. die entlehnungen von der Odysseus-sage hat B. richtig besprochen; es fällt nur auf, dass er Nyrops abhandlung Sagnet om Odysseus og Polyphem (Nord. tidskr. f. fil. 5, 216 ff) nicht berücksichtigt, die ihm das meiste schon vorweg genommen hat. zur episode vom kampfe auf Samsey verweise ich jetzt auf Beitr. 18, 109 ff.

Wir wünschen der Saga-bibliothek ein rasches gedeihen. wenn der woldurchdachte plan so durchgeführt wird, wie es die vorliegende probe erwarten lässt, so wird das nicht ohne günstigen einfluss auf die nordischen studien in Deutschland sein.

Wien, im juli 1893. FERD. DETTER. Gellerts dichtungen. herausgegeben von A. SCHULLERUS. kritisch durchgesehene und erläuterte ausgabe. Leipzig und Wien, Bibliographisches institut, o. j. [datum der vorrede: oct. 1891.] vi, 28 und 385 ss. 8°. gbdn. 2 m. die hauptschwierigkeit bei der herausgabe von Gellerts werken für ein grofses publicum ist die entscheidung, was von den schriften dieses schnell veralteten heute noch interessieren kann. Sch. hat die auswahl geschickt getroffen. von briefen und vorlesungen gibt er knappe proben, von den geistlichen oden und liedern eine stattliche, von den moralischen gedichten eine beschränkte sammlung; die 'Fabeln und erzählungen' druckt er vollständig ab. der text ist, wie hier und da erprobt wurde, zuverlässig. und da auch die einleitung über Gellerts leben und werke sehr erfreulich ist, sachkundig, unbefangen und anspruchslos, so gewinnt der leser ein vollständiges bild des menschen und schriftstellers. nur eins haben wir vermisst: der dramatiker Gellert, der nicht mehr veraltet ist, als der moralist, kommt gar nicht zu wort. Sch. hätte statt des reizlosen dritten buches der Fabeln und erzählungen 'Die kranke frau' abdrucken sollen, auf die mancher leser der Hamburgischen dramaturgie neugierig ist, sollte er auch nach der lecture entteuscht sein.

Marburg i. H., im december 1892. ALBERT KÖSTER. Goethe der deutsche prophet in der Faust- und Meisterdichtung mit einem anhang der benützten, teilweise erst neu aufgefundenen quellen in Goethes werken, correspondenzen etc. von OTTO LUDWIG UMFRID. Stuttgart, ABonz u. Co., 1893. xvI u.. 178 ss. gr. 8°. 3 m.

die seltsame schrift kann keiner wissenschaftlichen kritik unterliegen. der verf., welcher übrigens eine ausgebreitete belesenheit in Goethes werken, besonders denen des späteren alters, besitzt, ist mit den grundbedingungen methodischer forschung nicht vertraut und folgt lediglich den kreuz- und querzügen seines subjectiven gedankenganges, dessen einzige objective wegweiser von dogmatisch-theologischer art sind. die schrift ist im wesentlichen eine erläuterung des Faust, während der Wilhelm Meister nur aushilfsweise herangezogen wird. für einen feuilletonisten wäre es leicht und dankbar, seinen witz an diesem neuen Faustcommentar zu üben; in dieser zs. scheint es angemessener darauf hinzuweisen, dass U. zur erklärung zwei bisher noch nicht genug berücksichtigte abschnitte aus Goethes werken herbeizieht: erstens die am schluss des achten buchs von Dichtung und wahrheit gegebene theo- und kosmogonie, welche sehr geeignet ist, das doppelverhältnis des Mephistopheles als verkörperung des bösen und mithelfer am guten zu verdeutlichen, und zweitens die im zweiten buch der Wanderjahre enthaltene ethisch-religiöse lehre von den drei 'ehrfurchten' (vor dem, das über uns, neben uns und unter uns ist), welche zum verständnis von Fausts läuterung und erlösung wesentliche beihilfe liefert.

Rom, sept. 1893.

OTTO HARNACK. Der Cid. geschichte des Don Ruy Diaz, grafen von Bivar. nach spanischen romanzen von Joh. Gottfr. vHerder. schulausgabe, besorgt von dr W. BUCHNER. Essen, Bädeker, 1892. xvII u. 130 ss. 8o. cart. 1 m. unter zugrundelegung der bekannten abhandlung über den Cid von Reinhold Köhler und der synoptischen ausgabe von Voegelin hat Buchner hier eine schulausgabe hergestellt, die man empfehlen darf. hervorgehoben sind nur die romanzen, die Herder mittelbar oder unmittelbar aus dem spanischen übersetzt hat; dagegen treten die erweiterungen Couchus aus der Bibliothèque universelle des romans durch kleineren druck in den hintergrund. wissenschaftliche bedeutung kommt. der ausgabe nicht zu. der text ist an manchen stellen mit rücksicht auf schüler leicht retouchiert. Marburg i. H., im december 1892. Untersuchungen zu Schillers aufsätzen Über den gnügens an tragischen gegenständen', 'Über die und Vom erhabenen' (Über das pathetische'). kenntnis von Schillers theorie der tragödie. von dr KARL GNEISse. wissenschaftliche beilage zum programm des gymnasiums zu Weifsenburg i. Elsass. Weifsenburg, CBurckardts nachf., 1889. progr. nr 494. 4o. I und 37 ss. es ist eine leider unbestreitbare tatsache, dass in der beurteilung der trauerspiele unsers grösten deutschen dramatikers die ansichten der berufensten beurteiler einander nicht selten schroff gegenüberstehn. der grund für diese erscheinung liegt darin, dass einerseits allgemein

ALBERT KÖSTer. grund des vertragische kunst' ein beitrag zur

anerkannte grundsätze für die beurteilung der tragischen dichtungen nicht vorhanden, anderseits Schillers eigene anschauungen über die theorie der tragödie, nach welchen doch seine trauerspiele in erster linie gewürdigt werden müsten, manchmal seltsamen misdeutungen ausgesetzt gewesen sind. Gneisse, der bei einem gründlichen versenken in die erklärung und beurteilung der 'Maria Stuart' sich bei durchmusterung der einschlägigen litteratur einem wirrsal widerstreitender aufserungen gegenüber sah, hat es deshalb unternommen, in vorliegender arbeit einen beitrag zu einer alle wesentlichen äufserungen des dichters zusammenfassenden darstellung der theorie Schillers von der tragödie zu liefern. die offenbar zunächst zur klärung der eigenen anschauungen unternommene arbeit wird, da die gleichen voraussetzungen häufig widerkehren müssen, auch von vielen fachgenossen mit nutzen durchgearbeitet werden.

Die sorgsam durchgeführte arbeit zerfällt in eine anzahl von einzeluntersuchungen, in denen allen nach dem wortlaut der hist. krit. ausgabe Schillers anschauungen zusammengestellt und erörtert, sowie misverständliche auffassungen geschätzter gelehrter (Hoffmeister, Tomaschek, Überweg, Hemsen ua.) zurückgewiesen werden. in der litteratur ist G. wol bewandert, seine beurteilung der Schillerschen sätze ist scharf und eindringend, der ton seiner polemik sachlich und mafsvoll.

In einem der arbeit vorausgeschickten vorwort (m-vi) weist G. an der hand verschiedener urteile über Maria Stuart die bestehnde unsicherheit der ästhetischen beurteilung der Schillerschen tragödie nach und stellt sodann fest, dass des dichters eigne theorie von der tragödie entweder aus unbegründetem vorurteil noch nicht genügend benutzt oder doch in wesentlichen puncten misverstanden worden ist. hieraus ergibt sich die notwendigkeit, diese theorie einmal im zusammenhange darzustellen

eine bisher noch ungelöste aufgabe. G. legt seinem 'beitrag' mit recht die abhandlungen zu grunde, in denen Schiller sich die feststellung der principien der tragödie zum ausschliefslichen ziele setzt. diese sind: (1) 'Über den grund des vergnügens an tragischen gegenständen' (1792); (2) 'Über die tragische kunst' (1792), eine directe ergänzung des vorher genannten aufsatzes, sowie (3) 'Vom erhabenen' (1793). dieser letzte aufsatz wurde nur zum teil unter dem titel Über das pathetische' in die sammlung von Schillers werken aufgenommen. spätere äufserungen des dichters werden nur hier und da zur erläuterung herangezogen.

Dem vorwort folgen fünf kurze abhandlungen. in der ersten (1-8) wird die würkung der tragödie, in der zweiten (8-17) die moralische zweckmäfsigkeit in der tragödie nach den beiden ersten aufsätzen Schillers erörtert. die dritte untersuchung (17-28) legt die gedanken des dritten, in seinem vollen um

fange nicht jedermann leicht zugänglichen aufsatzes ausführlich dar und erörtert ihr verhältnis zu den beiden früheren. im vierten cap. (28-31) wird Schillers theorie der form der tragödie nach dem zweiten aufsatze kurz besprochen, und dann im fünften (31-34) eine übersichtliche zusammenstellung der wichtigsten gedanken Sch.s über die tragödie nach den drei aufsätzen geliefert. ein anhang (34-37) vergleicht Schillers ansichten über die tragödie mit der Aristotelischen theorie und hebt die puncte hervor, in denen das verhältnis der beiden ästhetiker zu einander nach den aus G.s untersuchungen gewonnenen ergebnissen in einem veränderten lichte erscheint.

G. hat in der vorliegenden arbeit ohne frage einen dankenswerten beitrag zu Schillers theorie der tragödie geliefert. leider hat er sich jedoch nur auf einen teil derselben beschränkt, nämlich auf die erörterung der von Goethes einfluss und erneuter praktischer kunstübung noch unbeeinflussten theorie aus dem anfange der neunziger jahre. es wäre wol der mühe wert und eine erwünschte ergänzung obiger ausführungen gewesen, wenn G. an der hand der briefwechsel und sonstiger äufserungen des dichters es unternommen hätte, in einem zweiten teile nachzuweisen, in wie fern die in Schillers frühesten aufsätzen niedergelegten gedanken in seinen späteren theorien verwertet oder umgestaltet wurden. G. wäre ganz der mann dazu, seinen ‘beitrag' zu einer umfassenden darstellung der theorie Schillers von der tragödie auf grund des gesamten materials zu erweitern. Cambridge, juli 1892. KARL BREUL. Wilhelm Tell. schauspiel von FRIEDRICH SCHILLER. edited with introduction, english notes, maps etc. by KARL BREUL, m. a., ph. d. Cambridge, University press, 1890. LXXVI u. 267 ss. 80. 2 s. 6 d.

hält man im auge, welchem zweck diese ausgabe dienen soll, so ist sie reichen lobes wert. sie ist für den höheren schulunterricht oder für den niederen englischen universitätsunterricht bestimmt und zeichnet sich unter den zahlreichen derartigen werken vorteilhaft aus. sie enthält neben höchst elementaren unterweisungen, die dem deutschen leser lästig fallen, auch solche darlegungen, die nicht jedem geläufig sind. die einleitung berichtet angemessen über die entstehungsgeschichte und den stoff und mündet in den 'General remarks' in brauchbare ästhetische bemerkungen aus, für die besonders Freytags Technik des dramas glücklich verwertet worden ist. irrig ist s. xxxxш die bemerkung, dass Schiller beim blankvers des Carlos auch dem beispiel der Iphigenie gefolgt sei: diese erschien im selben jahre wie Schillers drama und beeinflusste das werk nicht. die metrischen bemerkungen sind z. t. ziemlich naiv, so zb. wenn es heifst (S. LIX): 'The rimes e: a are in most cases more objectionable to the eye than they are to the ear'. reime fürs auge sind wie farben fürs ohr; die schreibung ist ja ganz gleichgiltig! die sehr

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