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für jede der drei ersten kategorien eine verschiedene entstehung desselben lautes -a annehmen und begreift die quantität der endung von taga nicht. ich glaube, die entscheidung kann nicht schwer fallen. übrigens ergibt sich dann auch eine einfache fassung für das auslautsgesetz: gedecktes idg. - erscheint ahd. as. als a, gedecktes idg. -ō als o. doch kann ich das hier nicht des weitern ausführen. An einzelnen bemerkungen hätte ich folgendes vorzubringen. s. 13. von den angeführten beispielen für uuilleon kann 1962 von lonot abhängiger objectsaccusativ sein, zu dem 1963 als epexegese tritt, oder, wenn man lieber will, lonot steht anò zovou zu uuilleon und so huat so hie her guodes geduot: 'gott lohnt einem jeden menschen, seinen guten willen, das was er gutes tut'; vgl. das folgende thoh hie thuru minnea godes manno huilicon uu ill andi forgebe uuatares drincan. s. 18. alouualdan 251. 1510 soll nachlässige schreibung für alouualdand sein; gibt es denn as. genitive auf -and? s. 17. dass namon 5084 acc. ist, möchte ich bezweifeln. s. 18. ich kann nicht finden, pluralform ist; was soll der

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dass fetherhamon 5798 zweifellos hinweis auf 1669? dort ist vom gefieder der vögel die rede, hier von den flügeln éines engels. Sch. meint, dass die decl. von namo auch ahd. unregelmässigkeiten zeige und beruft sich dafür ua. auf Otfrid wegen namon gen. I 16, 28, namon dat. IV 4, 27 (soll heifsen 47). er meint, dass der vorhergehnde labial schuld sei, und stützt diese ansicht durch die angeblich Otfridschen formen lichamon gen. v 23, 68, dat. I 10, 14. dabei ist aber aufser acht gelassen, dass alle 4 beispiele nur in der Freisinger bs. stehn und aufserdem 1 10, 14 und II 16, 28 o in e corrigiert ist. dass der bair. schreiber aber gen. und dat. auf -on statt en bildet, ist weiter nicht auffällig, Kelle führt Otfrid 241 f solche formen auch von (antdago), boto, brunno, entitago, gimazo, mennisgo, uuillo an. in all diesen wörtern lautet der stamm auf nichtlabialen laut aus. mit mehr recht hätte sich Sch. auf Tatian berufen können, der nicht nur das von ihm citierte naman bietet, sondern auch namon 134, 3. 142, 2 und theismon 89, 4.; vgl. Sievers einl. LXV § 108 anm. s. 26. von den stellen, die st. declination nach best. artikel beweisen sollen, haben zu entfallen 808, wo, wie schon Schmeller Gloss. s. 170 andeutete, thar the so viel wie 'wo' heisst, und 4741; denn costondero ist gen. pl. des substantivs costond 'teufel'. s. 61. 64. 66. uuanga hält Sch. mit Schmeller, Heyne und Behaghel für ein fem. da das wort aber ahd. ntr. ist, so kann man an der richtigkeit des ansatzes zweifeln. v. 4880 lässt sich das gewis nicht entnehmen, ebensowenig aus 5114 und 5496, wenn man uuangun für den acc. pl. nimmt. es bleibt also nur 201 uuangun uuarun im uulitiga (M-e). nun ist ja aber auch ins ntr. die pluralendung der masc. und fem. hin und wider eingedrungen. vgl. 2036 f Larea stuodun thar stenfatu sehsi.

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aus

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s. 79

s. 68. Sch. erinnert wegen der verkürzten endung on im gen. pl. mit recht an die ähnlichen Otfridschen formen; man möchte auch an die an. endung -u der schw. adj. denken, vielleicht auch an die Notkersche endung -ôn, die freilich nicht auf die adj. beschränkt ist. dass in all diesen fällen auslautendes - weggefallen sei, scheint mir nebenbei bemerkt ganz unglaublich. anm. Sch. meint, dass st. decl. nach dem art. sich auf das süd-, mittel- und niederfränkische beschränkt habe. das ist nicht richtig. auch Notker zeigt einige beispiele (Wunderlich Beitr. zur syntax des Notkerschen Boethius s. 12), im Klosterneuburger gebet MSD 84 steht demo giunstiemo taga und allerdings bei dazwischentretendem possessiv mit temo dinemo heiligemo bluodie; vgl. auch die beispiele bei Weinhold Mhd. grammatik § 524 f, von denen man die oberdeutschen doch nicht alle auf frk. einfluss wird zurückführen wollen. s. 95f werden eine reihe von adverbien besprochen, in denen -o und -a wechseln. Sch. ist geneigt, -a aus -o lautlich entstanden sein zu lassen. in manchen fällen dürfte diese erklärung zutreffen, aber nicht in allen. man darf nicht übersehen, dass auch ahd. doppelformen erscheinen, deren anwendung vom sprachgebrauch der denkmäler abhängt. das gilt für samo neben sama (Graff vi 27), eftho neben eftha (Graff 147), ana neben ano (Graff 1 283). s. 135. Sch. hält enan 13 für den acc. sg., bezieht es also auf euangelium. dazu hat ihn vermutlich die von Sievers unterm text angeführte stelle aus Beda bewogen: qui cum sint quattuor non tam quattuor evangelia quam unum quattuor librorum varietate pulcherrima consonum ediderunt. trotzdem möchte ich bei der auffassung Schmellers, Heynes und Greins bleiben, nach der enan n. pl. und auf die evangelisten zu beziehen ist, dass sie allein das evangelium aufschreiben sollten'. denn die ganze stelle 9-17 variiert fortwährend den gedanken: nur 4 männer wurden zur aufzeichnung des evangeliums ausersehen. dass nach Sch.s auffassung der sinn der stelle für den unbefangenen leser, der Beda nicht kennt, unklar würde, darf man ihm freilich nicht entgegenbalten, derartiges ist dem Helianddichter wol zus. 171. heri 1972 C ist keine analogiebildung nach der i- oder i-declination, vielmehr hat das heriu von M als analogiebildung nach der 6-decl. zu gelten; das wort ist ursprüngliches - abstractum, s. Holthausen Beitr. 13, 375 a. 1. oder trennt Sch. diese stelle von 3526. 5470. 5476. 5876? darauf würde deuten, dass er die letztern in seinem verzeichnis der dative auf - nicht erwähnt, s. 189 meint Sch., es sei zu kühn, v. 2975, wo C Elitheodo quả im gumon tegegnes list, elitheodo etwa mit berufung auf got. pai piudo für den gen. (pl.) zu erklären. die kühnheit ist nicht allzugrofs; von quã, das nach s. 188 möglicherweise schreibfehler für quamun ist, muss man natürlich absehen. nur darf man nicht, wie Sch. anzudeuten

zutrauen.

scheint, elitheodo von einem gedachten artikel thia abhängen lassen sondern von gumon. man vgl. Tat. 111, 3 therer fremidera thiota man 'hic alienigena', 128, 9 Andero thioto sum 'Samaritanus quidam'. s. 192. mahte 2954 ist wahrscheinlich indicativ (Behaghel Modi s. 8). s. 193. hete 2117 M ist wol

nicht hetu, sondern optativ (Behaghel aao).

Es liegt im wesen einer recension, dass sie mehr die puncte hervorhebt, in denen der recensent anderer meinung ist als der autor. trotz der gemachten ausstellungen trage ich kein bedenken, Schlüters buch für ein gutes und nützliches zu erklären.

Wien, 12. märz 1893.

M. H. JELLINEK.

Die reception der neuhochdeutschen schriftsprache in stadt und landschaft Luzern 1600-1830 von dr RENWARD Brandstetter. Einsiedeln, Benziger & Co., 1891. 90 ss. 8°.

Die Luzerner kanzleisprache 1250-1600. ein gedrängter abriss mit specieller hervorhebung des methodologischen momentes von dr RENWARD BRANDSTETTER, mitglied des indischen institutes im Haag. [ebd. 1892] 94 ss. 8°.

Zur geschichte der schwäbischen mundart im 15 jahrhundert. allgemeines und vocale der stammsilben. von dr phil. KARL BOHNENBERGER. Tūbingen, HLaupp, 1892. x u. 139 ss. gr. 8°. 4 m.

Brandstetters arbeiten gehören nach methode und ergebnissen zum besten der neuern sprachgeschichtlichen litteratur. selten gewinnt eine untersuchung, durch scharfe beleuchtung des typischen und durch vorbildlich klaren, sichern gedankengang, in dem mafse bedeutung weit über ihr eigentliches sondergebiet hinaus, wie dies Br.s schriften über die idiome seines heimatcantons nachzurühmen ist. die geschichte der mhd. wie der nhd. schriftsprache kann viel von Br. lernen. ich finde nirgends die litterarhistorische vorarbeit so gründlich angestellt wie hier, das material so besonnen und reichhaltig ausgewählt, die sprachlichen fragen mit dieser genauigkeit und umsicht behandelt.

Die deutschen aufzeichnungen Luzerns beginnen um 1250. ihre sprachform setzt sich fort in einer entwicklung, die man wol organisch, ungebrochen nennen kann, bis 1620: der zeitraum der mhd. schriftsprache. von da ab beginnt das eindringen der nhd. gemeinsprache: etwa zwei jahrhunderte hindurch schreibt der Luzerner ein gemisch des ältern und des jüngern schriftidiomes; die nhd. bestandteile nehmen stetig zu; erst seit dem anfang unsers jahrhunderts ist ein relativ einheitlicher habitus in den lautzeichen und flexionsformen erreicht, ist die ältere schriftsprache überwunden. dass im wortgebrauche der anschluss bis heute nicht vollständig ist, zeigt Br.s eigner stil.

Was bis zum aufkommen des nhd. geschrieben wird, nennt Br. Luzerner kanzleisprache (K). es ist aber nicht nur

die sprache der amtlichen documente, sondern auch die der privatbriefe, tagebücher, erzählungen: ein gegensatz zwischen officiell und privat scheint nicht zu bestehn, ein und derselbe autor schreibt amtlich und nichtamtlich die nämliche sprache. wol aber ist die kanzlei die eigentliche pflegerin dieser schriftsprache, insofern die officiellen kreise sie am geregeltsten schreiben und von schule und einheimischem buchdruck kein einfluss ausgeht. am ende des ersten zeitraumes (um 1600) wird auch von ungebildeten leuten geschrieben, und damit macht sich stärker als vorher ein unterschied geltend zwischen gebildet (K schlechthin) und ungebildet.

Diese gesamte K, im weitesten umfange, steht von der gesprochenen mundart sehr bedeutend ab. mundart ist überhaupt, bis auf die bewusten litterarischen versuche der neuzeit, niemals zusammenhängend niedergeschrieben worden. dass Br. mit voller schärfe die drei factoren auseinanderhält: mundart, kanzleisprache, neuhochdeutsch dh. also die gesprochene sprache; die bis 1620 unbestritten geschriebene sprache; die seit 1620 eindringende geschriebene sprache, dies ist ein entschiedener fortschritt über die frühern darstellungen. Br.s ergebnisse sind hier ohne weiteres zum mindesten für das ganze alemannische gebiet giltig. schon um 1250, als die deutschen urkunden beginnen, schreibt man nicht mundart, sondern mhd. schriftsprache.

Man kann es füglich nicht mehr so formulieren, das mittelhochdeutsche sei eine höfische dichtersprache' gewesen: es war schrift sprache im eigentlichen sinne des wortes; es war die sprache, worin auch die prosa, die localen urkunden aufgezeichnet wurden. diese sprache wurde von den kanzleien, als sie das deutsche adoptierten, schon fertig vorgefunden; concreter ausgedrückt die schreiber der ältesten deutschen urkunden hatten ein schriftdeutsch gelernt, das in straffer tradition schon durch ein paar menschenalter gelehrt worden war. nur dadurch erklärt sich die relative einheit und orthographische glätte dieser sprache, ihre weite verbreitung und vor allem ihr stark archaischer character gegenüber sämtlichen mundarten der zeit. ja, das vorhandensein einer 'ahd. richtung' in diesen ältern urkunden fordert eine vom dialect losgelöste schulung der schreiber, die ihre wurzeln mindestens im 11 jh. hat. wenn die classischen mhd. dichtungen, deren hss. nicht der zeit und der heimat der verfasser angehören, nur in ihren reimen sprachliche criterien zu gewähren schienen, so darf daraus sicherlich nicht geschlossen werden, blofs im reime seien 'gewisse mundartliche formen' 'vermieden' worden. übrigens fehlt es nicht an schlüssen auch aus dem versinnern; so zb. wenn ein lyriker, der die einsilbige tactfüllung vermeidet, einen vers baut wie: ich hán gesworn, daz ich vor loser manne tucke mich behüete (Bartsch Liederd. s. 130, 24), obwol seine mundart schon die praefixe ge-, be- syn

kopiert hat. die forschungen der letzten jahre haben gezeigt, wie stark die hd. maa. im 13 jh. allbereits differenziert waren: es scheint mir undenkbar, dass man beim vorlesen eines textes, der ungefähr mhd. geschrieben war, die sprachformen einer damaligen hd. mundart zu substituieren vermocht hätte: dafür war der abstand im 13 jh. schon zu grofs. ich glaube, dass noch Behaghel in Pauls Grdr. 1 540 f die schulmäfsige, archaische kunstform des mhd. schriftdeutsch nicht genugsam betont.

Ebensowenig aber kann man sagen, dass das mhd. im 14 jh. wider der unbestrittenen herschaft der mundarten platz machte (v. Bahder Grundlagen des nhd. lautsystems s. 1). jene schriftsprache wurde weiterhin vererbt. wol nahm sie mehr

und mehr mundartliche bestandteile in sich auf, sodass sie sich local differenzierte und die einheit des grofsen gebietes in teilgebiete zerfiel. aber da im 14 und 15 jh. die gesprochenen dialecte ihrerseits letzte grofse neuerungen erlebten, die die schriftsprache nur zum geringen teil in sich aufnahm, so wurde der abstand zwischen mundart und schriftdeutsch keineswegs verringert. und von einem bruch mit dem schulmässigen mhd. kann nicht die rede sein: es blieb immer noch der grundstock des geschriebenen deutsch.

Das nhd. hatte also seinen kampf nicht gegen die mundart, sondern gegen die localen fortsetzungen der mhd. schriftsprache zu bestehn. nach Br. (Reception s. 62) würkte die ma. dem nhd. nicht einmal in der weise entgegen, dass sich etwa die zu der ma. stimmenden elemente von K am längsten gehalten hätten.

Br. schildert nun das vordringen des nhd., indem er einzelne grammatische erscheinungen, und zwar solche, die sich im nhd. der letzten dreihundert jahre gleichgeblieben sind, in ihrer individuellen chronologie verfolgt. da er sich aufserdem auf geschriebenen, durch unterschrift und züge der hand beglaubigten stoff beschränkt, also die frage consequent so stellt: wie haben geborene Luzerner geschrieben?, so bekommt seine untersuchung eine geschlossenheit und ein psychologisches interesse, die wir bei einmengung der Luzerner drucke vermissen würden.

Br. ist soweit gedrungen, wie es die schranke seines gebietes zuliefs. was darüber hinaus liegt, also namentlich die fragen: woher hat Luzern die ältere, mhd. schriftsprache bezogen? wieweit steht die Luzerner K während ihres ganzen bestandes in abhängigkeit von den gröfsern schweizerischen kanzleien? woher und durch welche canäle ist das nhd. nach Luzern geströmt? diese fragen durften unberührt bleiben, solange dem mhd. und nhd. der führenden alemannischen städte bearbeitungen von ähnlicher genauigkeit fehlten.

Der schilderung der K in der ersten periode (Luz. kanzleispr. s. 17) hätte ich eine ergänzung gewünscht: dass Br. nicht blofs die vom sonstigen mhd. abweichenden, dialectischen bestandteile

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