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Udvalg af oldnordiske skjaldekvad med anmærkninger. ved KONRAD GISLASON, udgivet af kommissionen for det arnamagnæanske legat. København, Gyldendalske bogh., 1892. xxvII u. 247 ss.

gr. 8°.

Es war Gislason nicht mehr vergönnt, das geplante werk, eine auswahl von skaldengedichten in einem nach möglichkeit gereinigten, ursprünglichen text selbst zu vollenden. der tod raffte ihn, den besten kenner der skaldenpoesie, zu früh, am 4 jan. 1891, dahin. die arnamagnæanische commission sah es als eine ehrenpflicht an, das, was G. hinterlassen, so bald als möglich herauszugeben, und legte die arbeit in die bewährten hände von Finnur Jonsson, man kann es getrost aussprechen, das buch wäre nicht so übersichtlich geworden, wenn G. selbst es vollendet hätte. wer die eigenart des verstorbenen kenut, aus dem hundertsten ins tausendste zu kommen, und wer sich einmal selbst durch seine abhandlungen, besonders durch Njala 1, hindurch gearbeitet hat, wird mir zustimmen. freilich ganz verwischen lässt sich der ursprüngliche character nicht, und so treffen wir denn auch in den anmerkungen genug spuren von G.s art; aber Jonsson hat sich augenscheinlich redlich und mit erfolg bemüht, klarheit in die sache zu bringen.

Das werk besteht aus einleitung, text, der verse von 81 skalden, von Brage bis auf Sighvat þorparson bringt, anmerkungen, einer zugabe vom hsg., von G. ausgelassene verse enthaltend, sowie einigen indices, die aufklärung geben über in den anmerkungen vorkommende grammatische und syntaktische bemerkungen, über die schreibweise einzelner hss., über wörter, die lexikalisch oder etymologisch erklärt sind, über besonders behandelte umschreibungen, versarten und reime, über beiträge zur erklärung anderer nicht im text vorkommender skaldenverse; schliefslich folgen noch die alphabetisch geordneten skalden, deren dichtungen dargestellt und erklärt sind. diese indices bieten ein wertvolles hilfsmittel zur benutzung des buches.

In der einleitung gibt Jonsson zunächst eine kurze übersicht über die beschäftigung G.s mit der skaldendichtung. seine erste abhandlung aus diesem gebiet erschien 1866. seit dieser zeit hat er unablässig an der aufhellung dieser oft so dunkeln eigentümlichen dichtungsart gearbeitet. veranlasst zu dem vorliegenden werke wurde er durch das erscheinen von Wisens Carmina norroena, deren text ihn in mancher beziehung nicht befriedigte und dem er ein werk an die seite stellen wollte, das, direct auf die quellen zurückgehend, auch lausavisur und kürzere gedichte enthalten sollte, die Wisen ganz ausgeschlossen hatte. um dieses werk ausführen zu können, kam G. im sommer 1884 um enthebung von seiner docententätigkeit ein, indem er seinen plan, wie er auch von seinem hsg. inne gehalten ist, klar legte. dann nahm er 1886 seinen abschied, um sich ungestört seiner arbeit widmen zu können. er nahm alles auf, was er richtig erklären

A. F. D. A. XX.

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zu können meinte, schloss alles aus, was irgendwie mit kritischen zweifeln behaftet war'. dies verfahren hat natürlich übelstände im gefolge; kommt es doch oft vor, dass ein gedicht nur unvollständig widergegeben wird oder dass zb. von einer visa nur eine hälfte im text erscheint. dem hat der hsg. abzuhelfen gesucht, indem er das fehlende im anhang hinzufügte.

Für die einleitung standen Jonsson nur wenige bemerkungen G.s zu gebote. er gibt aufklärungen über die schreibweise, die G. bei herstellung der texte befolgte. so schreibt er (s. vi) immer e, o, nicht nur in unbetonten endungen, sondern auch in ableitungsendungen, wie -ell, -enn, -oll, orr, -ongr, -engr usw. dass es bedenklich ist, diese formen ohne weiteres einzusetzen, erweist uns Jonsson an einer grofsen zahl von beispielen bei dichtern vom beginn des 11 bis ins 13 jh., deren reime für i und u sprechen. dass aber daneben auch formen mit e gebraucht werden, zeigt ein reim Sighvats þorparsons, auf den ich (Skaldenspr. 55) hingewiesen habe: Erlengr: lengi Hkr. (ed. Unger) 445, 4. der bemerkung G.s (s. IX) o wird beibehalten, wo nicht besondere umstände a fordern' entspricht auch mein standpunct (vgl. aao. s. 39f). mit der schreibung singva, lingva, ingvi usw. stimme ich gleichfalls überein (vgl. aao. s. 48). nicht gerechtfertigt erscheint mir dagegen die durchgehnde einführung von ay statt der sonst üblichen, auch hslich häufiger vorkommenden ey (s. XIV). zum mindesten hätte den isl. dichtern ey verbleiben sollen. die aufnahme der uncontrahierten formen in der zeit vor 1100 (s. XIV f) wird sicherlich allgemeinen beifall finden. zu der frage über den wandel des p nach (s. XVI) verweise ich auf meine bemerkungen aao. s. 70 ff, wonach jedes falls soviel festzustehn scheint, dass er um 1200 bereits erfolgt ist. die von Sievers (Beitr. 15, 405 anm. 1) zuerst aufgestellte, von mir aao. s. 187 gestützte behauptung, dass die reime framm und nicht fram erfordern, findet bestätigung durch die zahlreichen beispiele, die Jonsson s. XVII anführt. daneben kommt zuweilen fram vor, was Jonsson auf dialectische entwicklung zurückführt, während ich eher an verschiedene behandlung je nach der tonstärke denken möchte. G. selbst schreibt im allgemeinen fram. wie mit framm verhält es sich übrigens auch mit enn; doch stehn mir für en keine beweisenden reime zu gebote. die, wie Hoffory wol mit recht vermutet hat, nur dialectischen formen wie ofst, efst usw. überall einzuführen (s. xvin), ist kaum gerechtfertigt. bei der zusammenschreibung von es, ek, at mit einem vorhergehnden wort scheint, wie Jonsson ausführt, G. kein bestimmtes princip verfolgt zu haben. er scheint es nur getan zu haben, wo es direct durch metrische erwägungen oder durch den reim gefordert wurde. Jonsson führt eine anzahl verse an, in denen der reim eine solche zusammenschreibung verlangt, und ich glaube, er hat sicherlich recht, wenn er (s. xx) den satz ausspricht, dass die zu

sammenziehung überall da das richtige ist, wo nicht metrische gründe sie verbieten. zu den von Jonsson angeführten beispielen kann ich noch einige hinzufügen: pás: Ása pjop. h. hvinv. (Wisen Carm. norr. 10, 9, 3); fák : víka Hauk Vald. (Wis. 79, 1, 4); frák: rákut Eldjarn (Hkr. 652, 12a); þás: Frisa Ein. Skal. (Wis. 28, 19, 5; vgl. Njal. п 216); svás: ræsir Ein. Skal. (Hkr. 744, 3 b). die frage, ob pót bei den skalden statt des gewöhnlich geschriebenen þótt einzusetzen sei (s. xx), bedarf wol noch einer genaueren untersuchung.

In den anmerkungen zeigt sich G.s ganze tiefe gelehrsamkeit und seine wol von keinem andern erreichte genaue kenntnis der skalden sowie sein geniales verständnis derselben. wie weifs er die feinheiten der reimtechnik und des stils aufzuspüren! so wenn er (s. 48) auf den gebrauch der samhendingar in den lausavisur aufmerksam macht, die aber zuweilen auch im strengen drottkvætt anwendung finden, oder wenn er (s. 50) aus dem abwechselnden gebrauch von männlichen und weiblichen endreimen im runhent seine schlüsse über das alter des betreffenden stücks zieht. wichtig ist auch die bemerkung über das fehlen von binnenreimen in einer grofsen zahl der älteren lausavisur (s. 54). von grofsem interesse sind ferner die ausführungen über willkürliche veränderung, welche schreiber aus unkenntnis der gesetze des reimes vornahmen (s. 207 ff). es unterliegt keinem zweifel, dass ein reim vatn vitre eine vollgiltige skothending darstellt. G. führt (s. 210 ff) eine grofse anzahl von beispielen an, in denen bei consonantengruppen nur die ersten consonanten miteinander reimen (man vgl. meine tabellen in Skaldenspr. s. 14f). ein solcher reim erschien den schreibern vielfach nicht als rein, ebensowenig wie der reim von kurzen zu langen consonanten; sie verlangten, dass die consonanten beider reimenden gruppen identisch seien, und griffen, um dies zu erlangen, zu gewaltsamen änderungen, von denen G. ein paar beispiele gibt. so wird ein kurzer consonant einfach verlängert wie in blakkir : hnakka Fms. vi 376, oder auch ein langer wird verkürzt wie bei demselben reim blakir: hnaka Flat. ш 426. eine andere art ist die vertauschung eines consonanten mit einem anderen qualitativ verschiedenen, wie in dem reim supr: myþi Fsk. 63. anstatt supr in sunnr zu ändern, hat der schreiber, um den reim zu erhalten, es vorgezogen, die unmögliche form mypi aus mynni zu schaffen. ergötzlich ist auch das beispiel omiors: liorsi aus Geisli 3, 4 Flat. 17. hier hat der schreiber nämlich die tiefsinnige entdeckung gemacht, dass das nominativsuffix -r im gen. nicht fehlen durfte, woraus folgte, dass lios zu liors geändert werden muste!'

In den anmerkungen ist auch, wie das bei G. zu erwarten stand, ein reicher schatz grammatischer und lexikalischer bemerkungen niedergelegt. nur auf weniges will ich aufmerksam machen. auf s. 51 f findet sich der interessante nachweis, dass

die formen der 2 sg. mon (mun) und skal für mont (munt) und skalt nicht, wie Noreen Aisl. gr. § 459, 4 will, selten, sondern in älterer zeit ziemlich häufig vorkommen, und dass, wenn auch häufig N (nn) und ll geschrieben wird, doch wahrscheinlich -n und zu sprechen ist. nach den auf s. 133 angeführten beispielen scheint es jetzt über allen zweifel erhaben zu sein, dass z zuweilen die geltung von s hat, nämlich in den verbindungen zt und zk. dies zeigen reime wie bezt: flestum Вp. 1 12 und skozkir: alþroskins Wis. s. 87; man vgl. zu dieser frage auch meine bemerkungen Skaldenspr. s. 79 und 276 anm. 1. vielleicht ist die entwicklung so zu denken, dass tst und tsk zu sst resp. ssk wurden, was dann zu st und sk weitergieng. dass man in dem verse des þorp Kolbeinsson (Hkr. 156, 4a) in hótt ('altum') das älteste beispiel des umlautes á zu ó zu sehen hat, wie G. (s. 147 f) will, halte ich nicht für richtig, sondern schliefse mich der auffassung Noreens Aisl. gr.2 §§ 58 und 72 anm. 1 an, der es für fraglich erklärt, ob hór w-umlaut hat, und, im wesentlichen Läfflers darstellung im Ark. f. nord. fil. 1 266 ff folgend, urspr. nom. hór, acc. hafan annimmt, und zwar ó entstanden durch contraction aus au vor h.

Zu der bedeutung von hefja ór heipnom dóme im sinne von 'taufen' ist noch aus NgL 1 339 hafneng zu stellen, das die 'taufe' bedeutet; vgl. Kahle Acta germ. 1 366.

Man wird aus dem angeführten ersehen können, welche reiche belehrung jeder, der sich mit altnordischer sprache beschäftigt, aus dem hinterlassenen werke G.s schöpfen kann, und es ist aufs tiefste zu beklagen, dass es dem verstorbenen nicht vergönnt war, das werk seines lebens zu vollenden und uns ein vollständiges Corpus scaldicum zu schenken.

Heidelberg, april 1893.

B. KAHLE.

Skeireins aivaggeljons þairh Johannen. vertaling met eenige opmerkingen omtrent tekst en teksteritiek. door H. G. VAN DER WAALS, leeraar bij het M. O. te Amsterdam. Leiden, EJ Brill, 1892. 56 ss. kl. 8o.- 0,90 fl.

Der commentar zum Johannesevangelium ist wol das interessanteste der auf uns gekommenen got. sprachdenkmäler. nicht allein weil er höchst wahrscheinlich originalwerk ist, sondern auch weil er eines der wenigen beispiele für die frühe verwendung einer barbarischen' sprache zu wissenschaftlichen zwecken bietet. aber gerade die eigenschaften, die dieses denkmal so wertvoll machen, erschweren sein verständnis. die treu dem originalwerk folgende bibelübersetzung gibt keinen absolut zuverlässigen mafsstab dafür, was dem got. sprachgebrauch angemessen war, und der inhalt der sogen. Skeireins wird nur von dem genauen kenner der patristik, welcher der germanist doch immer

nur als laie gegenübersteht, voll gewürdigt werden können. es wäre sehr zu wünschen, dass die theologen dem werk mehr, als bisher geschehen ist, ihr interesse zuwendeten, da es ihnen doch leichter fallen wird gotisch zu lernen, als dem germanisten sich in das ungeheure gebiet der exegese, dogmen- und kirchengeschichte einzuarbeiten. zu alledem kommt noch, dass die Skeireins schlecht überliefert ist und ihr verfasser offenbar im sprachlichen ausdruck höchst unbeholfen war.

Dass durch die vorliegende holländische übersetzung das verständnis wesentlich gefördert werde, kann ich nicht finden, wenn ich auch anerkennen muss, dass einige stellen von vdW. richtiger aufgefasst worden sind als von seinen vorgängern. von diesen scheint er übrigens nur mangelhafte kenntnis zu haben. ich schliefse das vor allem aus der einleitung, in der aufs breiteste die ansicht, dass in der Sk. die participia die stelle von verbis finitis vertreten, wie etwas ganz neues entwickelt ist. und doch haben sich sowol Löbe Beiträge zur textberichtigung und erklärung der Skeireins s. 28. 47 als auch Gering Zs. f. d. phil. 5, 407 zu derselben meinung bekannt. auch ich möchte sie für richtig halten, da es doch ein ganz merkwürdiger zufall wäre, wenn die vielen participialconstructionen, die doch nun einmal in dem überlieferten, nicht sehr umfangreichen text vorliegen, alle durch die unachtsamkeit des schreibers entstanden wären. dass hier das verbum subst. nach dem part. praes. wegblieb, ist übrigens um nichts auffälliger, als die gleiche ellipse nach dem part. praet. und auch sonst im nhd. die erscheinung geht weit über die zeit der schlesischen dichter (Grimm Gramm. Iv 174) zurück; s. Wunderlich Der deutsche satzbau s. 54. allerdings ist hier die ellipse auf nebensätze beschränkt1. beachtung verdient W.s hinweis auf spuren derselben erscheinung in der got. bibel 2. seine weitern argumente hätte er aber besser unterdrückt. es würkt beinahe komisch, wenn er zb. bemerkt, das got. ik qimands gahailja ina Mt. 8, 7 werde holl., deutsch, engl., schwed. und französisch durch zwei verba finita widergegeben, und das zum beweis für seine meinung heranzieht, 'dat èn in de skeireins èn in de evangelien het participium dikwijls door een persoonsvorm behoort te worden weergegeven, hoewel het in hoofdzinnen staat'. das ist doch was die Engländer ein truism nennen. soweit ich aus der etwas

1 ähnliche ellipsen kommen bekanntlich auch in andern sprachen vor. im spätern sanskrit wird das perf. ganz gewöhnlich durch participia auf -taund -tavant- ausgedrückt: sa gataḥ 'er ist gegangen'. vgl. auch das sog. periphrastische futur (data er wird geben').

2 wenn aber W. gegen Bernhardt zu Mt. 27, 53 bemerkt, dass das praet. von inn atgaggan nicht inn atgaggidedun laute, so übersieht er Bernh.s hinweis auf Luc. 19, 12, wo gaggida steht; dass die gewöhnliche form des praet. iddja ist, hat Bernh. sicher gewust. warum übrigens W. als belegstelle für das oft vorkommende iddjedun gerade Joh. 11, 31 anführt, ist mir unklar geblieben. vgl. auch Bernhardt zu Mc. 10, 27 und zu Eph. 2, 17, ferner Rom. 7, 9; Phil. 1, 23.

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