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sich ausrufen lassen, dass er den tod der könige in seiner hand trage1.

Der hauptstock des Wolfdietrichsabenteuers ist damit erklärt, nur einzelne nebenzüge sind noch unaufgehellt. der burgname scheint romanisch, sowie die zaubereien, die an ähuliche in den Artusromanen vorkommende erinnern, wie denn überhaupt auch die namenformen Belian und Marpalie einen durchgang des stoffes durch französische epen befürworten. noch kann man hinzufügen, dass ebenso wie unsre Belianepisode wesentlich der Pelopssagenfassung des scholion zum Apollonius Rhodius 1, 752 entspricht, noch ein anderes abenteuer vom kampf mit einem ungeheuer, dessen ausgeschnittene zunge vorweisend Wolfdietrich sich der königin als den würklichen sieger einem betrüger gegenüber ausweist, auf ein scholion zu demselben schriftsteller 1, 516 zurückgeht, vgl. DHB ¡v s. XLIII.

An drei beispielen der mhd. spielmannspoesie des 12 und 13 jhs. ist der einfluss des hellenistischen romans und des spätgriechischen mythus nachgewiesen. wie diese art der antiken poesie um dieselbe zeit auch in die nordische sagenwelt, namentlich Saxos und der Prosaedda übergegriffen hat, davon ein andermal. Freiburg i. B., 28 jan. und 20 sept. 1893.

ELARD HUGO MEYER.

KRITISCHES UND EXEGETISCHES ZU ALTDEUTSCHEN DICHTERN.

Es sei mir gestattet, diese analecta zu beginnen mit zwei gedichten, die ich selbst soeben, zu einem bändchen vereinigt, neu herausgegeben habe. in der einleitung zu den Zwei altdeutschen rittermæren (Berlin, Weidmann, 1894) haben litterarhistorische erörterungen einen so breiten raum eingenommen, dass es geraten schien, über die wahl einzelner lesarten wie über das ganze kritische verfahren an anderer stelle rechenschaft zu geben.

1. MORIZ VON CRAON.

Mir selbst so wenig wie dem leser habe ich eine augenweide bereitet mit der scharfen heraushebung derjenigen wörter und wörtchen, die einzuschieben mir notwendig oder richtig schien;

1 Weil in der Histor. zs. 9, 419. Döllinger Akadem. vorträge III 207.

ich wünsche auch gar nicht, dass mein beispiel regelmäfsige nachahmung finde. für diesmal habe ich einen bestimmten zweck dabei im auge gehabt. unter den 42 zusatzwörtern oder wortgruppen, die ich nur zum kleinern teil in übereinstimmung mit Haupt oder Mafsmann eingeschaltet habe, befinden sich nur wenige, bei denen für mich metrische rücksichten entscheidend gewesen sind. wenn ich auch oft genug durch einen metrischen anstofs aufmerksam geworden bin, so habe ich doch nur in zwei oder drei fällen dem vers zu liebe interpoliert. ich wollte mit den vielen ( einmal nachdrücklich zeigen, wie oft ein gewissenhafter herausgeber, der mit den idiomatischen eigentümlichkeiten der mhd. dichtersprache rechnet und auch das wenige besondere, was sich einer dichtung von kaum 1800 versen für die eigenart des verfassers entnehmen lässt, zu lernen versucht hat, einer einzigen hs. gegenüber in die lage kommt, den vers 'füllen' zu müssen. ich denke metrisch viel weniger streng als MHaupt und nehme beispielsweise an inhaltlich und sprachlich tadellosen dreihebigen versen oder wenigstens versparen keinen anstofs- und doch habe ich noch weit öfter als er ein wörtchen eingeschoben. wortauslassungen sind die häufigste aller fehlergattungen: ganz besonders aber da, wo die hs. (oder ihre vorlage) ohne absetzung der verszeilen geschrieben ist; denn die unter einander gerückten verse erleichtern ungemein die controle des zeilenumfangs und wortbestandes. einer unserer jüngsten metriker, AHeusler, dem ich sonst in vielem gegen Lachmann und meine eigene frühere auffassung recht gebe, hält doch in der verteidigung des nur in der minnesängerhs. C erhaltenen textes der Kürenberg-lieder (zb. Mfr. 8, 13: Zur gesch. d. altd. verskunst s. 94) gelegentlich allzu einseitig an dem fest, was metrisch möglich ist.

Es schien mir aber die heraushebung der restituierten wörter auch noch einen andern nutzen zu gewähren: die verschiedenen gründe der auslassung, meist solche fürs auge, treten schon bei einem raschen überblick zu tage. so die verwechselung zweier wortausgänge in fällen wie 538 muoz (ez), 833 wiz (ûz), 960 ein (swan), 1281 vil (wol); 576 (doch) ich, 634 (daz) ez; seltener der wortanfänge: 561 wizzet (wol), 1739 müejet (mich): der schreiber glaubt das mit z, n, ch; w, m auslautende resp. anlautende nachbarwort schon geschrieben zu haben. ähnliche wortbilder haben den verlust auch herbeigeführt in fällen wie 484

mir (ie), 1346 (dir) wie; selbstverständlich in 1543 (er) erschrikte, 1709 (ir) irgan, sehr wahrscheinlich in 1164 darinn (in), 1435 hin wider (in), 1401 ich (ir), 1129 ich (ix), 1717 muoz ich [h-ähnliches 5!]. viermal ist nach meiner recension der versanfang verloren (90. 576. 983. 1284), nur einmal der versschluss: 1748, worüber unten näheres. den artikel habe ich viermal einsetzen zu müssen geglaubt: 208 (die) sicherheit ist vielleicht nicht unbedingt nötig; die übrigen drei fälle aber bilden eine gruppe, und die ist belehrend:

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672 und sante nách (dem) maste

872 und rouben wolte ûf (dem) mere

1553 und erschrac und mit (dem) munde

vielleicht erklären sich alle drei beispiele aus enklise des artikels an die praeposition in der vorlage: nachem, ufem, mittem, was dem abschreiber nicht geläufig war.

Ich wende mich nun zur besprechung ausgewählter stellen, wobei ich ein paarmal mich mit einem hinweis auf die seitenzahlen meiner einleitung begnügen kann. wo ich einer restitution oder emendation FBechs gefolgt bin, wird man die begründung, soweit eine solche nötig ist, auch in dessen aufsatz Germ. 17, 168 ff finden.

V. 2 ist mit rede eine adverbialische bestimmung, die dasselbe besagen mag wie das adv. redeliche und die also durch das von wærlichem mære des folgenden verses nur variiert wird. im übrigen vgl. Er. 3804f als ez diu werlt vername und ez ir für kæme. v. 21 1. Deiphebus, vgl. einl. s. xii'. v. 31 f: ich habe v. 32 bypotactisch genommen (für reguläres si enherten) und reichte der hs. stehn lassen, obwol ich eine genaue parallele für diesen gebrauch des verbums reichen 'sufficere' nicht nachweisen kann.

zu v. 76 vgl. einl. s. xiv. v. 90.91 hs. vnd bereitet sich weyt im lannde haben wir einen jener fälle, wo der schreiber völlig in die prosa entgleist scheint: den zweiten vers habe ich genau so hergestellt, wie er in der Eneide mehrfach (zb. 4526. 10641) vorkommt (vgl. auch gr. Rud. ẞ 5 witene after deme lande); das im 12 und im anfang des 13 jhs. so häufig bezeugte after lande wird in jüngern hss. oft genug durch in dem lande verdrängt, vgl. zb. die laa. zu En. 2418. 8432. die ergänzung von v. 90 wird einer bessern gern platz machen. in v. 94 scheint

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1 so hat Haupt auch eingesetzt.

Z. F. D. A. XXXVIII. N. F. XXVI.

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Haupt, in der sache Mafsmann folgend, eine verlesung von was aus vnz anzunehmen: davor warnt schon der dem was resp. swaz genau entsprechende gen. pl. lande 95, den M. H. natürlich beseitigen müssen. indem ich mich eng an die hs. anschliefse, erhalte ich einen guten sinn und brauche nicht mit H. eine 9 verse umspannende parenthese anzunehmen. v. 142 habe ich die negation, welche Bech fordert, ebenso wenig wie v. 32. 188. 205 und sonst eingeführt, weil sie die hs. in derartigen abhängigen conjunctivsätzen niemals überliefert und es auch an frühen belegen für diesen fortfall der negationspartikel durchaus nicht fehlt. zu v. 144 gleich ein wort über hete usw. ich finde es nirgends ausgesprochen, dass hete eine junge, nach analogie von tete taten aus dem plural haten erschlossene analogieform ist. noch weit jünger sind die spät und spärlich bezeugten formen du hetest, wir heten, ir hetet, si heten, die gleichwol von Lachmann bis Paul herab in allen ausgaben aus der blütezeit spuken, aber genau soweit verwerflich sind, als man tetest, teten, tetet fernhalten zu müssen glaubt. 165 hs. Ein hart schwere purde; die unwillkürliche wahl der prosaischen wortfolge zog im nächsten vers die fast mechanische änderung von were in wurde nach sich. v. 177: er tat, was in seinem wissen, in seinen kräften stand. v. 202: das hsl. die Romære wäre metrisch gewis unanstöfsig, indessen pflegen alte hss. (des 12 und 13 jhs.) den plural 'Romani' deutsch niemals mit dem artikel zu geben, den dann jüngere stets einsetzen. v. 217. 218: den schwachen acc. zu beseitigen, haben wir umsoweniger recht, als er keineswegs dem sprachgebrauch des schreibers entspricht. die brandstiftung Roms erscheint dem dichter als eine mafslosigkeit', etwas unerhörtes, und weil Nero damit den brand von Troja nachahmen will, ist es eine ebenunmdze'. v. 224-229: die schwierigste stelle in der überlieferung des gedichtes; auch ich glaube nicht sie geheilt zu haben, sondern will durch meinen text nur andeuten, welchen sinn ich dem dichter unterlege. gibt man H.s correctur des noch an 224 in niht in mit mir als richtig zu, so wird die hauptschwierigkeit auf v. 229. 30 eingeschränkt. dem dichter lag es in erster linie daran, auf den Neronischen brand die sittliche degeneration der Römer zurückzuführen (222-227): und wenn er nach der hs. v. 228 f fortfährt noch gesiht man manic palas ze Rôme so erwartet man als gegensatz: aber keine tüch

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tigen menschen, keine ganzen männer mehr'. paläste sind wol übergeblieben, aber keine stammväter für ein wackeres Römergeschlecht: die frumen lågen alle tôt ! das ganzen, das ich in v. 229 (άnò xolvov) statt dhainen eingesetzt habe, entnahm ich dem v. 230. hier kann ganz keinesfalls richtig stehn, denn 1) hat ein derartiger zusammenfassender rückblick (ganz (si) alsó verbran) keinen sinn, nachdem soeben gesagt worden ist, man könne zu Rom noch manchen palas erblicken, 2) widerspricht es durchaus dem mhd. sprachgebrauch, zu sagen: 'die stadt verbrannte ganz'1; selbst ganzliche würde man hier schwerlich brauchen. v. 241 twingen st. betwingen hat schon M. eingesetzt: 1) erregt begunde betwingen euphonischen anstofs, 2) pflegt das simplex twingen in jüngern hss. auch sonst oft durch das compositum betwingen verdrängt zu werden. v. 294: 'das ist dann hingegen ihr kaufpreis'? auffällig bleibt der reim e: e, der einzige im gedicht. v. 305: der fehler rue für riuwe scheint zu beweisen, dass in der vorlage in md. weise ruwe geschrieben war, was gleichmässig als riuwe und ruowe gelesen werden konnte. v. 313 (ähnlich 1309) habe ich den schweren versausgang sin mac in wesen mac geändert, wie es 358 überliefert ist (vgl. auch 1351). jüngere hss. ersetzen sehr oft das veraltende wesen durch sin. v. 363 schreibe ich schade dn ere, wie 1718 auch Haupt geschrieben hat, nicht sch. an ére; es ist nur eine stilistische variation des schade und schande. v. 391 der selbe (hs. derselbig) substantiviert als subject (oder object) zu gebrauchen, ist dem mhd. der guten zeit noch fremd. v. 407: dass vor tuge ein dativ der person zu ergänzen sei, stand mir längst fest, aber ich habe bis zuletzt geschwankt, ob nicht ein mehr pointierter ausdruck hergestellt werden müsse: etwa der diene só ez (hêrren) tuge. so wie es in meinem text steht, scheinen die beiden ausdrücke so ez (ime) tuge und da man im gelônen muge, auf dasselbe hinauszulaufen. doch berührt sich tugen auch oft mit zemen, und eben mit dieser bedeutung würde die wendung so ez (herren) tuge zu nehmen sein. - v. 422 scheint mir die verdrängung eines unanstöfsigen infinitivs (M. H.) weniger wahrscheinlich, als die ersetzung des altertümlichen genitivs durch den accusativ. v. 440 waz lône nach der hs.; ich sehe keinen grund zur beseitigung des plurals. 1 aus diesem gefühl heraus hat Bech das ganz durch gare s' oder gar si ersetzen wollen.

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