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nebenströme kommt: zb. griechische und babylonische kosmogonie sollten schon durch die ähnlichkeit im namen' zwischen Tiamut und Tethys als verwant sich verraten, eine ähnlichkeit, die nach L.s berechtigter erwiderung sich nur auf den anlaut bezieht und ernsthafterweise gar nicht erwähnt werden sollte (s. 154 anm.).

Diesen allgemeinen standpunct illustriert L. noch kurz durch einen blick auf die schöpfungssagen der naturvölker (s. 260) und zeigt, wie zb. eine lettische kosmogonie elemente enthält, die mit teilen völlig unverwanter mythen sich decken (s. 263).

L.s urteil über die germanischen kosmogonien entspricht diesen im verlauf seiner arbeit entstehnden und sich festigenden anschauungen. für das Wessobrunner gebet lehnt er (s. 214 f) ebensowol die gleichsetzung mit dem biblischen schöpfungsbericht wie die mit der Völuspa ab. ausführlicher untersucht er natürlich die eddischen kosmogonien. Ymi wird (s. 218. 230) erklärt als der weltbildungsstoff', und die welten der Edda werden (s. 225) in scharfsinniger weise als kosmologische abbilder der irdischen zonen, wie sie sich in germanischer auffassung darstellen, erklärt. die ganze legende von Ymi führt auch L. auf den gedanken des mikrokosmos zurück (s. 231). die theorien der Edda und der Genesis erklärt er (s. 232 f) als grundverschieden sowol in bezug auf den allgemeinen standpunct (s. 234) als in bezug auf den bau der welt (s. 235) und auf die form (s. 236). 'wir finden für die annahme einer directen entlehnung alttestamentlicher vorstellungen seitens der eddischen kosmogonie auch nicht einen anhaltspunct, es müsten denn die alttestamentlichen bestandteile der kosmogonie von den altn. anschauungen so vollkommen assimiliert worden sein, dass von diesen nichts mehr zu erkennen ist' (s. 236). es folgt eine ausgezeichnete darlegung der eddischen entstehungslehre nach ihren eigenheiten: 'wie die eddische kosmogonie im ganzen, so trägt auch der speculative gehalt derselben durchaus nordischen character an sich'. die vergleichende methode zeigt sich auch hier als jener wunderspeer, der die wunden heilt, die er schlug: wie eine an der oberfläche haftende zusammenschüttung von ähnlichkeiten aus aller welt enden das verständnis der einzelnen mythologien gefährdet hat, so wird eine gründliche und individuelle zusammenstellung den allgemein menschlichen kern und die nationalen verschiedenheiten ans licht fördern.

Zu bedauern ist die massenhaftigkeit der druckfehler, die durch die liste s. 276 f keineswegs erschöpft wird. um aber von einem vortrefflichen buche mit einem lob abschied nehmen zu können, verweise ich zum schluss auf die allgemeine gruppierung der schöpfungssagen (s. 265 f). hier ist ein würklicher schritt zur völkerpsychologie grofsen stils getan; möge er nicht ohne nachfolge bleiben! Berlin, juli 1893. RICHARD M. Meyer.

Zur germanischen sprachgeschichte von WILHELM STREITBERG. Strafsburg, KJTrübner, 1892. VIII und 116 ss. gr. 8°. 2,50 m.

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Die schrift ist eine neubearbeitung und erweiterung der im Freiburger Index lectionum für das sommersemester 1890 gedruckten abhandlung Die germanischen comparative auf -ōz-'. da diese nicht im buchhandel erschienene abhandlung mir nicht zu gesicht gekommen ist, wird auf den inhalt dieser und das verhältnis der neuen schrift zu ihr im folgenden keine rücksicht genommen.

Das thema des buches ist, wie Streitberg s. 6 zu ende der einleitung sagt, 'die frage nach der lautgesetzlichen entwicklung der urgermanischen langdiphthonge'.

Das 1 cap. 'Monophthongierung urgermanischer langdiphthonge' (s. 7-37) ist mit seinen beiden unterabteilungen in einer auf den ersten blick irreführenden weise wie lucus a non lucendo von dem benannt, was als nicht vorhanden nachgewiesen wird.

I. Urgermanisch ō aus ōi vor consonanz' und im auslaut (gemeint istō aus älterem germ. ōi), wie es Mahlow lehrte, hat nicht bestanden. Mahlows belege für ō aus ōi werden s. 8 ff der reihe nach geprüft: keinem der ō liegt ein älteres ōi zu grunde. das praesens got, salbō-p (s. 12 ff) ist nicht aus (*ōid <*ōjid <) -a-je-ti entstanden, sondern es ist wie lat. amat ein -à-ti, das, 'von haus aus der athematischen flexion zugehörig', neben jenem je-praesens aus der grundsprache ererbt ist. die verbalabstracta

auf -ōni- (s. 15 ff) sind, wie alle verbalabstracta, auch die infinitive, nicht vom praesensstamme, sondern vom verbalstamme, dem 'zweiten' oder 'infinitivstamm' der slavischen grammatik, gebildet1. der inf. salbōn (s. 17 f) hat nie das suffix -jo- besessen, so wenig wie slav. děla-ti, lat. ama-re. der inf. auf -ōjan (as. -oian ae. -ian afr. -ia) ist eine neubildung nach dem -je-praesens, germ. -ōjō.2 die germ. comparative auf -ōz-, die das ō der starken casus verallgemeinerten, haben ein vorhergehndes j analogisch eingebüfst (s. 23-28). wie S. selbst sich die sache denkt, ist sie ziemlich compliciert; dazu ist sie, obwol mit hinreichend vielen worten, doch nicht mit der nötigen klarheit dargelegt: der leser wird, schneller denkend als die worte S.s es ihm gestatten, sich von selbst den vorgang so vorstellen, wie Ehrismann (Literaturblatt 14, 234) und van Helten (Beitr. 17, 550 ff) ihn sich geschehen denken.

1 das der verbal abstracta auf -ini-, die den verben auf -jan zur seite stehn, entspricht nach S. (s. 17) dem im infinitivstamm slavischer verben auf -i-ti, litauischer auf -ý-ti und des lat. audī-re.

2 da auch bei starken verben neben einem praesens auf -jo der inf. ursprünglich des j entbehrt, sieht S. (s. 18) in got. sitan neben ahd. sizzu etwas ursprüngliches (vgl. Kluge Pauls Grdr. 1 378 f unter 10): neubildung ist einerseits das praesens got. sila, anderseits der inf. ahd. sizzen.

II. ‘Urgerm. ō aus ōu vor consonanz' (s. 29-37). dass in fällen wie got. snōrjō, ahd. snuor (ṇeben avest. snāvare skr. snāvan-), as. ko ahd. chuo (vgl. skr. gau:) 'einmal ein übergang von ōu zuō stattgefunden habe, lässt sich in der tat nicht bestreiten; wol aber, dass dieser übergang in die germanische urzeit falle. das kann nicht richtig sein, da durch diese datierung die im germ. für ōu auftretenden von den auf ōu zurückgehnden ō der übrigen idg. sprachen getrennt werden würden [skr. gám; griech. λwrós, Bov; lat. Roma nach Osthoff und Ceci aus *srōumā 'stromstadt', ōs nach JSchmidt aus *ōus usw.]. diese und jene stehn aber einander völlig gleich: wir können ihre existenz nicht leugnen, ohne dass wir jedoch im stande wären, sie auf die würksamkeit einzelsprachlicher lautgesetze zurückzuführen'. als aus der grundsprache ererbt, sind die ō aus ōu den von JSchmidt KZ. 27, 305. 369 ff (nicht, wie bei S. s. 32 oben zu lesen, 217 ff) nachgewiesenen indogerm. ē aus ei, ō aus ōi parallel und stehn mit den von WSchulze ebd. 420-29 und RMeringer KZ. 28 (nicht wie bei S. aao. zu lesen xvII), 217ff, Zs. f. östr. gymn. 39, 132ff nachgewiesenen grundsprachlichen langen vocalen aus langdiphthongen auf einer stufe.

Das ergebnis des 1 cap. ist (s. 37) das negative, dass im urgerm. ein gesetz, das ōi oder ōu zu ō werden liefs, nicht bestanden hat.

Mit diesem resultat hat S. zweifellos recht, jedoch wirft er im 2 abschnitt den grundsprachlichen schwund des u nach ō vor cons. mit einem jungen gotisch-nordischen schwund des u nach vor selbstlauter zusammen, indem er got. stōjan, tōjis, an. téja mit heranzieht und deren ō für ōu aus der grundsprache stammen lässt.

Aus an. teja: got, taujan ergibt sich für S. (s. 34) als alte flexion ein got. *tōja, praet. tavida1. zu diesem praet. ward ein

1 S. schreibt mit Braune tawida, wie gegenwärtig die meisten. ich kann es nicht über mich gewinnen, das zeichen des griech. v, dessen die got, schrift sich bedient, durch w zu transcribieren, 1) weil das griech. zeichen, wie bekannt, nicht allein als zeichen eines consonanten, des zweiten elements der diphthonge av, ev, sondern auch als zeichen eines selbstlauters (des griech. v und o) vom got. herübergenommen ist und ich wol svnagōgë, marturē, Lustrūs Avoτoois usw., aber nicht Lwstris, Swntwkein, Swriais Kwreinaiau usw. zu schreiben vermag; wol dagegen könnte ich mich in eine schreibung tauida und, mit anderem wert des zeichens, marture, Lustrus finden, woneben ier, tauian geschrieben werden müste; - 2) weil man, wenn man die schrift einer Sprache transcribiert, so weit wie möglich auf die schreibweise der sprache selbst rücksicht nehmen sollte. zwischen dem griech. v und unserm zeichen v besteht eine beziehung, die zwischen dem griech. v und unserm w eine weit entferntere ist, das zeichen w ist umsoweniger und das zeichen v umsomehr geeignet, wenn der gotische laut bereits etwas spirantisches an sich hatte; vgl. Jellinek Zs. 36, 276, van Heiten Zs. 37, 121 ff. aus diesem zweiten grunde haben wir eigentlich auch kein recht, den dem v-laut parallelen got. j-laut j' zu schreiben, da der got. laut eben nicht durch das zeichen des griech. oder lat. i, sondern, ebenso

got. praes. tauja neugeschaffen. dem praet. tavida entspricht (s. 35) ahd. zouuitun 'exercebant', stouuita; der bildung nach gleich got. taujan ist ahd. stouuen. regelrechte ursprüngliche praesensformen des verbs got. stōjan sind ahd. 2. 3 sing. stuouuis, slav. stavi-ši, -tu.

-it:

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usw.

Ich halte das von S. s. 34ff dargelegte, das von van Helten Beitr. 17, 563 f bestritten wird, für richtig, soweit es hier angeführt ist. es war aber nicht hergehörig. S. sieht in got. stōjan ahd. stuouuen = slav. stavi-ti ein verbum der schwachen 7-classe (lat. audi-re): als urparadigma setzt er an stājā, stāuīsi, stāužti aus der 2. 3 sing. sollen ahd. stuouuis, -it und die slav. formen, aus der 1 sing. das got. stōja hervorgegangen sein, während diesem gegenüber das abulg. stavlja in dringendem verdacht' steht, sein von den übrigen personen empfangen zu haben. dies ist unrichtig. richtig erklärt van Helten, dass in den grundformen von stōjan und slav. staviti nicht langdiphthong vor cons., sondern langer vocal+v vor vocal gestanden hat: das slav. verb sei 'offenbar ein causativum, also eine form mit altem -ėjo-'; got. stojan als denominativ lässt van Helten dagegen ein -ejósein, welchen formellen unterschied ich nicht acceptieren kann. zu grunde liegt dem slav. und germ. verb ein stāuėjō. von einem schwund des u vor cons. nach grundsprachlichem gesetz kann also keine rede sein: in got. stojan ist vielmehr nach jungem ostgerm. gesetz u nach ō vor vocal geschwunden (nicht vor cons. j, wie Mahlow und Brugmann annehmen), ebenso in an. tója, wenn got. taujan ist. slav. ist also kein u geschwunden und ebensowenig ahd.: nicht allein die 2. 3 sing., sondern das ganze praes. ahd. stuouuen ist regelrecht. im praes. got. stōjan ist das got. ō durch den übergang des ej (ij) in cons. j vor dem lautgesetzlichen übergang in au vor selbstlauter bewahrt geblieben. das verbum war durch den schwund des u kurzsilbig geworden, daher 2. 3 sing., 2 pl. stōjis, -jip, nicht *staueis, -eip. ebenso gen. tōjis nach der analogie der kurzsilbigen zu *tōi (aus *tōuijo-),

es

woraus taui.

Gegen S.s erklärung des praet. tavida wendet van Helten das bedenkliche der annahme eines germ. ablauts in der schwachen conj. ein. selbstverständlich zieht dies eine verb, wenn S.s erklärung richtig ist, alle ähnlichen nach sich, also entweder alle causativa mit ō von 'e-wurzeln', oder wahrscheinlicher überhaupt alle causativa auf -éjō, wodurch sich viele doppelformen erklären würden. auf einen accentwechsel innerhalb des paradigmas, der ursprünglich mit ablaut verbunden gewesen sein muss, deuten mit absoluter sicherheit hin fälle wie got. nasjan, hausjan mit s statt des erwarteten z. diese formen weisen auf betonte stamm

wie der entsprechende laut im ae., durch das zeichen des lat. g bezeichnet wird: wir sollten daher eigentlich, dem ae. entsprechend, got. zēr, tauzan schreiben.

silbe hin, die nicht wol im praesens auf -éjō, nur im praet. oder particip gesucht werden kann. der von S. erschlossene ablaut des praet. setzt endbetonung voraus, wie sie in den formen, wo der vocal der endung ein e war, mit sicherheit bestanden hat; es ist aber wahrscheinlich, dass neben diesen die formen mit ō in der endung die erste silbe betont haben, also germ. 2. 3 sing. nazidés, é, aber 1 sing. nasido". es würde dann geheifsen haben 3 sing. germ. stauidé (ahd. stouuita), aber 1 sing. stáuidōn (>ahd. stuota, got. stauida, das gegen S. nicht neubildung nach dem praesens, sondern regelrecht), ebenso 3 tauidé (got. tavida ahd. zouuita), 1 tóuido" (an. toda, wenn hergehörig). dieser ablaut innerhalb des schw. praet., wenn richtig erschlossen, ist derselbe, wie er ursprünglich im part. pass. der causativa bestanden haben wird, von welchem aus das germ. schwache praet. gebildet ist: vorgerm. stauito- stauitė- usw. wenn nicht aus dem praet., dann muss das s neben z in nasjan und dann kann die doppelheit stauida: tavida aus dem part. stammen.

Aus taujan statt *tojan neben stojan, stauida schliefst van Helten, dass das got. au vor selbstlauter ein au(v) aus ōv und entsprechend das ai in saian ein ai(j) aus ēj gewesen sein müsse. aber nach keiner analogie konnte sich aus einem älteren praet. *tauida ein praes. taujan ergeben. wenn neben stōjan, *tōjan lautgesetzlich ein praet. 1 stauida, *tauida, 3 tavida, *stavida bestanden hat, dann ist taujan zu tavida einfach analogiebildung nach straujan, stravida3. got. au in stauida ist, wie auch S. annimmt, aus ō, nicht unmittelbar aus ōv, und ebenso ist got. ai vor selbstlauter aus è entstanden, saia aus sē-ō (für sē-mi), vaip aus vē-idi (vē-eti für vē-ti), s. Bremer, Beitr. 11, 73. die got. ai, au für ē, ō sind entweder, wie Holtzmann annahm, kürzung vor vocal, ein auf verschiedenen sprachgebieten geläufiger vorgang, oder es ist in den ai, au, wie Bremer annimmt, die ältere qualität vor vocal gewahrt geblieben 4.

1 wenn die 3 sing. des praet. ursprünglich die schwundstufe hatte, a neben ā, ņ neben on (woher zünden neben got. tandjan) usw., dann ist ein o, germ. a, von 'e-wurzeln' (1 fóridon > ahd. fuorta, 3 faridé > got. farida, woher farjan neben förjan) an dieser stelle jüngere übertragung (statt *furide), ebenso wie im part. pass. farans.

2 wie as. funda ae. funde, an. frøra ōle-aoriste (germ. *fénþōn funđés, *fréuson fruzés, -é) vom praesensstamme (pénto- pnté-, préuso- prusé-), vgl. Engl. stud. 3, 161 f, Kluge Pauls Grundr. 1 375, so ist das germ. schwache praet. ein eben solcher /e-aorist von diesem to-stamme.

van Helten lässt umgekehrt tavida neben taujan nach stravida gebildet sein.

4 eine dritte denkbare annahme, dass die ai, au diphthongierung vor vocal seien, ein ebenfalls geläufiger vorgang, auf den eine secundäre monophthongierung gefolgt sein könnte, ist, weil diese erklärung im vorliegenden falle am meisten compliciert wäre, von vornherein am wenigsten wahrscheinlich und wird ausgeschlossen durch den umstand, dass noch griech. vor vocal im got. von dieser wandlung zu au betroffen wird.

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