arab. hariri, ihre meister waren noch unter könig Wilhelm u in der zweiten hälfte des 12 jhs. Moslimiten, wie Yahya und Aaroun. bei einem erdbeben im j. 1169 hörte könig Wilhelm die damen und pagen seiner königsburg in ihrem schrecken Allah und den propheten um hilfe anrufen. und sogar noch 1180 zogen die jungen musulmännischen arbeiter des tirâz ihre christlichen mitarbeiterinnen zum islam herüber. die grofse zahl von kostbaren kleidern, die der Sicilier Zacharis den leuten Ortnits schenkte, brauchen wir kaum für rein poetische übertreibung zu halten, wenn wir erfahren, dass zb. bei der krönung Rogers die mauern des palastes zu Palermo mit seiden- und sammtstoffen bedeckt, auch die niedrigsten diener in seide gekleidet waren und am weihnachtsfeste 1185 die frauen der stadt in goldgelber seide lustwandelten auch die Französinnen und Italienerinnen Palermos kleideten sich nach musulmännischer mode 2. Die schönen gewebe des tirâz haben als ehrengeschenke an mächtige fürsten sogar eine gewisse historische bedeutung erlangt, namentlich diejenigen, mit denen mehrere deutsche kaiser ausgestattet wurden. der reiche bürger von Bari, Melo, auch herzog von Apulien genannt und mit den sicilianischen musulmännern, die ihn ganz musulmännisch Ismahel nannten, verbündet, erhob 1010 in seiner vaterstadt die fahne des aufruhrs gegen die drückende Griechenherschaft. von blutigen niederlagen schwer getroffen, suchte er hilfe bei kaiser Heinrich in Bamberg, wo ihn inmitten der festfreude 1020 der tod ereilte 3. er hatte hier dem kaiser einen noch im Bamberger domschatz aufbewahrten prächtigen seidenmantel überreicht, auf dem antike, arabische und christliche motive in einer in der kunstgeschichte seltenen weise vereint dargestellt waren. ein lieblingsgegenstand der arabischen kunst und wissenschaft, ein orbis pictus terrarum' mit dem tierkreis, umgeben von der figur des herrn mit den symbolen der evangelisten, der mutter gottes und figuren des alten und neuen testaments, ist darauf eingewürkt, dazu sonne und mond, die ganz wie Helios und Selene auf einem zwiegespann dahinfahren. die inschrift des saumes nennt den schenker Ismahel. da, wie es scheint, der tirâz damals ein monopol auf Sicilien be 1 Bock 1 35. 37. Amari I 168. m 448. 532. 534. 801 ff. 2 Amari III 534. 3 Giesebrecht Gesch. d. deutschen kaiserzeit m3 180. Amari m 25 ff. 799. safs und das italienische festland vor dem 13 jh. keine seidenfabricate leisten konnte, so wird dieses kunstwerk ohne zweifel mit recht als ein erzeugnis jener werkstätte zu Palermo betrachtet1. als spender dieses gewis lange zeit berühmten sicilianischen seidengewandes an einen deutschen kaiser mochte dieser mit Sicilien verbündete Pülleschaere muhamedanischen namens auch noch dem dichter des Ortnit bekannt geworden sein und dazu gedient haben, den heiden Abu - Zakaria von Tunis, den bundesgenossen des deutschen kaisers, in einen Sicilier und Apulier umzuwandeln, der dem vertreter dieses kaisers in der poesie, dem Ortnit, kostbare sicilianische seidenzeuge schenkte: und zwar zu Messina, wo ja würklich später einem sicilianischen fürsten der könig von England ein grofsartiges seidengezelt abforderte, wie es fast genau so auch jener Zacharfs dem Ortnit in Messina verehrte. es wird in Deutschland auch nicht an kunde von dem tiraz gefehlt haben. mehrere der herlichen in Wien befindlichen reichsinsignien, die von den kaisern bei der krönung angelegt wurden, wie namentlich ein krönungsmantel und eine alba, giengen aus ihm hervor 2. Saracenen von Sicilien waren es, die noch im j. 1211 kaiser Otto Iv kostbare seidenroben in arabischem geschmack zusanten 3. unsre gewaltigen kaiser Heinrich vi und Friedrich fand man bei der 1781 in Palermo vorgenommenen öffnung ihrer gräber in goldgestickte, mit arabischen sprüchen geschmückte seidenkleider eingehüllt 4. es lässt sich ja nicht genau bestimmen, wie der dichter die bestandteilchen, die er aus diesen oder ähnlichen geschichtlich denkwürdigen schenkungen sicilianischer fürsten an deutsche könige zog, durcheinander mengte, dass er aber sie samt jenem zelte des Richard Löwenherz und dem vertrag k. Friedrichs mit Abu-Zakaria für die erfindung des heidnischen Sicilianers und Apuliers Zacharis zu k. Ortnit verwertete, wird jetzt als ausgemacht gelten können. Das gesamtergebnis der vorliegenden untersuchung möchte etwa folgendes sein: das gedicht von könig Ortnit hat zur grundlage eine nur in den schwächsten umrissen erhaltene deutsche sage von einem könig Ortnit, der auf einer gefahrvollen, aber erfolgreichen brautfahrt von einem klugen und tapfern väterlichen 1 Bock 1 167 ff. Amari II 799, vgl. п 342. Schirrmacher II 261. 4 Bock Gesch. I 199. Amari I 553. 633. 801. freunde, dem ursprünglich der russischen sage angehörigen Yljas von Riuzen, unterstützt wird und nach der heimholung in einem drachenkampf ums leben kommt. diesen kern bettete der dichter zunächst in die geschichte des kreuzzugs vom j. 1217 gegen den berg Tabor ein, der er auch den anlass zur einflechtung des teils dem Auberon im Huon von Bordeaux, teils dem heimischen zwergkönig Alberich nachgebildeten zweiten ratgebers Ortnits, des zwerges Alberich, verdankte1. er stattete seinen helden ferner mit einigen hauptzügen der einleitungsgeschichte des romans von Apollonius von Tyrus aus. schliesslich entlich er den unternehmungen kaiser Friedrichs n, seiner verbindung mit Isabella von Jerusalem, seinem ersten unterbrochenen und seinem zweiten durchgeführten kreuzzug, seinem zwist mit dem schwiegervater, seiner freundschaft mit Hermann von Salza, seinen früheren und späteren lombardischen händeln, seinen und andrer könige verhältnissen zu den kunstsinnigen fürsten und Mohamedanern Siciliens, der ganzen zeit von 1190-1231, eine reihe von zügen, aus denen er einen reichen, glänzenden rahmen für sein phantastisches sagenbild zusammensetzte. dies brachte ein Tiroler dichter in den dreifsiger jahren des 13 jhs. zu stande. III ZUM WOLFDIETRICH. Den einfluss des Apolloniusromans möchte man vom Orendel und Ortnit auch noch auf Ortnits fortsetzung, den Wolfdietrich, erstrecken: denn hier kommt der held in einem seiner mittleren abenteuer zu einem heidenkönig, der jeden gast zu seiner tochter führt, um am andern morgen dessen haupt abstofsen und auf die zinnen seiner burg pflanzen zu lassen, wenn er nicht in der nacht zuvor die minne der jungfrau gewonnen hat. aber das motiv der eigentümlichen, grausigen bestrafung der fremden, in dem die beiden erzählungen allerdings zusammentreffen, steht unter den zahlreichen abweichenden motiven vereinzelt da, und in dem verhältnis des vaters, der tochter und des bedrohten fremdlings zu einander stimmen die beiden doch nur im allgemeinen überein. dort lebt der vater, Antiochus, in verbrecherischem umgang mit seiner tochter und enthält sie den freiern aufs eifersüchtigste vor, hier ist von blutschande keine rede und bringt der vater den ankömm 1 Seemüller Zs. 26, 210f meint, Alberich sei in die brautfahrt eingeschoben, nur um deren gelingen zu ermöglichen. ling sofort mit der tochter zusammen. eine genauere betrachtung des abenteuers führt denn auch zu einer andern, ergibigeren quelle hinüber, die allerdings auch wie die des Orendel antik und durch die französische poesie vermittelt ist. die betreffende partie liegt in drei fassungen vor: Wolfd. B str. 531-648: von der alten Troye (vgl. str. 536. 471) reitet W. von Griechenland nach der burg Falkenis, die zu Büden (di. Widdin in Bulgarien, DHB Iv 315) auf dem plan liegt und auf ihren leuchtenden zinnen 500 christenhäupter trägt. er wird von dem heidnischen burgherrn und dessen schöner tochter freundlich empfangen. das mädchen und der gast gefallen sich gegenseitig sofort. er nennt sich ihr 'könig Pilgerin von Troye' und befreit sie dadurch von der angst, dass er könig Wolfdietrich sei, der nämlich dazu bestimmt war, ihren vater im messerwerfen zu besiegen. der wirt befiehlt ihm, die nacht bei seiner tochter zu schlafen, und bringt ihm einen schlaftrunk, den aber die tochter unter vorwürfen über die tücke ihres vaters hinters bett giefst. ihre zudringliche begehrlichkeit weist W., obgleich sie ihm alle ihre reize enthüllt, zurück, weil sie sich nicht von Machmet zu Jesus bekehren will. als der vater am andern morgen erfährt, dass der held seine tochter verschmäht hat, fordert er ihn zum messerkampf heraus und erinnert ihn daran, dass noch éine zinne leer steht. er tut drei fehlwürfe auf W., beim ersten treffenden gegenwurf verrät ihm dieser zu seinem schrecken, dass er Wolfdietrich sei, trifft darauf des heiden scheitel und herz, besiegt auch dessen leute, tauft die nicht erschlagenen und nimmt die jungfrau auf sein ross. aber sie hat inzwischen einen see um die burg gezaubert, die darüber führende gläserne brücke zerbricht hinter und vor ihm. seine gefährtin verwandelt sich in eine elster, die ihm von einer zinne herab seinen untergang im wasser verkündet, dann fliegt sie davon. er aber sprengt kühn in die flut und entkommt, um andere abenteuer zu bestehen und schliefslich die ihm bestimmte witwe Ortnits heimzuführen. Wolfd. A str. 252-287 (Dresd. hs. DHB II 153 ff) stimmt im wesentlichen überein, doch werden Troye und Büden nicht genannt und die burg heifst Walledeis. die weissagung, dass Wolfdietrich den alten besiegen würde, wird genauer als ein spruch der götter' bezeichnet str. 261. Wolfd. D vi str. 1-221 malt breit aus und weicht weiter ab. Troye und der name der burg werden nicht erwähnt, wol aber Büden. der burgherr heifst Belian und seine tochter Marpaly. auch hier gehn die fremden ritter mit der tochter zu bette, und es wird bemerkt, dass sie, obgleich sofort durch einen trunk eingeschläfert, am andern morgen wie notzüchtiger nach altdeutschem recht (DHB IV 330) bestraft werden, indem man ihnen mit einer dille das haupt abstöfst, das dann auf die zinne gesteckt wird. als Wolfdietrich eintrifft, zaubert Marpaly sofort einen see um die burg, der seine umkehr verhindert. ein buch von der alten Sibille hat ihr geweissagt, sie solle ihr magdtum für Wolfdietrich aufsparen. am morgen nach ihrer lagergemeinschaft führt ihn der heidnische vater vor dem messerwerfen vor das bild des Todes, das der held unerschrocken zerbricht. der messerkampf ist verworren dargestellt. als nach dem tode des heiden dessen leute W. angreifen, giefst Marpaly aus einer büchse nebel vor des helden augen. aber er wirft sie mit dem messer zu boden, und es wird wider licht. nach seinem sieg lässt er die häupter von den zinnen holen und schön bestatten. von der über den zaubersee sich schwingenden brücke sprengt Marpaly mit W. zu ross in die tiefe und erst, als er ihr unten auf der aus dem see verwandelten wiese vom pferde bilft, zieht sie ihr kleid aus, schlägt lachend die hände zusammen und fliegt als kräbe unter pech- und schwefelgestank davon. Dieses abenteuer steht inmitten des Wolfdietrichsepos zusammenhangslos und völlig überflüssig da. es zeichnet sich vor den meisten andern durch seinen phantastischen character aus und flöfst durch seine fremdartigen namen und motive: Marpaly, Troye, den götter- oder Sibillenspruch usw. sofort den verdacht unheimischer und zwar antiker herkunft ein. aber ebensowenig wie der oben berührte hinweis auf das erste abenteuer des Apollonius von Tyrus genügt zur erklärung dieser episode Jänickes citat eines scholion zu den Ekklesiazusen des Aristophanes v. 1029, das im Diomedesartikel des Roscherschen mythologischen lexicons übersehen worden ist. hier wird nämlich die sprichwortliche Διομήδεια ἀνάγκη nicht auf den raub des palladiums durch Odysseus und Diomedes, sondern auf den wilden Thrakerfürsten Diomedes bezogen, der die vorüberkommenden fremdlinge zwang, seine lüsternen töchter zu befriedigen. weil jene nach |