Obrazy na stronie
PDF
ePub

fortsetzung jenes bandes und fadens, jetzt zwar nur noch vom geschenk selbst, aber dies war ursprünglich und lange von einem bande begleitet, das man auch mit sprüchen, versen und malerei versah. das band war gemeint als zeichen des neu geknüpften, geistigen bandes zwischen dem geber und dem beschenkten, mehr ein zeichen der ergebenheit des erstern, als dass dieser den andern neu an sich fesseln wollte, wie es uns leicht erscheint, dh. immer noch mit dem grundgedanken, den jener faden bei Walther aussprechen sollte. im 17 jh. scheint ein band die notwendige begleitung jedes wunsches zum geburts- und namenstag gewesen zu sein. Fleming s. 121 (149 Lapp.) hat ein langes gedicht 'im Nahmen Dreyer Schwestern auff ihres Vatern Nahmens-Tag', in dem von einem bande nichts gesagt ist, aber am schlusse:

so viel zieh förderhin des glückes bey euch ein,
so viel der schlingen hier an unserm bande seyn.

Fleming 122.

also das band mit vielen schlingen versehen, die das bild des bindens und haltens verstärken sollten, wenn sie auch der dichter sich anders auslegt. auf dieser linie liegt noch das mit blumen und blättern bemalte band, das Goethe der Friederike in Sesenheim als begleitung eines gedichtes zuschickte, am schlusse: und das band, das uns verbindet,

sei kein schwaches rosenband.

auch die bänder, mit denen man auf kirchhöfen die zum gedächtnis ausgehängten totenkränze reich geschmückt sieht, mit gedichten bedruckt, gehören hierher, ein zeichen der verbindung und treue übers grab hinaus, immer von kostbarer seide, die von jeher als stoff geboten scheint, schon bei Walthers faden. alles das war den leuten wol noch im 17 jh. wenigstens ungefühlt gegenwärtig durch lebendige überlieferung, was wir jetzt uns auf gelehrtem wege wider auffrischen.

2. Ich bin niht niuwe 59, 17.

Das niuwe war nicht weiter beachtet, so sehr es hervortritt, bis Simrock in seiner ausgabe s. 175 es besonders ins auge fasste und als 'karg' auslegte, was Wilmanns in der 2 ausg. 'im hohen. grade wahrscheinlich' findet. aber als ich bei Simrock brieflich genauer nachfragte, hatte er doch keine würkliche stütze für die

bedeutung, es war vielmehr zu bemerken, dass es sich ihm mit genouwe verwischt und verwechselt hatte.

Die abhilfe liegt doch nahe: ich bin kein neuer, gehöre nicht zu den neuen'. ich bin noch von den alten:

ich bin niht niuwe,

dem ich da gan, dem gan ich gar,

wem ich meine gunst und neigung schenke, dem gebe ich sie ganz, nicht in stücken oder auf zeit, wie man jetzt tut, wer den neuen sitten, dem neuen zeitgeist folgt. das niht niuwe muss sich aber auch auf die vorhergenannten scham unde triuwe beziehen, tugenden alter zeit, an denen er festhält, obschon sie nun sehr schaden, worauf er trotzig ausruft:

schaden nu alsó dar! ich bin niht niuwe usw.,

also, mich geht das nichts an, weil ich noch auf dem alten standpunct stehe. das gan in der schlusszeile muss als eine einzelne äufserung der triuwe gemeint sein, auf die es hier besonders ankommt der frau gegenüber, der er mit dem liede huldigte. so scheint der rechte gedankenfaden gewonnen, in dem das niht niuwe doch fast den knotenpunct darstellt.

Walthers liederbuch ist ja voll von klagen, oft den allerbittersten, dass in der höfischen welt eine änderung des geschmacks, der sinnesweise, der grundsätze für leben und denken eingerissen sei, die ihm als der schmerzlichste verfall erschien, während die vertreter der neuen richtung die der alten mit hohn und spott behandelten, den auch Walther erfahren muste. wen hat nicht schon, der Walther mit herzensteilnahme list, die frage beunruhigend beim lesen begleitet, was an dem bösen bilde der zeit bei ihm tatsächlich wahres gewesen und was etwa als übertreibung oder auch als folge seines scharfen und feinen, auch überfeinen empfindens anzusehen sei, wie es grofsen künstlern eigen ist (fehlt es doch auch Goethen nicht). freilich bringt er diese klage nicht allein, sie ist bei den zeitgenossen fast allgemein und reicht schon ins 12 jh. ziemlich weit zurück.

Im schärfsten gegensatz, mit berechnendem bewustsein grell gegeneinander gestellt, erscheinen im Meier Helmbrecht, also um die mitte des jhs., die alten und die niuwen site, jene vom vater, wie er sie in seiner jugend bei hofe gesehen, diese vom sohn geschildert, der freilich nur vom hofleben in einer ganz verkommenen, ins tiefste gesunkenen form zu berichten hat. der sohn sagt:

der niuwen site weiz ich vil 912.

und der vater. nachdem er mit seiner schilderung zu ende ist: als vil weiz ich der alten site.

sun, nu ére mich dd mite

und sage mir die niuwen, 981 ff.

Walther klagt seine zeit an:

mit den getriuwen alten siten

ist man nû zer welte versniten 90, 27.

dicht vorher mit der äufserung von furchtbarer bitterkeit: deich so gar ertôret bin

in miner zuht und mir daz nieman wert 90, 25. dazu kurz die alten, als vertreter der alten guten sitten und sinnesweise:

wir klagen alle, daz die alten sterbent und erstorben sint 38, 16, wobei doch das alle auffallen darf, da die jungen, von denen oft die rede ist, als die eigentlichen vertreter der neuen denkweise in die klage doch nicht einstimmen konnten. Walther meinte wol sich und seine gesinnungsgenossen.

Neben den alten muss wol aber auch die niuwen gangbar gewesen sein, wie Walthers äufserung doch wol sehen lässt. es liegt auch so nahe, bei einem umsatz der weltanschauung, in welcher sich ja die grofse entwicklung bewegt, die gegensätze mit diesen einfachen namen zu unterscheiden. so im zeitalter der reformation. da heifsen die vertreter der alten kirche 'die alten, die alten christen' und nennen sich selber so, zb. in einem katholischen streitliede aus Solothurn v. j. 1533 in meinen Historischen volksliedern:

do die luterschen knaben mit irer rot

die alten tätendt schmähen.

Soltaus Hist. vl. 2 hundert s. 143.

got und sin wärde muter geschändt (geschimpft),

dar zu die frommen alten. das.

sant Urs stund by der alten rot. s. 146.
wo inen ward (begegnete) ein alter christ,
do bruchten sy gewalt und list. s. 149 uö.

dagegen die neuen' von den Lutherischen zb. bei Luther in der schrift Wider Hans Worst, wo er hauptsächlich den gedanken verficht, er und die seinen verträten das alte, er wäre kein neuerer, der vorwurf träfe vielmehr die papisten: darumb lestern die Papisten

Christum selbs, die Apostel vnd gantze Christenheit, wenn sie vns Newe vnd Ketzer schelten, s. 14 in Knaakes neudruck (1880). ich will beweisen, das jr die Newe, falsche Kirche seid, s. 18. Christ. Weise in seiner poetik, Curiöse gedanken von deutschen versen Leipz. 1692, nennt, wo er von Opitzens rhythmik handelt, dies aufserlich die neue manier' im gegensatz zu der alten des 16 jhs. mit silbenzählung.

Aber die benennung ist so natürlich, dass sie gewis von jeher und überall sich geltend gemacht hat, und auch Walthers niuwe steht damit wol im rechten lichte.

3. Walther und die höfische gesellschaft.

Von Walthers verhältnis zu seinem höfischen lebenskreise ist in seinem liederbuch so viel die rede, dass eine genaue darstellung, die in der kunst zwischen den zeilen zu lesen geübt sein müste, ein buch für sich füllen könnte. man könnte damit, da in des dichters verhältnis und misverhältnis zur gesellschaft auch eine entwicklung versteckt vorliegt, selbst zur herstellung einer innern chronologie von des sängers leben und liedern beitragen.

Ich will nur ein lied anziehen, das, bei dürftiger überlieferung schwer erkennbar, doch auf jenes verhältnis in einer bestimmten lage ein volles, wenn auch schmerzliches licht wirft, eine kleine änderung des überlieferten textes vorausgesetzt. den grundton, aus dem es klingt, kann die bittere äufserung in dem liede In numme dumme ich wil beginnen 31, 33 ff anschlagen, das an herzog Leopold gerichtet ist, der um schutz des bedrohten höfischen geschmacks angegangen wird:

ich han wol und hovelichen her gesungen:

mit der hövescheit bin ich nû verdrungen,

daz die unhöveschen nu ze hove genæmer sint dan ich. daz mich eren solte, daz uneret mich. 32, 1 ff.

das ist noch in zorn geredet, wie denn die auslassung in die drohung ausgeht: só verker ich mine zungen, in dem darauf folgenden spruche deutlicher und kräftiger ausgedrückt: so wil ich mich des scharpfen sanges ouch genieten 32, 7 ff.

Aber aus ganz anderer tonart klingt es, aus denselben verhältnissen heraus, in einem liede oder spruche, der nur in der Würzburger hs. erhalten ist, mit sinnentstellenden fehlern,

von Lachmann nur in den anmerkungen mitgeteilt (s. 186 der 2 ausg.) mit besserungsvorschlägen, dann von den herausgebern in den text aufgenommen, auch mit beiträgen zur versuchten herstellung, für die doch éine stelle noch zu tun übrig lässt. das lied gibt ein bild von des dichters stellung bei hofe, dass man den blick gern davon wegwendet, so unwürdig ist es des edlen geistes. es hebt an in der überlieferten form der wehklage, des weherufs, zugleich als anklage bei der hövescheit gedacht, die als richterin angerufen wird (wie in dem erwähnten spruche Leopold als helfer angerufen wird):

Owe daz mir so maniger1 missebieten sol!
daz klag ich hiute und iemer rehter hövescheit.
ir sint doch lätzel, den ir schapel ste so wol,
ichn fünde in doch ein lange werndez herzeleit,2
und wære ich (hs. er, L. et) von in anderswd.3
wan daz ich gerne bi in (ir hs., in L.) bin, daz ist der
schade. ich bin eht (hs. oc) gerne då.

iedoch swer sine zuht behielte,

dem stüende ein schapel wol von siden.

Er hat über schlechte behandlung zu klagen, nach andern äufserungen eben durch sein festhalten an der alten zuht herbeigeführt, und deutet ein mittel an, wie er sich rächen könnte: es sind doch wenige, die sich die besten dünken, ton angebend auftreten uä., denen ich nicht ein tief gehndes leid zu finden wüste, wenn ich von ihnen fort wo anders wäre; nur dass ich

1 Lachmann wollte manegiu haben, und allerdings kommen klagen vor, dass der geschmack der frauen entartet sei und sie bildung, zuht und fuoge nicht mehr zu schätzen wüsten, zb. in dem liede Âne liep só manic leit, das aus bitterstem klagemut kommt:

lat mich zuo den frowen gán,

só ist daz mín aller meiste klage,

só ich iemére zühte han,

só ich ie minder werdekeit bejage usw. 91, 1 ff.

aber nur Pfeiffer ist Lachmann darin gefolgt, dieser mochte mit durch das erwähnte schapel bestimmt sein. aber auch männer trugen in festlicher haltung kränze (s. in Grimms Wb. unter 'kranz'), auch schapel genannt (s. Mhd. wb. II 2, 86).

2

so Rieger, hs. (ohne lange) nur herze werndez leit; nur werndez

leit 37, 27.

3 auch Lachmann meinte eigentlich mit et schon denselben gedanken, aber mit ich ist er doch erst durchgedrückt.

« PoprzedniaDalej »