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dass sich seine tochter mit dem fremden könig verbunden hat. im sechsten jahre nach Ortnits heirat str. 540 nötigt das unglück, das der zornige schwiegervater durch die sendung von würmern über Lampartenland gebracht hat, den könig zum todeskampf. als er tot gesagt wurde, 'dó huop sich im lande jámer unde not' str. 585. 'der liute und ouch der lande leider niemen phlac. do zôch ir iegelicher zuo im daz er begreif: dd von des landes wirde und ere gar zersleif' str. 592. dass auch hier die würklichkeit arg verzerrt ist, ist jedem sofort klar, der sich erinnert, dass einerseits Isabella schon im j. 1228 bei der geburt ihres sohnes Konrad starb, anderseits der kaiser noch bis zum j. 1250 das leben behielt. auch denke ich nicht daran, dass in den würmern der dichter die historische zwietracht der Lombardei habe symbolisch darstellen wollen, aber er scheint auch hier allerhand geschichtliche anekdotchen in die alte sage von Ortnits drachenkampf und aufserdem fremde märchenmotive eingeschmuggelt zu haben. dass der heidenkönig im Ortnit wie in Dietrichs flucht zwei oder vier würmer dem christenkönig 'ûf sinen lip schüpfet' str. 534, die ihn verschlingen sollen, ist wahrscheinlich ein orientalischer zug, der stark an das sicher orientalische motiv der Kudrun str. 54 ff erinnert, wonach der übele teufel einen wilden greifen in könig Sigebants reich sendet, der den jungen Hagen in seinen klauen davonträgt, wie denn auch wol statt des greifen ein wilder drache die entführung besorgt 1. die morgenländische herkunft mögen auch saracenische seidengewebe bezeugen, welche zwei geflügelte würmer und darüber zwei tierköpfe mit aufgesperrtem rachen darstellen, deren jeder einen mann halb verschlungen hat 2. auf das morgenland weist vielleicht auch der ganz neue zug str. 498 zurück, dass ein jäger jene untiere, in form von eiern in kostbare baumwolle und seide verpackt, samt gold und edelsteinen in Ortnits reich schafft und sie hier für eine 'Abrahamsche kröte' aus dem garten und für einen schönen elephanten, den er im gebirge aufziehen will, ausgibt str. 510 ff. der elephant und die kostbarkeiten rufen uns die gesantschaft des sultans Al-Kamil an k. Friedrich vom j. 1228 ins gedächtnis zurück,

1 Herzog Ernst hg. von Bartsch CLII ff. vgl. den altfranz. Otovien hg. von Vollmöller 583 ff; Kudrun hg. von Martin s. XVI.

2 Bock Gesch. d. liturgischen gewänder des mittelalters 1 175. tafel v der 2 lieferung.

sie überbrachte ihm seidene und goldene stoffe, zehn kameele, zehn arabische stuten und manche seltenheiten, darunter einen von den geschichtsschreibern ganz besonders gepriesenen elephanten 1. die sonderbare Abrahamsche gartenkröte, die mich früher an den 'giardino d'Abraham' bei Meran erinnerte (Zs. 12,510), wird richtiger von Amelung (DHB IV s. 260) auf den garten Abrahams bei Jerusalem bezogen, den auch der Orendel 1523 kennt. die Franzosen nannten das land Hebron 'la terre d'Abraam'2 und im weiteren sinne auch wol das heilige land überhaupt. mehr will auch hier der Abrahamsche garten nicht besagen, aus dem der jäger des königs von Jerusalem dem könig Ortnit eine kröte zu überbringen vorgibt. die in gold und seide verpackte kröte mag aus den goldnen, in morgenländische seide gewürkten salamandern, wurm und eidechsenartigen tieren, die als abbilder würklicher lebewesen aufgefasst wurden, sich erklären, was noch weiter unten zur sprache kommt 3.

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Der gesamtüberblick über diese neue parallelenreihe versetzt uns von der weiten, durch tiefe leidenschaften bewegten bühne der fridericianischen kreuzzugsunternehmungen in die engen und viel harmloseren verhältnisse einer spielmännischen erzählung. diese schaut fast wie eine carricatur des ernsten und verhängnisvollen zeitbildes aus, das uns die historiker und die grofsen briefsteller entworfen haben, und nur eine gewisse frische der darstellung und die gut deutsche, kaisertreue gesinnung können uns etwas günstiger stimmen. die personennamen der geschichte hat

1 Schirrmacher k. Friedrich II II 184. Beitr. z. gesch. d. kreuzzüge 1 31. 37.

Wilken aao. vI 463. Röhricht

2 Wilken aao. vI 520. Goergens und Röhricht Arabische quellenbeiträge I 292.

3 nebenbei bemerkt, ist 'diu wise von Amile', die kein christ gelernt, Horant aber 'uf dem wilden vluote' gehört hat und in der interpolierten Kudrunstrophe 387 vor Hilde singt, nicht ein lied von Amicus und Amelius, wie schon Haupt Engelhart s. x richtig bemerkt. sie muss auf einen fremden, morgenländischen ortsnamen deuten. Morolf singt str. 252 eine weise k. Davids, die er aber str. 256 zu Gilest bei dem lande Endian (Indien) gelernt haben will. in der zudichtung der Kudrun str. 1588 singen die besten aus Morland eine weise von Araben. Amile könnte der berg Aamileh sein, der am meer lag und mit Sidon und einem teil des landes Tiberias im j. 1240 von neuem den christen abgetreten wurde (Wilken aao. vr 601). Richard Löwenherz liefs sich vor Askalon 1191 als gast Malek-al-Adels muselmännische lieder vorsingen (Zs. XXXVII 349. Wilken aao. Iv 447).

der dichter durchweg verändert, dagegen die von ihr dargebotenen orts- und landschaftsnamen durchweg beibehalten. aber ob er auch die historischen ereignisse und deren träger stark verschiebt und mit andern umrissen, farben und beweggründen ausstattet, dennoch ist der zusammenhang des gedichts, soweit er nicht durch die alte sage, neue mären und die berücksichtigung des kreuzzugs vom j. 1217 verdunkelt und unterbrochen wird, mit der geschichte kaiser Friedrichs I nicht zu verkennen. so vereinigt denn Ortnit von Lamparten die rolle des belagerers vom berge Tabor im j. 1217 und die des kreuzfahrenden herrn von Italien, kaiser Friedrichs aus den jj. 1225-31 in sich. beide gewinnen sie die einzige tochter des königs von Jerusalem zur gemahlin, beiden leisten die Lombarden nur widerwillig ihre hilfe, beide reizen durch verheifsung hohen soldes zum zuzug, beide weilen vor antritt der fahrt in Troja, beide werden unerwartet durch böse witterung genötigt, dieselbe aufzuschieben, und zwar beide auf den mai des nächsten jahres, beide zeichnen sich drüben im heiligen lande durch ihre milde gegen die Saracenen aus, beide werden nach der vermählung vom erzürnten schwiegervater im eignen lande mit nachstellung und innerem zwist bedroht, beide gerade 6 jahre nach ihrer vermählung widerum in lombardische händel verstrickt. dazu überlassen beide bei ihrem abschied die sorge für reich und haus dem fürsten von Tuscien, beiden steht noch auffälliger ein hervorragender mann als ratgeber zur seite, zu dem der ursprünglich russische held Ilija von Murom, der am ende des 11 jbs. in die deutsche sage verpflanzt war (vgl. Zs. 12, 353 ff), den namen, der deutschordensmeister Hermann von Salza aber mehrere wichtige züge geliehen hat. denn es kann kein zufall sein, dass Yljas von Riuzen seinem herrn den vorschlag macht, die tochter des königs von Jerusalem zu heiraten, dass ihm der herr sein reich vergröfsert, dass er ihm rät, wegen der bösen witterung von der fahrt nach dem heiligen land abzulassen, dass er der eifrigste und erfolgreichste mitkämpfer seines herrn dort ist, alles genau so wie Hermann von Salza. bewahrt nun demnach der Ortnit würklich ein spiegelbild, wenn auch ein noch so verzerrtes, von diesen personen, verhältnissen und begebenheiten, so ist er nicht im j. 1225/26, sondern mindestens 5 jahre später, nicht vor dem j. 1231, entstanden, in welchem die Lombarden von neuem das kaiserliche regiment so schwer schädigten.

Auf eines der dreifsiger jahre drängt uns nun aber noch eine bisher übergangene persönlichkeit des gedichtes hin, die sich durch ihren heidenglauben von allen übrigen genossen des königlichen haupthelden, aber auch dadurch unterscheidet, dass sie, wie sich gleich zeigen wird, ihren historischen namen in die dichtung hinüber gerettet hat. als Ortnit seine 'schargenossen' zur reise nach Syrien auffordert, wird unter ihnen einer, namens Zacharis, folgendermafsen geschildert: 41 Do sprach der von Cecilje, 'ich sitze in dime gedinge, des du ander liute vlegest, ich wil dich hohe sturen, 42 Swenne du wilt fliezen

der heiden Zacharis

du bist min oberstez ris. daz tuon ich ungebeten. swenn du ûf den se wilt treten. uf den se vome staden, vol richer spise laden

ich wil dir zwelf kiele
und mit dem besten wine,
nu sitz úf swenn du wellest,
43 Ich wil dich hohe stiuren,

zweinzic tûsent helden
richiu tuoch von golde
des wil ich dir den vollen

65 Do sprach der wise heiden
dd er die kiele funde,

den man künegen ie getruoc.

ich gibe dir driu jár genuoc.
richer künec Ortnit:
phelle und samit,

wol gewefelt und geweben,
und zweinzic tûsent helden geben'....

'wa möhte ez anders sin,

ezn geschehe in Messin,

in minem künicriche und in miner besten habe,
sitzent úf unt abe?'

dd alle marnaere

66 Do sprach der Pülleschaere sol ich dine kiele berihten daz du si alsó vindest,

do sprach der Lamparte

'nu láz mich, herre, varn,

und ouch dar zuo bewarn,

als ich gelobet han'.

'wie wol ich dir des gan'.

nach str. 215 ff fährt der Lamparte di. Ortnit mit den schiffen

des heiden aus Messina ab.

vor Muntabûr lagert sein heer:

363 dô dactens über anger
364 Als imz der riche heiden
der waren zwei von golde
swenn man diu zerbreite,
daz hundert ritter heten
365 Von helfenbeine stangen

daz an der stangen orte

manec herlich gezell,

ze Messin het gegeben.
gestricket und geweben.
ir dach den schaten truoc,
dar under rûms genuoc.
lûter als ein spiegelglas.
der knoph der hütten was,

da was in gesenket
der in den palas (?) 1

ein karfunkelstein,

reht als ein kerze schein.

endlich wird str. 482 bemerkt, dass Ortnit in neunzehn tagen von Suders nach Messina zurückkehrte, wo ihn dieser heide gottwillkommen hiefs.

Dies auffällige bundes- und freundschaftsverhältnis des christlichen königs Ortnit zu einem über Sicilien und Apulien herschenden heidnischen fürsten scheint auf den ersten blick aller historischen glaubwürdigkeit zu widersprechen. aber auch dieses ist aus den damaligen zuständen wol begreiflich. seit dem j. 1206 hatten sich die Saracenen wider zu herren des inneren Siciliens gemacht, und es gelang kaiser Friedrich II erst nach mehreren gegen ihre bergfesten unternommenen feldzügen in den jahren 1222-1225 sie dauernd zu unterwerfen 2. er verpflanzte viele von der insel nach dem festland, insbesondere nach Luceria und Girofalco in Apulien, wo sie waffen und teppiche arbeiteten und den acker bestellten, gegen eine kopfsteuer in ihrem muhamedanischen glauben ungestört 3. der name Apulien umfasste damals auch wol die insel Sicilien, und gerade Messina, das der dichter den besten hafen des Zacharis, des heiden von Cecilje oder des Pülleschaere nennt, heifst im 13 jh. auch einmal eine civitas Apuliae, der junge sicilianische k. Friedrich in vielen deutschen und besonders romanischen quellen das 'kind von Apulien' 4. diese heiden von Sicilien und Apulien standen unter des kaisers besonderem schutz, und er schuf sich später eine leibwache aus ihnen. ein in Sicilien geborener Araber unterrichtete ihn in der dialektik und befand sich mit andern Muhamedanern auch während seines kreuzzugs von 1228/29 im kaiserlichen lager, wo sie in der ausübung ihrer religion nicht behindert waren 5. Friedrichs nächster muhamedanischer nachbar aber stand mit ihm in einem 'gedinge' dh. vertragsverhältnis, wie Zacharis mit Ortnit, und dieser fürst trug würklich denselben namen. als könig von Sicilien hatte Friedrich im j. 1231 mit Abu-Zakaria oder Zekeria,

1 Amelung vermutet: der an dem pavelúne (DHB iv s. 250).

2 Winkelmann aao. I 140. 188. 206.

3 Winkelmann aao. I 208. 537.

4 Amari Storia dei Musulmani di Sicilia 11 696; Röhricht Beitr. zur gesch. d. kreuzzüge 1 3.

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